Morbus Osgood Schlatter - Tapen

Tapen-welches Tape?

Beim Tapen in der Physiotherapie wird in der Regel das sogenannte Kinesiotape oder eine Variante dessen angewendet. Es handelt sich um ein breites elastisches Baumwollband, das an einer Seite über eine Klebeschicht direkt auf der Haut appliziert wird. Im Gegensatz zum  festen Sporttape bleibt die Beweglichkeit im Anwendungsgebiet erhalten. Ursprünglich stammt es aus der kinesiologischen Bewegungslehre Asiens und hat um die Jahrtausendwende den Weg nach Europa gefunden. Durch das Anbringen in leichter Dehnung des Muskels, bleiben sowohl dieser als auch das betroffene Gelenk beweglich. Wenn der Muskel nicht mehr gedehnt ist, wellen sich sowohl die Haut als auch das Tape. Diese Wellen nennt man Convolutionen, die im Gewebe zwischen der oberen und der unteren Hautschicht Freiräume erzeugen. So werden viele Rezeptoren aktiviert, einige von diesen sind unter anderem schmerzstillend. Zudem wird der Zu- und Abfluss von Blut und Lymphe stimuliert, was abschwellend und die Heilung beschleunigend wirken kann.
Mehr zum Morbus Osgood Schlatter allgemein können Sie hier erfahren.

Was bedeuten die Farben beim Kinesiotape?

Generell lässt sich sagen, dass die Tapes sich zwar in ihrer Farbe unterscheiden, aber weder in ihrer Stärke oder Spannung noch im Material unterscheiden. In der Kinesiologie gibt es jedoch den Ansatz, dass die verschiedenen Farben heilungsfördernde Effekte auf den Träger des Tapes haben. 

Die warmen roten und orangen Töne (Rot, Orange, Pink) sollen stärkend und aktivierend wirken. Deswegen beziehen sich ihre Anwendungsgebiete eher auf Schwächen der Muskulatur oder chronische Schmerzen. Ihnen wird nachgesagt, dass sie die Durchblutung anregen. 
Gelb und Beige sind die neutralen Tape-Varianten und sollen bei Verletzungen von Nerven oder zur Anregung des Lymphabfluss angewendet werden. 
Schwarz und Blau sollen vor allem stärkend wirken. Sie finden vorrangig Anwendung im Sport. Das blaue Tape soll zudem kühlend und entspannend wirken.
Diese Wirkungen können nicht wissenschaftlich belegt werden. Sie entsprechen ausschließlich dem Ansatz der Farbenlehre in der Kinesiologie. Aus diesem Grund kann die Farbe des verwendeten Tapes auch nach Belieben des Trägers gewählt werden.

Tapeanlage zum selbermachen

Es gibt einige Punkte, die allgemein immer vor dem Tapen beachtet werden sollten. Bevor das Tape auf die Haut geklebt wird, muss diese absolut trocken und fettfrei sein. Ansonsten kann es passieren, dass das Tape nicht optimal klebt. Zudem sollten besonders behaarte Körperregionen eventuell rasiert werden. Das Tape darf nicht direkt vor sportlicher Aktivität geklebt werden, sondern muss mindestens eine Stunde vor dem Sport geklebt werden. Der optimale Tragezeitraum beträgt fünf bis sechs Tage, es kann bis zu sieben Tage getragen werden. Die Enden (Basis und Anker) müssen immer ohne Zug auf die Haut geklebt werden. Das Tape darf nicht bei akuten oder chronischen Hauterkrankungen und auf einem Sonnenbrand angebracht werden. 

Durch das Tapen beim Morbus Osgood Schlatter soll eine höhere Stabilität im Kniegelenk erzeugt werden. Zudem sollen durch die weiteren Effekte des Kinesiotapes die entzündlichen Prozesse reduziert und Schmerzen gelindert werden.
Zum Tapen werden zwei circa fünf Zentimeter lange Tapestreifen benötigt. Schneiden Sie diese zwei Streifen nochmals der Länge nach durch, sodass Sie vier fünf Zentimeter lange Tapestreifen erhalten. Anschließend müssen noch die Ecken abgerundet werden, um die Haltbarkeit zu verlängern. Die Person/das Kind deren/dessen Knie getaped wird, sollte mit circa 90 Grad gebeugten Knien sitzen. Der erste Streifen wird waagerecht über dem schmerzenden Punkt angebracht. Der Anfang wird ohne Zug aufgeklebt, dann das Band um drei Viertel dehnen und das Tape bis auf die letzten 1,5 cm kleben. Diesen Rest wieder ohne Zug kleben. Das Gleiche wiederholen Sie in der Senkrechten. Anschließend die verbleibenden zwei Streifen quer auf die gleiche Art und Weise kleben, sodass letztlich ein Stern entsteht. Alle Streifen treffen sich dabei mittig über dem schmerzenden Punkt.

