Vom Phänomen der Frozen Shoulder spricht man, wenn die Beweglichkeit des Schultergelenks auf Grund einer Erkrankung der Gelenkkapsel allmählich verloren geht. Zu Beginn der Erkrankung imponieren zumeist Schmerzen, die dann von einer fortschreitenden Bewegungseinschränkung abgelöst werden. Die Erkrankung wird auch als Periarthropathia humeroscapularis (PHS) bezeichnet. Sie kann auf Grund einer vorhergegangenen Schultererkrankung aber auch ohne erkennbare Ursache (idiopathisch) entstehen. Die konservative Therapie steht im Vordergrund, dabei wird die Intensität der Therapie und die Auswahl der entsprechenden Maßnahmen an die Behandlung angepasst.
Bei der Frozen Shoulder liegt der Schwerpunkt auf der konservativen Behandlung. Neben Elektrotherapie, Wärmeanwendungen und Massagen ist auch ein entsprechendes Übungsprogramm von großer Bedeutung. Besonders zu Beginn der Erkrankung sollte dabei darauf geachtet werden, die Schulter nicht über zu strapazieren und die Übungen nur im schmerzfreien Bereich auszuüben. In erster Linie geht es bei der Übungsauswahl bei der Frozen Shoulder Behandlung darum, die Beweglichkeit zu verbessern.
Zu Beginn bieten sich sanfte Pendelübungen an. Hierbei wird das Gelenk mobilisiert, ohne dass es gegen die Schwerkraft bewegt werden muss.
1) Pendel
Der Patient neigt sich aus dem Stand leicht nach vorne, sodass seine Arme locker nach vorne am Körper herunter hängen. Nun lässt er den Arm sanft und ohne große Anstrengung wie ein Pendel leicht nach vorne und hinten schwingen. Der Oberkörper bleibt dabei ruhig, nur die Schulter soll beübt werden. Es können auch kleine Wasserflaschen in die Hand genommen werden. Das Gewicht kann einen angenehmen leichten Zug auf das Gelenk ausüben.
2) Abduktion
Eine weitere leichte Übung ist die Mobilisation der Abduktion (Abspreizen) des Arms mit am Tisch. Der Patient sitzt in gewissem Abstand seitlich zu einem Tisch oder einer geeigneten glatten Oberfläche. Die Höhe der Unterlage sollte so hoch sein, dass der Patient den Unterarm angenehm darauf ablegen kann. Nun schiebt er den Unterarm parallel zur Oberfläche vom Körper weg und neigt sich dabei zum Tisch, die Schulter wird dabei nicht hochgezogen! Die Bewegung sollte leicht fallen. Sie dient der Verbesserung der Abspreizung des Arms. Anschließend geht der Patient in die Ausgangsstellung zurück.
Mobilisationsübungen wie diese können etwa 20 mal hintereinander in 3- 4 Sätzen ausgeführt werden. Sie sollten angenehm sein und weder das Gelenk noch die Muskeln anstrengen.
Weitere Übungen bei einer frozen Shoulder finden Sie in dem Artikel: Übungen bei einer Frozen Shoulder
Im Behandlungsverlauf können die Übungen in ihrer Intensität gesteigert werden. Auch können Hilfsmittel wie das Theraband zum Einsatz kommen. Solche Übungen dienen neben der Verbesserung der Beweglichkeit auch der Kräftigung.
1) Der Patient steht mit den rechten Fuß auf dem Theraband. Er steht aufrecht, die Knie sind leicht gebeugt. Mit der linken Hand fasst er das Theraband und hebt den Arm nach oben außen über den Kopf (als wolle man nach etwas in einem Regal hinter sich greifen), anschließend führt er den Arm wieder in die Ausgangsstellung zurück.
Sie werden in 3-4 Sätzen à 15 Wiederholungen ausgeführt.
2) Um die Rotation im Schultergelenk zu kräftigen kann das Theraband relativ eng mit beiden Händen vor dem Körper gehalten werden. Die Ellenbogen liegen dabei am Brustkorb an und sind etwa 90° gebeugt. Nun werden die Hände nach außen geführt, ohne dass sich die Ellenbogen vom Körper wegbewegen. Diese Übung trainiert die Außenrotation im Schultergelenk. Sie kann auch erst mit dem einen dann mit dem anderen Arm ausgeführt werden. Diese Übungen sind etwas intensiver als reine Mobilisationsübungen.
