Patellaspitzensyndrom

Das Patellaspitzensyndrom bezeichnet eine schmerzhafte, chronische, degenerative Überlastungserkrankung des Knochen-Sehnen Übergangs der unteren Kniescheibenspitze (Patella).

Oft anzufinden ist das Patellaspitzensyndrom bei Sportlern, die einen hohen Anteil an Sprüngen in ihrer Sportart ausüben. Dazu gehören Weitsprung, Dreisprung, Hochsprung, Volleyball und ähnliche Sportarten. Eine weitere Bezeichnung für das Patellaspitzensyndrom ist "Jumpers Knee".

Übungen

1. Ausfallschritte
Vor allem Dehnübungen der vorderen Oberschenkelmuskulatur haben sich bei der Behandlung und Prophylaxe bei einem Patellaspitzensyndrom bewährt. Führen Sie langsame Ausfallschritte aus und versuchen Sie dabei, eine maximale Kniebeugung zu erreichen. Um ein Ungleichgewicht zu vermeiden, sollten die Übungen immer beidseitig ausgeführt werden.

2. Passives Dehnen der Oberschenkelmuskulatur im Stand
Im Einbeinstand ziehen Sie die Ferse so weit an das Gesäß wie möglich. Umgreifen Sie ihren Fuß mit einer Hand und ziehen Sie den Fuß weiter Richtung Po. Halten Sie diese Position für einige Sekunden. Bei Gleichgewichtsstörungen halten Sie sich mit der freien Hand an einer Wand, einem Geländer oder einer Säule fest. Steigern Sie die Intensität, indem Sie zusätzlich das Becken nach vorne schieben. Diese Übung sollte auch bilateral trainiert werden.

3. Kniebeugen exzentrisch
Begeben Sie sich in den Stand. Die Füße stehen etwa schulterbreit und leicht nach außen rotiert. Nun beugen Sie beide Knie sehr langsam über einen Zeitraum von 20 Sekunden, bis Sie die maximale Kniebeuge erreicht haben. Aus dieser Position rollen Sie sich seitlich ab, stehen auf und wiederholen die Übung je nach Konstitution. Das seitliche Abrollen ist wichtig, damit Sie nicht beim Rückweg eine aktive Belastung auf die Patellasehne ausüben. Diese Übung soll die Oberschenkelmuskulatur und Patellasehne exzentrisch dehnen.

4. Dehnen der Oberschenkelmuskulatur im Kniestand
Begeben Sie sich in den Kniestand. Lassen Sie nun langsam den Oberkörper und die Oberschenkel nach hinten kippen. Im Optimalfall schaffen Sie es soweit nach hinten, dass die Schulterblätter auf dem Untergrund aufliegen. Aus dieser Position bringen Sie sich durch Abstützen mit den Armen wieder zurück in den Kniestand. Eine Steigerung der Übung ist möglich, indem zusätzlich "Flossing"-Bänder um die Oberschenkel gewickelt werden.

5. Päckchenstellung in Rückenlage
In der Rückenlage ziehen Sie ein Bein soweit an den Körper wie möglich. Umgreifen Sie nun ihr Bein in Kniehöhe und ziehen Sie das Bein noch ein Stück weiter an den Körper. Die Ferse sollte dabei den Po berühren. Halten Sie diese Position für 10 Sekunden. Wechseln Sie nun zum anderen Bein. Wiederholen Sie die Übung nach Belieben.

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Physiotherapie

Bei der physiotherapeutischen Behandlung eines Patellaspitzensyndroms haben sich passive Dehnübungen, exzentrisches Dehnen der Muskulatur, durchblutungssteigernde Maßnahmen und Variation im Trainingsalltag bewährt. Da die Ursache für eine  Patellaspitzensyndrom meist eine einseitige Überlastung der Sehne am Knochenansatz ist, gilt es vor allem eine große Bandbreite an Mobilisationstechniken zu verwenden, die keine zu hohe Belastung des Areals hervorrufen.

Es kommen auch Elektrotherapie, Ultraschallanwendungen, Kryotherapie oder Wärmeanwendungen zum Einsatz. Wärmeanwendungen sorgen für eine verbesserte Durchblutung und somit für einen schnelleren Regenerationsprozess bei der Heilung. Sehr gut anwendbar ist auch Wassergymnastik, da die Auftriebskraft des Wassers und der Wasserwiderstand abrupte Sprungbelastungen auf die Patellasehne verhindern.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Physiotherapie bei einem Patellaspitzensyndrom

Faszientraining

Faszien sind ein Bestandteil des muskelumhüllenden Bindegewebes. Sie umgeben auch Knochen, Sehnen sowie Organe und bilden ein stabilisierendes und gleichzeitig flexibles Netz im menschlichen Körper. Da Faszien oft verhärtet oder verkürzt sein können und es zu Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen kommt, empfiehlt sich ein Faszientraining.

