Der Begriff Frozen Shoulder bezeichnet eine Erkrankung der Schultergelenkkapsel, die mit Verwachsungen und Verklebungen und einer Schulterkapselentzündung einhergeht. Weitere Bezeichnungen für dieses Krankheitsbild sind:
Die Krankheit tritt meist zwischen dem 40ten und 60ten Lebensjahr auf und betrifft häufiger Frauen als Männer. Eine frozen shouder tritt bei einem Viertel der Patienten beidseitig auf. Es ist eine degenerative Erkrankung, die begleitet wird von Schmerzen im Schulterbereich mit gleichzeitiger Bewegungseinschränkung des Schultergelenks.
Unterteilt wird das Krankheitsbild der frozen shoulder in drei Symptomstadien:
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Eine frozen shoulder ist anhand des phasenhaften Verlaufs, der spezifischen Bewegungseinschränkung und der Schmerzsymptomatik zu erkennen. Vor allem die Einschränkung in der Abduktion im Schultergelenk und die anfänglichen starken Schmerzen, welche auch in Ruhe oder Nachts auftreten, sind ein deutlicher Hinweis.
Abzugrenzen ist das Krankheitsbild differentialdiagnostisch vom subacromialen Impingement Syndrom, einer Omarthrose sowie einer Tendinosis calcarea. Eine Röntgenaufnahme in zwei Ebenen oder eine MRT-Untersuchung sowie diverse spezifische Tests bestätigen die Diagnose.
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Je nach Schmerzqualität muss im Einzelfall entschieden werden, ob weiterhin Sport betrieben werden kann. Ein leichtes Ziehen oder ein Schmerz der erst nach längerem Training auftritt ist noch kein Grund für eine sportliche Abstinenz. Hingegen sollte bei plötzlich eintretendem stechendem Schmerz oder bei Schmerzen, die nur mit medikamentöser Unterstützung zu ertragen sind, vom Training abgeraten werden. In jedem Fall sollte die Ursache der Schmerzen durch einen Therapeuten oder Arzt abgeklärt werden, um eine mögliche Schädigung der betroffenen Strukturen zu verhindern.
Die Erkrankung imponiert histologisch durch eine Fibrose (Verklebung) des gelenkumgebenden (periartikulären) Gewebes und durch perivaskuläres Infiltrat. Entzündungszeichen wie das c-reaktive Protein (CRP) lassen sich per Blutanalyse nachweisen.
In der zweiten Phase der Erkrankung tritt eine typische Bewegungseinschränkung im Schultergelenk ein. Bei einem Viertel der Patienten ist dies auch beidseitig zu diagnostizieren. Mit an den Körper angelegten Ellenbogen und waagerecht nach vorne gestreckten Unterarmen können die Hände nicht nach außen rotiert werden.
Außerdem ist eine Abduktion im Schultergelenk kaum bis 90 Grad möglich.
Um von einem subacromialen Impingement Syndrom zu unterscheiden, führt der Therapeut zur Differenzialdiagnose Schulter-Tests durch wie:
Um einer Bewegungseinschränkung entgegenzuwirken, kann die Hilfe eines Physiotherapeuten in Anspruch genommen werden. Hierzu finden Sie in dem Artikel "Physiotherapie bei einer Frozen Shoulder" mehr Informationen.
Da das Schultergelenk muskelgesichert ist, spielt die Muskulatur der Rotatorenmanschette eine entscheidende Rolle für die Kraft und Stabilität im Schultergelenk. Patienten, die an einer frozen shoulder leiden, nehmen oft eine Schonhaltung ein und führen Ausgleichsbewegungen aus um die Bewegungseinschränkung zu kompensieren. Dies führt zu einer muskulären Dysbalance und zur Atrophie und Verkürzung der Schultermuskulatur auf der betroffenen Seite. Daher ist ein eintretender Kraftverlust zu beobachten.
Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie in den Artikeln:
Natürlich können auch schon bei einfachen Kräftigungsübungen Schmerzen im Bereich der Schulter auftreten. Dies liegt meist daran, dass zu wenig Dehnübungen durchgeführt werden und die verkürzten Muskeln der Rotatorenmanschette sich an die neue Beweglichkeit im Schultergelenk anpassen müssen. Daher ist darauf zu achten, eine gesunde Balance zwischen Dehnübungen und Kräftigungsübungen zu schaffen.
Auch der Einsatz von Faszienrollen sollte zum Trainingsprogramm gehören, da das Bindegewebe damit beweglicher wird. Bei Kräftigungsübungen sollte immer auf beidseitiges (bilaterales) Training der Schultermuskulatur geachtet werden um eine muskuläre Dysbalance zu vermeiden. Leichte bis mittelstarke Schmerzen sind häufig in der Rehabilitationsphase anzutreffen. Dies ist jedoch kein Grund dafür die Kräftigungsübungen abzubrechen, sondern ein Zeichen dafür, dass die richtigen, noch nicht adaptierten Strukturen, trainiert werden. Wichtig ist die richtige Dosis und Intensität der entsprechenden Übungen. Ein Physiotherapeut, Sporttherapeut oder ausgebildeter Fitnesstrainer kann Ihnen dabei helfen den Rehabilitationsprozess zu begleiten.
