Morton Neurom – Symptome/Ultraschall

Einleitung

Das Morton-Neurom, auch Morton-Neurinom genannt, beschreibt eine knotige Veränderungen im Bereich eines Fußnerven auf Höhe des Mittel-/ oder Vorfuß. Meistens befindet sich das Neurom zwischen dem 3. und 4. oder dem 2. und 3. Zeh. Durch Reizung des Nervs kommt es zu Schmerzen, welche als Morton-Neuralgie oder Morton-Metatarsalgie bezeichnet werden. Das Gesamtbild aus knotigen Veränderungen zusammen mit den entstehenden Symptomen wird als Morton-Syndrom bezeichnet. Das Morton-Neurom entsteht in Folge einer chronischen Reizung des Nervs mit kompensatorischem, überschießendem Wachstum der bindegewebigen Nervenhülle. Dabei handelt es sich um einen sogenannten „Pseudotumor“. Das heißt, dass es nicht zu einer unkontrollierten Teilung der Zellen kommt, sondern einem Wachstum der vorhandenen Zellen, als Reaktion auf einen Reiz. Da die Kontrollmechanismen der Zellteilung noch intakt sind, hat das Morton-Neurom allgemein keine Tendenz bösartig zu werden. Nichtsdestotrotz kann es durch die andauernde Reizung des Nervs zu massiven Beschwerden kommen.

Im folgenden Artikel können Sie Genaueres zu den Symptomen und zur Therapie des Morton Neuroms erfahren. Falls Sie mehr über Übungen und Selbsthilfemaßnahmen lesen wollten, klicken Sie hier.

Symptome

  • Schmerzen
  • Taubheitsgefühl
  • Fremdkörpergefühl
  • Bewegungseinschränkungen

Es gibt auch weitere Krankheitsbilder, die sich mit der ähnlichen Klinik präsentieren. Über mögliche Differentialdiagnosen können Sie in unserem Artikel ,,Schmerzen am Fußballen- Ursache und Hilfe" nachlesen.

Schmerzen
Man unterscheidet verschiedene Arten von Schmerzen, welche mit unterschiedlichen Qualitäten, Ursachen und dementsprechend Behandlungsmöglichkeiten einhergehen. Das Morton-Neurom erzeugt sogenannten Nerven-, im medizinischen Fachjargon „neuropathischen“ Schmerz. Dieser zeichnet sich durch schnelles Einschießen aus und wird oft als brennend, stechend oder elektrisierend beschrieben. Provoziert wird die Morton-Neuralgie durch Belastung und Druck auf die knotigen Veränderungen, beispielsweise durch unpassendes Schuhwerk. Dieser Druck wird über die Wucherung auf die Nerven Übertragen, welche mit Schmerzen reagieren. Schmerzen in Ruhe sind eher selten. Am häufigsten treten die Beschwerden im Bereich des Übergangs von Mittel-/ zu Vorfuß und eher im Bereich der Fußsohle auf. Oft muss in Folge der Schmerzen die Bewegung abgebrochen und der Schuh ausgezogen werden. 

Missempfindungen
Begleitend zu den Schmerzen kommt es oft zu einem Kribbeln oder einem Gefühl von „Ameisen unter der Haut“. Des Weiteren kann es dazu kommen, dass der gereizte Nerv Signale nicht mehr richtig weiterleiten kann. Dadurch kommt es zu einem Taubheitsgefühl und Sensibilitätsstörungen. Meistens sind die Kleinzehe und der Bereich zwischen den Zehen von diesen Missempfindungen betroffen. Die Beschwerden können sich aber auch auf andere Bereiche ausbreiten. Auch diese Symptome setzen oft plötzlich ein und werden besser, wenn die auslösenden Faktoren ausgeschaltet werdem. 

