Eine Voraussetzung dafür, dass Übungen gemacht werden können, ist zunächst das Ende der Akutphase. In dieser Phase sollte das Knie möglichst ruhiggestellt werden und eventuell sogar zum Teil durch Unterarmgehstützen entlastet werden.
Ziel der Übungen sollte es sein, schonend die Beinmuskulatur zu kräftigen und zu dehnen. Meist tritt der Morbus Osgood-Schlatter im Rahmen eines Wachstumsschubs oder durch Überbelastung bei vorliegenden muskulären Dysbalancen auf. Übergewicht kann dies noch begünstigen. Im Zuge des Wachstumsschubs kann es passieren, dass der Knochen schneller als der Muskel wächst, so entsteht ein starker Zug auf der Patella-Sehnen. Durch regelmäßiges Dehnen und gutes Aufwärmen vor dem Sport kann dies gelindert werden.
Im Rahmen muskulärer Dysbalancen kann es schnell zu Überbelastungen einzelner Sehnen kommen, sodass das Kräftigen der Muskulatur hier sinnvoll ist.
Generell gilt, dass die gesamte Beinmuskulatur trainiert werden sollte. Zudem ist es sinnvoll, sich bei Unerfahrenheit im Krafttraining durch einen Therapeuten/Trainer einweisen zu lassen, denn einseitiges Training kann zu muskulären Dysbalancen führen.
Kniefreundliche Sportarten können insbesondere zum Aufbau von Kraftausdauer sehr nützlich sein, zu ihnen gehören Schwimmen (Kraulen, nicht Brustschwimmen) und Radfahren (wenig bis kein Bergauf). Das Gewicht des Oberkörpers wirkt bei ihrer Ausführung nicht auf das Knie.
Um genauere Informationen im Allgemeinen zu diesem Krankheitsbild zu erfahren, lesen Sie sich unseren Artikel ,,Morbus Schlatter" durch.
Manchmal kann es helfen, während den Übungen das Kniegelenk zu tapen. Mehr dazu können sie in unserem Artikel ,,Morbus Osgood Schlatter - Übungen" erfahren.
Im Training mit einem Morbus Osgood-Schlatter sollten Übungen vermieden werden, bei denen das Knie gezwungenermaßen sehr stark gebeugt werden muss. Besser sind Übungen, bei denen man die Beugung dosieren kann und je nach Grad der Heilung selbst entscheiden kann, wie viel es geht.
Durch die starke Beugung wird nämlich der Druck auf die Patellasehne erhöht und damit auch der Zug auf den Ansatz der Patellasehne, was langfristig der Heilung entgegenwirken und zu Folgeschäden oder Komplikationen führen kann. Kommt noch zusätzliches Gewicht durch eine Hantel oder Ähnliches hinzu, wird diese Kombination aus Druck und Zug nochmals erhöht.
Wenn man Übungen auf dem Boden macht, sollte man eine weiche Matte als Untergrund bevorzugen. Zudem sollten Positionen oder Haltungen vermieden werden, die den Fersensitz oder die Hocke beinhalten. Diese Positionen üben ebenso einen sehr hohen Druck auf das Kniegelenk und insbesondere die Patella-Sehne aus. Besser ist es in diesem Fall zu knien, ohne auf den Fersen zu sitzen oder die Kombination aus einem knienden Bein und einem aufgestellten Bein.
Vor den Kraftübungen ist es angebracht, die Beinmuskulatur aufzuwärmen. Am leichtesten ist es, wenn die Übungen vor einem Spiegel durchgeführt werden. So kann man selbst kontrollieren, ob man Haltungsfehler hat. Das hauptsächliche Ziel ist, dass die Beinmuskulatur gestärkt wird und Schmerzen zu lindern.
Zum Kräftigen der vorderen Oberschenkelmuskulatur mit lang ausgestreckten Beinen auf dem Boden sitzend. Unter einem Knie nun ein zusammengerolltes Handtuch oder eine Blackroll platzieren. Das entsprechende Bein nun langsam und kontrolliert voll ausstrecken und wieder beugen. Pro Bein können in drei Sätzen 25- bis 30-mal Wiederholungen angestrebt werden. Für Fortgeschrittene kann ein Gewicht am Knöchel die Intensität der Übung erhöhen.
