Die Akupunktur ist eine alte chinesische Heilmethode. Erste Berichte stammen aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. In Europa hat sie sich aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbreitet. Das könnte u.a. daran liegen, dass die wörtliche Übersetzung der lateinischen Bezeichnung Akupunktur acus (=Nadel) und punctio (=stechen), ziemlich schmerzhaft klingt. Tatsächlich spürt der Patient kaum etwas, wenn die sehr feinen, sterilen Nadeln in das Gewebe gestochen werden. Die Methode basiert nicht auf dem westlichen Wissen über die Anatomie des Menschen, sondern orientiert sich an der traditionellen chinesischen Vorstellung vom Körper. Laut dieser wird der Mensch von der Lebensenergie Qi durchströmt. Bei Funktionsstörungen oder Schmerzen ist das Qi blockiert. Das gezielte Setzen von Nadeln in die sogenannten Akupunkturpunkte aktiviert körpereigene Selbstheilungskräfte, sodass die Qi-Energie wieder frei fließen kann. Was genau während der Akupunktur im Körper geschieht, ist schulmedizinisch noch unklar. Vermutet wird eine vermehrte Ausschüttung von schmerzlindernder und stimmungsaufhellender Transmitter im Gehirn. Die Weltgesundheitsorganisation hat mittlerweile 40 Krankheitsbilder identifiziert, bei denen Akupunktur Erfolg verspricht; darunter Rückenschmerzen, Arthrose, Allergien und Magen-Darm-Erkrankungen.
Mehr Informationen hierzu erhalten Sie unter: Traditionelle chinesische Medizin - Hilft sie wirklich?, Craniosacrale Therapie
Akupunkturpunkte in der traditionellen chinesischen Medizin sind bestimmte Stellen am Körper, die in Verbindung zu den Organfunktionen und der Lebensenergie Qi stehen. Aus diesem Grund spricht man auch von den sogenannten Energiepunkten. Klassischerweise verwendet die Akupunktur 365 Punkte. Jeder einzelne hat je nach Lokalisation, Eigenschaften, Gebrauch und Kombination mit anderen Akupunkturpunkten eine andere Funktion. Die Akupunkturpunkte sind nicht willkürlich auf dem ganzen Körper verteilt, sondern befinden sich auf den sogenannten Meridianen (Leitungsbahnen der Lebensenergie). Somit sind alle Akupunkturpunkte durch ein energetisches Netz verbunden. Wo die Punkte genau lokalisiert sind, wird mit den Maßen des Patienten, z.B. mit dessen Handbreite, bestimmt. Die einzelnen Meridiane beziehen sich auf die einzelnen Organe, sodass durch die Akupunkturpunkte direkt Einfluss auf den Organzustand genommen wird. Je nach Stimulationstechnik, wie z.B. Bewegen der Nadel, Anklopfen, oder Rotieren und Verweildauer der Nadeln, erfolgt eine Tonisierung (bei chronischen Krankheiten) oder Sedierung (bei akuten Krankheiten).
Die Akupunktur am Ohr wird schon seit mehreren tausenden Jahren durchgeführt. Aber erst durch den französischen Arzt Dr. P. Nogier wurde sie weiterentwickelt und 1965 in Marseille veröffentlicht. Seitdem ist die sogenannte Aurikulotherapie eine eigenständige Akupunkturform. Sie beruht auf der Somatotopie (Soma= Körper, tops= Ort), d.h., dass verschiedene Ohrregionen bestimmte Körperorgane repräsentieren. Der Hintergrund dieses Prinzips liegt in der Entwicklung des Embryos, denn das Ohr entsteht aus einer Ausstülpung des Gehirns. Das bedeutet, dass die Ohrmuschel den gesamten Körper abbildet. Die Regionen sind für jeden Mensch gleich, trotzdem muss jedes Ohr individuell betrachtet und behandelt werden. Liegt nun eine Funktionsstörung, z.B. in einem Organ vor, reagiert der korrespondierende Akupunkturpunkt empfindlich und ist für den Patienten meist schmerzhaft. Daher eignet sich die Aurikulotherapie auch zur genauen Diagnostik. Mittlerweile sind über 200 dicht nebeneinander liegenden Akupunkturpunkte am Ohr bekannt, u.a. der Antidepressions- oder der Antiagressionspunkt. Durch die Stimulierung mit Nadeln werden im Gehirn Transmitter ausgeschüttet, die Regulationsmechanismen im Körper aktivieren, um Störungen zu beheben. Außerdem ist die Ohrmuschel direkt mit dem zentralen Nervensystem verbunden. Daher eignet sich die Akupunktur am Ohr besonders gut zur Schmerz- und Suchtbehandlung. Aber auch zur Behandlung von Allergien, neurologischen oder gastroenterologischen Erkrankungen ist sie empfehlenswert.
