Übungen bei einem Morbus Bechterew

Die Erkrankung Morbus Bechterew führt  in vielen Fällen zu einer Versteifung der Wirbelsäule im Rahmen der rheumatisch entzündlichen Prozesse. Die regelmäßige Durchführung krankengymnastischer Übungen ist daher essentiell im Verlauf der Therapie. Die Übungen dienen dazu, die Wirbelsäule möglichst beweglich zu halten.

Es ist angeraten die Übungen auch außerhalb der Physiotherapie Sitzungen in Eigenregie durchzuführen. Ein guter Zeitpunkt ist morgens direkt nach dem Aufstehen, da viele gerade zu dieser Zeit auch mit der Morgensteifigkeit zu kämpfen haben. Führen Sie die Übungen 1 bis 2 x mit jeweils 10 Wiederholungen oder ggf. mit 15 Sekunden halten durch. 

Übungen aus der Krankengymnastik

  • Aus der Bauchlage heben Sie ihren Oberkörper mit dem heranführen ihrer Ellenbogen zum Oberkörper an. Der Blick ist dabei ständig nach unten gerichtet.
  • Legen Sie sich in Rückenlage auf ein zusammengerolltes Handtuch im Brustwirbelsäulenbereich. Die Füße sind aufgestellt und die Arme seitlich am Körper mit 90° im Ellenbogengelenk.  Drücken Sie ihren Brustkorb nach oben und ihre Arme nach unten. Halten Sie die Spannung für 15 Sekunden.
  • Setzen Sie aufrecht auf einen Pezziball. Stützen Sie ihre Hände in die Hüfte. Das Becken wird nun nach vorne und wieder nach hinten gekippt. Ziehen Sie dabei die Schulter zusammen und schieben den Brustkorb nach oben. 
  • Ausgangsposition: Die Füße sind auf dem Pezziball, die Arme gestreckt. Achten Sie auf eine Spannung im Rumpf (Bauch/ unterer Rücken). Der untere Rücken darf nicht durchhängen.Auch der obere Rücken bildet eine gerade Linie.
  • Endposition: Ziehen Sie den Pezziball zur Brust. Der Rücken rollt sich dabei etwas zusammen. lassen Sie die Arme dabei aber gestreckt.
  • Setzen Sie sich auf einen Pezziball und stellen die Füße hüftbreit auf den Boden. Wandern Sie nun mit ihren Füßen so weit nach vorne, bis nur noch ihre Schulterblätter auf dem Pezziball aufliegen. Die Hände sind dabei jeweils an den Schläfen. Dadurch önnen Sie noch mehr ihren Brustkorb. Drücken Sie in der Endposition ihre Hüfte 

Weitere Übungen aus der Krankengymnastik

1.) Dehnung des Brustkorbes
Setzen Sie sich zunächst mit angewinkelten Beinen auf den Boden. Nun lassen Sie die Knie nach außen fallen, sodass die Fußsohlen vor ihrem Körper aneinander liegen. Greifen Sie mit einer Hand ihre Zehenspitzen und ziehen den Oberkörper daran quasi nach vorne und richten ihn auf. Mit der anderen Hand führen Sie ihren Kopf in Richtung Brustbein. Halten Sie die Dehnung 30 Sekunden. Wiederholen Sie die Übung 3 mal.

2.) Dehnung der Wirbelsäule
Begeben Sie sich für diese Übung in den Vierfüßlerstand. Lassen Sie das Becken Durchhänge und ziehen den Kopf nach hinten, so als wollten Sie ein Hohlkreuz provozieren. Gehen Sie nur bis an die Schmerzgrenze und halten die Position dann 30 Sekunden. Auch hier 3 Wiederholungen.

3.) Mobilisierung
Stellen Sie sich gerade und breitbeinig hin. Die Arme sind dabei auf schulterhöhe seitlich ausgestreckt. Nun führen Sie aus dieser Position die linke Hand zum rechten Fuß. Richten Sie sich wieder auf in die Ausgangsposition und führen dann die rechte Hand zum linken Fuß. Wiederholen Sie die Übung 15 mal.

4.) Mobilisierung und Aufrichtung
Lehnen Sie sich mit dem Rücken gegen eine Wand. Die Knie sind leicht gebeugt. Versuchen Sie mit jedem einzelnen Wirbelkörper Kontakt zur Wand zu haben. Heben Sie nun die Arme gestreckt über den Kopf und senken Sie dann wieder ab. 20 Wiederholungen.

5.) Mobilisierung und Dehnung der BWS
Begeben Sie sich in den Vierfüßlerstand. Heben Sie dann den linken Arm, sodass der Ellenbogen in Richtung Decke zeigt. Der rechte Arm bleibt auf dem Boden während ihr Oberkörper und Kopf der Bewegung des linken Arms folgt. Wechseln Sie dann die Seiten. 10 Wiederholungen pro Seite.

