Mit Ausnahme des großen Zehs besteht jeder Zeh aus drei einzelnen Gliedern, auch Phalangen genannt. Der große Zeh besteht aus nur zwei Phalangen. Eine Fraktur (umgangssprachlich Bruch) der Zehen beschreibt das Unterbrechen der Knochenstruktur einer oder mehrerer dieser Glieder; meistens ist das Grundglied betroffen. Zehenfrakturen treten meist in Folge eines Anpralltraumas des Fußes gegen ein hartes Objekt, zum Beispiel die Bettkante, auf. Daher bezeichnet man sie gelegentlich auch als „Nachtwandlerfraktur“. Die 5. Zehe, beziehungsweise Kleinzehe, ist dabei durch ihre Außenlage besonders gefährdet. Die Folgen sind mitunter starke Schmerzen, Schwellung und Rötung. In der Regel reichen eine Ruhigstellung mittels Tapeverband und allgemeine Maßnahmen wie Kühlung und Hochlagern. Begleitend können Schmerzmittel zur Symptomkontrolle benutzt werden. Eine operative Versorgung ist nur in den seltensten Fällen sinnvoll. Die Prognose ist sehr gut.
Zunächst stellt sich die Frage, ob die Kleinzehe nach einem Trauma tatsächlich gebrochen ist, als Laie ist dies nur schwer zu beurteilen. Auch Verstauchungen oder Verrenkungen können zu starken Schmerzen und dem klinischen Bild einer Zehenfraktur führen.
Zu den sogenannten unsicheren Frakturzeichen gehören Schwellung, Überwärmung, Bluterguss, Schmerz und Funktionsstörung. Diese sind Symptome, die ebenfalls im Rahmen einer Distorsion auftreten können.
Sichere Frakturzeichen sind die massive Fehlstellung der Zehe, gesteigerte Beweglichkeit, sichtbare Knochenfragmente und das fühlbare Reiben der Knochenfragmente gegeneinander, ausgelöst durch Bewegung der Zehe. Bei unsicherem Befund oder dem Verdacht auf Beschädigung weiterer Strukturen wie der Sehnen und Muskeln ist eventuell eine Bildgebung nötig. Die richtige Einschätzung und das Darstellen der verletzten Strukturen mittels bildgebender Verfahren kann nur ein Arzt vornehmen.
Des Weiteren kann es bei unsachgemäßer Behandlung der Fraktur zu bleibenden Fehlstellungen und Veränderungen des Gangbilds kommen, wodurch weitere Beschwerden entstehen können. Auch Begleitverletzungen, welche durch den Schmerz der Fraktur vom Patienten selbst eventuell nicht wahrgenommen werden, könnten übersehen werden. Oft ist eine Krankschreibung notwendig, um eine ausreichende Entlastung zu gewährleisten. Auch dies kann nur von einem Arzt vorgenommen werden. Daher ist der Besuch des Arztes bei Verdacht auf eine Zehenfraktur ausdrücklich und frühzeitig zu empfehlen.
Dadurch dass die Zehenknochen vergleichsweise dünn sind, kann es schon durch relativ geringe Krafteinwirkung zum Bruch kommen. Die Kleinzehe ist dabei besonders gefährdet und bricht am häufigsten. Dies lässt sich zum einen durch die Größe, zum anderen durch die Lage am Rande des Fußes erklären. Ist es etwa dunkel oder verliert man kurz das Gleichgewicht, kann es schnell passieren, dass man mit dem Fuß gegen etwaige Möbel oder Ähnliches stößt und mit der Zehe hängenbleibt. Dieses sogenannte „Anpralltrauma“ stellt die häufigste Ursache einer Zehenfraktur dar. Andere Unfallmechanismen finden sich beim Sport, etwa beim Fußball oder diversen Kampfsportarten. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass einem etwas Schweres auf den Zeh fällt, vor allem dann, wenn man keine Schuhe trägt. Häufige Risikofaktoren sind höheres Alter, welches mit einer Gangunsicherheit einhergeht und die Abnahme der Knochensubstanz (Osteoporose), beispielweise im Rahmen eines Vitamin-D-Mangels. Durch die schlechte Mineralisierung des Knochens kann es bei noch geringerer Krafteinwirkung zu einer Fraktur kommen.
Die Unterscheidung zwischen einer gebrochenen und verstauchten Zehe ist mitunter sehr schwierig und eventuell nur durch bildgebende Verfahren sicher zu treffen.