Ergänzende Informationen finden Sie in diesen Artikeln:
Medikamente, die bei der Schmerzbehandlung einer frozen shoulder zum Einsatz kommen können, sind meist nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie:
Diese Schmerzmittel haben neben ihrer analgetischen (schmerzhemmenden) Wirkung auch einen antiinflammatorischen (entzündungshemmenden) Effekt. Die Applikation kann in Tablettenform oder auch als lokale Anwendung in Form von Salben erfolgen. Die lokale Anwendung als Gel oder Salbe ist in Einzelfällen indiziert, wenn eine Vorerkrankung von Leber, Nieren oder Magen vorliegt, da insbesondere Ibuprofen in hohen Dosen eine Belastung für die Leber darstellt.
Auch Acetylsalicylsäure in Tablettenform ist bei Patienten mit einer Magenerkrankung nicht indiziert. In der Regel wird, parallel dazu, prophylaktisch als Magenschutz die Gabe von Pantoprazol verordnet.
Bei starken Schmerzen können bei einer frozen shoulder auch mit nieder potenten Opiaten zum Einsatz kommen:
Sehr potente Opiate wie Morphin, Oxycodon, Buprenorphin oder Hydromorphon kommen in seltenen sehr schweren Ausprägungen des Krankheitsbildes zum Einsatz. Auch die Injektion von Cortison kann eingesetzt werden um eine schmerzstillende Wirkung zu erzielen. Allerdings ist Cortison nur kurzfristig einzusetzen, da es bei längerer Applikation Bindegewebsstrukturen schädigt.
Lässt sich mit konservativen Behandlungsmethoden keine Verbesserung der Symptomatik bei einer frozen shoulder erreichen, so wird ein operativer Eingriff vorgenommen. Die geschrumpfte Gelenkkapsel des Schultergelenks wird dabei durchtrennt oder gezielt abgelöst. Der Eingriff wird in der Regel minimal-invasiv unter Vollnarkose in Form der arthroskopischen Schulterchirurgie ausgeführt. Ein Schulterspezialist bringt zunächst über zwei etwa 3 Millimeter kleine Inzisionen eine Kamera und entsprechende Instrumente in das Schultergelenk ein. Daraufhin entfernt er unter Sicht die entzündeten Areale der Schultergelenkkapsel und exzisiert fibrogenes Material an der geschrumpften Gelenkkapsel. Sollte dies nicht ausreichen, kann die Gelenkkapsel auch durchtrennt oder erweitert werden um den nötigen Platz für umliegende Strukturen zu schaffen.
Auch nach der Operation der Schultergelenkkapsel wird weiterhin die postoperative Gabe von Schmerzmitteln verordnet. Dies liegt daran, dass sich Muskeln, Bänder, Sehnen und Bindegewebe an das neue Gelenkspiel (joint play) im Schultergelenk adaptieren müssen. Dieser Prozess kann einige Wochen bis Monate andauern. Insbesondere ist das Schultergelenk, aufgrund seiner Anatomie, viel stärker von der umgebenden Muskulatur (bes. Rotatorenmanschette) abhängig als andere Gelenke, da diese die Stabilität des Schultergelenks gewährleistet. Die Anpassungsprozesse betreffen aber auch die Muskulatur rund um das Schulterblatt (scapula), da das Schulterblatt und das Schultergelenk ein physiologisches Zusammenspiel haben.
Daher treten oft auch Schmerzen im Bereich des Nackens, der Brustwirbelsäule und rund um das Schulterblatt auf. Infektionen, die durch den operativen Eingriff entstanden sind, können ebenfalls Schmerzen verursachen. Allerdings liegt die Rate dieser Fälle unter 1% Wahrscheinlichkeit. In seltenen Fällen kommt es zu einer post-operativen capsulitis adhaesiva, welche zu einer vorübergehenden Versteifung der Schulter führt und damit den gesamten Heilungsprozess verlängert, meist aber ohne Folgen ausheilt.
Oft ist der Verlauf bei einer frozen shoulder sehr langwierig, da ohne Eigenübungen, physiotherapeutische Behandlung und medikamentöse Therapie keine Verbesserung zu erwarten ist. Besonders wichtig ist es daher, dass der betroffene Patient aktiv und motiviert über einen längeren Zeitraum ein therapeutisch begleitetes Rehabilitätsprogramm durchführt. Auch eine zusätzliche stoffwechselaktivierende Therapie oder hormonelle Behandlung kann nötig sein, um ein erneutes Auftreten der frozen shoulder zu vermeiden.
Je nach Einzelfall entscheidet der Arzt ob und wie lange eine Krankschreibung aufgrund einer frozen shoulder notwendig ist. Dies hängt stark davon ab wie hoch die körperliche Belastung im Berufsleben des Betroffenen tatsächlich ist. Auch für die Zeit einer längeren stationären Rehabilitationsmaßnahme muss der Patient krankgeschrieben werden, da in den entsprechenden Reha-Kliniken in der Regel ein Ganztagsprogramm aus verschiedensten Therapiemaßnahmen angeboten wird. Auch nach einer Reha-Maßnahme kann es sein, dass der Patient weiterhin für einige Wochen, zumindest ambulant, Physiotherapie benötigt und nicht in Vollzeit arbeiten kann.