Hallux valgus

Definition

Der Hallux valgus oder auch Ballenfuß, Ballenzeh oder Schiefzeh genannt, ist eine sehr häufige Fehlstellung der Großzehe, bei der es zur Abweichung der Gelenkachse des Großzehs kommt. Das Grundgelenk verschiebt sich nach außen und der Zeh dreht sich nach innen, sodass das Grundgelenk eine Vorwölbung zur Fußinnenseite darstellt. Durch diese Deformität entsteht nicht selten ein Verschleiß im Großzehengrundgelenk in Form einer Arthrose. 

Ursachen

Ein Hallux valgus entsteht primär durch eine meist anlagebedingte Bindegewebsschwäche, die auch den Bandapparat der Füße betrifft. Häufig weisen Patienten zunächst andere Formen von Fußdeformität, insbesondere Platt- oder Senk-Spreizfüße, auf, die zu einer Verbreiterung der Fußsohle, einer Schwächung der Bänder zwischen den Mittelfußknochen und dem Auseinanderweichen dieser führt. Das Fußgewölbe flacht ab und die Zehenballe verbreitert sich. Die somit funktionell verkürzte Adduktor-Sehne des Zehs zieht diesen zur Seite und schwenkt ihn somit in eine ungünstige Achse ein. Dadurch kommt es zu einem fehlerhaften Verlauf der Streck- und Beugesehnen der Großzehe und einer damit einhergehenden Achsenverschiebung, die sich im Folgenden immer weiter selbst verstärkt. In unserer heutigen Gesellschaft ist es Gang und Gäbe bei den meisten Aktivitäten im Alltag Schuhe zu tragen. Das unterfordert auf Dauer unsere Fußmuskulatur und sorgt für eine muskuläre Dysbalance, die eine Ausbildung von Fußdeformitäten begünstigt. Insbesondere zu enges Schuhwerk und ein zu hoher Absatz führen durch den gesteigerten Druck auf dem Vorfuß zu einem erhöhten Risiko der Entwicklung eines Hallux valgus. Die Entwicklung eines Hallux valgus ist langsam chronisch fortschreitend (progredient), also primär nicht heilbar.

Symptome

Glücklicherweise ist der Hallux valgus oft recht symptomarm und bereitet den meisten Betroffenen wenig Beschwerden. Das Ausmaß der Fehlstellung ist dabei nicht ausschlaggebend für das Auftreten oder die Stärke der Beschwerden. Was jedoch sehr wohl einen Zusammenhang aufweist, ist der Grad der Deformität und das Risiko der Entwicklung einer Großzehengrundgelenksarthrose bis hin zum Krankheitsbild des Hallux rigidus. Bei der Arthrose kommt es durch eine erhöhte Belastung des Gelenks zu einem Knorpelschwund an den Gelenkflächen. Die Symptome einer Arthrose im Grundgelenk der Großzehe entsprechen einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung, vor allem beim Abrollvorgang im Gehen. Durch die Verbreiterung und Vorwölbung des Zehenballens kommt es außerdem zu Druckstellen in vielen Schuhen und einer starken Belastung der Region. Dies betrifft zumeist die Haut und den Schleimbeutel am Gelenk. Hier kann es so zu Reizung, Schwellung und Entzündungen kommen (Bursitis), was den Druck auf diesem Bereich noch weiter verstärkt.
Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt der Probleme, die ein Hallux valgus mit sich bringt, ist die Ästhetik. Häufig empfinden Patienten ihre Ballenzehe als kosmetisch störend und verspüren dadurch einen Leidensdruck.

Schmerzen

Wie oben beschrieben, kommt es glücklicherweise in den meisten Fällen eher nicht zu starken Beschwerden beim Hallux valgus. Es kann jedoch dennoch vorkommen, dass die Fehlstellung des Großzehengrundgelenks und die damit einhergehende veränderte Anatomie zu einer Schmerzsymptomatik führt, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Ausgelöst wird dieser Schmerz in den meisten Fällen durch Druckstellen im Schuh und damit einhergehenden Blasen, Schwielen und Hühneraugen. Durch die chronisch erhöhte mechanische Belastung auf die Großzehenballe können hier auch Schleimbeutelentzündungen entstehen, dich sich in Form von Schwellung, Rötung, Überwärmung und Schmerzen äußern. Bei einer solchen sogenannten Bursitis verdickt sich also das Gewebe in dieser Region und die Symptomatik verstärkt sich umso mehr. Eine Schleimbeutelentzündung ist in der Regel sehr schmerzhaft. Des Weiteren kann sich auf Grundlage der Fehlstellung eine Großzehengrundgelenksarthrose oder auch Hallux rigidus genannt, entwickeln, was dann zu typischen arthrotischen Symptomen führt.

