Der Knochenbruch zählt zu den relativ häufigen Verletzungen in unserer Gesellschaft. Viele Ursachen und Erscheinungsarten und somit auch Behandlungsarten existieren. Die Operation von einem einfachen Knochenbruch zählt heutzutage zu den Routineeingriffen und hat mit einer angemessenen physiotherapeutischen Nachbehandlung in der Regel gute Heilungschancen.
Die physiotherapeutische Nachbehandlung/Krankengymnastik nach einem Knochenbruch richtet sich nach der aktuellen Wundheilungsphase sowie den individuellen Beschwerden und auch Fähigkeiten des Patienten. Ob operiert oder nicht, zunächst muss der Knochen entlastet und ruhiggestellt werden, um ihm eine Chance zum korrekten Zusammenwachsen zu geben.
Ruhigstellung bedeutet nicht, wochenlang ohne jegliche Bewegung im Bett zu liegen! Auch in dieser Phase der Krankengymnastik nach einem Knochenbruch benötigt die Struktur angemessene Reize, um zur Regenration angekurbelt zu werden. Schon in der Entlastungsphase beginnen isometrische Kräftigungsübungen aus der Krankengymnastik, das Verhindern vom Masseabbau der Muskulatur. Auch umliegende Gelenke müssen ständig bewegt werden, zum einen um eine Versteifung zu verhindern, zum anderen zur Prophylaxe von einer Thrombose- und Dekubitusentwicklung (eine Thrombose bezeichnet das Verstopfen eines Blutgefäßes und ein Dekubitus ist das Absterben von Haut- und Bindegewebszellen, wenn eine Stelle durch langes liegen einem ständigen Druck und verminderter Durchblutung ausgesetzt ist). Durchblutung und Kreislauf sollten immer aufrecht gehalten werden, dies wirkt sich nur positiv auf die physiologische Wundheilung aus.
Mit Therabändern können auch im Krankenhausbett einfach Kräftigungsübungen aus der Krankengymnastik für den ganzen Körper durchgeführt werden.
Sobald es dem Patienten möglich ist aufzustehen, sollte dies auch getan werden um die Krankengymnastik effektiver zu gestalten.
Es sollte mit Geduld trainiert werden, auf den Körper gehört werden und niemals Schmerzen ignoriert werden. Kleine Fortschritte zeigen Ihnen, dass es stetig bergauf geht. Eine Aufklärung des Patienten und Miteinbezug seiner individuellen Fähigkeiten sind unumgänglich.
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Die Krankengymnastik am Gerät (KGG) hat den Vorteil, dass die betroffenen Körperteile gezielt trainiert und die Belastung kontrolliert gesteigert werden kann. Knochen brauchen Belastung, um zu wachsen und um heilen zu können, deshalb ist die KGG, sobald der Knochenbruch belastungsstabil ist, eine sehr sinnvolle Ergänzung in der Therapie.
Zu den häufigsten Knochenbrüchen beim Erwachsenen zählen die distale Radiusfraktur, beispielsweise nach einem Sturz, oder ein Bruch des Oberarmknochens. Dabei ist zum Beispiel das Training am Rudergerät, am Latzug und am Seilzug zur Kräftigung der Unter- und Oberarme und der Schulter- und Rückenmuskulatur sinnvoll.
Bei Knochenbrüchen im Bereich der Beine, wie beim Oberschenkelhalsbruch, beim Bruch des Unterschenkels oder bei einem Bruch in der Nähe des Sprunggelenks kann an der Beinpresse trainiert werden. Auch das Üben von Kniebeugen mit Gewichten, zum Beispiel mit einer Kettlebell und das Training an einem Rückentrainer für den unteren Rücken ist sinnvoll.
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Mittels Massage- und Faszientechniken, können durch die Verletzung und den operativen Eingriff verhärtete Muskeln entspannt werden. Unterstützend zur Schwellungsreduktion mittels manueller Lymphdrainage, kann die betroffene Stelle gekühlt werden. Achtung jedoch vor Unterkühlung und Störung der Durchblutung und somit der Wundheilung. Das an den gebrochenen Knochen angrenzende Gelenk wird zunächst vom Physiotherapeuten passiv bewegt, bis der Patient wieder in der Lage ist, selbst aktiv zu werden.
Bereits in den ersten Wochen nach einem Knochenbruch kann mit einer Massagebehandlung und der Mobilisation der Faszien im betroffenen Körperabschnitt begonnen werden. Eine Ausnahme davon bildet eine konservative Versorgung des Knochenbruchs mit einem Gips, da das Behandlungsgebiet meist durch den Gips verdeckt wird. Massagen und Faszientechniken können in diesem Fall nur weiter entfernt vom Ort des Knochenbruchs angewendet werden.
