Eine Patellaluxation (Kniescheibenluxation) entsteht häufig durch ein ruckartige Bewegung des Knies außerhalb der Kniegelenksachse. Dabei kommt es zu einer Verschiebung der Kniescheibe nach außen. Häufig sind eine Patelladysplasie oder zu flache Kondylen Ursache für eine Patellaluxation. Veränderungen der Patella an sich und eine Genu Valgum, sowie ein zu schwacher Bandapparat können eine Patellaluxation begünstigen. Meist kommt es zu einer Repositionierung durch die Streckung des Kniegelenks.
Bei einer Patellaluxation ist meist der Muskelapparat, der die Patella nach außen ausrichtet schlecht ausgebildet. Diese sollte durch entsprechende Kräftigungsübungen aufgebaut werden. Die betroffenen Muskeln sind die Adduktoren, M. Sartorius, M. Vastus medialis des M. Quadriceps femoris, wobei nur der M. Vastus medialis direkt über die Patella zieht. Die anderen medial liegenden Muskeln richten die Beinachse richtig aus, sodass die Patella nicht abweichen kann. Übungen aus der "Propriozeptiven Neuromuskulären Faszilation" (PNF), Bridging mit Ball zwischen den Knien zur Aktivierung der mittig liegenden Strukturen oder Beinachsentraining in der Gangschule sind Möglichkeiten zur Kräftigung.
Eine Ganganalyse ist als mögliche Ursachenfindung zu empfehlen. Dabei schaut sich der Therapeut den kompletten Abrollvorgang an und kann eine mögliche Abweichung der Kniegelenksachse entdecken. Eine Laufanalyse wäre genauso ratsam, um die Fehler bei schnellerer Bewegung ebenfalls aufzudecken. Außerdem sollte auf eine Verbesserung der Stabilisierung des Kniegelenks geachtet werden. Übungen auf unebenen Untergründen mit kombiniertem Beinachsentraining eignen sich dafür besonders gut. Ein Hypertonus (erhöhte Spannung) der Außen liegenden Muskeln sollten durch Weichteiltechniken gemindert werden, um den Zug von der Außenseite zu reduzieren. In der akuten Phase kann eine abschwellende Lymphdrainage oder Eisbehandlung genutzt werden. Bei vorhandenen Schmerzen im Bereich der Patella kann durch eine Querfriktionsbehandlung (Massage und Dehnung von bestimmten Schmerzpunkten) die Durchblutung in dem Bereich verbessert werden und somit ein Stoffwechselprozess in Gang gebracht werden.
Wichtig bei einer Patellaluxation ist es die Stabilität des Knies zu verbessern. Neben des Aufbaus der Muskulatur über entsprechende Übungen sollte ein Gleichgewichtstraining und Koordinationstraining erfolgen. Dazu eignen sich folgende Übungen:
Einbeinstand einüben (wichtig: Knie leicht gebeugt halten)
Laufen auf einer Airexmatte, Trampolin, Wackelbrett
Steigerung der Übungen nach ein paar Wochen:
Ausfallschritte auf dem unebenen Untergrund
Kniebeugen auf dem unebenen Untergrund
Sprünge von rechts auf links mit Halten der Beinachse
Sprung auf einem Bein auf unebenem Untergrund
Sprinten auf einer großen Matte mit plötzlichem Abstoppen
Sprünge auf der Matte oder Einbeinstand
Hier finden Sie weitere Informationen zu Übungen für das Kniegelenk sowie Übungen zum Vorbeugen einer Patellaluxation
Das Tragen einer Bandage ist nur zur Vorbeugung einer weiteren Patellaluxation ratsam. Auch dabei sollte eher auf ein ausgiebiges Krafttraining Wert gelegt werden um das Knie zu stabilisieren. Die Bandage sorgt im Kniegelenk dafür, dass die Strukturen, die das Knie stabilisieren, unterstützt werden. Ist die Häufigkeit der Luxation hoch, wird meist eine Operation durchgeführt um das Muskelungleichgewicht aufzuheben.
Wenn die konservative Therapie nicht den gewünschten Erfolg bringt und es zu einer Reluxation kommt ist eine operative Versorgung ratsam. Dabei wird das Retinakulum (Halteband der Kniescheibe) an der medialen Seite zusammengerafft, um der Kniescheibe weniger Bewegungsspielraum zu geben. Außerdem wird so die Auflagefläche der Patella verbessert, sodass ein vermehrtes Abnutzen der Gelenkflächen verhindert werden kann. Ausmaß über die Verletzung der Strukturen gibt ein MRT, CT und Röntgenbild.
Den Befunden entsprechend wird der Operateur die Operation anpassen. Diese findet meist durch eine Arthroskopie statt. Hierbei wird das Kniegelenk mithilfe einer eingeführten Kamera untersucht, wodurch ein minimal invasives Vorgehen ermöglicht wird und keine großen Schnitte gemacht werden. Nach der Operation ist die Belastung je nach Schmerz und Beweglichkeit adaptiert zu steigern. Die Belastung beim Sport sollte aber erst nach mehreren Monaten gesteigert werden.
Die Dauer des Trainings bei einer Patellaluxation hängt vom Ausmaß der Beteiligung der umliegenden Strukturen ab. Kommt es bei einer Luxation zu einem Einriss der Bandstrukturen dauert die Heilungsphase deutlich länger als bei einer Veränderung der Statik. Die Abweichung der Beinachse kann durch das entsprechende Muskelaufbautraining verbessert werden dauert aber auch einige Monate bis eine Verbesserung der Stabilität zu erkennen ist. Einen Richtwert gibt es nicht, da es häufig auf die Motivation des Patienten ankommt ebenso, wie auf die Belastbarkeit des Kniegelenks.
Eine Patellaluxation entsteht häufig durch ein muskuläres Ungleichgewicht oder eine Veränderung an den Knochenstrukturen. Je nach Ausmaß der Verletzung und Häufigkeit der Luxationen kann die Stabilität durch die physiotherapeutische Intervention verbessert werden. Dabei wird die zu schwache, mittig liegende Muskulatur gekräftigt und durch Koordinationstraining und Gleichgewichtstraining die Stabilität im Knie verbessert. Wird keine Verbesserung erzielt können durch einen operativen Eingriff die Bandstrukturen zusammengerafft werden, um ein Abweichen der Patella zu verhindern. Im Allgemeinen dauert das Aufbautraining mehrere Monate.