Eine Verstauchung, auch Distorsion genannt, beschreibt die Bewegung eines Knochens über seinen normalen Bewegungsumfang hinaus. Dadurch kommt es zu Zerrungen bis hin zu kleinen Rissen in den anliegenden Bändern und der Gelenkkapsel. Bei einer Fraktur ist der Knochen - beziehungsweise die Knochenstruktur - unterbrochen. Beide Erkrankungen sind oft Folge eines Anpralltraumas und können mit Schmerzen, Bluterguss und Schwellung einhergehen. In der Regel ist eine Verstauchung weniger schmerzhaft und die Schwellung weniger stark ausgeprägt. Des Weiteren heilt eine Verstauchung meist schneller ab. Allerdings ist auch hierdurch keine eindeutige Differenzierung möglich. Zudem kann eine als verstaucht fehleingeschätzte Fraktur zu einer unzureichenden Behandlung führen, welche permanente Fehlstellungen nach sich ziehen kann. Sichere Zeichen einer Fraktur sind die deutliche Abweichung oder Fehlstellung der Zehe, die unphysiologische Beweglichkeit, sichtbare Knochenfragmente und das Reiben der Bruchstücke aneinander bei Bewegung der Zehe. Die Beurteilung dieser Kriterien bedingt ein gewisses Maß an Erfahrung. Letztendlich sollte ein Arzt die Unterscheidung vornehmen, um eine ideale Therapie einleiten zu können.
Zu Beginn der Diagnosestellung steht die gründliche Anamnese. Dabei sind der Unfallhergang, die vorliegenden Beschwerden und eventuelle Risikofaktoren von besonderem Interesse. Danach folgt die klinische Untersuchung: zunächst wird die Zehe im Seitenvergleich genau betrachtet um Fehlstellungen, Schwellung und Blutergüsse beurteilen zu können. Durch leichte Berührung kann eine Überwärmung festgestellt werden. Des Weiteren werden die Durchblutung und die Sensibilität beurteilt. Anschließend wird die Zehe bewegt, zunächst durch den Patienten selber und im Anschluss vom Arzt. Dabei können Funktionseinschränkungen und ein eventuelles Knochenreiben eruiert werden. Über die Zehe hinaus schaut man sich auch den Rest des Fußes an, um weitere Verletzungen nicht zu übersehen. Diese könnten andernfalls durch die Schmerzen der Zehenfraktur zunächst unbemerkt bleiben. Die klinische Diagnose kann durch ein Röntgenbild gesichert werden. Darüber hinaus können andere Diagnosen ausgeschlossen werden. Eine Luxation (Ausrenkung) beispielsweise beschreibt das Lösen eines Knochens aus dem Gelenk heraus und geht häufig ebenfalls mit einer Fehlstellung und starken Schmerzen einher. Weitere bildgebende Verfahren sind meistens nicht nötig.
Die gebrochene Kleinzehe ist in der Regel gut konservativ therapierbar. Allgemeine Maßnahmen sind unter anderem das Kühlen und Hochlagern des Fußes, um die Schwellung und die Schmerzen zu lindern. Darüber hinaus können Schmerzmittel, insbesondere NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) etwa Ibuprofen oder Diclofenac den Leidensdruck senken und einer Entzündung entgegenwirken. Des Weiteren sollte von übermäßiger Bewegung abgesehen werden um eine rückstandslose Heilung zu gewährleisten, meistens ist eine kurze Krankschreibung sinnvoll. Liegt ein großer Bluterguss unter dem Nagel vor, kann es nötig sein, diesen vor Therapiebeginn durch eine kleine Eröffnung zu entlasten. Danach bieten sich verschiedene Möglichkeiten zur Versorgung an: durch spezielles Schuhwerk kann die Zehe beim Gehen entlastet werden und ermöglicht dadurch schon früh die Wiederaufnahme der Bewegung. Eine weitere und meist weniger aufwendige Alternative ist die Fixierung der gebrochenen Kleinzehe an die Nachbarzehe.
Die Indikation einer chirurgischen Therapie der Kleinzehenfraktur ist selten. Bei massiver Abweichung der Knochenfragmente gegeneinander, wenn der Knochen in sehr viele Fragmente zerbrochen ist, oder wenn die Knochenfragmente die Haut von innen heraus durchspießt haben, kann eine Operation notwendig sein. Dabei kommen mitunter kleine Drähte, Schrauben oder Platten zum Einsatz.
Eine einfache und effiziente Therapie der Kleinzehenfraktur ist das sogenannte „Buddytaping“ mittels „Dachziegelverband“. Dabei wird die frakturierte Zehe in Normalstellung an der Nachbarzehe fixiert, wodurch sie weniger belastet wird und die Knochen heilen können. Um Hautverletzungen zu verhindern, wird der Zehenzwischenraum in der Regel gepolstert. Beginnend am Mittelfuß werden daraufhin mehrere kleine Tapestreifen überlappend um beide Zehen gemeinsam geklebt. Dafür wird meistens 1 cm breiter Tapeverband benutzt.
