Wenn der Knöchel durch eine ungewohnte und ungeeignete Bewegung aus seiner normalen Position gebracht wird, wird dabei nicht selten der Bandapparat des Sprunggelenks verletzt. Einzelne oder mehrere Bänder werden überdehnt, reißen teilweise oder auch komplett. Die Verstauchung oder auch Distorsion des Knöchels ist eine der häufigsten Sportverletzungen und geschieht meist durch unglückliches Umknicken des Fußes und einer damit einhergehenden Überdehnung der Gelenkkapsel.
Die Sprunggelenksdistorsion ist zwar eine sehr häufige, allerdings auch recht unkomplizierte Verletzung. Die Verstauchung erfolgt durch eine Ver- und Überdrehung der Bänder des Knöchels. Dies kann geschehen, wenn man mit dem Fuß falsch aufkommt und zur Seite, sprich nach innen (Pronationstrauma) oder häufiger nach außen (Supinationstrauma) umknickt.
Oft passiert diese Form des Unfalls beim Sport. Insbesondere Sportarten mit vielen abrupten Lauf- und Sprungbewegungen bergen dieses Risiko, so zum Beispiel Fußball, Basketball, Volleyball, Handball, Badminton oder Tennis. Insbesondere in der Landephase kommt es hier häufig zu deiner starken Belastung und Instabilität des Sprunggelenks, die oftmals in einer Distorsion enden kann.
Aber auch im Alltag kann es zu diesem Verletzungsmuster kommen, beispielsweise beim Laufen auf unebenem Boden oder Umknicken in unpassendem und instabilem Schuhwerk. Auch durch eine Gewalteinwirkung von außen, wie durch seitliche Tritte, kann die Gelenkkapsel verdreht werden.
Besonders prädestiniert für diese Form der Verletzung sind Menschen mit instabilen Bändern, wie sie beispielsweise bei einer Hohlfuß-Fehlstellung zu finden sind. Auch Personen mit einer Muskelschwäche knicken häufiger um. Das größte Risiko, sich eine Knöchelverstauchung zuzuziehen besteht allerdings, wenn das Gelenk schon einmal eine Distorsion erlitten hat, da dies häufig eine Schwächung des Bandapparates mit sich bringt.
Die Symptome einer Knöchelverstauchung folgen zumeist auf das Trauma an sich, welches in 80% der Fälle ein Supinationstrauma, also ein Umknicken nach außen darstellt. Nach dem Ereignis tritt meistens ein plötzlich einsetzender starker Schmerz auf, der häufig als ziehend und stechend beschrieben wird. Durch den anhaltenden Schmerz fällt das Auftreten auf den betroffenen Fuß danach sehr schwer oder ist gar nicht möglich. Nicht selten kommt es zudem zu einer Schwellung am Knöchel, je nach Trauma an der Außen- oder Innenseite, welche im Verlauf langsam zunimmt. Durch die Schwellung kommt es zu einem erhöhten Druck im Gewebe und auf die verletzten Bänder, wodurch die Schmerzintensität oft steigt. Je nach Schweregrad der Schwellung kann sie einige Tage bis wenige Wochen anhalten und bildet sich meist nur langsam zurück. Zudem präsentiert sich der betroffene Knöchel oft erwärmt und weist einen Bluterguss (Hämatom) auf.
Die Sprunggelenksdistorsion kann in drei Schweregrade eingeteilt werden.
Bei Grad 1 sind die Bänder nur leicht überdehnt, aber nicht gerissen und noch recht stabil. Hier ist eine leichte Belastung in Form von Auftreten meist noch möglich.
Bei Grad 2 kommt es zu einer starken Überdehnung der Bänder, was mit starken Schmerzen und erhöhter Instabilität einhergeht.
Bei Grad 3 liegt eine schwere Verstauchung in Form von gerissenen Bändern vor und damit einhergehenden starken Schmerzen, hoher Instabilität und fehlender Belastbarkeit.
Die Schwellung des Knöchels entsteht auf Grundlage einer Weichteilverletzung, also des Gewebes um das Gelenk herum. Verletzte Bänder, aber auch kleine Risse im restlichen Bindegewebe und die Zerstörung kleinster Blutgefäße durch die Krafteinwirkung tragen zur Bildung dieser bei.
Durch die Risse der Blutgefäße kommt es einerseits zu einer Einblutung, also einem Hämatom, das zur Schwellung beiträgt, andererseits führt der Gewebeschaden zu einer lokalen Entzündungsreaktion, die die Gefäße weit stellt und zu einer Ödembildung in diesem Bereich führt. Auch die Verletzung der Lymphgefäße führt zu einem gestörten Lymphabfluss und verstärkt das Anschwellen des Knöchels. Durch unmittelbares Hochlagern nach dem Ereignis kann mithilfe der Schwerkraft eine Ansammlung von Flüssigkeiten am Fuß verlangsamt werden. Auch das Kühlen wirkt erwiesenermaßen abschwellend, da durch Kälteeinwirkung der Gefäßerweiterung entgegengewirkt wird. Die Dauer der Schwellung ist abhängig vom Schweregrad der Verstauchung, der Therapie und auch von individuellen Faktoren. Meist hält sie einige Tage an, kann allerdings auch zwei bis drei Wochen dauern. Zu Beginn des Schwellungsrückgangs ist der Prozess noch schneller, verlangsamt sich allerdings mit der Zeit und kann sich somit bis zur vollen Heilung in die Länge ziehen.