Fremdkörpergefühl
Ein weiteres häufig beschriebenes Symptom entsteht durch die knotigen Veränderungen selbst. Viele Patienten berichten ein Gefühl, als hätten sie eine Murmel oder einen kleinen Stein im Schuh. Auch dieses Symptom wird durch enges Schuhwerk -beziehungsweise Druck auf die Wucherung- verschlimmert. Meistens hilft es schon die Schuhe auszuziehen und den Fuß zu entlasten damit die Beschwerden besser werden. Wird wieder Druck ausgeübt, kommen sie meist wieder. 

Bewegungseinschränkungen
Aufgrund der Schmerzen ist häufig kein normales Gehen mehr möglich. Besonders das Abrollen der Zehen wird oft als besonders schmerzhaft beschrieben. Auch ein Zehenspitzengang oder das Gehen mit hochhackigen Schuhen ist oft schmerzbedingt nicht mehr möglich, da diese Position den meisten Druck auf den betroffenen Bereich erzeugt. Darüber hinaus kann es durch Schonhaltung zu einem veränderten Gangbild kommen, welches wiederum selbst zu Schmerzen führen kann.

Bilder/Diagnose

Um die Diagnose eines Morton Neuroms zu sichern, ist über die Patientenbefragung und die körperliche Untersuchung hinaus in der Regel eine Form der Bildgebung notwendig. Eine Röntgenuntersuchung ist zur Diagnose meist nicht sinnvoll, da es beim Morton-Neurom für gewöhnlich nicht zu Knochenveränderungen kommt. Liegt jedoch der Verdacht vor, dass eine Fußfehlstellung die Entstehung des Neuroms bedingt hat, kann ein Röntgenbild hier nützlich sein. Begleitend zur Untersuchung kann ein hochauflösendes Ultraschallgerät genutzt werden um die Weichteilveränderungen darzustellen. Der Goldstandard der Diagnosesicherung ist das MRT.

Ultraschall

Die Ultraschalluntersuchung ist eine röntgenstrahlenfreie Untersuchungsmethode die mittels hochfrequenter Schallwellen und deren Echo ein Bild erzeugt. Zur Diagnosefindung bei Verdacht auf ein Morton-Neurom wird der Schallkopf in Längs-/ und Querrichtung auf Höhe des Mittelfußes aufgesetzt und die Räume zwischen den Mittelfußknochen durchfahren. Zur besseren Differenzierung kann ein Seitenvergleich sinnvoll sein. Ein Morton-Neurom stellt sich im Ultraschall als echoarme, beziehungsweise dunkle, rundlich-ovale und homogene Struktur dar, meist zwischen den Mittelfußknochen der Zehen III und IV. Unter Sicht kann zur weiteren Differenzierung ein „sonographisches Mulder Zeichen“ durchgeführt werden. Dabei wird der Mittelfuß mit der einen Hand zangenartig umgriffen, das Ultraschallgerät wird mit der anderen Hand auf die Fußsohle aufgesetzt. Sobald die verdächtige Läsion gefunden wurde, wird mit dem Schallkopf Druck ausgeübt. Zeitgleich wird der Mittelfuß mit der anderen Hand komprimiert, wodurch die Köpfe der Mittelfußknochen zusammengedrückt und das Neurom in Richtung Fußrücken verdrängt wird. Wird nun der Druck des Ultraschallkopfs gelöst, „springt“ das Neurom zwischen den Mittelfußknochen hindurch in Richtung Fußsohle. Dabei entsteht in der Regel ein „Klicken“ das gefühlt und gehört werden kann.