Diagnose

Die Diagnose des Hallux valgus ist im Normalfall zumeist eine Blickdiagnose. Die Fehlstellung der Großzehe und die Vorwölbung des Grundgelenks sind grundsätzlich fast immer sichtbar. Weitere Hinweise, die die Verdachtsdiagnose bestätigen können, stellen sich über das klinische Beschwerdebild der Betroffenen. Häufige Symptome stellen die Schmerzen im Gelenk, die Druckstellen und damit einhergehende Hühneraugen (Clavus), Schwielen oder gar Schleimbeutelentzündungen dar. Diese sind auch durch eine Schwellung, Rötung und Überwärmung im Bereich des Mittelfußköpfchens auffällig.
Eine körperliche Untersuchung des Großzehengrundgelenks kann im Rahmen der Diagnosestellung auch erfolgen. Hier können Druckschmerz, Bewegungsschmerz und Beweglichkeit des Gelenks untersucht werden. Eine weitere Möglichkeit stellt die Untersuchung mittels Röntgenaufnahme dar, die eine Beurteilung der knöchernen Strukturen und deren Fehlstellung erlaubt. In der Regel werden beide Füße untersucht, um einen Seitenvergleich zu machen. Diese Untersuchung ist insbesondere in Hinblick auf eine mögliche Operation und den Schweregrad der Fehlstellung wie auch die potentiellen Knorpelschäden zu beurteilen.

Therapie

Leider kann die erblich bedingte Bindegewebsschwäche und Fußfehlstellung nicht geheilt werden, jedoch kann man eine Spreizfußstellung und Hallux valgus symptomatisch behandeln und die Beschwerden lindern. Zudem kann auch ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden. Die Therapiemöglichkeiten zur Symptomlinderung sind vielfältig und in zwei verschiedene Hauptkonzepte zu unterteilen: konservativ und operativ.

Prinzipiell ist die konservative Therapie im Normalfall erste Wahl und eine Operation wird eher im fortgeschrittenen Stadium bei einer sehr deutlichen Fehlstellung und starker Symptomatik empfohlen. Konservativ können viele Behandlungsoptionen in Frage kommen, wie beispielsweise passendes und teilweise speziell angepasstes Schuhwerk, orthopädische Einlagen oder Zehenspreizer. Auch das Bandagieren, Schienen oder Tapen der Großzehe kann symptomatische Linderung verschaffen. Präventiv und auch zur Verlangsamung der progredienten (fortschreitenden) Entwicklung des Ballenzehs kann Fußgymnastik zur Dehnung und Stärkung der Fußmuskulatur zum Einsatz kommen. 

Übungen

Da eine schwache Fußmuskulatur ein hoher Risikofaktor für die Entwicklung eines Hallux valgus ist, ist es durchaus sinnvoll, diese durch geeignete Übungen zu trainieren. Durch die Kräftigung der Fußmuskulatur kommt es zu einer besseren Stabilität und Beweglichkeit des Großzehengrundgelenks, was einer weiteren Achsenverschiebung entgegenwirkt. Aufgrund der Verkürzung der Sehnen ist es zudem auch hilfreich, diese aufzudehnen und zu lockern, da sich dann die Muskulatur und die Ansatzsehnen wieder langsam verlängern und der Zug auf die knöchernen Strukturen somit nachlässt.

Für weitere Übungen lesen Sie unseren Artikel ,,Hallux valgus-Übungen".
Über die Physiotherapie beim Hallux valgus können Sie in unserem Artikel ,,Physiotherapie bei einem Hallux valgus" lesen.

Schiene

Zur Behandlung des Hallux valgus existiert auch die Option der Schienung der Großzehe. Es gibt speziell dafür entwickelte Hallux-valgus-Schienen. Ziel dieser Schienen ist es, die Großzehe von den anderen Zehen des Fußes wegzudrücken und folglich die Sehnen und Muskeln, die durch die Fehlstellung verkürzt sind aufzudehnen, sodass sich die Achsenstellung der Großzehe wieder an die Normalposition annähert. Hier gibt es verschiedene Arten von Schienen: Die Hallux-valgus-Nachtschiene, die während des Schlafes getragen werden soll, und auch Schienen, die in einen Konfektionsschuh passen. Häufig kommt es bei der Behandlung mit Schienen besonders anfangs zu Schmerzen, die jedoch im Verlauf nachlassen, sodass die erwünschte Schmerzlinderung eintritt.

Schuhe

Um das weitere Fortschreiten der Entstehung der Hallux valgus zu verhindern, sollte darauf geachtet werden, korrektes Schuhwerk zu tragen. Hier kommt es besonders darauf an, dass der Schuh im Vorfußbereich breit genug ist, da sonst die Gefahr der Entwicklung von Druckstellen und einer Verschlechterung der Symptomatik steigt. Auch präventiv kann man mit der Wahl des korrekten Schuhs eine Entwicklung eines Hallux valgus verhindern oder zumindest verlangsamen. So sollte auf zu enge Schuhe und solche mit hohem Absatz verzichtet werden, da durch diese Schuhe der Druck auf den Vorderfuß und das Großzehengrundgelenk vergrößert wird.

Weitere Informationen zu den Schuhen und Schienen finden Sie in unserem Artikel ,,Hallux valgus-Schiene/Schuhe".