Der operative Eingriff in das Schultergelenk unterliegt einer festgelegten Nachbehandlung. Diese hat das Ziel, die Totalendoprothese der Schulter soweit zu stabilisieren und mobilisieren, dass Alltagsbewegungen sowie sportiche Aktivitäten wieder möglich sind. Die Genesung besteht aus drei Wundheilungsphasen, welche im Folgendem mit ihren Inhalten beschrieben werden. Ein gezieltes Muskelaufbauprogramm, auch an Geräten, erfolgt schließlich in der letzten Heilungsphase der Nachbehandlung. Diese Therapie wird als medizinische Trainingstherapie (MTT) bezeichnet. Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel MTT-Medizinische Trainingstherapie.
Umfassende Informationen hierzu finden Sie in dem Artikel: Schulter TEP.
Die Entzündungsphase, welche sich vom 0-5 Tag erstreckt, teilt sich in 2 Phasen auf:
In der vaskulären Phase kommt es zu einer Anhäufung von Leukozyten und Makrophagen in das Gewebe. Leukozyten sind Bestandteil des Immunsystems und Makrophagen haben die Aufgabe der Müllverwertung in der Zelle. Die Zellen im Gewebe beginnen mit den Verletzungen des Gefäßsystems, wodurch sauerstoffreiches Blut ins Gewebe gelangt und den PH-Wert erhöht, sodass der Reiz zur weiteren Wundheilung ausgelöst wird. Für die Teilung der Fibroblasten in Myofibroblasten sind die Makrophagen verantwortlich. Diese sind zur Neubildung von Zellen notwendig. Ebenso beginnt die Kollagensynthese für das Kollagen vom Typ 3, welches nur in der Entzündungsphase zu finden ist. Kollagen Typ 3 ist für den Wundverschluss notwendig. In diesen ersten Stunden der Wundheilung findet keine gezielte Therapie statt, sondern nur Thromboseprophylaxe und kreislaufanregende Maßnahmen.
In der zellulären Phase werden weiterhin Myofibroblasten gebildet. Das Kollagen Typ 3 schließt auch weiterhin die Wunde. Das Gewebe ist immer noch nur gering belastbar. Am Ort der Verletzung sind viele sensible Nozizeptoren zu finden. diese sind besonders empfindsam, was dazu dient eine Überlastung auf das Gewebe zu vermeiden. Daher sollte besonders in dieser Phase schmerzadaptiert und im spannungsfreien Bereich das gelenk bewegt werden, um das Gewebe nicht zu überlasten. Der Patient darf sein Arm aus der Schiene nehmen und Pendelbewegungen durchführen. Bewegung der umliegenden Gelenke einschließlich des Schulterblattes sind schon sofort möglich.
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Proliferationsphase (6.-21. Tag). Die eigentliche Entzündung sollte abgeschlossen sein, die Zahl von Leukozyten, Makrophagen und Lymphozyten sinkt stetig. Ab dem 14. Tag sind nur noch Myofibroblasten im neuen Gewebe zu finden. Entscheidend, um die Wunde weiterhin zu stabilisieren, ist in dieser Phase die Kollagensynthese und die Myofibroblastenaktivität. Die Belastungen sollte weiterhin im schmerzfreien und spannungsfreien Bereich stattfinden. Ein zu frühes Dehnen und zu intensives mobilisieren sollte auch in dieser Phase noch vermieden werden, da dies die Entzündungsphase verlängert und ein Schmerzgedächtnis entstehen kann. In der Therapie sollte auf eine Sympathikusdämpfung geachtet werden. Dies kann durch Weichteiltechniken im BWS Bereich durch den Therapeuten erzeugt werden oder als eigenständige Wärmetherapie vom Patienten selber. Dadurch wird eine allgemeine Entspannung erreicht um muskuläre Verspannungen zu vermeiden. In dieser Phase kann der Patient, je nach Vorgabe des Arztes, aktiv die Bewegungen in Flexion und Abduktion durchführen. Muskuläre Stabilisationsübungen der Schulterblattmuskulatur sind ebenfalls wichtig. Dabei zieht der Patient in Rückenlage oder im Sitz die Schulterblätter nach hinten unten. Ebenso kann er durch Isometrische Anspannung die Rotatorenmanschette ansteuern. Dabei spannt er im Sitz oder Liegen in die entsprechende Muskulatur an ohne eine Bewegung auszuführen.
(Tag 22-360.Tag) Die Fibroblasten vermehren sich und beginnen mit der Synthese der Grundsubstanz, sodass sich die Elastizität des Gewebes verbessert. Das neu gebildete Kollagen wird stärker und vermehrt organisiert. Die Kollagenfasern werden dicker und belastbarer und der Typ 3 wird langsam in den Typ 1 umgebaut. Myofibroblasten werden nicht mehr benötigt und verschwinden aus dem Gewebe. Die Bewegung darf, je nach Aussage des Arztes, endgradig ausgeführt werden und langsam mit Gewichten ergänzt werden. Übungen am Seilzug bieten sich dafür besonders gut an. Dabei sollten vor allem die Übungen durchgeführt werden, bei dem der Patient die Arme nach unten zieht. Bis zum 120. Tag bleibt die Kollagensynthese hoch und hat ca. am 150. Tag 85% des Kollagen Typ 3 in Kollagen Typ 1 umgewandelt. Die Fibroblastenzahl verringert sich stetig. In dieser Phase der Therapie kann die Belastung nach Absprache des Arztes gesteigert werden. Es lassen sich Geräte, wie das Rudergerät nutzen, bei der die Arme seitlich am Körper vorbeigezogen und die Schulterblätter zusammengezogen werden. Die Dipmaschine sorgt für die Kräftigung des Trapezius, der Butterfly kann mit angebeugten Ellenbogen langsam miteinfließen. Die Bicepsmaschine oder das Training mit Hanteln zur Stärkung des Biceps sind ebenfalls möglich. Wichtig ist, dass die Gewichte von Anfang an sehr gering eingestellt sind. Am Seilzug können Übungen von oben nach hinten unten durchgeführt werden, oder eine nachempfundene Übung des Ruderns. Wenn die Beweglichkeit verbessert werden konnte und die Arme ohne Probleme nach oben gehoben werden können, kann der Latzug mit in die Trainingstherapie aufgenommen werden. Übungen für die Rotatorenmanschette kann über den Seilzug erfolgen, wobei die Bewegungsfreigabe vom Arzt bestätigt werden muss. Weitere Übungen erhalten Sie in dem Artikel Krankengymnastik Schulter-TEP.