MRT

Die Magnetresonanztomographie ist eine ebenfalls röntgenstrahlenfreie Untersuchungsmethode die sich besonders gut zur Diagnose von nichtknöchernen Veränderungen eignet. Während der Untersuchung werden in der Regel mehrere Aufnahmen des Fußes gemacht. Mit jeder Aufnahme werden unterschiedliche Eigenschaften des Gewebes untersucht. Die Zusammenschau des sogenannten „Signalverhaltens“ in den einzelnen Sequenzen erlaubt eine gute Differenzierung des Pseudotumors. Neben der Darstellung des Neuroms eignet sich das MRT besonders gut um weitere Differentialdiagnosen auszuschließen, beziehungsweise zu sichern. Dafür ist es jedoch meist nötig, Kontrastmittel über die Vene zu verabreichen. Das Anfertigen dieser Aufnahmen erfordert jedoch mehr Zeit als die Untersuchung mittels Röntgenstrahlen; abhängig vom Gerät und den erforderlichen Sequenzen kann die MRT-Untersuchung zwischen 15 und 30 Minuten in Anspruch nehmen. Idealerweise wird die Untersuchung in Bauchlage durchgeführt. Das Morton-Neurom stellt sich als rundlich-ovale bis kolbenartige, wenig fetthaltige Läsion dar. Meist wächst es in Richtung der Fußsohle. Je nach Durchblutung kann das Kontrastmittelverhalten schwanken. Trotz der mittlerweile guten Auflösung kann es sein, dass sehr kleine Neurome auch im MRT noch übersehen werden können.

Therapie

In der Therapie des Morton-Neuroms finden sowohl operative, als auch konservative Therapien Anwendung, wobei eine Operation in der Regel erst nach Versagen der nichtchirurgischen Therapieansätze durchgeführt wird.
Allgemeine Maßnahmen sind beispielsweise das Tragen weicher und weiter Schuhe. Auf Absatzschuhe sollte verzichtet werden. Reicht das nicht aus, können spezielle Entlastungsschuhe oder Einlagen verwendet werden, welche den Druck auf die Läsion minimieren. Begleitend können Schmerzmittel, insbesondere NSARs (Nichtsteroidale Antirheumatika) wie Ibuprofen oder Diclofenac die Symptomlast senken. Zur definitiven Versorgung gehört die ultraschallgestützte Injektion von Cortison in das Neurom. Dadurch kann bereits in vielen Fällen vollständige Symptomfreiheit erzielt werden. Treten die Beschwerden wieder auf, keine eine erneute Injektion durchgeführt werden. Bei regelmäßiger Cortisongabe kann es jedoch zum Abbau des umliegenden Fettgewebes kommen. Sollte die Injektionstherapie nicht ausreichen oder aus anderen Gründen abgelehnt werden, besteht die Möglichkeit der Ultraschallgestützten-Radiofrequenzablation: dabei wird der veränderte Nerv unter Verwendung von hochfrequentiertem Strom erhitzt und dadurch verödet. Alternativ ist eine definitive Versorgung mittels OP möglich.

Übungen

Um die kurze Fußmuskulatur im Bereich der Fußsohle zu Dehnen kann folgende Übung verwendet werden:
Stellen Sie sich einer Wand gegenüber und stützen Sie sich mit beiden Händen gegen die Wand ab. Gehen Sie mit einem Fuß so weit nach vorne, dass Ihre Zehenspitzen Kontakt mit der Wand haben. Das andere Bein wird nach hinten soweit wie möglich ausgestreckt. Während der ganzen Übung sollten beide Fersen durchgehend Kontakt zum Boden haben. Beugen Sie das Bein, welches an der Wand steht, leicht im Kniegelenk. Sie sollten nun ein Zuggefühl in der Wade und der Fußsohle des nach hinten ausgestreckten Beins spüren. Halten Sie die Position für etwa zwei bis zweieinhalb Minuten und wechseln Sie dann die Seite. 

Eine Weitere Übung mit dem Ziel des Dehnens des Fußsohle und der Bänder in diesem Bereich erklärt sich wie folgt:
Setzen Sie sich auf den Boden mit ihren Beinen vor Ihnen ausgestreckt. Beugen Sie das Bein, mit dem sie anfangen möchten, etwa 90° im Knie. Versuchen Sie, den Fuß so im Sprunggelenk zu heben, dass ihre Fußsohle 90° zum Boden steht. Umgreifen Sie nun mit beiden Händen ihre Zehen und ziehen Sie sie zu sich. Sie sollten ein Zuggefühl im Bereich der Fußsohle, aber keine Schmerzen verspüren. Halten Sie die Position für etwa 15 Sekunden. Entspannen Sie den Fuß für einige Sekunden und Widerholen sie die Übung bis zu viermal. Wechseln Sie anschließend die Seite.