Nach einem Knochenbruch und seiner meist operativen Versorgung treten oft Begleitsymptome wie ein Ödem, also eine Wassereinlagerung und Schwellung im Gewebe, Muskelverspannungen im betroffenen Körperabschnitt und eine eingeschränkte Beweglichkeit der Gelenke auf. Massagen und Faszientechniken können diese Begleitsymptome lindern, der Stoffwechsel des Gewebes wird angeregt und dadurch kann der Heilungsprozess beschleunigt werden.
Außerdem trägt die Behandlung als Ergänzung zur Physiotherapie dazu bei, die Wiederherstellung der Funktion des betroffenen Körperteils zu unterstützen. Meist dauert eine Behandlung 20 Minuten und ein Standartrezept für Massagen sieht als Optimum zweimal wöchentlich eine Behandlung vor. Es ist sinnvoll, mindestens einen Tag Pause zwischen zwei Behandlungseinheiten zu lassen, damit sich das Gewebe regenerieren kann.
Bei einem Knochenbruch mit ausgeprägter Schwellung durch Wassereinlagerung ins Gewebe ist die Anwendung der manuellen Lymphdrainage sinnvoll. Hierbei wird die Lymphe, also das Gewebswasser, mit sanften Grifftechniken in Richtung der großen Lymphknoten und -abflussbahnen bewegt, um den Abfluss anzuregen und die Schwellung des Gewebes zu reduzieren. Dies kann zur Schmerzreduktion, zur Verbesserung der Beweglichkeit und zu einer schnelleren Wiederherstellung der Funktion führen.
Wie oft die manuelle Lymphdrainage angewendet wird und wie lang eine Behandlung dauert, hängt von dem Ausmaß des Lymphödems ab. Meist dauert eine Behandlung zwischen 45 und 60 Minuten und wird mindestens zwei Mal die Woche durchgeführt.
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Existieren nur zwei Frakturteile, welche noch sehr nah aneinander liegen, besteht die Möglichkeit, dass diese durch Ruhigstellung im Gips und anschließend angemessene Belastungsreize ohne Operation wieder zusammenwachsen. In allen anderen Fällen werden die Frakturteile durch verschiedene Operationsmethoden (Nagel, Schrauben, Platte, Fixateur Externe,…) wieder miteinander verbunden und in ihre physiologische Position gebracht, sodass der Knochen die Chance hat, wieder zusammenzuwachsen.
Die Wundheilung im Körper lässt sich für alle Wunden und Verletzungen in verschiedene Stadien einteilen, an welchen sich auch die Therapie/Krankengymnastik orientiert. Je nach verletzter Struktur variiert die Dauer der einzelnen Phasen. Zum Beispiel heilt gut durchblutetes Körpergewebe sehr viel schneller als wenig durchblutetes. Generelle Wundheilungsphasen sind als erstes die Entzündungsphase, anschließend die Proliferationsphase, in welcher neues Gewebe entsteht und abschließend die Umbauphase, in welcher sich das Gewebe festigt und nach und nach die ursprüngliche Funktion zurückkehrt.
Eine allgemeine Prognose zu stellen ist nicht möglich, da zu viele Frakturorte und Typen existieren. Jedoch gibt es heutzutage ebenso vielfältige und gute Versorgungsmöglichkeiten und therapeutische Nachbehandlungskonzepte (unter anderem die Krankengymnastik), dass in den meisten Fällen eine uneingeschränkte Funktion wieder hergestellt werden kann. Problematischer sind Knochenbrüche mit Gelenkbeteiligung, doch auch diese lassen sich operieren, therapieren und in ihrer Funktion wieder herstellen.
Beim Knochen handelt es sich um eine sehr feste, harte und stabile Form von Bindegewebe. Im Körper existieren etwa 200 Knochen, welche in ihrer Gesamtheit das menschliche Skelett bilden. Diese unterscheiden sich in ihrem Aufbau, Aussehen und ihrer Funktion. Zum einen gibt es die langen Röhrenknochen an Armen und Beinen, platte Knochen wie das Schulterblatt, die kleinen Fuß- und Handknochen, Sesambeine wie die Kniescheibe, welche eine Hebelwirkung in der Kraftverteilung haben, und spezielle Knochen wie die Wirbelkörper, welche die Wirbelsäule bilden oder auch die holen Schädelknochen.
