Der Klumpfuß ist entweder angeboren, was leider nicht selten vorkommt, oder erworben aufgrund von Störungen der Nervenversorgung. Etwa 1-3 Kinder von 1.000 Neugeborenen kommen mit einem Klumpfuß zur Welt. Jungen sind ungefähr doppelt so häufig betroffen und in 40% der Fälle ist nicht nur ein Fuß, sondern gleich beide Füße betroffen. Die Kennzeichen sind unübersehbar: Der Vorfuß ist stark einwärts gedreht (=Sichelfuß), das Längsgewölbe ist überhöht (=Hohlfuß) und die Ferse ist hochgestellt und zeigt nach innen (=Varusstellung). Zudem haben Betroffene eine sogenannte Klumpfußwade: die Wadenmuskulatur ist verkrümmt und die Achillessehne sehr dünn und verkürzt.
Die Ursachen sind vielfältig und noch nicht alle bekannt. Mediziner unterscheiden zwischen dem angeborenen und dem erworbenen Klumpfuß. Bei einem angeborenen Klumpfuß spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, insbesondere genetische Einflüsse. Eine andere Erklärung lautet, dass die Entwicklung des Fußes während der Schwangerschaft in einem Entwicklungsstadium stehen geblieben ist oder gestört wurde, beispielsweise wenn die Mutter während der Schwangerschaft geraucht hat oder an einer Virusinfektion erkrankt ist. Ein Klumpfuß kann auch durch eine Lageanomalie entstehen, beispielsweise wenn das Wachstum der Beine und Füße bei einer Querlage des Kindes eingeschränkt ist. Besteht längere Zeit ein Fruchtwassermangel oder erleidet das Kind eine frühkindliche Hirnschädigung, entsteht auch oftmals ein Klumpfuß. Der erworbene Klumpfuß ist selten und tritt meist aufgrund einer Verletzung des Unterschenkels, einer Erkrankung an Poliomyelitis (=Kinderlähmung) oder neurologischen Krankheiten wie einer Myelomeningozele (=Fehlbildung des Rückenmarks) auf. Auch eine Durchblutungsstörung der Wadenmuskulatur-Arterie kann einen Klumpfuß auslösen.
Ein Klumpfuß ist eine komplexe Fußfehlstellung, die möglichst schnell behandelt werden muss. Die Physiotherapie nimmt in dem Behandlungsprozess eine entscheidende Rolle ein – sie muss kontinuierlich bis zum Wachstumsabschluss durchgeführt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass der Klumpfuß wieder seine ursprüngliche Fehlstellung einnimmt. Das Hauptziel der Physiotherapie ist es, der Fußfehlstellung soweit entgegen zu wirken, dass das Kind mit gerade Füßen laufen lernen kann bzw. Betroffene ihren Fuß frei und schmerzfrei bewegen können. Dabei geht die Physiotherapie bei Kindern meist nach den Behandlungskonzepten von Vojta oder Bobath vor. Andernfalls orientiert sie sich an der funktionellen, dreidimensionalen Fußtherapie nach Zukunft-Huber. Hierbei wird der Klumpfuß in vier Behandlungsphasen korrigiert. In jeder Phase wird ein anderer Teil der Deformität mit speziellen Korrekturgriffen gedehnt und so korrigiert. Bei Kleinkindern ist es wichtig, dass die Eltern in den Behandlungsprozess mit einbezogen werden. Sie werden von dem Physiotherapeuten angeleitet, damit sie geeignete Übungen auch eigenständig mit ihrem Kind durchführen können. Im weiteren Verlauf dehnt der Physiotherapeut die verkürzten Muskeln, mobilisiert die Fußwurzelgelenke, ergänzt psychomotorische Übungen auf dem Therapiekreisel und Wackelbrett und macht mit dem Betroffenen Übungen, die dem Klumpfuß entgegenwirken und die geschwächte Muskulatur stärken:
1.) Dehnung der Wadenmuskulatur und Achillessehne: Der Betroffene nimmt eine Schrittstellung ein und stützt sich mit beiden Händen gegen eine Wand. Die Füße zeigen möglichst nach vorne. Das Körpergewicht wird auf das vordere, gesunde Bein verlagert und das Knie leicht gebeugt. Das hintere Bein ist gestreckt. Die Ferse des Klumpfußes wird möglichst nach unten gedrückt. 10 Sekunden die Dehnung halten.
