Morton Neurom- Übungen/Selbsthilfe

Einleitung

Am Fuß unterscheidet man die Fußwurzel (Tarsus), den Mittelfuß (Metatarsus) und den Vorderfuß beziehungsweise die Zehen (Antetarsus). Zusammen mit dem altgriechischen Wort „Algos“ – „Schmerz“, beschreibt Metatarsalgie ein Schmerzempfinden im Bereich des Mittelfußes. In der Praxis wird der Schmerz des Mittelfußknochens der Großzehe aus dem Symptom der Metatarsalgie ausgeschlossen und separat behandelt. Die Ursachen einer Metatarsalgie können vielfältig sein und dementsprechend können die Symptome variieren: Zusätzlich zu den Schmerzen kann es unter anderem zu Schwellung, Rötung und Hautveränderungen kommen. Oft ist unpassendes Schuhwerk oder zu starke Belastung für die Schmerzen verantwortlich. In der Regel verschlimmern sich die Beschwerden bei Bewegung.

Im folgenden Artikel können Sie Genaueres zu den Übungen und Selbsthilfemaßnahmen im Fall eines schmerzenden Moton Neuroms erfahren. Für genauere Informationen zu den Symptomen, zur Diagnose und Therapie lesen Sie unseren Artikel ,,Morton Neurom-Symptome/Ultraschall".

Warum sollte man dehnen, kräftigen und die Faszien lösen?

In der Krankheitsentwicklung der Metatarsalgie unterscheidet man zwischen primärem und sekundärem Mittelfußschmerz. Sekundär bedeutet, dass eine andere Erkrankung für die Schmerzen verantwortlich ist. Die Therapie zielt dann auf die ursächliche Problematik ab. Die primäre Metatarsalgie hingegen wird in der Regel durch Fehl- oder Überbelastung hervorgerufen. Meist ist kein einzelnes auslösendes Ereignis zu erkennen, stattdessen kommt es zu wiederholten, winzigen Verletzungen welche akkumulieren und das Vollbild der Erkrankung erzeugen. Da dies ein Prozess ist, der über Jahre abläuft und durch viele Faktoren beeinflusst wird, ist es sehr schwer Studien durchzuführen, welche den Nutzen der einzelnen Maßnahmen beweisen, oder widerlegen können. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat Stretching einen Effekt auf die Beweglichkeit. Ebenso werden ein selteneres Auftreten von Muskelzerrungen und ein positiver Effekt auf die Steifheit der Blutgefäße in einzelnen Studien vermutet. Durch adäquates Aufbautraining kann die Muskulatur an die Belastung „gewöhnt“ werden. Das Stärken der Muskeln kann die Stabilität im Gelenk steigern, wodurch ein Umknicken und daraus entstehende Schmerzen unwahrscheinlicher werden. Des Weiteren kann regelmäßiges Training die Körperwahrnehmung verbessern, wodurch es unwahrscheinlicher wird, dass man die Füße überbeansprucht.

Welche Übungen sind die Richtigen?

In der Auswahl der Übungen spielen viele verschiedene Faktoren mit ein, etwa die persönlichen Ziele, der Trainingszustand, Begleiterkrankungen oder die Sportart, die man durchführt. Allgemein ist wichtig, dass die Übungen regelmäßig und unter ständiger Reflektion des eigenen Empfindens durchgeführt werden. Bei einigen Übungen kann es zu Spannungsgefühl kommen, Schmerzen allerdings sollten nicht auftreten. Besonders Dehnübungen können bei inkorrekter Durchführung zu Zerrungen und Verletzungen führen. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass insbesondere Dehnübungen die Leistungsfähigkeit senken können. Vor der Durchführung sollten die Muskeln etwas aufgewärmt werden um die Durchblutung anzuregen. Dadurch kann das Verletzungsrisiko gesenkt werden. Bei der Auswahl an Kraftübungen ist der aktuelle Trainingszustand von besonderer Bedeutung. Das starke Beanspruchen einer ansonsten wenig trainierten Muskelgruppe birgt ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Kraftübungen sollten daher, insbesondere zu Beginn des Trainings nicht bis zur absoluten Erschöpfung durchgeführt werden. Für den Anfang empfehlen sich daher Eigengewichts-Übungen.

Wie kann ich die „richtige“ muskuläre Balance finden?

