Der operative Eingriff fordert seinen Tribut am umliegenden Gewebe des Hüftgelenks. Durch die anfangs minderte Bewegungsqualität und Umfang, bildet sich die dafür zuständige Muskulatur vom Hüftgelenk zurück. Damit das Gelenk nicht versteift, die Muskulatur wieder aufgebaut wird und das Gelenk wieder alltagstauglich belastbar wird, erfolgt nach der Operation an der Hüfte eine Nachbehandlung. Im folgenden ist eine Gliederung der jeweiligen Heilungsphasen und dessen Inhalte. Die medizinische Trainingstherapie ist dabei die aktivste Heilungsphase des Patienten. In dieser Phase ist die Genesung so weit vorangeschritten, dass die Muskulatur durch eine stetige Belastungssteigerung auftrainiert wird. Lesen Sie mehr dazu in dem Artikel MTT-Medizinische Trainingstherapie.
Die Entzündungsphase (0-5 Tag) ist in 2 Phasen aufgeteilt. Die Vaskuläre Phase, welche in den ersten 48h postoperativ stattfindet und anschließend die zelluläre Phase vom 2.-5. Tag.
In der vaskulären Phase kommt es zu einer Invasion von Leukozyten und Makrophagen ins Gewebe. Die Leukozyten sind ein Bestandteil des Immunsystems. Die Makrophagen werden als die Müllverwertung in der Zelle betrachtet. Zuerst beginnen Zellen im Gewebe mit der Verletzung des Gefäßsystems. Dies ermöglicht, dass sauerstoffreiches Blut ins Gewebe kommt, wodurch der der PH-Wert erhöht wird was wiederum den Reiz zur weiteren Wundheilung auslöst. Für die Teilung der Fibroblasten in Myofibroblasten sorgen die aktiven Makrophagen. Diese sind zur Neubildung von Zellen notwendig. Im gleichen Schritt beginnt die Kollagensynthese für das Kollagen Typ 3, welches nur in der Entzündungsphase zu finden ist. Dieser Typ ist vorrangig für den Wundverschluss notwendig und bildet die Grundlage für die weitere Kollagensynthese. In diesen ersten Stunden der Wundheilung sollte keine gezielte Therapie stattfinden. Viel mehr sollte der Patient aus dem Bett mobilisiert werden und Thromboseprophylaxe und kreislaufanregende Maßnahmen mit dem Therapeut durchführen.
In der zellulären Phase ist das Gewebe noch gering belastbar. Es werden weiterhin Myofibroblasten gebildet und das Kollagen Typ 3 schließt immer noch die Wunde. Am Ort der Verletzung sind viele sensible Nozizeptoren zu finden, welche besonders empfindsam im Laufe der Wundheilung sind. Dadurch werden Überlastungen auf das Gewebe vermieden. Das Warnsignal Schmerz sollte vom Körper wahrgenommen werden. Daher sollte in dieser Phase schmerzadaptiert und im spannungsfreien Bereich bewegt/therapiert werden um das Gewebe nicht zu überstrapazieren. Der Patient darf sein Bein im schmerzfreien Bereich bewegen. Zu Beginn bekommt er Gehstützen, die er 2 Wochen zu benutzen hat und während dieser Zeit besteht nur eine Teilbelastung. Eine Anspannung des M. Quadriceps durch das durchdrücken der Kniekehle ist möglich.
Die Proliferationphase erstreckt sich vom 2-5 Tag. Die eigentliche Entzündung sollte bis dahin abgeschlossen sein, die Anzahl von Leukozyten, Makrophagen und Lymphozyten sinkt allmählich. Ab dem 14. Tag sind nur noch Myofibroblasten im neuen Gewebe zu finden. Um die Wunde weiterhin zu stabilisieren, ist die Kollagensynthese und die Myofibroblastenaktivität in dieser Phase entscheidend. Die Belastung sollte auch in dieser Phase im schmerzfreien und spannungsfreien Bereich stattfinden. Ein zu frühes Dehnen und zu intensives mobilisieren sollte weiterhin vermieden werden, da dadurch die Entzündungsphase verlängert wird und ein Schmerzgedächtnis entstehen kann. Durch Weichteiltechniken im BWS Bereich durch den Therapeuten oder als eigenständige Wärmetherapie vom Patienten selber, kann eine Sympathikusdämpfung zur allgemeinen Entspannung erreicht werden. Muskuläre Verspannungen werden somit vermieden. Aufklärungsgespräche über den folgenden Therapieverlauf helfen dem Patienten eine positive Grundeinstellung zu bekommen. Der Patient wird die Bewegung immer weiter steigern können und erste Kräftigungsübungen, wie aufstehen und Hinsetzen vom Stuhl können mit einfließen. Zudem kann an einem Steppbrett das Treppe aufsteigen und absteigen trainiert werden. Wichtig ist auch schon in der Zeit der Wundheilung ein ordentliches Gangbild zu erarbeiten. Das Abrollen über den gesamten Fuß ist dabei besonders zu beachten, damit kein unphysiologisches Gangbild entsteht. In der Gangphase sollte besonders auf eine Hüftstreckung geachtet werden, da eine stetige Verkürzung der Leiste bei einer Hüftbeugekontraktur die Beschwerden in der Hüfte wieder auslösen können.
Die Konsolidierungsphase und Umbauphase erstreckt sich vom 21.-360 Tag. Dabei vermehren sich die Fibroblasten und beginnen mit der Synthese der Grundsubstanz, sodass sich die Elastizität des Gewebes verbessert. Das neugebildete Kollagen wird stärker stabilisiert und vermehrt organisiert. Die Kollagenfasern werden dicker und belastbarer, Kollagenfasern vom Typ 3 werden weiterhin in Typ 1 Fasern umgebaut. Myofribroblasten werden in dieser Heilungsphase nicht mehr benötigt und verschwinden aus dem Gewebe. Bis zum 120. Tag bleibt die Kollagensynthese vermehrt aktiv und hat ca. 85% des Kollagen Typ 3 in Kollagen Typ 1 am 150. Tag umgewandelt. Die Fibroblastenanzahl verringert sich in dieser Heilungsphase stetig. Bewegungen sind endgradig im Gelenk erlaubt und die Belastung kann jetzt gesteigert werden. Die Therapie ist erst erfolgreich abgeschlossen, wenn das Gewebe den Belastungen des Alltags standhalten kann. In der Bewegungstherapie können Geräte aus der medizinischen Trainingstherapie mit einbezogen werden. Die Sportliche Belastung ist meist erst ab dem 3. Monat erlaubt. Als Muskelaufbau dienen die Beinpresse, Abduktoren und Adduktorenmaschine. Kniebeugen und Ausfallschritte können im Verlauf der Wundheilungsphase mit eingebaut werden. Koordinations und Gleichgewichtsübungen auf unebenen Untergründen sind enorm wichtig für die Stabilität im Beckenbereich. Übungen wie das Bridging, Einbeinkniestand und Kniestand sorgen für die Kräftigung im Bereich des Beckens. Übungen am Seilzug in die Abduktion lassen sich sehr gut ausführen, wobei auf ein geringes Gewicht geachtet werden sollte um die Hebelkraft zu vermeiden. Übungen am Stepper zum Auf- und Absteigen zur Erarbeitung der Standkraft und Seitschritte sind sehr effektiv. Weitere Informationen erhalten Sie in dem Artikel Übungen bei einem Hüftimpingement.