Osteopathie bei einem Piriformis Syndrom

Einleitung

Das Piriformis-Syndrom ist eine häufige Diagnose in der Physiotherapie. Häufig wird das Pirifmoris-Syndrom bei Untersuchungen jedoch übersehen, da es die selben Symptome aufzeigen kann, wie bei einer lumbalen oder sakralen Dysfunktion. Das Piriformis-Syndrom ist neuromuskulär bedingt und zeigt sich häufig durch Rücken und Beckenschmerzen. Betroffen sind gleichermaßen Männer und Frauen, egal ob sitzende oder stehende Tätigkeiten. Wie schon erwähnt ist das Piriformis-Syndrom neuromuskulär bedingt, was bedeutet das sowohl der Nerv als auch der Muskel an dem Syndrom beteiligt sind. Der betroffene Nerv N. Ischiadicus entspringt aus den Segmenten L4-S3 der Wirbelsäule, taucht dann ins Becken ein, verlässt dieses wieder unterhalb des Verlaufes des M. Piriformis im Foramen infrapiriformis wieder das Becken und zieht entlang der Hinterseite des Beins bis zum Fuß. Der betroffene Muskel M. Piriformis setzt am Kreuzbein an und zieht zum Hüftkopf. Er macht ein seitliches Abheben des Beins, Streckung der Hüfte und eine Außenrotation im Hüftgelenk. Das Piriformis-Syndrom entsteht daher entweder durch ein lokales Entzündungsgeschehen am Nerv oder am Muskel oder ein Hypertonus des Muskels, der dann den Nerv abdrückt. Informationen zu einer physiotherapeutischen Behandlung erhalten sie unter Krankengymnastik Piriformis Syndrom.

Symptome

Symptome bei einem Piriformis-Syndrom können folgende sein:

  • Schmerzen beim Sitzen oder Stehen für länger als 15 Minuten
  • Schmerzgefühl im Bereich des M. Gluteus maximus, dem Gesäß und Rückseite des Beins aber nicht über das Knie hinaus, die Schmerzen verbessern sich beim Gehen
  • Gefühlsirritationen im Bereich des hinteren Oberschenkels bis zum Knie, Gehen ist zu Beginn schmerzhaft und ein direkte Palpationen des M. Piriformis. 
  • Beschwerden könnten ebenso im Bereich des Tensor Fascia latae und M. Gluteus medius sein
  • Das Bein der betroffenen Seite steht eher in Außenrotation und kommt nur unter Schmerzen in die Innenrotation 
  • spezieller Neurologischer Test für den M. Piriformis ist positiv

Mögliche Ursachen lassen in Verbindung mit einer Ganganalyse/Gangtraining diagnostizieren.

Osteopathische Intervention

Das wichtigste bei einem Piriformis-Syndrom ist es den Tonus des M.piriformis zu senken. Dabei sollte die genaue Ursache für die Verkürzung herausgefunden werden. Der Osteopath schaut sich dazu die Stellung des Beckens zum Kreuzbein an. Steht die Beckenschaufel im Vergleich zum Kreuzbein nach vorne ist der M. Piriformis überdehnt und der Osteopath richtet durch Mobilisation oder einer Manipulation die Beckenschaufel wieder nach hinten, sodass der M.piriformis nicht mehr in der Dehnposition steht. Gegen einen zu langen Muskel kann der Osteopath prinzipiell nichts tun außer die Fehlstellung zu beseitigen, wodurch sich automatisch der Muskel wieder verkürzt. Bei einer Verkürzung des M. Piriformis kann entweder ein globales Problem die Ursache sein oder ein nach hinten stehende Beckenschaufel. Zuerst wendet der Osteopath direkte Techniken an, d.h. Triggern oder Massage am M. Piriformis.
Ebenso zeigt er dem Patienten eine eigenständige Dehnübung:

Im Langsitz, ein Bein auf die andere Seite stellen und mit dem gegenüberliegendem Arm einen zusätzlichen Druck geben um die Dehnung zu verstärken.

Um Verklebungen zu lösen, kann der Osteopath auch das Hilfsmittel "Blackroll" verwenden. Einige Übungen finden sie in dem Artikel Faszientraining.

Verringern sich nach den Anwendungen die Beschwerden, liegt nur ein Hypertonus des M. Piriformis vor, welcher aufgrund von Überbelastung durch Training oder einer kurzzeitigen „dichtmachen“ des Muskels bei akuter Belastung entstanden ist. Lassen die Beschwerden nicht nach, kann die Beckenschaufel durch spezielle Mobilisation oder Manipulation in die richtige Position gebracht werden. Dabei sollte nach jeder Mobilisation die Beckenstellung kontrolliert werden und wenn diese nichts gebracht hat kann die Manipulation durchgeführt werden. Auch nach der Manipulation kann eine direkte Behandlung erfolgen um die Zirkulation im Muskel zu verbessern. Werden die Beschwerden immer noch nicht besser könnte eine Blockade im Bereich der Lendenwirbelsäule vorliegen, vor allem im Bereich L5-S2, da von dort die Innervation des M. Piriformis entspringt.

Entsprechende Übungen um Blockaden von Gelenken zu lösen etnehmen sie bitte den Artikeln Krankengymnastik Mobilisationsübungen LWS und Krankengymnastik Mobilisation Hüfte

Es könnten Verklebungen im Bereich des Darms vorliegen, die somit weiterlaufend am Becken ziehen können und es so zu einer Fehlstellung kommen kann. Durch den erhöhten Tonus im Bereich des Darms wird das Becken relativ nach vorne gezogen, sodass es zu einer Dehnung im M. Piriformis kommt. Werden die Verklebungen im Bereich des Darms gelöst richtet sich weiterlaufend das Becken wieder in die richtige Position. Dies erfolgt in Regel über eine Bindegewebsmassage.