Kann ich damit duschen?

Wasser ist kein Problem für das Tape. Sie können ohne Einwände duschen, baden oder auch schwimmen. Schweiß ist dabei keine Ausnahme. 
Einzig direkt nach dem Kleben sollte der Kontakt zu Wasser oder Schweiß für mindestens eine Stunde, besser sogar zwei Stunden vermieden werden. So hat der Klebstoff ausreichend Zeit, richtig an der Haut zu haften.

Sport und Tape-wie viel Belastung?

Das angebrachte Tape kann man ganz normal sportlichen Belastungen aussetzen. Jedoch besteht bei viel Reibung am Tape und vermehrtem Schwitzen die Gefahr, dass sich die Haltbarkeit des Tapes reduziert. Außerdem sollte beachtet werden, dass wenn das Tape im Rahmen einer Verletzung angebracht wurde, diese nicht mit dem Aufkleben des Tapes geheilt ist. Aus diesem Grund sollte die Belastung vor allem dem aktuellen Grad der Heilung angepasst sein.

Wie lange hält das Tape?

Das Tape kann problemlos bei guter Pflege über eine Woche kleben. Es sollte jedoch nicht länger als sieben Tage belassen werden. Besser sind nur fünf bis sechs Tage. Die Haut unter dem Tape kann austrocknen und zu jucken beginnen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, zwischen zwei Anwendungen ein oder zwei Tage Pause einzulegen. In diesen Tagen sollte die Haut mit feuchtigkeitsspendenden Produkten gepflegt werden. Vor der nächsten Anwendung muss die Haut wieder gründlich mit Seife von Verschmutzungen, Ölen und Fetten befreit werden.

Wie oft muss getapt werden?

Die Häufigkeit, wie oft das Tape neu geklebt wird, richtet sich nach dem therapeutisch günstigen Effekt. Es kann anfänglich genügen, den Heilungsprozess und die Physiotherapie durch einmaliges Tapen zu unterstützen. Es spricht aber auch nichts gegen eine längerfristige Anwendung. Häufig wird es zwei bis dreimal angewendet.

Tape juckt

Wenn das Tape sich schon recht lange auf der Haut befindet, kann es schon einmal anfangen zu jucken. Dies liegt dann in der Regel daran, dass die Haut unter dem Tape mit der Zeit austrocknen kann. Wenn das Jucken unerträglich oder dauerhaft wird, sollte das Tape entfernt werden. Anschließend kann das gereizte Hautareal mit milden Feuchtigkeitscremes gepflegt werden. 
Bei einer eventuellen Pflasterallergie bietet es sich an, vor dem ersten Tapen probehalber einen kleinen Abschnitt (ca. 5 cm) zu kleben und zu beobachten.

Kosten- zahlt die Krankenkasse das Tapen und wie oft?

Außer der DAK-Gesundheit zahlt zur Zeit keine andere gesetzliche Krankenkasse die Therapie mit Kinesiotapes. Bei den restlichen gesetzlichen Kassen handelt es sich um eine so genannte individuelle Gesundheitsleistung. Unter den privaten Kassen übernehmen eigentlich alle Kassen die Kosten. 
Die Kosten für eine Tape Rolle belaufen sich in der Regel auf etwa 10 bis 20 Euro. Eine Rolle reicht für mehrere Anwendungen. Wenn das Tape Anwendung finden soll, kann es sein, dass Sie es selber zur Therapie (z.B. Physiotherapie) oder zu Ihrem Arzt mitbringen müssen. In anderen physiotherapeutischen Praxen ist das Tape bereits in den Kosten mit eingerechnet und muss nicht extra gekauft werden.

Tapen-wer legt das Tape an?

Das Tape kann sowohl durch speziell geschulte Physiotherapeuten als auch durch ebenso geschulte Ärzte angebracht werden. Da es frei verkäuflich ist, kann man es auch als Laie erwerben und anbringen. Der hauptsächliche Effekt wird aber durch die korrekte Anwendung erzielt. Deswegen ist es sinnvoll, sich durch die behandelnde Person schulen zu lassen, bevor man es selbst anwendet. Gute Anleitungen im Internet können eine zusätzliche Unterstützung beim Anbringen sein, es sollte jedoch trotzdem regelmäßig Rücksprache mit der/dem behandelnden Physiotherapeutin/ -en oder Ärztin/ Arzt gehalten werden. Da die Position des Tapes im Verlauf eventuell verändert werden muss.

