Physiotherapie bei einem Schlaganfall

Ein Schlaganfall (Apoplex) ist eine akut auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns, die meist durch einen Gefäßverschluss, seltener durch eine Blutung hervorgerufen wird. Es kann eine Halbseitenlähmung (Arm und/ oder Bein einer Körperhälfte betroffen), eine Sprachstörungen oder eine Sehstörung auftreten. Je nach Lokalisation der Durchblutungsstörung sind verschiedene Symptome möglich.

Nach einer intensivmedizinischen Behandlung, wenn möglich in einem Krankenhaus mit einer sogenannten „Stroke- Unit“, wird sehr früh mit Rehabilitationsmaßnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie begonnen.

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Behandlung

Zur physiotherapeutischen Behandlung bei einem Schlaganfall mit Halbseitenlähmung gibt es mehrere Konzepte, unter anderem das Bobath-Konzept (siehe auch: Krankengymnastik nach Bobath), die Behandlungsmethode PNF (propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation) sowie die Krankengymnastik nach Vojta.

Das Bobath-Konzept setzt schon im Akutkrankenhaus an und integriert das Pflegepersonal, die Therapeuten und die Angehörigen des Patienten in ein 24-Stunden-Konzept. Im Kern sollen dabei über die Stimulation von normalen Bewegungsabläufen und über die Beeinflussung der krankhaften Muskelspannung (schlaff oder spastisch) die Symptome des Patienten gebessert werden.

Ziel der Behandlungsmethode PNF ist es, die Koordination von Nerv und Muskel zu verbessern. Über diagonale und dreidimensionale Bewegungen, meistens mit der gesunden Seite, soll ein Übergreifen der Aktivität auf die betroffene Seite erreicht werden. Diesem Übergreifen liegen Bewegungsmuster zugrunde, die im Gehirn gespeichert sind und die man aktivieren möchte.

Auch die Vojta-Therapie greift auf angeborene Bewegungsmuster zurück, die durch die Stimulation bestimmter Punkte am Körper ausgelöst werden können. Ziel ist es, durch das Auslösen dieser Bewegungsreflexe neue Muskel- und Nervenfunktionen zu bahnen.

Übungen

  1. Lösen der Spastik in der betroffenen Hand
    Ausgangsstellung: Sitz, die Hände sind gefaltet und die Finger stecken ineinander, beide Hände liegen im Schoß.
    Ausführung: Dehnen Sie die Finger der betroffenen Hand vorsichtig auf, bringen Sie vor allem den Daumen in eine abgewinkelte, gestreckte Stellung. Halten sie die Dehnung, bis die Spastik beginnt, weicher zu werden.
    Mehr hierzu lesen Sie unter: Physiotherapie bei einer Spastik - Das hilft!
  2. Schulterübung
    Ausgangsstellung: Sitz oder Stand, die Hände sind gefaltet und die Finger stecken ineinander.
    Ausführung: Heben Sie beide Arme zusammen nach vorne an, versuchen Sie mit den gefalteten Händen Ihre Stirn oder Ihre Nase zu berühren, dabei unterstützt die gesunde Seite die betroffene Seite.
     
  3. Vierfüßlerstand
    Ausgangsstellung: Vierfüßlerstand auf einer Unterlage, die Hände stützen vorne ab, die Knie hinten, die Unterschenkel liegen auf dem Boden auf.
    Ausführung: Ziehen Sie die Schulterblätter zur Wirbelsäule und verlagern Sie das Gewicht von Seite zu Seite. Steigerung: ziehen Sie abwechselnd ein Knie zum Bauch heran und stellen es wieder ab.
     
  4. Spielbein-Training mit dem betroffenen Bein
    Ausgangsstellung: Stand auf dem nicht- betroffenen Bein, das andere Bein ist das Spielbein.
    Ausführung: Tippen Sie mit dem Spielbein vorn mit der Ferse, hinten mit der Fußspitze auf den Boden. Ziehen Sie das Knie vor der Brust hoch und strecken Sie das Bein nach hinten weg. Legen Sie ein Handtuch auf den Boden und schieben Sie es mit dem betroffenen Bein um das Standbein im Kreis herum.
     
  5. Bridging
    Ausgangsstellung: Rückenlage mit angestellten Beinen, 90 Grad Beugung in den Knien, die Hände sind ineinander gefaltet und die Arme liegen auf dem Körper.
    Ausführung: Heben Sie das Gesäß an und halten Sie beiden Beckenseiten auf einer Ebene. Halten Sie die Position für 30 Sekunden, 3 Wiederholungen mit kurzer Pause.

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Eine umfassende Sammlung von vielen verschiedenen Übungen finden Sie hier: Schlaganfall Übungen

Ziele der Physiotherapie

Die Ziele der Physiotherapie hängen von der individuellen Ausprägung der Symptome ab und davon, wie viel Zeit nach dem Schlaganfall schon vergangen ist.

Wenn eine Halbseitenlähmung vorliegt, ist diese in den meisten Fällen in den ersten Tagen nach dem Schlaganfall noch schlaff. In dieser Phase steht die Stimulation der betroffenen Seite im Vordergrund, um noch intakte Hirnareale zu fördern. Außerdem ist es wichtig, eine Thrombose oder Lungenembolie zu verhindern, wenn der Patient bettlägerig ist.

Im weiteren Verlauf der Behandlung soll eine möglichst große Eigenständigkeit des Patienten im Alltag erreicht werden. Dazu wird die Wahrnehmung der betroffenen Seite geschult, es werden Alltagsbewegungen trainiert und eventuell aufgetretene Spastiken (überhöhte Muskelspannung) werden behandelt.

Praxis-Adressen in den jeweiligen Hauptstädten

  • Berlin: Neuro Rehabilitationspraxis Berlin
    Bundesallee 34
    10717 Berlin
     
  • Hamburg: Praxis für Physiotherapie Geesche Prettin
    Beim Schlump 58
    20144 Hamburg
     
  • München: GESUND - Reha rechts der Isar
    Kirchenstraße 17 c-d
    81675 München
     
  • Köln: Praxis für Physiotherapie im Neurologischen Therapiecentrum
    Kunibertskloster 11-13
    50668 Köln
     
  • Frankfurt am Main: MediLoft Rehazentrum
    Hanauer Landstraße 196
    60314 Frankfurt am Main

Zusammenfassung

Die Symptome nach einem Schlaganfall können individuell sehr unterschiedlich sein, häufig tritt eine Halbseitenlähmung einer Körperhälfte (Arm und Bein) auf.

Individuell abhängig von der Schwere und Lokalisation der aufgetretenen Durchblutungsstörung im Gehirn können verschiedene Begleitsymptome wie Sprachstörungen, Sehstörungen und später Spastiken auftreten.

Ziel in der Physiotherapie ist die Wiedereingliederung des Patienten in seinen Alltag und eine möglichst große Selbstständigkeit. Dazu werden normale Bewegungsabläufe trainiert und Störungen in der Muskelspannung (Spastiken, schlaffe Lähmungen) behandelt.