Die Ursachen für eine Polyneuropathie können vielseitig sein. Letzten Endes kommt es zu einer Schädigung der peripheren Nerven und in Folge dessen zu einem Sensibiltätsverlust, Kribbelparästhesien oder sogar zu Lähmungserscheinungen. In Deutschland und anderen westlichen Ländern wird die Polyneuropathie (PNP) am häufigsten durch Diabetes mellitus und übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöst. Weitere Ursachen können Vergiftungen mit Schwermetallen, Lösungsmitteln oder Medikamenten sein. Auch entzündliche Erkrankungen oder Infektionen (Borreliose, Diphterie, HIV) können zu einer PNP führen. Es gibt weiterhin erbliche Formen der Polyneuropathie (hereditäre motorisch-senisble Neuropathie). In seltenen Fällen kann auch eine Schwangerschaft eine PNP auslösen.
Durch die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus kann es bei einer schlechten medikamentösen Einstellung zu erhöhten Blutzuckerwerten kommen. Dieser Zucker verändert die Blutzusammensetzung und kann besonders in kleinen Gefäßen zu Schäden führen. Nervengewebe reagiert sehr sensibel auf Mangelernährung und ist auf eine kontinuierliche Durchblutung angewiesen. Kommt es durch den Diabetes zu Durchblutungsstörungen können die peripheren Nerven dauerhaft geschädigt werden. Es entsteht eine Polyneuropathie. Meist tritt diese zunächst durch Missenpfindungen in den distalen Extremitäten auf (am weitesten vom Körperzentrum entfernt), da hier die Durchblutung ohnehin meist schlechter als in der Körpermitte ist. An den Füßen und Zehen kann ein Kribbeln auftreten, es kann ebenso zur Taubheit kommen. Besonders störend ist dies beim Gang („man läuft wie auf rohen Eiern“), aber auch kleine Verletzungen z.B: bei der Fußpflege werden nicht mehr wahrgenommen. Da bei Diabetes die Wundheilung ebenfalls gestört sein kann, ist dies ein ernst zu nehmendes Problem, weswegen viele Diabetes Patienten zur medizinischen Fußpflege gehen, um eventuelle Verletzungen zu verhindern. Zusätzlich zu den klassischen Missempfindungen der Polyneurophatie können bei der diabetischen Polyneurophathie auch noch Symptome wie „burning feet“ (brennende Füße) oder restless legs“ (Unruhegefühl und Bewegedrang der Beine) auftreten.
Die Physiotherapie ist bei einer Polyneuropathie sehr wichtig. Daher empfehlen wir Ihnen für weitere Informationen unsere Seite zu: Physiotherapie bei Polyneuropathie
Alkohol ist ein toxisches Zellgift, welches für alle Zellen im Körper schädlich ist und sich daher auch im Bereich der peripheren Nerven äußert. Durch Alkohol werden Zellen geschädigt. Nervengewebe ist sehr sensibel und leidet besonders darunter. So kann es zum Untergang peripherer Nerven und zur Polyneurophatie kommen. Zusätzlich kann es bei Alkoholikern nicht selten begleitend zu einer Mangelernährung kommen, bei der nicht ausreichend Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente, aber auch Eiweiße zu sich genommen werden. Hierdurch können Nerven ebenfalls leiden. Es kommt beginnend zu Missempfindungen vor allem in den Füßen und gegenenfalls zu brennenden Schmerzen oder Krämpfen in den Waden. Die Schädigungen betreffen seltener die Hände. Neben der Sensibilität kann auch die Motorik betroffen sein. Außerdem leidet der Lagesinn der Patienten, was mit für das bei Alkoholikern typische breite unsichere Gangbild verantworltich ist.
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Bei Infektionskrankheiten unterscheidet man bakterielle von viralen Infektionen. Zu den bakteriellen Infektionskrankheiten, die am häufigsten im Bezug zur PNP genannt wird, ist die Borreliose zu nennen. Die Borrelien werden z.B. durch Zecken übertragen und können im Verlauf zu einer Polyneuropahtie führen, weswegen Zeckenbisse gut beobachtet und vom Facharzt behandelt werden sollten. Virusinfektionen die eine PNP verursachen können sind unter anderem HIV, oder auch der Zytomegalievirus. In selteneren Fällen kann auch eine Influenza-Infektion zu einer PNP führen.