Mit 26 Knochen und über 30 Gelenken ist der Fuß ein komplexes Konstrukt, welches von rund 20 Muskeln bewegt wird. Dabei finden sich für jede Bewegung Muskeln, welche eine Bewegung in die eine Richtung ermöglichen und eine dazu passende Gruppe Muskeln, die als Gegenspieler agieren. Das Zusammenspiel der Muskeln an einem Gelenk und ihren Einfluss aufeinander werden als „muskuläre Balance“ bezeichnet. Bei ungleichmäßiger Beanspruchung der Muskeln kann es zu Fehlstellungen kommen, welche ihrerseits zu Schmerzen und weiteren Beschwerden führen können. Ob eine muskuläre Dysbalance vorliegt, kann ein Arzt mittels eingehender Patientenbefragung, gezielter körperlicher Untersuchung und gegebenenfalls bildgebender Verfahren feststellen. Darüber hinaus können isometrische Krafttests durchgeführt werden, um eine muskuläre Dysbalance zu quantifizieren. Dabei werden eben jene Muskelgruppen, welche gegeneinander arbeiten, untersucht, um herauszufinden, ob eine der beiden übermäßig aktiviert ist. Dieses Verfahren kann auch zur Therapiekontrolle verwendet werden. Liegt beispielsweise eine Überpronation, also ein zu starkes nach Innen kippen des Fußes beim Laufen vor, können die Gegenspieler, die Suppinatoren, gesondert trainiert werden um diesem fehlerhaften Gangbild entgegenzuwirken. 

Für weitere Informationen lesen Sie unseren Artikel ,,Muskuläre Dysbalancen".

4 Übungen

Da Metatarsalgie unterschiedliche Ursachen haben kann, gibt es keine Übung die bei allen Sorten von Mittelfußschmerz gleich gut hilft. Versuchen Sie verschiedene Übungen über einige Tage und beobachten Sie, was bei Ihnen die beste Wirkung zeigt. 

Folgende Übung zielt darauf ab, die kurze Fußmuskulatur zu stärken. Dadurch soll das Gangbild stabilisiert werden.
Nehmen Sie ein kleines Handtuch und legen sie es so vor sich flach auf den Boden, dass das Handtuch über ihre Zehenspitzen hinausragt. Legen sie dann den nackten Fuß, den Sie trainieren möchten auf das Handtuch. Greifen Sie nun mit den Zehen das Handtuch und ziehen sie es, ohne das Bein zu bewegen, ein Stück weit zu sich und entspannen Sie den Fuß wieder. Wiederholen Sie die Übung mindestens fünf Mal, bevor Sie das Bein wechseln. Falls die Übung zu leicht sein sollte, können Sie das Handtuchende mit einem Gewicht beschweren.

Die nächsten Übungen zielen vor allem auf die Muskeln des Sprunggelenks ab. Aber auch die kurzen Fußmuskeln können durch diese Übungen gedehnt werden. Setzen Sie sich auf einen bequemen Stuhl ohne Lehnen und legen sie ein Bein so auf das andere, dass Ihr Fuß frei in der Luft hängt. Greifen Sie dann mit der einen Hand die Ferse, um den Fuß zu stabilisieren. Mit der anderen Hand umgreifen Sie ihre Zehen und ziehen Sie sie zu sich. Es sollte ein leichtes Zuggefühl in der Wade und der Fußsohle zu spüren sein. Halten sie diese Position für 10 bis 15 Sekunden. Entspannen Sie den Fuß kurz, und wiederholen Sie die Übung bis zu fünf Mal. Danach können Sie die Seite wechseln oder mit der nächsten Übung fortfahren.

Aus der gleichen Position heraus können Sie auch die Strecker im Sprunggelenk dehnen. Umgreifen Sie den Fuß auf die gleiche Art und Weise. Anstatt die Zehen zu sich zu ziehen, drücken Sie sie stattdessen von Ihnen weg und beugen Sie sie, in den Zehengelenken. Sie sollten wieder ein Zuggefühl, aber keine Schmerzen verspüren. Halten Sie die Position für 10 bis 15 Sekunden und wiederholen Sie die Übung bis zu fünf Mal.

Für die nächste Übung benötigen Sie idealerweise ein Theraband oder etwas ähnliches. Im Gegensatz zu den Dehnübungen, zählt diese Übung im Rahmen von Widerstandstraining auf eine Stärkung der Muskulatur ab. Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie ihren Fuß in das Theraband. Halten Sie die beiden anderen Enden in Ihren Händen. Strecken Sie nun das Bein aus und ziehen Sie das Theraband leicht zu sich. Ihr Fuß sollte nun im Sprunggelenk leicht gebeugt sein. Drücken Sie nun gegen den Widerstand des Bandes ihren Fuß nach unten. Wiederholen Sie die Übung 10 bis 15 Mal. Wechseln Sie dann den Fuß.