Der einzelne Knochen ist von außen nach innen wie folgt aufgebaut: die äußerste Schicht bildet die Knochenhaut, das sogenannte Periost, darunter befindet sich eine harte kompakte Rindenschicht (Kompakta), welcher sich das schwammartige Knochengewebe (Spongiosa) anschließt. In der Mitte befinden sich die Knochenmarkshöhle und das Knochenmark. Die einzelnen Knochen sind verbunden über Gelenke – echte oder unechte. Durch diesen Aufbau wird dem stabilen Skelett und somit dem Körper seine Beweglichkeit ermöglicht.
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Als Knochenbruch, in der Medizin Fraktur genannt, wird die Unterbrechung eines Knochens bezeichnet. Es existieren etliche verschiedene Typen, Einteilungen, Behandlungsverfahren und Ursachen. In den meisten Fällen liegt ursächlich eine von außen kommende Gewalteinwirkung vor, welche auch ein Sturz oder eine Stauchung sein kann, oder der Knochen ist stark vorbelastet und es findet eine Spontan- oder Stressfraktur statt. Auch ein Mangel an Knochenmasse, wie bei Osteoporose kann zu einer Fraktur/Knochenbruch führen. Beim Knochenbruch kann es zu einer einfachen Unterbrechung des Knochens kommen, es entstehen also zwei Frakturteile oder aber zu einer Mehr- bis Trümmerfraktur. Je mehr Frakturteile entstehen und desto weiter diese voneinander entfernt liegen, umso komplizierte ist die Wiederherstellung und Heilung. Typische Symptome eines Knochenbruchs sind eine unnormale Form, starke Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung.
Bei einem offenen Knochenbruch ragt ein Frakturteil aus der Haut heraus. Komplikationen bei einem Knochenbruch, können in Mitleidenschaft gezogenen Nerven, Gefäße, Weichteile oder Gelenksstrukturen sein. Während der Heilung kann die Gefahr einer so genannten Pseudarthrose auftreten. Das heißt, dass der Spalt nicht richtig zusammenwächst und sich ein Falschgelenk bildet, welches die Stabilität des Knochens beeinträchtigen kann. Die Verletzung von Nerven kann Ausfälle oder Beeinträchtigungen im Gefühl von Körperteilen (sensibel) oder in der Bewegungsausführung (motorisch) hervorrufen, da die Reizweiterleitung unterbrochen oder behindert wird.
Wie alles im Körper haben auch Nerven die Fähigkeit wieder zu wachsen und zu heilen, dies ist jedoch ein sehr langsamer und für den Patienten belastender Prozess. Sind Gefäße mitverletzt und die Durchblutung unterbrochen, besteht die Gefahr, dass Zellen nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden und absterben. Auch durch einen zu engen Gips während der Behandlung können Gefäße und Nerven geschädigt werden. Eine sensible und motorische Prüfung ist somit wiederholt im Heilungsverlauf durchzuführen. Besonders bei einem offenen Knochenbruch besteht außerdem ein großes Infektionsrisiko, dass also Bakterien von außen in die Wunde und den Körper eindringen.
Um einen Knochen gesund zu halten ist Bewegung und physiologische Belastung das absolute A und O. Der Körper passt sich ständig den äußeren Bedingungen an: was gefördert wird, wird aufgebaut, was nicht benötigt wird, wird abgebaut – so auch die Knochenmasse. Täglich etwas Bewegung und Sport, dazu eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung schützen den Knochen. Calcium und Vitamin D sind ausschlaggebend für die Stabilität, also die Joggingrunde vom Laufband im Fitnessstudio lieber ins Freie verlegen, ein paar Sonnenstrahlen einfangen und die Vitamin D – Produktion im Körper ankurbeln. So bleiben oder werden Ihre Knochen stark und belastbar.
Ein Knochenbruch ist eine relativ häufig auftretende Verletzung, die jedoch dank routinierter Operationsverfahren im Normalfall einen positiven Heilungsverlauf hat. Für jede Lokalisation gibt es eine Reihe von Übungen aus der Krankengymnastik, die den Körper und den Knochen in seiner Regeneration unterstützen. Von der Neubildung vorübergehender Knochensubstanz bis zum ausgehärteten stabilen Knochen dauert es eine geraume Zeit, doch stehen die Chancen im Grunde gut, zur ursprünglichen Funktion zurückzukehren. Geduld und Eigeninitiative zum Üben, sowie eine gesunde Lebensweise helfen einem positiven Verlauf.