Sie werden in 3-4 Sätzen à 15 Wiederholungen ausgeführt.
Umfassende Übungen mit dem Theraband und Informationen zu diesem finden Sie in den folgenden hier aufgelisteten Artikeln:
Neben aktiven Übungen können auch andere Maßnahmen der Physiotherapie zur Behandlung der Frozen Shoulder Anwendung finden.
Die passiven therapeutischen Techniken sollten allerdings immer durch ein aktives Übungsprogramm, welches der Patient auch zu Hause ausführt, ergänzt werden, um optimale Behandlungsergebnisse zu erzielen.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in dem Artikel Physiotherapie bei einer Frozen Shoulder.
Eine Operation kann bei einem dauerhaften therapieresistenten Bewegungsverlust notwendig sein. Im Anschluss ist eine physiotherapeutische Nachbehandlung essentiell, um eine erneute Verklebung der Kapsel zu verhindern.
Übungen, die sich nach der Operation anbieten, dienen der schonenden Mobilisation.
Neben Pendelübungen (s.o.) kann der Patient die Beweglichkeit seiner Schulter auch auf andere Weise verbessern.
1) Tuch schieben
Um die Schwerkraft auszuschalten und die Mobilisation so einfacher zu machen, nimmt der Patient vor einem Tisch Platz und legt ein Tuch (z.B. Küchentisch) unter die Hände. Nun schiebt der Patient das Tuch nach vorne, indem er den Oberkörper nach vorne neigt, die Arme strecken sich und rutschen sanft über den Tisch. Dabei wird das Schultergelenk mobilisiert.
2) Mobilisation im Stand
Eine etwas schwierigere Übung ist die Mobilisation im Stand. Die Handflächen werden auf einer angenehmen, für den Patienten möglichen Höhe gerade vor dem Körper an einer Wand abgelegt. Der Patient steht zunächst vor der Wand, geht dann, während die Hände fest an der Wand bleiben, Schritt für Schritt zurück sodass sich der Oberkörper nach vorne neigt. Das Schultergelenk wird mobilisiert. Die Übungen können 15-20 mal in 3-4 Sätzen ausgeführt werden und sollten nur wenig anstrengen sein. Schmerzen sollten auf keinen Fall auftreten.
Die Nachbehandlung nach einer Frozen-Shoulder-OP ist von großer Bedeutung. Nach einer Operation ist das Gelenk zunächst nicht voll belastbar und die Beweglichkeit eingeschränkt. Die Gefahr, dass durch die Immobilisation erneut Verklebungen in der Kapsel entstehen ist hoch. Hierfür ist eine intensive Nachbehandlung essentiell. Neben angemessenen Übungen, die in ihrer Intensität im Heilungsverlauf gesteigert werden, finden auch passive, mobilisierende Therapeuten Techniken wie manuelle Therapie oder Massagetechniken Anwendung um einerseits das Gewebe in seiner Heilung zu unterstützen und andererseits die Beweglichkeit zu fördern. Um Schmerzen zu lindern ist eine medikamentöse Therapie ebenfalls angezeigt. Meist kommen Schmerz- und Entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac zum Einsatz.
Die Eigeninitiative des Patienten ist von großer Bedeutung. Er sollte seine Übungen regelmäßig zu Hause ausführen und auch Zeiten der Schonung einhalten, um einen physiologischen Heilungsverlauf zu ermöglichen.
Sie suchen weitere Informationen zu dieser Thematik? Dann könnte Sie der Artikel "Physiotherapie bei einer Frozen Shoulder" interessieren.
Die Frozen Shoulder geht oft mit starken Schmerzen einher. Hier sind schmerzlindernde Medikamente indiziert. Die Medikation sollte, um Nebenwirkungen oder Komplikationen zu vermeiden, bei längerfristiger Einnahme dringend mit einem Arzt abgesprochen werden.
Die Schmerzmittel sollten im Verlauf der Erkrankung reduziert werden, da starke Schmerzen tendenziell eher zu Beginn der Erkrankung auftreten und eine Abhängigkeit (auch psychisch) verhindert werden soll. Nach einer Operation kommen ebenfalls schmerz- und entzüdungsstillende Medikamente zum Einsatz.
Weitere Informationen hierzu erhalten Sie in dem Artikel: Rheumatica