Ergotherapie gehört zu den Heilmitteln, wie zum Beispiel auch die physikalische Therapie oder auch die Stimm-Sprach-Sprech-Therapie (Logotherapie). Unter Heilmittel versteht man alle Maßnahmen und Behandlungen, die durch einen Therapeuten persönlich erbracht werden. Der Begriff Ergotherapie leitet sich aus dem griechischen Wort „Ergon“ und „Therapeia“ ab. „Ergon“ bedeutet soviel wie Werk, Handlung, Arbeit, Leistung, Beschäftigung oder Kunstwerk und „Therapeia“ kann man mit Dienstleistung, Heilung oder Behandlung übersetzen. Entsprechend definiert sich Ergotherapie darüber, dass sie Menschen jeden Alters in ihrer Handlungsfähigkeit, die entweder eingeschränkt oder von Einschränkungen bedroht ist, zu unterstützen und zu begleiten. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf den Bereich der Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit gelegt.
Das Hauptziel von der Ergotherapie ist es, die Handlungsfähigkeit von Menschen mit Einschränkungen zu erhalten oder wieder herzustellen. Dazu dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassungen und Beratungen durch den Therapeuten. Dabei wird besonders auf persönlich bedeutungsvolle Tätigkeiten geachtet: Die eigenständige Selbstversorgung, das Arbeitsleben und das Ausüben von Hobbys. Dadurch kann ein weiteres Ziel erreicht werden, die Handlungsfähigkeit im Alltag, eine gesellschaftliche Teilhabe und so eine Verbesserung der Lebensqualität des Klienten zu ermöglichen.
Die Ergotherapie findet in ganz verschiedenen Bereichen, die im Folgenden aufgeführt werden, ihre Anwendung.
Im Vergleich zum Ausland, ist es nur in Deutschland möglich Ergotherapeut sowohl durch eine Ausbildung, als auch durch ein Studium zu werden. In allen anderen Ländern findet die Ausbildung zum Ergotherapeuten in Form eines Studiums statt. Erst viel später wurden auch in Deutschland die ersten Bachelorstudiengänge für Ergotherapie angeboten. Aktuell ist die Akademisierung der Ergotherapieausbildung noch in der Erprobung und wird wissenschaftlich begleitet. Etwa 20 % der angehenden Ergotherapeuten studiert Ergotherapie und die restlichen 80 % erlernen den Beruf durch eine Berufsausbildung.
Bei der Ausbildung handelt es sich um eine schulische Ausbildung, die in der Regel an privaten Schulen stattfindet und entsprechend Schulgeld kostet. Der Ausbildungsablauf sieht 18 Monate Unterricht, also Theorie und Praxis in der Schule vor, eine 12- monatige praktische Ausbildung, in externen Einrichtungen, die sich in vier verschiedene Abschnitte gliedern lässt und ca. 3 Monate Prüfungsvorbereitung und Wiederholung, die in einer staatlichen Prüfung mündet. Die Ausbildung dauert also 3 Jahre und setzt mindestens einen Realschulabschluss voraus.
Genau wie bei der Ausbildung hat man bei dem Studium für Ergotherapie die Auswahl zwischen privaten und staatlichen Trägern, wobei auch hier die Privaten überwiegen. Das Studium umfasst 4- 9 Semester und beinhaltet im Vergleich zur Ausbildung eine eher theoretisch orientierte Wissensvermittlung. Nach dem Bachelorabschluss ist es möglich, den Master berufsbegleitend zu machen. Voraussetzung für das Studium ist das Abitur oder das Fachabitur.
Die Vergütung von der Ergotherapie, also von Heilmittelleistungen richtet sich nach den zwischen den Berufsverbänden und der Sozialversicherung vereinbarten Vergütungslisten. Diese Listen geben nicht nur genau die Preise der einzelnen Therapien vor, sondern auch bei welcher Diagnose welchen Mengen von einem Heilmittel im Regelfall zu einer medizinisch angemessenen und wirtschaftlichen Versorgung führen. Die Kosten der Heilbehandlung, also die Vergütung des Therapeuten werden in Deutschland zum Großteil von der gesetzlichen Krankenversicherung getragen. Darüber hinaus übernimmt bestimmte Heilungskosten auch die Unfall- und Rentenversicherung, die Pflegeversicherung oder eine Berufsgenossenschaft. Bei Personen, die von der Versicherungspflicht in Deutschland befreit sind, die also privat versichert sind, wird die Abrechnung von der Krankenversicherung in der Regel übernommen.