Weitere Behandlung bei einem Morbus Osgood Schlatter

Der Morbus Osgood Schlatter wird primär konservativ therapiert, vor allem im Wachstumsalter. Mit Beendigung der Wachstumsphase ist der Morbus Osgood Schlatter in der Regel ausgeheilt und bereitet keine Beschwerden mehr. 
Übergewicht kann die Symptomatik verstärken, das in diesem Fall zur Symptomlinderung reduziert werden sollte. Es steht die Reduktion der Belastung des entsprechenden Knies und dessen Entlastung durch Verzicht auf Sport im Vordergrund. Bei starker Schmerzsymptomatik kann eine kurzzeitige Ruhigstellung notwendig sein. In diesem Fall sollten ebenfalls Schmerzmedikamente verabreicht werden. 

Diese sollten aus der Gruppe der nichtsteroidalen entzündungshemmenden Schmerzmedikamente gewählt werden, um zudem einen entzündungshemmenden Effekt zu erzielen, zum Beispiel Ibuprofen oder Naproxen. In weniger schmerzhaften Perioden sollten Schmerzmedikamente bei Bedarf, also bei starken Schmerzen genommen werden. Zudem kann Kühlen des Knies zur Schmerzlinderung beitragen. Durch Tape oder Bandagen können die Schmerzen bei Belastung oder in Bewegung gelindert werden. Sie unterstützen die Physiotherapie.
Es kann nach Abschluss der Wachstumsphase dazu kommen, dass der Ansatz der Patellarsehne (die Sehnen zwischen der Kniescheibe und dem Schienbein) verknöchert ist und weiterhin Schmerzen auslöst. In so einem Fall kann eine Operation notwendig sein.

Bandage

Genau wie das Tape soll eine Bandage die Entspannung der Patellarsehne erreichen. Zudem wird der Ansatzpunkt der Sehne am Schienbein, die Tuberositas tibiae, druckentlastet. Gleichzeitig wird das Knie stabilisiert und unterstützt, ohne dessen Beweglichkeit einzuschränken. Dadurch wirkt sie bei einem durch Krankheit geschwächten Knie zudem noch als Schutz vor Verletzungen. Bandagen können ebenfalls beim Sport, im Alltag oder Schlafen getragen werden, beim Duschen oder Schwimmen bietet es sich jedoch nicht an. Ihr Vorteil ist, dass sie auch jederzeit abgelegt und im Gegensatz zum Tape wiederverwertet werden können. Die Bandage sollte in einem Fachgeschäft angepasst werden, um zu vermeiden, dass sie im Alltag verrutscht oder Druckstellen verursacht.

Übungen

Im Rahmen des Morbus Osgood Schlatter ist darauf zu achten, dass kein muskuläres Ungleichgewicht durch Schonhaltungen oder Fehlbelastung entsteht. Diese Disbalance kann durch ganzheitliches, das gesamte Bein und den Rumpf betreffendes Training vermieden werden. Das Training sollte Übungen zur Dehnung der Vorder- und Rückseite des Oberschenkels enthalten. Außerdem sind Übungen zur Kräftigungen der Beine empfehlenswert. Zu beachten ist dabei eine saubere Ausführung während der Wiederholungen. 
Ein sehr gutes, knieschonendes Ausdauertraining ist das Radfahren. Es sollte bei mittlerer Intensität maximal dreimal in der Woche für circa 30 Minuten bei maximal 70 Umdrehungen in der Minute durchgeführt werden. Besonders beim Morbus Osgood Schlatter ist die richtige Einstellung der Höhe des Sattels sehr wichtig. Die Höhe sollte bei durchgestreckten Beinen mit auf der Pedale stehender Ferse eingestellt werden.

Für weitere Übungen lesen Sie sich unsere Artikel ,,Morbus Osgood Schlatter - Übungen",  ,,Physiotherapie bei Morbus Osgood Schlatter" durch.

Prognose

Morbus Osgood Schlatter heilt in den meisten Fällen folgenlos aus. Mit Abschluss der Wachstumsphase hört in aller Regel auch die Schmerzsymptomatik und auch die weiteren Beschwerden auf. In äußerst seltenen Fällen bleiben die Schmerzen bestehen. Bei einer solchen Problematik kann eine Operation notwendig werden.
Die Behandlung im Wachstumsalter ist abhängig von der Ausprägung der Beschwerden, in manchen Fällen besteht die Problematik nur wenige Monate und spricht gut auf die konservative Therapie an. In anderen Fällen kann eine das gesamte Wachstumsalter begleitende Therapie notwendig sein..