Morbus Köhler 1 und 2 - Übungen

Einleitung

Morbus Köhler I und II sind seltene Erkrankungen bestimmter Knochen.
Morbus Köhler I ist eine sogenannte Osteochondrosis des Os naviculare. Das Os naviculare ist ein Knochen der Fußwurzel (die Knochen zwischen der Ferse und dem Mittelfuß) und wird auch Kahnbein genannt. Eine Osteochondrosis ist eine degenerative Veränderung des Knochens und des dazugehörigen Knorpels. Die Veränderungen treten dabei in der Regel im Jugendalter auf, insbesondere sind Kinder im Alter von 3 bis 9 Jahren betroffen. Die Erkrankung ist durch schleichend beginnende Fußschmerzen gekennzeichnet. 
Morbus Köhler II hingegen betrifft die Köpfe der Metatarsalknochen II (und manchmal auch III – V) in Form einer Osteonekrose. Insgesamt gibt es fünf Metatarsalknochen (Mittelfußknochen). Diese werden von innen (I) bis außen (V) gezählt. Eine Osteonekrose ist das Absterben eines Knochenabschnitts aufgrund vielfältiger Ursachen. Gemeinsam ist den verschiedenen Ursachen, dass sie die Knochendurchblutung negativ beeinflussen. Morbus Köhler II tritt meist vom 10. bis zum 18. Lebensjahr auf. Die Diagnostik erfolgt am besten mittels eines MRTs, da dort die Veränderungen deutlich früher als im Röntgen zu erkennen sind.

Welche Übungen sind die richtigen?

Zunächst sollten im Rahmen der Diagnose eines Morbus Köhler I oder II Übungen und Bewegung vermieden werden. Beim Morbus Köhler I ist in der Regel sogar anfangs eine Ruhigstellung durch einen Gips erforderlich. 
Nachdem diese erste Phase überstanden ist, kann langsam mit Physiotherapie begonnen werden. Dabei stehen passive Übungen/ Bewegungen im Vordergrund. Eine Überlastung des betroffenen Fußes sollte unbedingt vermieden werden. 
Das Entlasten ist in Hinsicht auf einen Therapieerfolg mit der wichtigsten Säule der Therapie. Einlagen oder speziell angefertigte Schuhe können dies erleichtern. Das primäre Ziel besteht darin, dass das Gelenk weich gebettet ist und unnötiger Druck vermieden wird. 
Nichtsdestotrotz sollten nach der Akutphase Übungen zur Stärkung und Dehnung der Fußmuskulatur eingeführt werden. Diese sollten so schonend und leicht dosiert wie möglich sein und können am besten in professioneller Begleitung erlernt werden.

4 gute Übungen und warum die gut sind

Für alle der folgenden Übungen gilt, dass sie barfuß, also ohne Schuhe und Socken, durchgeführt werden sollten. Außerdem sollten die Übungen abgebrochen werden, wenn sie starke Schmerzen auslösen. Zudem sollte innerhalb der Phase des Ruhigstellens diese unbedingt eingehalten werden. Generell sollte vermieden werden, lange auf einer Stelle zu stehen, da dies eine sehr hohe, einseitige Belastung für den Fuß bedeutet. Generell sollten neben den Übungen weiterhin die zusätzlichen Fuß-entlastenden Maßnahmen wie beispielsweise Schuheinlagen beibehalten werden. Zudem gilt, dass die Übungen mit beiden Füßen durchgeführt werden, um das Entstehen von muskulären Dysbalancen zu verhindern.

1. Massage
     Hierbei handelt es sich eher weniger um eine Übung, als um eine Möglichkeit, den Fuß auf eine Belastung vorzubereiten oder nach einer Entlastung zu entspannen. Durch das langsame und kraftvolle Massieren des Längs- und des Quergewölbes wird die Durchblutung angeregt und die kleinen Fußmuskeln können leichter entspannen. Beide Füße sollten für jeweils mindestens eine Minute massiert werden. 

2. Dehnung der Fußsohle
     Diese Übung wird im Sitzen, am besten auf einem Stuhl ohne Lehnen absolviert. Nun den entsprechenden Fuß seitlich neben dem Stuhl positionieren. Dabei berühren nur noch die Zehen und der vordere Teil des Ballens den Boden, sodass die Fußsohle und der Boden einen 90 Grad Winkel bilden. Nun die Zehen „in den Boden drücken“, die Dehnung sollte jetzt in der Fußsohle zu spüren sein. In dieser Position circa 30 bis 45 Sekunden verbleiben. Anschließend den Fuß wechseln. 

3. Fersen- und Zehenstand
    Durch diese Übung werden alle Muskeln im Fuß und in der Wade angesprochen, sodass es sich um eine sehr ganzheitliche Übung handelt. Sie kann vor allem am Anfang noch im Sitzen durchgeführt werden. Bei ausbleibenden Schmerzen und stetiger Besserung der Symptomatik sowie mehr Kraft im Fuß kann diese auch im Stehen ausgeführt werden. Die Ausgangsposition ist das einfache Abstellen der Füße auf dem Boden, nun zunächst mit beiden Füßen in den Fersenstand wechseln und dort für einige Sekunden verharren. Anschließend direkt in den Zehenstand wechseln und ebenfalls einige Sekunden verharren. Dieser Wechsel kann zehn bis fünfzehnmal wiederholt werden.