Die Gesundheitswirtschaft, also auch die Ergotherapie, gehört zu den beschäftigungswirksamen Wachstumsfeldern. Dies hat mit der Veränderung von der Bevölkerungsstruktur in Deutschland zu tun. Die Menschen haben eine immer höhere Lebenserwartung und zeigen mehr Bereitschaft etwas für die Erhaltung ihrer Gesundheit zu machen. Aus diesem Grund werden immer mehr Fachkräfte aus dem medizinischen Bereich benötigt, entsprechend wächst der Arbeitskräftebedarf an Ergotherapeuten stetig.
Daraus resultiert ein sehr üppiges Stellenangebot. Die Angebote reichen von einem Angestelltenstatus,über die Tätigkeit als freier Mitarbeiter oder eine selbstständige Tätigkeit in einer eigenen Praxis, bis hin zu einer selbstständigen Tätigkeit in einer Gemeinschaftspraxis. Die Stellenangebote können sich in einer ambulanten Versorgung befinden, also in einer Praxis, in Klinikambulanzen oder in Form von einer mobilen Ergotherapie. Darüber hinaus sind Jobs in der Teilstationären Versorgung möglich. Dies beinhaltet Tageskliniken - und Stätten, Werkstätten, Wohnheime, Kindergärten oder Sonderschulen. Des Weiteren existieren auch Stellenangebote in der stationären Versorgung, wie zum Beispiel in Kliniken oder Seniorenheimen.
Bei der Ergotherapieausbildung handelt es sich um eine schulische Ausbildung, die alle drei Lehrjahre nicht vergütet wird. Wenn man als staatlich anerkannter Ergotherapeut tätig ist, liegt das Gehalt monatlich bei ca. 1600 bis ca. 2900 Euro brutto. Die Vergütung kann jedoch je nach Region um mehrere Hundert Euro schwanken, da sie nicht deutschlandweit einheitlich geregelt ist. Die untere Gehaltsangabe findet sich häufig bei privaten Einrichtungen in den Bundesländern wie Thüringen, Sachen, Sachen-Anhalt, Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern. Entsprechend verdienen Ergotherapeuten durchschnittlich in den „alten“ Bundesländern mehr.
Darüber hinaus gibt es auch zwischen den einzelnen Fachbereichen eine Gehaltsdifferenz. Arbeitet man als Ergotherapeut im öffentlichen Dienst, wie zum Beispiel in einem Krankenhaus wird nach einem festen Tarif vergütet. Wenn sich ein Ergotherapeut in einer eigenen Praxis verselbstständigt hat, können die Honorare für eine Behandlung frei verhandelt werden, wodurch evt. mehr verdient werden kann. Des Weiteren lässt sich der monatliche Verdienst durch Fort- und Weiterbildung verbessern.
Während der Ausbildung zum Ergotherapeuten bekommt man Einblicke in jeden Fachbereich, in dem Ergotherapeuten arbeiten können. In der Regel sucht sich der Ergotherapeut nach seiner Ausbildung einen Fachbereich heraus, in dem er arbeiten möchte. Um in diesem Bereich ein Expertenwissen mit hohen Niveau zu erreichen, nehmen Ergotherapeuten zahlreichen Fortbildungen wahr. Seit 2007 gilt für alle niedergelassene Ergotherapeuten sowie für die fachliche Leitung der zugelassenen Einrichtungen oder Zweigstellen eine Fortbildungspflicht. Es existiert ein Punktesystem, nach dem jeder Therapeut innerhalb von vier Jahren 60 Punkte sammeln muss, wobei ein Punkt einer Unterrichtseinheit von 45 Minuten entspricht. Viele Fortbildungen finden am Wochenende statt, es gibt jedoch auch immer wider welche unter der Woche. Sie werden von privaten Institutionen oder auch von Schulen angeboten, die ihre Angebote alle im Internet veröffentlichen.
Ob die Kosten von dem Arbeitgeber getragen werden, ist individuell ganz unterschiedlich. Häufig müssen sie jedoch vom Therapeuten selber übernommen werden. Die Kosten belaufen sich von ca. 150 bis 500 Euro, je nachdem wie lange die Weiterbildung dauert und wie umfangreich sie ist. Immer wieder neue Fortbildungen existieren im Bereich der Neurologie (zum Beispiel: Bobath, Perfetti etc.), da dort viel Wissenschaft betrieben wird und immer wieder neue Erkenntnisse erlangt werden. Darüber hinaus bietet auch die Orthopädie ein großes Spektrum an Weiterbildung. Ein neues Themenfeld für Fortbildungen ist der Bereich der Entspannungstechniken und Achtsamkeitstraining, welche mit fast jedem Klientel durchgeführt werden kann und häufig in der Psychiatrie zum Einsatz kommt