Über die Kniescheibe verläuft die sogenannte Patella-Sehne des großen Oberschenkelmuskels zu ihrem Ansatz vorne oben am Schienbein. Dieser Ansatz ist im Rahmen des Morbus Osgood-Schlatter entzündet, ohne dass Krankheitserreger eingedrungen sind. Dies bezeichnet man auch als aseptische Entzündung. Wenn sich Knochenstücke aus der Tibia (Schienbein) lösen, spricht man von einer aseptischen Osteonekrose.
Sie entsteht oft durch eine Überbelastung des Ansatzes der Patella-Sehne an der Tibia. Hauptrisikogruppe sind sportlich aktive Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren, insbesondere nach einem Wachstumsschub. Nichtsdestotrotz ist es in sehr seltenen Fällen auch möglich, dass Erwachsene betroffen sind.
Entdeckt wurde die Krankheit durch ihren Namensgeber R.B. Osgood (USA) und C. Schlatter (Schweiz), die diese zeitgleich unabhängig voneinander beschrieben haben.
Wie bereits beschrieben entsteht der Morbus Osgood-Schlatter durch eine Überbelastung des Ansatzes der Patella-Sehne an der Tibia. Vor allem sich regelmäßig wiederholende große Belastungen für den M. quadriceps femoris (Oberschenkelmuskel), die mit schnellen heftigen Bewegungen einhergehen, sind besonders gefährdend. Sportarten, bei denen viel gesprungen wird, sind besonders gefährlich.
Ist der Oberschenkel durch einen großen Wachstumsschub verkürzt, wird die Spannung auf der Tibia nochmals erhöht. So entstehen kleine Verletzungen im Ansatz der Patellasehne. Zunächst ist dieser Punkt nur während der aktiven Ausübung einer Sportart schmerzhaft. Wird der Morbus Osgood-Schlatter zu diesem Zeitpunkt nicht erkannt und eine Schonung veranlasst, können die Schmerzen sich zu Ruhe oder Nachtschmerzen ausweiten.
Bei Erwachsenen, die von einem Morbus Osgood-Schlatter betroffen sind, ist dieser in der Regel bereits in der Vorgeschichte aufgetreten. Dies muss jedoch nicht der Fall sein. In manchen dieser alten Fälle können im Heilungsprozess kleine, knöcherne Einschlüsse in der Patellasehne entstehen, die diese Beschwerden auslösen können. Es kann sein, dass sie jahrelang keine Symptome ausgelöst haben, aber durch ein Trauma bewegt wurden und nun symptomatisch sind.
Generell ist die Diagnose bei sportlich aktiven Jugendlichen eher einfach zu stellen. Die Schmerzen und Schwellungen unterhalb der Kniescheibe sind ausgesprochen charakteristisch für einen Morbus Osgood-Schlatter.
Es liegt oft eine kleine Erhebung vor. Sie ist in der Regel sehr berührungsempfindlich. Mit Beginn und Einhalten der Ruhestellung bzw. Ruhephase gehen sowohl der Ausmesser an der Erhebung als auch die Schmerzen zurück.
Der Morbus Osgood-Schlatter ist sehr charakteristisch, sodass es oft nicht weiterer Untersuchungen bedarf. Im Zweifel, zum Beispiel um eine andere Erkrankung auszuschließen, kann eine Röntgenaufnahme sinnvoll sein. Die Veränderungen des Sehnenansatzes sind damit deutlich zu erkennen.
Bei Erwachsenen liegt oft in ihrer Krankheitsgeschichte bereits eine Erkrankung an einem Morbus Osgood-Schlatter im Jugendalter vor. Dies muss aber nicht der Fall sein. Sie berichten zudem über die typischen Beschwerden, die auch im Jugendalter auftreten. Sie verschlimmern sich ebenso bei körperlicher Betätigung und nehmen in Ruhephasen ab. Bei Erwachsenen sollten ebenso im Zweifel andere Ursachen für die Symptome ausgeschlossen werden.
Bei Jugendlichen gilt, dass die Symptome mit Abschluss des Wachstums verschwinden sollten. Auch mit diesem Wissen sollten die Symptome und ihre Ursachen behandelt werden. Die Therapie verfolgt dabei in erster Linie konservative Ansätze:
Einer der ersten und zunächst wichtigsten Maßnahmen ist die Reduktion der körperlichen Aktivität, um den überlasteten Sehnenansatz zu entlasten. Das bedeutet, dass im Akutstadium eine absolute Sportkarenz eingehalten werden sollten und dass unter Umständen Unterarmgehstützen angewendet werden sollten. Liegen neben anderen Ursachen zusätzlich Übergewicht oder muskuläre Dysbalancen vor, sollten diese ebenfalls therapiert werden, da sie die Überlastung des Sehnenansatzes noch verstärken können.
Zudem kann es in der Akutphase helfen, das Kniegelenk zu kühlen und bei stärksten Schmerzen bedarfsorientierte Schmerzmedikamente einzunehmen. Diese können auch nach individuellen Vorlieben als Salbe angewendet werden.
Wenn wieder Belastung aufgenommen wird, kann es helfen, das Kniegelenk durch Tape oder eine Bandage zu unterstützen. Vor allem kurz nach der Akutphase kann Bewegung am besten durch einen geschulten Physiotherapeuten implementiert werden, sodass das Knie nicht überlastet wird und sinnvolle Übungen angewandt werden.
Bei Erwachsenen sieht die Therapie eigentlich genauso aus.
