Die Bezeichnung X-Beine aus dem allgemeinen Sprachgebrauch beschreibt das sogenannte Genu valgum. Dabei sind die Kniegelenke jeweils nach innen gewölbt. Schaut man also eine betroffene Person von vorn oder hinten auf die Beine, ist die typische „X-Form“ zu erkennen. Im Kindesalter ist sie noch physiologisch, also normal. Im Erwachsenenalter besteht nicht mehr die Möglichkeit, dass sie sich auswächst, sodass die Fehlstellung therapiert werden sollte, da im schlimmsten Fall nachhaltige Schäden an den Kniegelenken oder an den Hüft- und Sprunggelenken entstehen können.
Säuglinge und Kleinkinder haben im Verlauf ihres Wachstums zunächst eine natürliche O-Bein Stellung, die anschließend in eine X-Bein Stellung übergehen kann. Ab dem 5. Lebensjahr stellt sich die Beinachse in der Regel gerade. Bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern sollte eine Achsenfehlstellung einfach beobachtet werden.
Im Erwachsenenalter können X-Beine aufgrund von angeborenen oder erworbenen Ursachen entstehen. Einige Beispiele sind ein lang anhaltender Vitamin-D-Mangel, Fußfehlstellungen, Unfälle, die die Beine betreffen, Übergewicht und andere Wachstumsstörungen.
Bei keiner Therapie können X-Beine durch die vermehrte Abnutzung der Knie-, Hüft- und Sprunggelenke zu einer vorzeitigen Arthrose führen. Deren Folgen können unter anderem Entzündungen und eine verstärkte und ungleichmäßige Abnutzung im Sprung-, Knie- oder Hüftgelenk sein. Hinzu können Rückenschmerzen durch Haltungsfehler und auch eingeschränkte Leistungsfähigkeit im Sport kommen. Diese sind nicht sehr gefährlich, haben jedoch einen erheblichen Einfluss auf das alltägliche Leben.
Deshalb sollte zu Beginn einer Achsenfehlstellung ihr Fortschreiten durch orthopädische Einlagen und gezieltes Training abgeschwächt werden. Eine Achsenkorrektur mittels Operation kann als letzte Möglichkeit zur Korrektur gesehen werden.
Bei Diagnose der X-Bein-Fehlstellung steht vor allem die klinisch-körperliche Untersuchung im Vordergrund. Dabei zeigt sich, dass der Abstand zwischen den Innenknöcheln an den Fußgelenken vergrößert ist. Gleichzeitig sind die Fußspitzen der Betroffenen oft leicht nach außen rotiert.
Relevant sind auch Fragen nach der alltäglichen Belastung und Einschränkung. Dabei sind Schmerzen und ihr Auftreten-Zeitpunkt sowie Bewegungseinschränkungen und eine dadurch eventuell entstehende Berufsunfähigkeit sehr relevant. Für die X-Bein-Fehlstellung sind Schmerzen am äußeren Rand des Gelenks typisch. Ist die Fehlstellung schon fortgeschritten, kann auch ein umgreifender Bewegungsschmerz entstehen.
Zur Sicherung der Diagnose, vor allem in sehr frühen Stadien, sollte außerdem eine Bildgebung angefertigt werden. Da das Kniegelenk knöchern ist, eignet sich eine Röntgenaufnahme der Kniegelenke, um die Achsen zu vermessen. Die Bildgebung eignet sich dabei zur Therapieplanung (Operation und andere) und auch zur Therapieüberwachung.
Die Therapie von X-Beinen setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Eine wichtige Komponente ist dabei die Kräftigung und Dehnung der Muskulatur. Häufig liegen im Rahmen von X-Beinen muskuläre Dysbalancen vor. Muskuläre Dysbalancen liegen vor, wenn die Muskelgruppen zum Beispiel im Bein nicht gleichmäßig ausgeprägt sind, sondern eine überwiegt.
Neben der Physiotherapie, die wie bereits erwähnt Kraft- und Dehnübungen beinhaltet, gibt es auch die Möglichkeit, orthopädische Einlagen zu verschreiben. Diese sollen die Achsenfehlstellung ausgleichen und so die weitere Abnutzung des Knies und anderer Gelenke verringern.
Bei Vorliegen von Übergewicht sollte dies möglichst in einem normalen Gewichtsbereich reduziert werden, da dieses sich zusätzlich negativ auf die Abnutzung der Kniegelenke auswirken kann.