Die hintere Oberschenkelmuskulatur kann im Sitzen auf einem Stuhl trainiert werden. Für diese Übung ein elastisches Sportband um einen Knöchel legen. Es ist in einer Entfernung von einem bis eineinhalb Metern an einem Punkt fixiert, sodass es im entspannten Sitzen mit 90° gebeugten Knie unter leichter Spannung steht. Nun das Bein leicht anheben und gegen den Widerstand des elastischen Sportbandes das Knie bis zum Schmerzpunkt beugen. Anschließend die Beugung langsam und kontrolliert wieder in die Ausgangsposition auflösen. Pro Bein können in drei Sätzen 25- bis 30-mal Wiederholungen angestrebt werden.
Im Rahmen der Dehnung sollten genau wie im Krafttraining auch alle Muskelgruppen ausreichend beachtet werden. Dehnübungen sollten erst nach dem Aufwärmen, zum Beispiel durch 15 Minuten Rad fahren, durchgeführt werden.
Eine beispielhafte Möglichkeit, den Oberschenkel knieschonend zu dehnen, ist: Im Stand mit einer Hand den gleichseitigen Fuß greifen. Dabei sollte darauf geachtet werden, über das Anspannen der Bauchmuskulatur ein Hohlkreuz zu verhindern. Den Fuß nun bis ein Ziehen im Oberschenkel entsteht in Richtung des Gesäßes ziehen.
Zudem sollten auch das Gesäß, der hintere Oberschenkel und die Wade gedehnt werden.
Eine Massage mit einer Faszien- oder Blackroll hat viele positive Effekte für die Muskulatur rund um das Kniegelenk. So besteht die Möglichkeit, durch Massagen Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung anzuregen. Die Technik ist dabei sehr einfach umzusetzen.
Die vordere Oberschenkelmuskulatur kann zum Beispiel in der Bauchlage massiert werden. Mit einem oder beiden Oberschenkel auf der Rolle platzieren und die Ellenbogen leicht abstützen. Aus dieser Position auf der Rolle langsam auf- und abwärts rollen. Nach dem gleichen Prinzip können auch die hintere Oberschenkelmuskulatur, das Gesäß und die Waden ausgerollt werden.
Weitere Übungen können Sie auch in unseren Artikeln ,,Übungen bei Morbus Osgood Schlatter", ,,Krankengymnastik bei Morbus Osgood Schlatter" nachlesen.
Leichte Ausdauerbelastungen wie Radfahren, ohne bergauf zu fahren, können beinahe täglich ausgeführt werden. Ebenso ist es mit den Dehnübungen und dem Lösen der Faszien. Beides kann nach einem leichten Aufwärmprogramm täglich sogar mehrmals gemacht werden.
Kräftigungsübungen sollten nicht täglich gemacht werden. Sie betreffen nur die Beinmuskulatur, sodass ein bis zwei Tage zur Regeneration sinnvoll sind. Es sollte angestrebt werden, sie dreimal in der Woche zu machen. Die Häufigkeit ist aber auch vom aktuellen Stadium sowie der aktuellen Schmerzsituation abhängig.
Generell sollte klar sein, dass die Übungen anstrengend sind und auch sein sollten. Insbesondere zu Ende des Trainings können sie mühsam werden. Sie sollten trotzdem keine stärkeren Schmerzen verursachen. Wenn dies der Fall sein sollte, ist die Übung zu unterbrechen. Nach einer Pause kann mit geringerer Intensität oder weniger Wiederholungen die Übung wiederholt werden. Sollte sie dann immer noch Schmerzen auslösen, kann sie zunächst aus dem Training gestrichen werden. Es ist sinnvoll, in solchen Fällen mit dem behandelnden Physiotherapeuten oder Arzt Rücksprache zu halten.