Für weitere Übungen lesen Sie unseren Artikel ,,Morton Neurom- Übungen/Selbsthilfe".

Ursachen

Ursächlich für die Entstehung eines Morton-Neuroms ist eine kontinuierliche Reizung der bindegewebigen Hülle eines Nervs, welche ein überschießendes, kompensatorisches Wachstum mit sich bringt. Zu dieser Reizung kommt es meist durch eine Kombination von vermehrter Belastung und übermäßigem Druck auf die prädisponierten Stellen. Zu einem erhöhten Druck kann es beispielsweise durch unpassendes Schuhwerk kommen. Besonders das Tragen hochhackiger Schuhe, so wie das zu kräftige Schnüren von engen Schuhen kann die Entstehung begünstigen. Weitere Risikofaktoren sind ein verändertes Gangbild, etwa im Rahmen einer Polyneuropathie oder durch eine angeborene Fehlstellung. Hier ist besonders der Spreizfuß für die Entwicklung eines Morton-Neuroms zu nennen. Ebenso ist es möglich, dass das Morton Neurom als Symptom einer anderen Raumforderung im Bereich des Mittelfußes auftritt. Beispielsweise ein persistierender Bluterguss, oder ein anderer, langsam wachsender Weichteiltumor kann zu veränderten Druckbelastungen beim Gehen innerhalb des Mittelfußes führen. Ein unabhängiger Risikofaktor ist das Geschlecht: Frauen erkranken 8- bis 10-mal so oft an einem Morton-Neurom wie Männer. Wie es zu diesem Unterschied in der Geschlechterverteilung kommt, ist nicht endgültig geklärt.

Prognose

Die kurz-/ bis mittelfristige Prognose des Morton-Neuroms ist in der Regel gut. Es stehen mehrere Therapien zur Auswahl, wobei jede dieser Therapien mit einer hohen Wahrscheinlichkeit der Symptomfreiheit einhergeht. Sollte es nach der initial durchgeführten Therapie weiterhin zu Schmerzen und Einschränkungen kommen, kann eine andere Therapie versucht werden. Für die langfristige Prognose ist es entscheidend auslösende Faktoren zu beseitigen. Allgemein sollte Schuhwerk getragen werden, welches wenig Druck auf den Mittelfußbereich auslöst. Liegt begleitend eine Fehlstellung des Fußes vor, welche als ursächlich anzusehen ist, ist es nötig diese zu beheben, damit keine weiteren Neurome entstehen. 

Operation

Eine operative Versorgung ist die invasivste Therapie des Morton Neuroms, kann aber, besonders wenn konservative Ansätze gescheitert sind, eine definitive Versorgung ermöglichen. Die OP kann sowohl in Vollnarkose, als auch Lokalanästhesie durchgeführt werden. Abhängig vom gewählten Narkoseverfahren kann ein Bleiben über Nacht notwendig sein. Die Dauer von Schnitt bis Naht beträgt etwa 30 Minuten. Dabei wird mittels eines etwa 2cm großen Hautschnitts im Bereich des Mittelfußes das Neurom dargestellt und entfernt. Zusätzlich kann der Nerv dekomprimiert werden, in dem ein Band, welches zwischen den Mittelfußknochen verläuft, durchtrennt wird. Danach wird die Haut genäht. Im Anschluss ist eine frühe Mobilisierung, idealerweise unter Anweisung durch einen Physiotherapeuten empfohlen. Des Weiteren werden Schmerzmittel verschrieben. In den Wochen nach der OP wird die Wunde regelmäßig begutachtet. Eine Vollbelastung ist nach etwa 6 Wochen zu erwarten. Nebenwirkungen, die auftreten können, sind unter anderem ein Taubheitsgefühl, eine Zehenfehlstellung durch veränderten Sehnenzug, fortgesetzte Schmerzempfinden trotz Operation und ein sogenanntes „Stumpfneurom“, welches durch Irritation der Nervenenden während der Operation entstehen kann.