2.) Kräftigung der Waden- und Fußmuskulatur: Der Betroffene liegt in Rückenlage und stellt die Beine im 90 Grad Winkel auf. Nun hebt der Betroffene das Gesäß an, bis Becken und Knie auf ungefähr einer Höhe sind. Dann zusätzlich die Fersen abheben. Position kurz halten. 10 Wiederholungen durchführen.
3.) Korrektur der Innenrotation des Klumpfußes: Der Therapeut fixiert ein Theraband von der Seite um den äußeren Rand des Klumpfußes. Das Theraband zieht nun den Klumpfuß noch mehr nach innen. Der Betroffene soll nun aktiv sein Fuß nach außen bewegen. Ausgleichbewegungen mit Knie- oder Hüftbewegungen sind nicht erlaubt.
Ergänzend können Tape-Verbände angelegt werden.
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Kommt ein Kind mit einem Klumpfuß auf die Welt, muss die Behandlung direkt in den ersten Tagen nach der Geburt beginnen. In erster Linie bedeutet dies, dass der Klumpfuß des Säuglings zunächst sanft behandelt wird, um die verkürzten, festen Bänder, Muskeln und Sehnen an der Fußinnenseite, der Fußsohle, der Rückseite des Fußes und der Wade zu dehnen und zu lockern. Dann wird der Klumpfuß gemäß der sogenannten Ponseti-Methode behandelt. Dazu wird der Klumpfuß in eine weitmöglichst korrigierte Stellung gebracht und mit einem Gipsverband von den Zehen bis hin zur Leiste fixiert. Dieser Gips wird zunächst täglich gewechselt, später in wöchentlichen Abständen. Dabei wird die Korrektur des Klumpfußes etappenweise gesteigert. Das Vorgehen klingt schmerzhaft, ist es aber für den Säugling nicht, da dessen Knorpel- und Knochengewebe noch sehr dehnbar ist. Ziel dieser Behandlung ist, dass die falsch stehenden Knochen und Gelenke in die richtige Position gebracht werden. Nur so kann sich ein funktionell guter und schmerzfreier Fuß entwickeln.
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Wenn der Klumpfuß vollständig korrigiert wurde – entweder allein durch die Gipsbehandlung oder mit einer zusätzlichen Achillessehnenverlängerung, wird die Therapie mit speziell angefertigten Schienen fortgesetzt. Der Säugling ist zu dem Zeitpunkt meist 3 Monate alt. Die Schienen sind erforderlich, da der Klumpfuß ohne fortlaufende Behandlung oft wieder auftritt. Somit dienen die Schienen zu einer Rezidivprophylaxe und sind in 90% der Fälle erfolgreich. Sie bestehen aus zwei schuhähnlichen Halterungen, die mit einer Metallschiene verbunden sind. Falls nur ein Fuß betroffen ist, wird der gesunde Fuß in 40° Abduktion (=Abspreizung) und Außenrotation auf der Schiene befestigt. Das entspricht der normalen, gesunden Fußstellung. Der Klumpfuß hingegen wird ca. 70° abgespreizt und nach außen rotiert. Die Schiene muss in den ersten 3 Monaten ununterbrochen getragen werden und darf nur zur Körperpflege und Physiotherapie abgenommen werden. Anschließend muss die Schiene bis zum 4. Lebensjahr noch in den Schlafzeiten des Kindes, nach Möglichkeit 12-14 Stunden täglich getragen werden. Die Kinder brauchen einige Tage zur Eingewöhnung; haben dann aber eine gute Beweglichkeit der Beine und später keine Einschränkungen beim Sitzen oder Laufen lernen. Auch wenn das Kind zunächst weint oder nicht schlafen möchte, darf die Schiene nicht abgenommen werden. Ansonsten ist die Gefahr eines Rückfalls sehr groß!