Für die Geburtsvorbereitung wird mit der Akupunktur ab der 36. Schwangerschaftswoche mit 1-2 Behandlungen pro Woche begonnen. Eine Sitzung kostet durchschnittlich 20€ und dauert um die 20 Minuten. Die Kosten werden nicht von der Krankenkasse übernommen. Dennoch setzten mittlerweile 1/3 der Schwangeren auf Akupunktur. Es ist erwiesen, dass die vorbereitende Akupunktur die Geburtsdauer verkürzt. Folgende Akupunkturpunkte werden beidseitig punktiert: jene an der äußeren Seite der kleinen Zehe, im Bereich des Innenknöchels des Fußes, an der oberen seitlichen Wade, und unterhalb des Knies. Die Punktion unterstützt den Muttermund und den Gebärmutterhals bei ihrer Reifung, sodass die Geburtswehen gezielter und effektiver auf den Muttermund einwirken können. Zusätzlich kann ein spezieller Kopfpunkt stimuliert werden, welcher eine beruhigende Wirkung hat und Ängste lösen kann. Auch andere Schwangerschaftsleiden, wie z.B. Schwangerschaftsübelkeit, Fehllagen des Kindes oder Schlafstörungen können positiv beeinflusst werden. Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Akupunktur in der Schwangerschaft
Die Kosten für eine Sitzung Akupunktur belaufen sich je nach Behandlungsdauer und Aufwand auf 20-80€. Findet die Behandlung im Rahmen einer Schmerztherapie der Lendenwirbelsäule oder einer Kniegelenksarthrose statt, übernehmen die Kosten die gesetzlichen Krankenkassen. Allerdings muss die Behandlung durch einen Arzt mit entsprechender Zusatzqualifikation und nicht durch einen Heilpraktiker erfolgen. 10-15 Sitzungen innerhalb eines Jahres werden dann übernommen; anschließend muss ein Jahr pausiert werden. Bei anderen Krankheitsbildern wird die Akupunkturbehandlung als sogenannte Igel-Leistung betrachtet und muss vom Patienten selbst bezahlt werden. Private Krankenversicherung oder Zusatzversicherungen übernehmen oftmals die Kosten.
Die Akupunktur kann zur Rauchentwöhnung in Kombination mit anderen Rauchentwöhnung-Strategien eingesetzt werden. Entscheidend ist, dass der Patient fest entschlossen ist. Dann kann Akupunktur dabei helfen, das Rauchverlangen zu reduzieren und die Unruhe und Nervosität zu lindern. Betroffene berichten, dass die Akupunktur Schlafstörungen beseitigt hat und sie weniger vegetative Symptome wie z.B. vermehrtes Schwitzen oder Zittern hatten. Im Unterschied zu anderen Maßnahmen fand keine starke Gewichtszunahme statt, da die Sucht nicht auf eine unkontrollierbare Nahrungsaufnahme verschoben wurde. Um eine Rauchentwöhnung zu erreichen, werden Nikotin-Suchtpunkte an der Ohrmuschel behandelt. Die Nadelung erfolgt normalerweise in wöchentlichen Intervallen. Alternativ können Dauernadeln gesetzt werden, die für 2 Wochen im Ohr bleiben. Der Erfolg ist umstritten, denn der Betroffene wird durch die Akupunktur nur passiv behandelt. Er setzt sich nicht mit seinem Rauchmuster auseinander. Daher empfiehlt die Arbeitsgemeinschaft der medizinischen Fachangestellten neben der Akupunktur auch psychologische und physiologische Entwöhungsstrategien.