Ärztlicher Rat sollte aufgesucht werden, wenn das Sprunggelenk nach einem falschen Tritt stark schmerzt und eine Bewegungs- und Belastungseinschränkung oder gar Lähmungserscheinungen vorliegen. In den häufigsten Fällen ist eine Verstauchung unkompliziert und einfach zu behandeln, dennoch ist es wichtig, den Schweregrad der Verletzung abzuklären und adäquat zu versorgen. Bei starkem Schmerz, Problemen beim Auftreten oder Gehen, Schwellung, Rötung und Bluterguss, sollte also eine ärztliche Untersuchung erfolgen.
Die Diagnose einer oberen Sprunggelenksdistorsion erfolgt primär klinisch, also nach Symptomen des Patienten. Dabei ist das Berichten des Unfallhergangs wichtig. Das plötzliche Auftreten von starken Schmerzen, die folgende Bewegungseinschränkung und Schwellung stellen die Leitsymptomatik der Verdachtsdiagnose dar. Es sollte eine körperliche Untersuchung erfolgen, bei der der Bandapparat abgetastet und auf Druck- und Bewegungsschmerz, sowie Stabilität beziehungsweise Instabilität untersucht wird. Zudem müssen abwendbar schlechte Verläufe und Differentialdiagnosen, sprich mögliche andere Verletzungen, ausgeschlossen werden. Dazu wird die Durchblutung, Motorik (Beweglichkeit) und Sensibilität (Tastempfinden) des Fußes überprüft und nach Hinweisen auf mögliche Brüche untersucht. Dabei wird oft am Knie das Fibulaköpfchen überprüft, da dieses bei Brüchen am Sprunggelenk oft zusätzlich abreißt. Im zweiten Schritt erfolgt eine Bildgebung des Knöchels, was meist in Form einer Röntgenaufnahme erfolgt. Dabei wird das Sprunggelenk in 2 Ebenen, von vorne und von der Seite, dargestellt und beurteilt. Auch hier geht es hauptsächlich um das Ausschließen von Brüchen -wie einer Weber-Fraktur- und um die Beurteilung möglicher knöcherner Verletzungen am Bandapparat, wie Kapsel- oder Bandausrissen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann erfolgen, wenn die Weichteilstrukturen genauer beurteilt werden sollen. Beide Formen der Bildgebung finden häufig Gebrauch und sind abhängig von der ärztlichen Fragestellung.
Die Frage danach, ob der Knöchel gebrochen oder verstaucht ist, ist die wichtigste Fragestellung in der ärztlichen Untersuchung, da sich die Verläufe, Einschränkung und Behandlung entsprechend voneinander unterscheiden. Manchmal kann man schon durch den Unfallhergang und die Größe der Krafteinwirkung vermuten, ob eine Verstauchung oder ein Bruch wahrscheinlicher sind.
Unglücklicherweise gibt es einige Symptome, die bei Verstauchung und Bruch zunächst ähnlich oder sogar gleich sind. Diese Symptome werden auch „unsichere Frakturzeichen" (Bruchzeichen) genannt. In beiden Fällen kommt es zu Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit, wie auch zu Rötung und Überwärmung, Schwellung und Bluterguss. Die „sicheren Frakturzeichen“ sind ein sichtbarer Knochen bei einem offenen Bruch, eine sicht- oder spürbare Fehlstellung des Knochens, zum Beispiel als Stufenzeichen tastbar, eine abnormale Beweglichkeit und die sogenannte „Krepitation“, also das hörbare Knochenreiben. Da der Bruch der Malleolen (Knöchel) bei der Sprunggelenksdistorsion eine Differentialdiagnose darstellt, muss dies in der Untersuchung ausgeschlossen werden. Daher sollte man bei Verdacht, die knöchernen Anteile des Sprunggelenks in Form eines Röntgenbildes oder wahlweise einer Computertomographie (CT) beurteilen. Liegt ein Bruch vor, fällt die Therapie sowie die Prognose entsprechend anders aus.
Falls Sie mehr zur Sprunggelenksfraktur erfahren wollen, können Sie sich folgende Artikel durchlesen: ,,Sprunggelenksfraktur Therapie", ,,Sprunggelenksfraktur Symptome", ,,Sprunggelenksfraktur Ursachen".
Die Therapieoptionen lassen sich einteilen in konservativ und operativ. Den Standard stellt hierbei die konservative Therapie dar, allen Voraus die sogenannte PECH-Regel. Dieses Akronym steht für: P - Pausieren (Schonung es Gelenks und Unterlassen von jeglicher Belastung), E – Eis (unverzüglicher Begin von Kühlung zur Verhinderung der Schwellung, Hämatombildung und Linderung der Entzündungsreaktion), C – Kompression (in Form eines Kompressionsverbandes und Stabilisierung des Knöchels) und H – Hochlagern (Entgegenwirkung der Schwellung und Schmerzlinderung).