Sollte die Fehlstellung schon so weit fortgeschritten sein, dass die konservativen Maßnahmen nicht mehr wirken, besteht die Möglichkeit zur Operation. Es handelt sich um eine operative Umstellung der Beinachse.
Durch Kraftübungen allein ist es sehr häufig nicht möglich X-Beine zu korrigieren. Die vollständige Korrektur bedarf einer ganzheitlichen Therapie, die an allen Stellschrauben ansetzt.
Das Training sollte vor allem dazu beitragen, die gesamte Beinmuskulatur zu stabilisieren und Muskelgruppen zu stärken, die der Fehlstellung entgegenwirken können. Insbesondere sollten hier Oberschenkel und Po beachtet werden. Diese werden durch Kniebeugen, Ausfallschritte und Radfahren trainiert. Zudem sollte ein ausgewogenes Krafttraining durch gute Dehnübungen ergänzt werden, diese können dabei unterstützen, verkürzte Muskulatur zu regenerieren. Am besten können Sie sich an eine/n Physiotherapeut/in wenden.
Für weiter Übungen bei Knorpelschaden lesen Sie sich folgenden Artikel durch: ,,Übungen bei einem Knorpelschaden".
Weitere Knieübungen finden Sie hier: ,,Krankengymnastik Übungen Knie".
Die Einlagen bei einer X-Bein-Fehlstellung sollten durch einen ausgebildeten Orthopädie-Techniker/in angefertigt und speziell auf die eigenen Füße angepasst werden.
Bei X-Beinen haben die Einlagen eine Innenranderhöhung, die so dem Abweichen der Kniegelenke nach innen und dem Abweichen der Fußknöchel nach außen entgegenwirken. Der Fuß wird also so gekippt, dass er der Fehlstellung der Beinachse entgegensteht. Die Einlagen sollten konsequent in jedem Schuh getragen und mit einem guten Krafttraining kombiniert werden.
Die Prognose für X-Beine ist nicht pauschal auszusprechen, da sie sehr vom Stadium abhängt, in dem die Therapie begonnen wird. Und zu dem noch von der Konsequenz, mit der die Therapie angewandt wird und dem Alter der entsprechenden Person abhängt. Generell ist ein junges Alter und ein frühes Stadium als günstiger zu betrachten als ein hohes Alter zu Therapiebeginn und/ oder ein spätes Stadium beziehungsweise eine sehr schwere Form der Fehlstellung. Weitere Faktoren, die die Prognose beeinflussen, sind auch die Ursache der Fehlstellung und der Zeitpunkt, wann sie ausgeschaltet wurde oder ob sie überhaupt behoben werden kann.
In dem Fall, dass die X-Beine aufgrund ihrer Ursache oder ihres fortgeschrittenen Stadiums nicht mehr konservativ behandelt werden können, besteht die Möglichkeit zu operieren.
Es handelte sich um eine sogenannte Umstellungsosteotomie. Innerhalb dieses Eingriffs wird die Beinachse so korrigiert, dass sie der geraden Beinachse wieder angenähert wird.
Das Problem bei einer Fehlstellung der Beinachse besteht in der ungleichmäßigen Abnutzung des Gelenkknorpels. Im Fall der X-Beine wird in einem minimalinvasiven Verfahren der Knochen gebogen. Dazu muss er an einer vorher geplanten Stelle angesägt werden. Ist der Knochen dann in der gewünschten Achse, wird der Spalt mit einer Platte fixiert. Im Verlauf stabilisiert sich das Eingriffsgebiet durch das Einwachsen neuen Knochens. So kann sich das Kniegelenk erholen, was jedoch keinen Knorpel zurückbringt, der bereits abgenutzt ist.
Deswegen kann eine Operation bei einer besonders schweren Fehlstellung auch ohne akute Schmerzen oder andere Symptome und ohne eine vorherige konservativen Therapie indiziert sein.
Dass Frauen tendenziell häufiger von X-Beinen betroffen sind als die Männer, liegt an ihrer Anatomie. Insbesondere an der Anatomie ihres Beckens: dies ist oft breiter als das des Mannes. Dadurch kann die normalerweise gerade Beinachse durch den nach innen stehenden Oberschenkelknochen leichter nach innen abweichen.