Bei einem Zeckenbiss können Borellien, die Erreger der Borelliose, in den Wirt (z.B. Mensch) gelangen. Dies kann erst nach einer Saugzeit von ca. 12 Stunden geschehen, wesewegen das rasche und vollständige Entfernen der Zecke immer noch die einzige Prophylaxe einer Borellien-Infektion ist. Eine Impfung wie bei FSME gibt es nicht. Sind die Borellien im Wird angelangt, gelangen diese über die Haut und Blutbahn zu den Nerven und können diesen entzünden. Neben den peripheren Nerven und den Nervenwurzeln (Radikulitis) können auch Hirnnerven (N. facialis) betroffen sein. Es kommt zu Schmerzen, Lähmungen und Senisbilitätsstörungen im betroffenen Gebiet
Gifte, die häufig für eine Polyneuropathie verantworltich sind, sind vor allem in Lösungsmitteln und Farben vorhanden. Neben Stoffen wie n-Hexan, n-Heptan, Ethanol, Benzol, Styrol, Xylol sind auch Arsen, Blei und Thallium für Nervenschädigungen verantwortlich zu machen. Kontakt zu diesen Substanzen kann dauerhaft periphere Nerven schädigen und zu den klassischen Symptomen einer PNP führen. Inhaltsstoffe von Medikamenten sind zum Teil ebenfalls toxisch für Nerven, so sind Schäden der peripheren Nerven klassische Nebenwirkungen einer Chemotherapie und Bestrahlung.
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Eine Chemotherapie richtet sich gegen Krebszellen und soll deren Vermehrung verhindern, indem die Zellteilung gestört wird (Cytostatika). Nervenzellen sind sehr empfindlich gegenüber Noxen (Stoff mit schädigender Wirkung) und werden durch die Cytostatika der Chemotherapie ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Es kann zu Verletzungen der peripheren Nerven kommen und zu Kribbel- und Missempfindungen bis hin zum Verlust des Lagesinns. Es sollte bei entsprechenden Symptomen Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden. Meist regenerieren sich die Nerven nach Abschluss der Chemo langsam wieder. Therapien wie Physiotherapie oder Elektrotherapie können ergänzend eingesetzt werden.
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In Folge von Stoffwechselerkrankungen kann es mit unter auch zur Schädigung peripherer Nerven kommen. Zu nennen sind hier Funktionsstörungen der Leber (z.B. bei einer Leberzirrhose, Hepatitis B,C etc.), Erkrankungen der Nieren (urämische Polyneuropathie durch anfallende Abfallprodukte im Körper bei mangelnder Nierenfunktion) oder auch Schilddrüsenerkrankungen. Durch die Schilddrüsenfunktionsstörung können Symptome ähnlich wie bei einer Mangelernährung auftreten. Nervengewebe wird nicht ausreichend versorgt und es kann zur Polyneuropathie kommen.
Ursächlich für eine Polyneuropathie können auch Erbkrankheiten sein, bei denen die peripheren Nerven nicht richtig ausgebildet sind, oder degenerieren (sich zurückbilden). Man spricht von heriditären motorisch-sensiblen Neuropathien (HMSN). Zu nennen ist hierbei die Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung (CMT), die auch heriditäre motorisch-senisble Neuropathie (Typ1) genannt wird. Etwa 4 von 10 000 Menschen leiden an dieser Erbkrankheit. Es kommt zu Mutationen in bestimmten Genen auf bestimmten Chromosomen, die für die Erkrankung spezifisch sind und zu entsprechenden Symptomen führen können. Die Erkrankung folgt in den meisten Fällen einem autosomal dominanten Erbgang. Das heißt ein mutiertes Gen ist ausreichend, um an der Erkrankung zu leiden. Ein erkrankter Patient gibt mit 50% Wahrscheinlichkeit das Gen an seine Nachkommen weiter. Gesunde Patienten können das Gen nicht weiter geben, es besteht aber ein gewisses Risiko für so genannte Neumutationen, das heißt, dass die Krankheit sich durch Mutationen der bereits befruchteten Eizelle manifestiert, ohne dass die Eltern selbst Genträger waren. In der Regel entwickeln sich hereditäre Neuropathien langsam progredient. Erste Symptome treten in der Regel in der 2-3. Lebensdekade (20.-30. Lebensalter) auf.
Mangelernährung ist in unserem Umfeld selten ein Grund für eine Polyneuropathie, allerdings kann es zum Beispiel bei Annorexie (Magersucht) oder Bulimi zu schweren Mangelerscheinungen kommen, die die Nervenzellen schädigen. Auch bei der Einnahme bestimmter Medikamente, oder bei bestimmten Erkrankungen des Magen-Darm-Trankts kann es zu Aufnahmestörungen bestimmter Nährstoffe kommen. Besonders problematisch ist der Vitaminmangel (z.B B-Vitamine und gegebenenfalls D Vitamine), der zur entsprechenden Verletzung der Nerven führen kann. In Entwicklungsländern ist Ernährungsmangel neben Infektionskrankheiten eine der häufigsten Ursachen für eine PNP.