4. Stärkung des Längsgewölbes
    Diese Übung trainiert besonders das Längsgewölbe des Fußes und kann dementsprechend anfangs noch zu anspruchsvoll für den Fuß sein. Eine Möglichkeit sie langsam zu etablieren, ist mit sehr wenigen Wiederholungen einzusteigen und diese langsam in ihrer Anzahl zu steigern. Sie kann gleichzeitig mit beiden Füßen durchgeführt werden. Dafür beide Füße in entspannter Ausgangsposition auf dem Boden platzieren. Nun langsam die Zehen einkrallen, sodass das Fußlängsgewölbe einen „Tunnel“ formt. Anschließend wieder langsam in die Ausgangsposition gehen. Dieser Wechsel kann ebenfalls zehn bis fünfzehnmal wiederholt werden.

Morbus Köhler Operation

Eine Operation im Rahmen eines Morbus Köhler I ist sehr selten notwendig. Meist heilt er innerhalb von einen halben bis drei Jahren von selbst aus. Aus diesem Grund kommt es so gut wie nie vor, dass operiert werden muss. 
Im Rahmen des Morbus Köhler II kann es durchaus notwendig werden, zu operieren. Dies geschieht, nachdem alle konservativen Therapiemaßnahmen ausgeschöpft wurden. Der Mittelfuß kann sich durch die Knochennekrose beim Morbus Köhler II verformen. Insbesondere, wenn er erst sehr spät erkannt wurde oder nur unzureichend therapiert wurde. Durch die Verformung können dauerhafte Schmerzzustände und Fehlbelastungen entstehen. Es gibt verschiedene Verfahren, die nach den individuellen Bedürfnissen und Gegebenheiten des Patienten angewandt werden. 
Die häufig verwendeten Verfahren sind eine einfache Reinigung und Revision des betroffenen Gelenks, eigene Knochenknorpeltransplantationen, Stellungskorrekturen des betroffenen Gelenks und umliegender Gelenke und auch Knochenabtragungen an der entsprechenden Stelle.

Morbus Köhler II Schwerbehinderung

Die Prognose einer Erkrankung ist meistens vom Zeitpunkt ihrer Diagnose abhängig, je früher die Erkrankung erkannt wird, desto eher kann die Ursachen therapiert werden und Folgen und Symptome gelindert beziehungsweise verhindert werden.
Morbus Köhler II wird meistens eher spät diagnostiziert. Dies verringert die Aussicht auf eine vollständige Heilung der Erkrankung. Dementsprechend kann sie zu Einschränkungen im Alltag führen. Auch mit einer stattgehabten Operation kann der Ausgangszustand vor der Erkrankung in der Regel nicht wiederhergestellt werden. So kann es passieren, dass einige Sportarten oder sehr starke und lange Belastungen nicht mehr möglich sind.
Das Hauptproblem besteht in der Regel in einer entstehenden Arthrose im betroffenen Gelenk, so dass Schmerzproblematiken die Betroffenen im Alltag begleiten und eventuell das Tragen von Einlagen notwendig machen. 
Eine Schwerbehinderung allein durch einen Morbus Köhler II ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Bei einer sehr späten Diagnose mit schlechten Therapieaussichten kann jedoch damit gerechnet werden, dass lebenslange Problematiken im betroffenen Fuß zurückbleiben werden.

Morbus Köhler im Erwachsenenalter

Knochenerkrankungen wie die Osteonekrose (Morbus Köhler II ist eine Nekrose des Mittelfußstrahl II) besitzen zwei Altersgipfel. Dabei handelt es sich um die Altersklassen, mit denen sich Patienten in der Regel vorstellen. Dies ist auf Morbus Köhler I bezogen einmal das Wachstumsalter (Kinder und Jugendliche) und auch das 30 bis 50 Lebensjahr

Die Ursachen sind dabei sehr vielfältig: Zum einen kann die Blutversorgung des Knochens durch Traumata unterbunden werden, zum anderen gibt es auch viele Ursachen, die nicht in Verbindung mit einem Trauma stehen. Unter anderem können Osteonekrosen durch Bestrahlung oder Chemotherapie im Rahmen einer Krebserkrankung begünstigt werden. Auch können Systemerkrankungen oder systemisch wirksame Medikamente ihre Entstehung begünstigen. Zu diesen zählen Cortisontherapie, Alkoholkrankheit oder auch die Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes.
Dementsprechend gilt, dass bei Fußschmerzen ein Morbus Köhler II im Erwachsenenalter als Ursache nicht pauschal ausgeschlossen werden kann. Insbesondere dann nicht, wenn die entsprechenden Risikofaktoren vorliegen. Nichtsdestotrotz gibt es zahlreiche weitere Differentialdiagnosen, die diesbezüglich durch die behandelnden Ärzte abgeklärt werden sollten.