Wird ein Klumpfuß konsequent behandelt, bleiben meist keine Einschränkungen bestehen. Kleine Unterschiede können sich allerdings in der Fußlänge zeigen, so ist der ehemalige Klumpfuß meist etwas kürzer als der gesunde Fuß. Gegebenenfalls ist auch das Bein auf der Seite des Klumpfußes minimal verkürzt. Auch in der Unterschenkelmuskulatur, insbesondere der Wade zeigen sich Unterschiede im Seitenvergleich: so ist sie auf der Seite des Klumpfußes schwächer. Trotzdem können Betroffene nach der Behandlung meist Konfektionsschuhe tragen und sich sportlich betätigen. Bleibt ein Klumpfuß unbehandelt, hat dies weitreichende Konsequenzen für den Betroffenen. Sie können nur auf dem Fußaußenrand, bzw. in ganz schweren Fällen sogar nur auf dem Fußrücken laufen. Zudem verschlechtert sich der Klumpfuß im Wachstum weiter, sodass die Gelenke sich immer weiter verschieben und die Knochen sich immer mehr verformen. In der Folge verhärten sich die beteiligten Muskeln und der Fuß wird schlimmstenfalls steif. Es können auch schon frühzeitig Arthrosen im oberen und unteren Sprunggelenk auftreten, die eine operative Gelenkversteifung erfordern. Außerdem ist ein Klumpfuß eine komplexe Fehlbildung, die sich auf den gesamten Körper auswirkt.
Bei einem angeborenen Klumpfuß ist eine Operation nur dann erforderlich, wenn die rein konservative Behandlung keinen Erfolg hat oder der Klumpfuß immer wieder auftritt. Meist wird die Operation im Alter von 3 Monaten mit einer minimalinvasive Technik durchgeführt. Das bedeutet, dass der Arzt einen kleinen Stich durch die Haut macht und die Achillessehne durchtrennt. Danach wird der Klumpfuß in optimaler Korrekturstellung für 3-4 Wochen eingegipst. In dieser Zeit wächst die Achillessehne ohne negative Folgen wieder zusammen. Bei einem erworbenen Klumpfuß ist die rein konservative Therapie erfolglos. Es erfolgt ein Hautschnitt von der Innenseite des Großzehes bis zum Außenknöchel. Die Achillessehne muss künstlich verlängert werden, indem sie längs gespalten wird. Danach werden alle Gelenke und Knochen in die richtige Position gebracht. In seltenen Fällen muss eine Muskelverpflanzung oder eine Gelenkversteifung vorgenommen werden. Sind alle Komponenten korrigiert, wird ein Oberschenkelgips angelegt, der noch am gleichen Tag durch einen Kunststoffgips ausgetauscht wird. Danach erfolgen weitere Gipswechsel im Abstand von 2-3 Wochen. Nach 6 Wochen kann der Gips abgenommen und eine Nachtlagerungsschiene getragen werden.
Ergänzend kann eine Motor-Bewegungsschiene zum Einsatz kommen. Diese wird meist ab dem 1-2 Lebensmonat in der Nacht angewandt und hat das Ziel den Klumpfuß passiv zu mobilisieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Zudem sollen Betroffene oft schwimmen gehen, um die Muskeln im Fuß und im Unterschenkel zu trainieren. Bei Übergewicht sollte eine Gewichtsreduktion angestrebt werden, da andernfalls der Klumpfuß zusätzlich belastet wird.
Ein Klumpfuß ist eine häufige Deformität, die unbehandelt zu schwerwiegenden Einschränkungen und Schmerzen führt. Daher ist es elementar frühzeitig mit der Therapie zu beginnen und diese konsequent bis zum Wachstumsabschluss durchzuführen. Bei einem angeborenen Klumpfuß kann die Fußfehlstellung meist rein konservativ behoben werden, bei angeborenem Klumpfuß ist oftmals eine Operation erforderlich.