Eine Polyneuropahtie kann nicht einzig durch Stress hervorgerufen werden, nichtdestotrotz können Nervenschmerzen durch anhaltenden Stress auftreten. Diese Neuralgien werden durch entspannende Verfahren, wie Akupunktur, Osteopathie aber auch medikamentös behandelt. Stress ist ein bedeutender und belastender Faktor für unser Immunsystem. Bei Autoimmunerkrankungen, die die Nerven schädigen, sollte auf einen ausgeglichenen Lebensstil geachtet werden, um eine Verschlechterung der Symptomatik zu verhindern.
In den meisten Fällen äußert sich eine Polyneuropathie zunächst in den am weitesten abgelegenen Regionen des Körpers, also in den Füßen oder den Fingern. Füße sind in der Regel häufiger betroffen. Die Durchblutung ist hier deutlich schlechter, als in anderen Regionen, sodass sich Noxen, Stoffwechselabfallprodukte oder Durchblutungsstörungen besonders dort äußern. Es kommt zur Nervenschädigung und zu entsprechenden Symptomen, wie Kribbeln, Taubheit oder Brennen. Besonders bei Erkrankungen wie Diabetes können diese Missempfindungen zu kleinen Verletzungen führen und es entstehen schlecht heilende Wunden. Solche Wunden sind gefürchtet und sollten vermieden werden, weswegen eine genaue Untersuchung wichtig ist. Auch andere Polyneuropathieformen äußern sich häufig zu Beginn an den Füßen und gehen nicht selten mit Gangunsicherheiten oder einer Fallneigung einher.
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Meist tritt eine Polyneuropathie zu Beginn in den Nervenendigungen auf. An den Beinen fällt eine Polyneurophatie durch Muskelschwäche oder Krämpfe auf. Häufig betroffen von solchen Symptomen sind Patienten mit einer alkoholischen oder diabetischen PNP. Man spricht von burning feet oder restless legs (Unruhegefühl und Bewegungsdrang der Beine). Besonders bei Alkoholikern fällt die Atrophie, also der Abbau der Wadenmuskulatur, in Folge der Schädigung der motorischen Beinnerven auf. Bei Alkoholikern tritt die Polyneuropathie häufig symmetrisch auf. In schweren Fällen kann die Lähmung der peripheren Nerven auch die Stand und Gangfähigkeit einschränken. Durch die Missempfindungen kommt es zu einem typischen breitbasigem, unsicheren Gangbild. An den Beinen treten die Symptome auf Grund der hydrotstatischen Wirkung auf den Stoffwechsel schneller auf. Das Blut neigt dazu in den Beinen zu versacken und Abfallprodukte oder Noxen sammeln sich in den Beinen an. Es kommt lokal zur Nervenschädigung. Fußhebeproblematiken, Krämpfe und Sensibiltätsstörungen z.B. in der Wadenregion. Hier sind häufige Symptome bei einer PNP in den Beinen.
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Weitere Ursachen für eine Polyneuropathie können neben Stoffwechselerkrankungen, heriditären noxisch-toxischen Einwirkungen oder Borrellioseerregern auch andere Infektionskrankheiten sein. In Entwicklungsländern ist neben der oben genannten Mangelernährung die Lepra-Erkrankung eine häufige Ursache für eine Polyneurophatie. In unseren Breiten sollte bei einer ungeklärten Ursache für eine PNP auch eine HIV Infektion oder eine tumoröse Erkrankung abgeklärt werden. Eine nicht seltene Ursache für eine mitunter schwere Polyneuropathie ist die sogenannte Critical Illness PNP (CIP). Nach einer längerfristigen intensivmedizinischen Versorgung z.B. mit Beatmung kann es durch nicht geklärte Umstände zu einer schweren PNP kommen. Patienten können mitunter eine vollständige Tetraplegie aufweisen (motorische Lähmung von Armen und Beinen). Durch Physiotherapie, Elektrotherapie und andere begleitende Maßnahmen wird die PNP behandelt. Eine spontane, aber langsame Remission nach Beendigung der intensivmedizinischen Versorgung ist häufig.
Die Physiotherapie ist bei einer Polyneuropathie sehr wichtig. Daher empfehlen wir Ihnen für weitere Informationen unsere Seite zu: Physiotherapie bei Polyneuropathie
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