Reißen Sie ein etwa 10 cm Tapeverband von der Rolle. Legen Sie es mit der Klebeseite zur frakturierten Zehe zeigend zwischen der dritten und vierten Zehe. Wickeln Sie nun die eine Hälfte des Tapestreifens entlang der Unterseite der Zehen um die frakturierte und die benachbarte Zehe herum. Kleben Sie den Streifen spannungsfrei auf den Fußrücken. Die andere Hälfte des Streifens wird überkreuzend auf die Erste geklebt. Reißen sie einen neuen Streifen von der Taperolle und kleben Sie diesen in gleicher Weise etwa einen halben Zentimeter zum Nagel hin versetzt auf den ersten Streifen drauf. Wiederholen Sie den Vorgang bis die Zehen gut aneinander fixiert sind. Das Bild, das sich ergibt, ähnelt dem der überlappenden Ziegel auf einem Dach, wodurch der Name entstand. Bei Anlage ist neben der physiologischen Stellung der gebrochenen Zehe auf eine ausreichende Durchblutung zu achten. Wird eine der beiden Zehen im Verlauf kalt oder treten Gefühlsstörungen auf, muss der Verband neu und weniger eng angelegt werden. Sind die Zehen unabhängig voneinander beweglich, ist der Verband zu locker. In der Regel muss der Verband zwei bis drei Wochen getragen werden. Zeigt sich danach immer noch ein Instabilitätsgefühl, ist eine erneute Vorstellung beim Arzt empfohlen. Der Verband sollte alle ein bis zwei Tage gewechselt werden, um Flüssigkeitsansammlungen unter dem Verband zu verhindern. Das Wechseln kann mitunter vom Patienten selbst durchgeführt werden.
Vorfußentlastungsschuhe eignen sich vor allem dann, wenn ein Gehen ohne Schuh gut möglich ist, sich aber keine normalen Schuhe finden, die eine weitestgehend schmerzfreie Bewegung ermöglichen. Aufgrund der Schwellung, welche sich im Rahmen der Fraktur entwickelt, passt der Fuß oft nicht mehr in die Schuhe. Vorfußentlastungsschuhe haben einen vergrößerten Zehenraum und bieten ausreichend Platz und Polsterung, um keinen Druckschmerz auszulösen. Darüber hinaus haben die meisten Modelle eine vergleichsweise harte Sohle.
Besonders dann, wenn mehr als ein Zeh gebrochen ist, kann es notwendig sein, ein Abrollen des Fußes über die Zehen zu verhindern. Dies wird durch unflexibles Schuhwerk erreicht. Man spricht dann auch von Gips- oder „Geisha-Schuhen“. Auch wenn Entlastungsschuhe mitunter unbequem sein können, bieten sie die Möglichkeit schon sehr früh in der Behandlung die Bewegung wieder aufzunehmen und verhindern damit weitere Komplikationen, welche durch Immobilität entstehen könnten.
Welches der verschiedenen Modelle der verschiedenen Hersteller am besten geeignet ist, ist eine individuelle Entscheidung, welche zusammen mit geschultem Personal im Fachhandel getroffen wird. Bei rechtfertigender Indikation werden die Kosten für einen Vorfußentlastungsschuhen von den meisten privaten Krankenkassen übernommen.
Die Prognose der Kleinzehenfraktur ist sehr gut. In der Regel ist ohne chirurgisches Zutun und mittels wenig invasiver Maßnahmen eine rückstandlose Heilung möglich. Wichtig sind dabei die frühe Diagnosestellung und die konsequente Entlastung. Mittels Kühlung und Schmerzmedikation lassen sich die Beschwerden meist gut kontrollieren. Die Behandlung dauert etwa 4-6 Wochen.
Auch bei komplizierten Frakturen und begleitenden Komplikationen ist die Prognose noch gut. Da die Kleinzehe relativ wenig Last trägt, können auch geringe Fehlstellungen, welche auch nach Behandlung einer komplizierten Fraktur auftreten können, kompensiert werden und verursachen nur in den seltensten Fällen bleibende Beschwerden. Die Behandlungsdauer kann in diesen Fällen jedoch deutlich länger ausfallen.
Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wird ausgestellt wenn die zuletzt ausgeübte Tätigkeit aufgrund einer Erkrankung nicht mehr, oder nur unter dem Risiko der Verschlimmerung ausgeführt werden kann (vgl. §92, Abs. 1 SGB V). Über die zuletzt ausgeübte Tätigkeit hinaus entscheiden Ausmaß der Verletzung, der Leidensdruck, Patientenwunsch und Behandlungsmethode über die Dauer einer Krankschreibung. In den meisten Fällen ist bei vorwiegend sitzender Tätigkeit eine Wiederaufnahme der Arbeit bereits nach einer Woche möglich. Fordert der Beruf jedoch langes Stehen oder viel Bewegung kann eine Verlängerung der Arbeitsunfähigkeit bis zum Wiederherstellen der Vollbelastung notwendig sein. Selten ist eine Krankschreibung über mehr als sechs Wochen notwendig.