Falls nicht kann über die oben genannten Techniken nachgeholfen werden. Daraufhin verkürzt sich der Muskel wieder und die physiologische Funktion ist wieder hergestellt. Im Gegenteil dazu kann ein zu hoher Tonus des Beckenbodens das Becken relativ nach hinten ziehen, sodass es zu einem Hypertonus des M. Piriformis kommen kann. Der Beckenboden lässt sich über direkte Techniken behandeln oder über Mobilisation der Hüfte. Zudem wird der Patient angeleitet über Atmung und Beckenbewegung selber den Tonus zu regulieren. Generell ist ein erhöhter Tonus im Beckenboden nicht gut, da es zu erschwerten Schwangerschaften, Restharn oder Problemen beim Toilettengang u.v.m. führen kann.

Nimmt der Tonus des Beckenbodens ab, richtet sich das Becken wieder oder es kann durch die oben genannte Mobilisation unterstützt werden. Durch die direkten Techniken am M. Piriformis kann der Tonus weiter gesenkt werden. Aufgrund der ähnlichen Innervation des Darms und Beckenboden und des Muskels sollte auch beim Verdacht auf eine Störung in diesen Bereichen die Lendenwirbelsäule auf eine Blockade untersucht werden. Durch die Blockade ist eventuell die Versorgung der Gebiete nur noch eingeschränkt möglich, sodass es zu den Verklebungen oder Hypertonus kommen kann. Durch eine Mobilisation oder Manipulation der unteren Lendenwirbelsäule kann die Versorgung wieder hergestellt werden. Diese ganzheitliche Sichtweise der Osteopathie dient dazu, die Vorgänge im Körper besser zu verstehen. Im Umfang einer Sitzung lassen sich ebenso die untere Extremität auf mögliche Bewegungseinschränkungen und Blockaden untersuchen, da es eventuell zu einem Muskelungleichgewicht gekommen ist und dieser durch Korrektur der betroffenen Strukturen aufgehalten werden kann.

Weitere Therapeutischen Verfahren

Im Allgemeinen bieten sich bei einem Piriformis-Syndrom in regelmäßigen Abständen Osteopathische Sitzungen an, wobei Strukturschäden direkt gefunden und behandelt werden können. Im Bereich der Osteopathie kann die Craniosacrale Thereapie angewendet werden. Dies ist ebenfalls ein ganzheitliches Verfahren, bei der durch sanfte Anwendungen der Patienten behandelt wird ohne das der Patient während der Sitzung viel bemerkt, danach jedoch umso mehr. Zudem können regelmäßige Physiotherapeutische Sitzungen, durch die entsprechenden Massagetechniken den Tonus der Muskulatur verbessern. Eine Aufklärung des Patienten ist ebenso wichtig. Dabei geht es vor allem um den Umgang im Alltag, wie den gesunden Ausgleich zwischen Sitzen, Stehen, Bewegen und Pausen. Auch die Ernährung spielt eine große Rolle. Ein vermehrter Säuregehalt im Körper durch ungesunde oder falsche Ernährung schlägt sich auf die Muskulatur. Die Zusammenarbeit mit einer Ernährungsberatung kann dem Patienten nachhaltig helfen. Ein gutes Übungsprogramm und vor allem Dehnungsprogramm sollte der Patient regelmäßig zu Hause durchführen und sich zudem einem Sport anschließen.

Zusammenfassung

Bei einem Piriformis- Syndrom ist es für den Osteopathen wichtig herauszufinden warum der M.piriformis Probleme bereitet. Dabei befundet er nicht nur lokal den Muskel auf seine Festigkeit sondern er kontrolliert die Beckenstellung und stellt den Zusammenhang zwischen Muskel und Wirbelsäule her. Bei einem nach vorne stehenden Becken kommt es zu einer Überdehnung des Muskels und irritiert so den Nerven, welcher unter dem M. Piriformis läuft. Die entstandenen Symptome verschwinden nach dem Richten des Beckens. Bei einem überdehnten Muskel wird nicht direkt am Muskel therapiert. Steht das Becken relativ nach hinten, gibt es einen Hinweis auf einen zu hohen Tonus im Muskel, welcher aufgrund von einer Verletzung direkt am Muskel entstanden sein kann oder durch die Fehlstellung des Beckens. Zu Beginn wird der Muskel direkt durch Weichteiltechniken behandelt, kommt es zu keinem Erfolg wird durch Mobilisation oder Manipulation das Becken gerichtet. Anschließende direkte Behandlung am Muskel lässt die Beschwerden deutlich besser werden. Helfen beide Variationen nicht kann eine Blockade im Bereich der Lendenwirbelsäule vorliegen, die ebenfalls leicht therapiert werden kann. Je nach Anamnese ist es ebenfalls sinnvoll den Beckenboden und den Darm osteopathisch zu untersuchen. Eine Verklebung oder Hypertonus in den entsprechenden Bereichen kann ebenfalls zu einer Beckenfehlstellung führen und somit durch Behandlung reguliert werden. Im Anschluss einer Sitzung sollte der Patient ein umfangreiches Übungs- und Dehnungsprogramm mitbekommen, damit er lernt sich selber zu helfen.