Bei starken Schmerzen können kühlende und schmerzlindernde Salben und leichte Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen zum Einsatz kommen. Ist die Verstauchung höhergradig, bei starker Überdehnung oder Bänderrissen, kann es hilfreich sein, Bandagen oder Schienen anzubringen um das Sprunggelenk somit zu stabilisieren. Im weiteren Verlauf können Stützverbände, auch insbesondere bei Sportlern, präventiv im Training getragen werden. Liegt eine schwere Verstauchung mit gerissenen oder angerissenen Bändern vor, kann eine komplette Immobilisation (Ruhigstellung) des Sprunggelenks und Fußes angezeigt sein. Dazu erhält der betroffenen Fuß einen passenden Gips oder Gipsstiefel und der Patient wird mit Unterarmgehstützen ausgestattet. Je nach Schweregrad der Verletzung sollte der Gips 3 bis 4 Wochen getragen werden.
Die Indikation zu einer Operation kann in seltenen Ausnahmefällen wie offenen Rupturen oder zusätzlichem Knochenbruch gestellt werden.
Mehr zur physiotherapeutischen Behandlung beim verstauchten Knöchel können Sie in unserem Artikel ,,Physiotherapie bei einem verstauchten Knöchel" nachlesen.
Über Krankengymnastik bei Sprunggelenksverletzungen können Sie in unserem Artikel ,,Krankengymnastik Übungen Sprunggelenk" mehr erfahren.
Auch nach Wiederherstellung der Belastbarkeit des Knöchels verspüren viele Patienten, insbesondere Sportler, häufig längerfristig die Beeinträchtigung des Knöchels in Form von Instabilität. Gerade bei Sportarten, die schnelle, ruckartige Bewegungen, Sprünge und Richtungswechsel beinhalten, fordern eine gewisse Sicherheit des Sprunggelenks. Hierbei kann es von Vorteil sein, das Gelenk mit Tapes zu stabilisieren. Es gibt zwei verschiedene Arten Tapes: Sporttapes und Kinesiotapes.
Sporttapes kommen vor allem zur Wiederaufnahme der Belastung nach dem Unfall zum Einsatz und sollten nur während des Trainings und der erhöhten Belastung getragen werden. Um die Innen- und Außenbänder zu stützen, wird das Tape meist vom Zehenballen ausgehend zum betroffenen Knöchel und bis zu fünf bis zehn Zentimeter darüber hinaus geklebt. Dabei ist zu vermeiden, das Band in kompletten Runden um den Fuß zu kleben, um eine Durchblutungsstörung zu verhindern.
Eine weitere Art des Tapens stellen Kinesiotapes dar. Durch ihre hohe Elastizität lassen sich die Kräfte des Bewegungsapparates auf die Haut übertragen und führen durch eine Unterstützung der Muskulatur zu einer Stabilisierung der betroffenen Region. Somit bleibt die Beweglichkeit des Gelenkes erhalten. Sie werden entlang der Muskulatur aufgebracht und verstärken die natürliche Kraft der Muskelstränge. Diese Form von Tape kann und sollte auch in Ruhe getragen werden.
Die stärksten Schmerzen und körperliche Einschränkung nach einer Sprunggelenksdistorsion belaufen sich auf die Zeit unmittelbar nach der Verletzung. Nach einigen Tagen tritt meist eine Linderung der Schmerzen und eine Rückbildung der Schwellung sowie ein Abbau des Hämatoms ein, was sich an einer veränderten Farbe des Blutergusses zeigt. Je nach Schweregrad der Verstauchung und Schmerzintensität kann nach einigen Tagen mitunter schon wieder eine leichte Belastung des Fußes erfolgen und nach etwa zwei bis drei Wochen kann eine volle Belastung des Körpergewichts angestrebt werden. Mit einer Krankschreibung kann so lange gerechnet werden, bis das normale Auftreten wieder möglich ist. Berufstätigkeiten mit starker körperlicher Anstrengung sind hiervon natürlich ausgenommen.
Bei guter Heilung und unterstützender Physiotherapie kann nach ungefähr sechs Wochen eine sportliche Belastung in Form von lockerem Laufen langsam wieder eingeführt werden. Risikobehaftete Sportarten sollten allerdings nach wie vor nicht wieder aufgenommen werden, bis die volle Funktion des Bandapparates wiederhergestellt ist. Die Dauer dieses Prozesses ist stark abhängig von der Schwere der Verletzung und dem Alter des Patienten. Da Bänder wenig durchblutetes Gewebe sind, dauert der Heilungsprozess oft eher länger als bei anderen Geweben und somit kann sich die volle Genesung leider häufig recht langwierig gestalten. Umso wichtiger ist es, die Therapie adäquat durchzuführen und nach individueller sportmedizinischer oder physiotherapeutischer Absprache anzupassen.