Eine Haltungsschule bezeichnet einen Kurs zum Erlernen einer physiologisch gesunden Körperhaltung, Entwicklung von Körpergefühl, rückengerechtes Handling von Alltagssituationen, Stärkung der Haltemuskulatur sowie verschiedenen Bewegungs- und Dehnübungen. Oft werden Haltungsschulen oder auch Rückenschulen in Physiotherapiepraxen oder Fitnessstudios angeboten. Auch in Unternehmen und am Arbeitsplatz kann vermehrt an einer Haltungsschule und Rückentrainingskursen teilgenommen werden.
Die Teilnahme an einer Haltungsschule eignet sich für verschiedenste Menschen und Krankheitsbilder. Von Vorsorge, über Regeneration nach Verletzungen, Bandscheibenvorfällen, Haltungsschwächen, Rückenschmerzen, Bewegungseinschränkungen und vielem mehr ist alles vertreten. Klären Sie dies am besten mit ihrem Arzt.
Die Übungen in einer Rückenschule sind vielfältig und abwechslungsreich. Begonnen wird ein Kurs oft mit Aufklärung und alltagsgerechten Übungen, wie dem Sitz am Schreibtisch oder dem Heben schwerer Gegenstände. Kräftigungs- und Bewegungsaufgaben beziehen sich nicht nur auf den Rücken, sondern den Körper im ganzen. Im Folgenden werden einige Übungen für einen kleinen Einblick vorgestellt.
1) Um die Wirbelsäule geschmeidig durchzubewegen, wird der Vierfüßlerstand eingenommen. Der Therapeut achtet reihum auf korrekte Haltungen, Einstellungen und Gelenkbelastungen. Nun wird der Rücken langsam und Wirbel für Wirbel von Becken bis Kopf zu einem Buckel aufgerollt, kurz gehalten und wieder abgerollt, bis er nach unten durchgestreckt ist. Beide Positionen einige Sekunden halten und etwa 10 mal wiederholen.
2) Eine weitere Bewegungsübung, nun für die Rotation, wird in Rückenlage durchgeführt. Die Füße werden aufgestellt, die Arme liegen rechts und links vom Körper abgespreizt auf dem Boden. Nun werden die Knie langsam zu einer Seite abgesenkt, wieder zur Mitte geführt und zur anderen Seite gesenkt. Als Erweiterung werden die Beine rechtwinklig angehoben und nun zur Seite gesenkt. Dies stärkt gleichzeitig die schräge Haltemuskulatur im Bauch.
3) Aus selber Position, die Füße stehen wieder auf dem Boden und die Arme liegen rechts und links am Körper, Handflächen Richtung Decke gedreht, kann nun die Ganzkörperstabilität trainiert werden. Der Rücken liegt nun flach auf dem Boden auf und es wird nach und nach eine statische Spannung aufgebaut. Begonnen wird bei den Füßen, die Fersen drücken in die Unterlage, das Becken wird nach hinten gekippt, die Lendenwirbelsäule kräftig auf den Boden gepresst, die Schulter ziehen nach hinten unten, die Handrücken drücken in den Boden und zuletzt wird auch der Hinterkopf gerade heruntergedrückt, ohne den Nacken zu überstrecken. Die ganze Spannung wird einige Sekunden gehalten, dabei tief in den Bauch geatmet und bei jeder Ausatmung noch etwas verstärkt. Die Übung kann täglich zuhause als Eigentraining durchgeführt werden.
Beliebte Materialien, um in der Haltungsschule für Abwechslung zu sorgen, sind Therabänder, Stäbe, Bälle, Pezzibälle, kleine Hanteln, Faszienrollen und vieles mehr.
Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln
Eine Haltungsschule beginnt schon am Arbeitsplatz. Dort werden in der Regel 40 Stunden die Woche verbracht und unter Umständen ausschließlich im Sitzen. Mit den richtigen Verhaltensregeln können am Arbeitsplatz dauerhafte Schmerzen in den Griff bekommen werden. Dabei ist nicht nur das richtige Sitzen und Stehen vorbeugend, sondern ein ausgewogenes Verhältnis von Muskelanspannung und Entspannung entscheidend. Täglich intergrierte Übungen am Arbeitsplatz kosten nicht viel Zeit, stören nicht den Tischnachbar und sind ohne großen Aufwand durchführbar.
Lesen Sie hierzu die Artikel:
Die Haltungsschule nach Brügger bezeichnet ein ganzheitliches Konzept, Übungen beziehen sich also auf den gesamten Körper und auch das individuelle Umfeld. Die Übungen werden individuell an Alltagssituationen und den einzelnen Patienten angepasst. Die Haltungskorrektur wird in dem Konzept als generelle Grundlage für sämtliche Funktionsstörungen eingesetzt. Einige Übungen des Brügger-Konzeptes werden im Folgenden vorgestellt.
1) Zum Training des Körpergefühls, der Körperkontrolle und Mobilisation der Wirbelsäule, wird gerade auf einem Stuhl gesessen. Eine Hand liegt auf dem Bauchnabel, die andere auf dem Brustbein. Nun wird zunächst versucht, die Brusthand ruhig zu halten, während sich die Bauchhand durch kontrollierte Beckenkippung annähert und wieder entfernt. Anschließend wird die Bauchhand ruhig in Position gehalten und die Brusthand nähert und entfernt sich. Später können die Bewegungen ohne Hände und auch im Stand geübt werden.
2) Für eine weitere Übung wird mit dem Rücken gegen eine Wand gestanden. Die Arme sind zur Seite abgespreizt, die Handrücken drücken gegen die Wand und der Brustkorb hebt sich während das Becken an der Wand bleibt. Diese Bewegung einige Male langsam durchführen und anschließend die Arme etwas höher versetzen und dieselbe Übung noch einmal durchführen.
3) Für die Stärkung der Rückenmuskulatur wird der Vierfüßlerstand eingenommen. Der Oberkörper wird Richtung Boden gesenkt, die Finger krabbeln nach vorn, bis die Arme gestreckt sind und mit dem Rücken eine Diagonale bilden. Die Handflächen liegen auf dem Boden. Aus dieser Position wird ein Arm gestreckt nach vorn abgehoben, einige Sekunden gehalten, gesenkt und der andere Arm gehoben. Beide Seiten einige Male wiederholen.
Weitere physiotherapeutische Maßnahmen für die Begünstigung einer gesunden Körperhaltung sind verschiedene Dehnungen, meist für die eingesunkene Körpervorderseite, hier insbesondere die Brustmuskulatur und Hüftbeuger, Wärmeanwendungen, Massagen oder Triggerpunkttherapie für verspannte Regionen, Elektrotherapie gegen Schmerzen und auch zur Unterstützung von Muskelansteuerung,...Außerdem empfehlen sich Übungen aus dem Yoga oder Pilates, welche fließende Ganzkörperübungen mit viel Stabilitätstraining, Körperwahrnehmung und bewusster Atmung beinhalten. Um verklebtes Gewebe zu lösen und die Elastizität zu trainieren, bieten sich Faszienroller, wie zum Beispiel die Blackroll, für das Heimtraining an.
Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren: Ernährung und Muskelaufbau
Eine sogenannte Haltungsschule bietet in kleinen Kursen Übungen zur Wahrnehmung, Dehnung, Kräftigung und Lockerung sowie Anleitungen für Alltagssituationen für verschiedenste Patientengruppe. Von Vorsorge über Regeneration nach Verletzungen oder Schmerzpatienten ist alles vertreten. Das ganzheitliche Brügger-Konzept bietet verschiedene Übungen, welche sich am individuellen Menschen und dessen Alltagssituationen orientieren.