Die Bandage sollte so konstruiert sein, dass sie eine effektive Entlastung bietet, dies führt in vielen Fällen zu einer direkten Schmerzlinderung. Kissen oder Polster sollten so angebracht sein, dass sie den schmerzenden Bereich an der Patellasehne unterhalb der Kniescheibe polstern. Zudem sollten die Anteile der Bandage, die die Kissen stabilisieren, individuell verstellbar sein, sodass die Bandage den Bedürfnissen der Träger angepasst werden kann. Die Fixierung der Kniebandage sollte sowohl ober- als auch unterhalb des Kniegelenkes so sein, dass die Funktion nicht eingeschränkt wird und dass die Bandage für alle Aktivitäten angenehm zu tragen ist.
Schmerzsalben enthalten in der Regel die üblichen Wirkstoffe, die auch in Schmerztabletten vertreten sind- solche wie Ibuprofen oder Diclofenac. Zudem können solche Schmerzsalben oder -gels, wenn sie im Kühlschrank gelagert wurden, zusätzlich angenehm kühlend sein.
Bei der Anwendung unbedingt auf Hautreaktionen oder andere allergische Reaktionen achten und die Salbe im Zweifel absetzen. Inwieweit solche Gels und Salben Schmerzen lindern, ist sehr individuell und sollte ausprobiert werden.
Außerhalb der akuten Phase kann eine Kräftigung der Oberschenkel- und Hüftmuskulatur dabei helfen, Schmerzen im vorderen Knie zu lindern.
Eine gut trainierte und gedehnte Muskulatur stabilisiert das Knie. Im besten Fall sollten für eine ausgeglichene Belastung der Kniescheibe Hüft-, Knie- und Sprunggelenk in einer Linie senkrecht übereinander stehen. Liegt eine zu schwache Beinmuskulatur, kann dies Fehlbelastungen begünstigen und die Symptomatik des Morbus Osgood-Schlatter verschlimmern. Aus diesem Grund sollte die Beinmuskulatur geschont, trainiert und gedehnt werden.
Ziel sollte sein, diese Übungen jeden zweiten Tag zu machen. Dabei ist es sehr wichtig, die Übungen korrekt und sicher auszuführen. Außerdem dürfen sie keine starken Schmerzen verursachen. In diesem Fall sollte die Zahl der Wiederholungen und die Intensität verringert werden.
Am besten ist es, sich durch seinen behandelnden Arzt und/ oder Physiotherapeuten anleiten zu lassen. So kann der Verlauf professionell begleitet und gestaltet werden.
Generell gilt zudem in der Akutphase oder im Falle anderweitiger Entzündungen am Kniegelenk, wenn schon Ruheschmerz besteht, das Krafttraining zu pausieren.
Mehr zu den einsetzbaren Übungen beim Morbus Schlatter können Sie in unserem Artikel ,,Morbus Osgood Schlatter - Übungen" nachlesen.
Mehr zur Physiotherapie beim Morbus Osgood Schlatter können Sie in unserem Artikel ,,Übungen bei Morbus Osgood Schlatter" erfahren.
Eine Tape-Anlage soll im Rahmen eines Morbus Osgood Schlatter die Stabilität im Kniegelenk erhöhen und helfen, Schwellungen zu vermindern.
Es werden zwei fünf Zentimeter lange Tape-Streifen benötigt. Die zwei Streifen müssen zudem der Länge nach halbiert werden. Es entstehen 4-5 cm lange Tape-Streifen. Das zu tapende Knie sollte 90 Grad gebeugt sein, am besten in sitzender Position.
Das Prinzip zum Aufkleben ist für Waagerechte und Senkrechte das Gleiche: beide Tapes kreuzen über dem schmerzenden Punkt. Der erste Streifen wird für die ersten 1,5 Zentimeter ohne Zug waagerecht seitlich des schmerzenden Punktes geklebt. Daraufhin das Band um drei Viertel dehnen und das Tape bis auf die letzten 1,5 cm aufkleben. Diesen Rest wieder ohne Zug kleben. Die zwei weiteren Streifen nun quer auf die gleiche Art und Weise kleben, sodass letztlich ein Stern entsteht. Alle Streifen treffen sich dabei mittig über dem schmerzenden Punkt.
Mehr zur Anlage eines Tapes beim Morbus Schlatter können Sie in unserem Artikel ,,Morbus Osgood Schlatter - Tapen" nachlesen.
Die Prognose des Morbus Osgood-Schlatter ist vom Zeitpunkt der Diagnose und des damit verbundenen Therapiebeginns abhängig. Je eher die Erkrankung erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden, desto kurzweiliger ist in der Regel der Verlauf. Zudem sind die Heilungschancen nochmals höher. Generell sind die Chancen auf Heilung recht hoch bei einem Morbus Osgood-Schlatter.
Nichtsdestotrotz ist der Krankheitsverlauf ziemlich lang. Und es können Rückfälle oder andere Beschwerden wie Schmerzen beim Knien oder beim langen Sitzen zurückbleiben.
Eine Operation ist im Rahmen eines Morbus Osgood-Schlatter die letzte Möglichkeit der Therapie, wenn alle anderen Ansätze versagt haben oder wenn die Erkrankung so ausgeprägt ist, dass größere Knochenfragmente aus dem Schienbein ausgerissen sind.
In der Literatur gehen die besagten Entfernungen dieser Knochensplitter mit sehr guten Ergebnissen einher. In über 90% der Fälle kann die Schmerzsituation verbessert werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass durch die Operation immer alle Schmerzen behoben werden.