Die Wirksamkeit von Akupunktur gegen Migräne ist wissenschaftlich belegt und wird in der Behandlungsleitlinie für Migräne empfohlen. Dennoch werden die Behandlungskosten nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Der Grund: Akupunktur eignet sich nur als Vorbeugung von Migräne und nicht im akuten Stadium. Akupunktur kann die Häufigkeit von Migräne-Attacken reduzieren und die Intensität der Anfälle mildern. Viele Betroffenen registrieren schon nach wenigen Sitzungen deutliche Verbesserungen. Nebenwirkungen sind bislang keine bekannt. Welche Wirkungskreise der Akupunktur bei Migräne zugrunde liegen, ist bislang noch unklar. Unsere westliche Vorstellung, dass Migräne-Attacken durch Durchblutungsstörungen im Gehirn mit starken Gefäßkrämpfen entstehen, wird hierbei nicht berücksichtigt. Die chinesische Medizin geht vielmehr davon aus, dass das Qi gestaut wird. Die Akupunktur löst diese Blockade, sodass sich der Körper entspannt und das Nervensystem sich wieder reguliert.
Lesen Sie mehr über das Thema Migräne in dem Artikel Migräne - das hilft
In Deutschland dürfen ausschließlich Heilpraktiker und Ärzte mit entsprechender Zusatzqualifikation Akupunktur anbieten. Diese Zusatzqualifikation erhalten sie durch eine zusätzliche Ausbildung. Sie wird von verschiedenen Bildungsträgern angeboten, wie zum Beispiel der Deutschen Akademie für Akupunktur oder dem Deutschen TCM Verband (Traditionelle Chinesische Medizin). Dabei gibt es unterschiedliche Ausbildungsabschlüsse – je nachdem wie viele Stunden die Ausbildung beinhaltet. Nach 140 Stunden können Ärzte beispielsweise die Grundqualifikation erreichen, mit der sie im Privatkassenbereich abrechnen können. Um mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen zu können, muss der Arzt aber mindestens 200 Stunden absolviert haben. Erst dann darf der Arzt die Zusatzbezeichnung Akupunktur führen. Innerhalb der Ausbildung werden die Hintergründe und die wissenschaftlichen Grundlagen der Traditionellen Chinesischen Medizin mit Schwerpunkt Akupunktur vermittelt. Dazu gehören medizinhistorisch, physiologische und anatomische Grundlagen, der Verlauf der einzelnen Meridiane, Indikationen und Kontraindikationen, sowie verschiedene Behandlungskonzepte. Im praktischen Teil der Ausbildung werden die Stich- und Stimulationstechniken geübt und verschiedene Praktika durchgeführt. Die Ausbildung endet mit einer Qualifikationsprüfung.
Die Akupunktur ist eine traditionelle chinesische Heilmethode, deren Einsatz sich bereits bei vielen Krankheitsbildern bewährt hat, wie z.B. der Migräne. Je nach Beschwerden werden entsprechende Akupunkturpunkte mit Nadeln stimuliert. Ziel der Akupunktur ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren, damit die sogenannte Lebensenergie Qi den Körper wieder in einem harmonischen Fluss durchströmt. Trotz der Wirksamkeit von Akupunktur werden die Kosten einer Behandlung nur im Fall von Rückenschmerzen oder Kniearthrose von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Ausübende Ärzte oder Heilpraktiker müssen über eine Zusatzqualifikation verfügen.