Der Hallux valgus ist eine häufige Fehlstellung der Großzehe, bei der sich das Grundgelenk nach außen schiebt, was dazu führt, dass der Zeh nach innen zeigt. Zugrundeliegend ist hier der fehlerhafte Verlauf der Streck- und Beugesehnen der Großzehe, was im Folgenden zu einer Achsenverschiebung der Knochen führt. Dies geschieht oft durch das Tragen zu enger Schuhe oder hoher Absätze, eine zugrundeliegende Spreizfußfehlstellung oder auch rheumatologische Erkrankungen und ist nicht selten anlagebedingt. Die so entstandene Vorwölbung kann zu Schmerzen und Entzündungen und auch zu Arthrose im Grundgelenk führen. Obwohl das Fortschreiten dieses Prozesses meist unaufhaltsam ist, kann man ihn mit einigen Tipps und Tricks wie speziellen Übungen oder Tapen verlangsamen.
Falls Sie mehrere Infos zum Hallux valgus im Allgemeinen erfahren wollen, lesen Sie unseren Artikel ,,Hallux valgus".
Eine schwache Fußmuskulatur ist sehr häufig ein Faktor bei der Entstehung eines Hallux valgus. Dies ist unter anderem auf die Minderbelastung bei vorwiegend sitzenden Tätigkeiten zurückzuführen und kann durch gezieltes Training und Fußgymnastik ausgeglichen werden. Im Frühstadium der Erkrankung kann es durchaus sinnvoll sein, konservative, sprich nicht operative Maßnahmen zu verfolgen um das Fortschreiten der Bildung des Hallux valgus zu verlangsamen. Das grundlegende Problem des Hallux valgus sind sich gegenseitig bedingende Fehlstellungen der knöchernen Strukturen und zu hohe Spannungen in der Fußmuskulatur. Es ist entsprechend hilfreich, die Sehnen, Muskulatur und Faszien im Bereich des Hallux valgus und Fußes zu kräftigen und zu dehnen.
Durch Übungen zur Kräftigung der Fußmuskulatur kann so eine höhere Stabilität des gesamten Fußes, insbesondere der Zehengelenke und des Fußgewölbes erreicht werden, was das „Verrutschen“ des Großzehengrundgelenkes und der folgenden Bildung der hervorstehenden Ballenzehe verlangsamen oder sogar verhindern kann. Da die Verkürzung der Streck- und Beugesehnen ursächlich für die Entstehung des Hallux valgus sein können, ist die Dehnung derer eine effektive Prävention und kann in leichten Stadien in Form von Fußgymnastik erfolgen. In diesem Zuge ist auch das Dehnen der Faszien von Bedeutung und kann dabei helfen, die verkürzten Sehnen wieder zu lockern.
Geeignete Übungen zur Prävention und Behandlung des Hallux valgus sollten darauf abzielen, die verkürzten und falsch verlaufenden Sehnen zu lockern und zu korrigieren. Dabei ist es auch wichtig, die kleinen Muskeln im Zwischenzehenbereich zu stärken und kräftigen. Eine einfache Möglichkeit, dies fast beiläufig zu erzielen, ist häufiges und routinemäßiges Barfuß-Gehen. Verschiedene Untergründe sind hier unterschiedlich effektiv, wobei Sand, Kies oder Rindenmulch durch gleichmäßige Belastung des Fußes besonders hervorzuheben sind. Zusätzliche Stärkung erfährt das Fußgewölbe und die Muskulatur durch Abwechslung wie auf Zehenspitzen zu laufen oder auch Zehenspreizen. Fuß- oder Zehengymnastik bietet zusätzlich vielseitige Möglichkeiten die Füße zu trainieren. So ist beispielhaft das Greifen von kleinen Gegenständen mit den Zehen in unserer Gesellschaft eine ungewohnte Bewegung, die den Aufbau der kleinen Fußmuskulatur und auch die Mobilität im Fuß fördert.
Muskuläre Dysbalance, also das Gegenteil von Balance, bezeichnet das Ungleichgewicht zweier gegenüberstehender Muskelgruppen, die im Normalfall ausgeglichen miteinander arbeiten. Im Falle der Dysbalance jedoch besteht meist eine Verkürzung von Muskeln und dazugehöriger Sehnen, eine dadurch hervorgerufene Verspannung und oft auch eine Schwäche der betroffenen Muskulatur. Beim Hallux valgus sind die Sehnen der Großzehe verkürzt, was einen Zug auf deren knöchernen Strukturen ausübt und somit die Achse derer verschiebt. So wird klar, dass mit den korrekten Übungen zur Stärkung besagter Muskelgruppe auch eine muskuläre Balance wiederhergestellt werden kann. Eine Linderung der Achsenverschiebung und folglich der Bildung des Hallux valgus kann dementsprechend mit einer gezielten Lockerung und Dehnung der Streck- und Beugesehnen, sowie einer Kräftigung der Zehenmuskulatur die Dysbalance ausgeglichen werden.