Das Faszientraining kann mit Hilfe von Faszienrollen, Faszienbällen oder Faszienstangen erfolgen. Dabei wird die Faszienrolle beispielsweise unter der Wade platziert und durch einseitiges Abstützen mit einer Teilbelastung wird die Wade auf der Faszienrolle vor und zurück bewegt. Dies führt zu einer Lösung von Verhärtungen und Verspannungen im Bindegewebe. Achten Sie dabei unbedingt auf einen passenden Härtegrad der Faszienrolle, da eine zu harte Rolle für Anfänger nicht geeignet ist. Außerdem sollte, gerade am Trainingsbeginn, nicht mit dem vollen Körpergewicht auf der Rolle trainiert werden, da dies zu Gewebeverletzungen führen kann.

Bei einem Patellaspitzensyndrom kann gezielt der vordere Oberschenkel und der Patellasehnenverlauf behandelt werden. Bei bestimmten Vorerkrankungen (Beinvenentrombose, Polyneuropathie usw.) sollten Sie erst ihren Arzt konsultieren um sicherzustellen, dass ein Faszientraining in ihrem konkreten Fall angebracht ist.  

Weiterführende Informationen finden Sie unter: Faszientraining

Bandagen

Um eine Entlastung für die Patellasehne und andere Strukturen zu erreichen, können Bandagen benutzt werden. Die Bandagen wirken stabilisierend, da sie entstehende Zug- und Druckkräfte reduzieren. Insbesondere bei Sportarten wie Volleyball ist das Tragen von Bandagen als prophylaktische Maßnahme oder auch als Schutz nach einem Patellaspitzensyndrom häufig vorzufinden. Lassen Sie sich von einem Fachmann beraten, da es diverse Varianten an Bandagen mit unterschiedlicher Flexibilität und Stabilität gibt.

Salben

Salben werden bei einem Patellaspitzensyndrom in der Regel zur Beschleunigung des Heilungsprozesses, zur Entzündungshemmung und zur Schmerzlinderung genutzt.

Eine durchblutungsfördernde Salbe (hyperämisierend) kann die Regeneration verkürzen. Diclofenac- oder Ibuprofen-haltige Salben dienen der Entzündungshemmung und Schmerzhemmung. Kühlende Salben können bei akuten Beschwerden als Erstmaßnahme  zum Einsatz kommen. Um eine Steigerung der Wirkung zu erreichen wird oft die Anwendung von Salben mit einer Ultraschalltherapie kombiniert. Die Salben werden in der Regel gezielt im Bereich des Patellasehnenansatzes einmassiert.

Kortisonhaltige Salben oder Injektionen mit Kortison sollten nicht über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden, da dies zum Absterben von Zellgewebe der Sehne führen kann. Ständige und dauerhafte Kortisoninjektionen können somit zum Reißen der Patellasehne führen.

Einlagen

Um Belastungen der Patellasehne zu verringern, werden spezielle stoßabsorbierende Einlagen eingesetzt. Die Einlage erfüllt dabei, ähnlich einem Stoßdämpfer im Auto, eine Federfunktion und hilft damit auftretende Kräfte zu reduzieren. Wichtig ist die richtige Kombination aus Schuhen und Einlagen, um eine optimale Wirkung zu erreichen. Lassen Sie sich von einem Orthopäden oder Orthopädiemechaniker beraten, welche Art von Einlagen für ihre individuelle Situation am besten geeignet ist.

Kinesiotape

Zur Stabilisation und Sicherung der Patallasehne vor auftretenden Belastungen können Kinesiotapes benutzt werden. Dabei kommen 3 Kinesiotapes zum Einsatz. Tape 1 ist rosa, Tape 2 schwarz, Tape 3 blau.

Zunächst wird das betroffene Knie in 80 Grad Beugestellung gebracht. Im nächsten Schritt wird das erste Tape mittig eingeschnitten und dann von unterhalb der Patellasehne mit einem Strang im Uhrzeigersinn um die Kniescheibe herumgeführt. Der zweite Strang wird gegen den Uhrzeigersinn um die Kniescheibe herum geklebt. Das zweite Tape wird mittig eingeschnitten und von oberhalb der Patella mit einem Strang im Uhrzeigersinn um die Patella positioniert. Der zweite Strang wird gegen der Uhrzeigersinn um die Patella herum geklebt. Das letzte Tape wird quer direkt über der Patellasehne angebracht. Zum Schluss werden die Tapes fest gerieben, um über die entstehende Wärme die Haftung zu verbessern.

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Zusammenfassung

Die Behandlung eines Patellaspitzensydroms besteht oft aus einer Kombination mehrerer Therapiemethoden. Grundsätzlich ist bei einem Patellaspitzensydrom aufgrund von Überbelastung, zu überprüfen, ob es in ihrem Trainingsalltag zu einseitige oder zu heftige Belastungen gibt. In diesem Fall kann schon eine Variation oder Abänderung bestimmter Übungen die Lösung sein. Zusätzlich können Salben zur schnelleren Regeneration und Tapes zur Stabilisierung eingesetzt werden. Regelmäßige Dehnübungen für die vordere Oberschenkelmuskulatur und die Patellasehne sollten in den Trainingsalltag integriert werden.