Für weitere Übungen können Sie unseren Artikel ,,Physiotherapie bei Schmerzen und Erkrankungen im Fuß" nachlesen.

Therapie

Neben den allgemeinen Maßnahmen, die in der Behandlung von muskuloskelettalen Beschwerden Anwendung finden, steht die Schmerztherapie. Treten Schmerzen bei Belastung auf, sollte die Belastung unterbrochen werden und der Fuß ruhigstellt werden. In den meisten Fällen ist eine gepolsterte Hochlagerung zu empfehlen. Zusätzlich können Schmerzmittel eingenommen werden. Besonders NSARs (Nichtsteroidale Antirheumatika) bewirken meist eine schnelle und gute Symptomlinderung. Aber auch das Kühlen oder Massieren des schmerzenden Mittelfußes kann zu Besserung führen. Eine definitive Therapie ist natürlich abhängig von der Ursache der Beschwerden. Tapes, Bandagen, Cortison-Injektionen oder Operationen können in der weiteren Behandlung Anwendung finden. Gründe für eine chirurgische Versorgung können beispielsweise das Vorliegen eines Morton-Neuroms oder anderer Wucherung sein, oder angeborene Fehlstellungen. Beispielsweise kann ein Senkfuß häufig zu Fehlbelastung und Metatarsalgie führen. Sollte dieser durch konservative Maßnahmen nicht zufriedenstellend therapierbar sein, kann eine OP indiziert sein. 

Für genauere Informationen zur Therapie, klicken Sie hier.

Hilfsmittel

Schuhe
Welches Schuhwerk das passende ist, ist nicht allgemein zu sagen. Abhängig ist es unter anderem von Gangbild, der individuellen Fußanatomie, eventuellen Begleiterkrankungen und den durchgeführten Bewegungen. Für die ideale Auswahl kann eine Laufbandanalyse sinnvoll sein um das Gangbild zu untersuchen und die Zonen des Fußes, welche unter besonderer Belastung stehen, zu identifizieren. Ziel ist es dann besonders in diesen Bereichen eine ausreichende Polsterung zu gewährleisten, so wie Instabilität im Gang entgegenzuwirken. Allgemein sollte der Schuh die richtige Größe haben und nicht zu eng geschnürt sein. Da sich die Schuhgröße auf die Länge des Schuhs bezieht, kann der Schuh auch bei richtig ausgewählter Schuhgröße nicht die richtige Breite besitzen. Darauf sollte beim Kauf besonders geachtet werden.

Einlagen
Kann auch nach Auswahl des passenden Schuhwerks keine Schmerzfreiheit erreicht werden oder liegt immer noch ein Instabilitätsgefühl vor, kann die Verwendung von Einlagen sinnvoll sein. Auch hier sind die zugrunde liegende Problematik, das Gangbild und die Fußform entscheidend bei der Auswahl der passenden Einlage. Während Schuhe oft lediglich zur Polsterung des Fußes dienen, können Einlagen die Lage des Fußes im Schuh verändern und damit die Verteilung der Krafteinwirkung. Beispielsweise kann durch spezielle Druckpolster in den Einlagen das Quergewölbe des Fußes unterstützt werden und damit noch effektiver die Belastung des Fußes korrigiert werden.

Weitere Behandlung

Neben Schmerzmedikation, Naturmedizin, physio-/ und manueller Therapie, Injektionen so wie chirurgischen Maßnahmen gibt es noch eine Reihe weiterer Behandlungsmöglichkeiten die angeboten werden. Leider gibt es für die Wirkung der meisten davon keine wissenschaftliche Evidenz. Faszienrollen beispielsweise können die Durchblutung verbessern, und eventuell Muskelkater vorbeugen. Ein Effekt gegen Schmerzen konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Für einige Behandlungsmöglichkeiten wie beispielsweise der Homöopathie konnte sogar nachgewiesen, dass sie keine Wirkung über den Placebo-Effekt hinaus haben. In der Regel haben diese Behandlungen aber auch keinen negativen Einfluss auf die Genesung. Wenn Sie eine subjektive Besserung durch diese Behandlungen verspüren, können Sie diese in der Regel bedenkenlos anwenden. Sie ersetzen jedoch nicht den Besuch und die empfohlene Therapie bei und durch einen Arzt.