Eine weit verbreitete Behandlungsmethode für orthopädische und sportmedizinische Probleme ist das Anlegen von kinesiologischen Tapes. Das sind elastische Pflasterverbände, die darauf abzielen, die Gelenke und Muskeln der entsprechenden Körperregion zu entlasten, indem man die Kräfte des Bewegungsapparates auf die Haut überträgt. So kann eine Stabilisierung der betroffenen Region erlangt werden, ohne die Beweglichkeit komplett einzuschränken. Auch einer Schwellung kann entgegengewirkt werden, da die Tapes die lokale Durchblutung und den Lymphabfluss fördern.
Beim Hallux valgus ist das therapeutische Ziel der Kinesiotapes die Stabilisierung des Gelenks in einer anatomisch möglichst günstigen und korrekten Position. Die Technik der fachgerechten Anlage kann man sich von seinem Sportmediziner oder Physiotherapeuten zeigen lassen und erlernen. Zunächst wird ein Basisstreifen möglichst faltenfrei und ohne Zugspannung an der Großzehe angebracht. Im nächsten Schritt kann man einen zwei Finger breiten Abstand zwischen Großzehe und der benachbarten Zehe halten, während der Fußinnenrand leicht nach innen rotiert wird. Diese Position wird nun unter Spannung des Tapes an der Zehe und Fußinnenseite fixiert und an der Ferse wieder spannungslos aufgeklebt. Nun sollte man einen leichten Zug der Großzehe in Richtung Innenseite verspüren. Um die Haftung und Zugspannung zu verbessern, kann man mehrfach über das Klebeband streichen und ein zweites Band leicht versetzt darüber kleben. Trotz der erfolgten Fixierung kann durch die hohe Elastizität der Tapes weiterhin die Beweglichkeit im Fuß gewahrt werden, was folglich die Alltagstauglichkeit und auch die sportliche Aktivität gewährleistet.
Die Wahl des richtigen Schuhs ist ausschlaggebend bei der Verlaufsform des Hallux valgus. Insbesondere Frauenschuhe sind häufig schmal geschnitten und verhindern somit die natürliche und erwünschte leichte Spreizung der Zehen zueinander. Enge Schuhspitzen, hohe Ansätze und zu kleine Schuhe sind Risikofaktoren, die eine Entstehung des Hallux valgus fördern. Entsprechend sollte die Wahl eher auf flache Schuhe mit viel Freiraum für die Zehen fallen. Zehenstegsandalen sind ein gutes Beispiel für einen solchen Schuh. Bei einem fortgeschrittenen Hallux valgus kann auf orthopädisches Schuhwerk mit Spreizfußeinlagen zurückgegriffen werden. Zu empfehlen ist außerdem das Barfußlaufen auf verschiedenen Untergründen.
Mehr zu den Schienen und Schuhen und ihrer Anwedung beim Hallux valgus können Sie in unserem Artikel ,,Hallux valgus-Schiene/Schuhe" erfahren.
Eine weitere häufig angewandte Therapiemethode stellt die Hallux-valgus-Schiene dar. Ziel dieser Schiene ist ebenfalls die Korrektur der Fehlstellung durch mechanischen Druck auf die Großzehe in Richtung Fußinnenseite, sodass Sehnen und Muskeln wieder in Normalstellung geschoben werden. Das Tragen der Schiene kann nachts in Form von Nachtlagerungsschienen oder auch tagsüber erfolgen. Häufig ist die Anwendung vor allem zu Beginn etwas anspruchsvoll, da es zu Hautirritationen und Schmerzen kommen kann, welche auf Dauer jedoch nachlassen und sogar eher zu einer Schmerzlinderung beitragen.
Es gibt verschiedene Arten von Einlagen für die Behandlung des Hallux valgus. Wichtig ist hier, dass die Einlagen professionell und individuell auf den Fuß angepasst werden. Anfangs kann versucht werden, mit orthopädischen Einlagen das Fortschreiten der Spreizfuß-Fehlstellung zu verlangsamen. In späteren Stadien kann mit diesen Einlagen jedoch nur noch symptomatisch eine Schmerzlinderung erreicht werden. Sensomotorische Einlagen senden gezielt sensorische Impulse um die unterentwickelte Fußmuskulatur zu stärken. Im Falle einer Arthose im Großzehengrundgelenk gibt es die Möglichkeit einer Hallux rigidus- Einlage, die die Schmerzen in Bewegung lindert. Auch der Einsatz von Zehenspreizern, die die Fehlstellung korrigieren, ist in Erwägung zu ziehen.