6.) Mobilisierung und Dehnung der LWS
Legen Sie sich mit angestellten Beinen auf den Rücken. Die Arme liegen locker neben dem Körper. Lassen Sie nun kontrolliert die Beine zunächst nach links und dann nach rechts kippen. Die Knie bleiben bei der Übung in ständigem Kontakt. 10 Wiederholungen pro Seite.

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:

Ursachen

Die Ursachen für einen Morbus Bechterew sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass es auf genetischer Basis zu einem Fehler im Immunsystem kommt, da bei 90% der Erkrankten das Protein HLA-B27 vorkommt, welches für die Erkennung und Bekämpfung von Krankheiten verantwortlich ist. Diese Art von Proteinen kann bei jedem Menschen verschieden sein, in etwa nach einem Ähnlichen Schema wie die verschiedenen Blutgruppen. Man hat herausgefunden, dass HLA-B27 dabei manchmal etwas schwächer auf Krankheitserreger reagieren kann als andere Formen, sodass es zu einer größeren Immunreaktion kommt, im Zuge welcher man die Entstehung des Morbus Bechterew vermutet.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Krankengymnastik Morbus Bechterew

Therapie

Um den Morbus Bechterew zu behandeln, gibt es eine Reihe verschiedener Therapieansätze, die oft in Kombination miteinander angewandt werden. Da die Krankheit nicht heilbar ist, ist eine lebenslange Fortführung der Therapie notwendig.

1. Operation
Eine Operation ist beim Morbus Bechterew die letzte Möglichkeit der Therapie. Sie ist dann injiziert, wenn die Schmerzen nicht medikamentös in den Griff zu bekommen sind, die Verkrümmung der Wirbelsäule extrem weit fortgeschritten ist (sodass zum Beispiel auch kein Blickkontakt zu anderen Menschen mehr möglich ist) oder andere Organe beeinträchtigt sind.

2. Medikamente
Zu den Mitteln der Wahl beim Morbus Bechterew gehören vor Allem schmerz- und entzündungshemmende Medikamente wie NSAR (Nicht Steroidale Antirheumatika), Cortisone oder Medikamente die die sogenannte TNF-alpha blockieren (dies ist ein entzündungsfördernder Stoff).

3. Physiotherapie
Der wichtigste Bestandteil der Therapie bei Morbus Bechterew ist die Physiotherapie mit krankengymnastischen Übungen als Hauptkomponente. Diese erhalten und verbessern die Beweglichkeit der Wirbelsäule und stärken und dehnen die Muskulatur. Zusätzlich können Kälte-, Wärme- , Elektro- oder Radontherapie den Verlauf und die Schmerzen positiv beeinflussen.

Lesen Sie mehr über die Therapie in dem Artikel Krankengymnastik Morbus Bechterew

Verlauf

Der Krankheitsverlauf bei Morbus Bechterew kann nie genau vorhergesagt werden. Der Verlauf ist von Patient zu Patient verschieden, weil sogar die Krankheit sich im Laufe der Zeit verändern kann. Da es sich um eine chronische Erkrankung handelt, die nicht heilbar ist, zieht sich der Verlauf von Morbus Bechterew über Jahre hinweg. Wenn frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird, kann in den meisten Fällen die Entzündung mit Medikamenten und der regelmäßigen Durchführung der Übungen gut in den Griff bekommen werden. Der individuelle Verlauf variiert stark, so kann es bei einigen Patienten zu einem völligen Stillstand der Erkrankung kommen, bei anderen ein schubartiger Verlauf vorliegen, wobei die einzelnen Schübe unterschiedlich lang und stark ausgeprägt sein können und bei wieder anderen Patienten liegt ein ständiges Beschwerdebild vor. Die Therapie wird daher immer an den individuellen Krankheitsverlauf angepasst mit dem Ziel, diesen so gut es geht positiv zu beeinflussen. Unbehandelt kann es im Verlauf der Erkrankung zu Versteifungen der Wirbelsäule kommen, welche die Betroffenen dann massiv in ihren Bewegungen einschränken.

Schub

Morbus Bechterew ist eine Erkrankung, die von Patient zu Patient verschieden verläuft und auch bei ein und demselben Patient nicht immer die gleichen Muster aufweist. So gibt es Phasen, in welchen die Symptome gut im Griff gehalten werden können und Phasen, bei welchen sich die Symptome mitunter stark verschlimmern. In letzterem Fall wird dann von einem Schub der Krankheit gesprochen. Auch die Schübe können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und in ihrer Dauer variieren. Grundsätzlich unterscheiden Mediziner jedoch zwei Arten von Schüben bei Morbus Bechterew.

  1. Lokalisierter Schub: Diese Art von Schub ist auf einen bestimmten Körperbereich begrenzt. Die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen treten dann nur lokal an dieser Stelle auf.

  2. Generalisierter Schub: Diese Art des Schubs betrifft den ganzen Körper und führt neben Bewegungseinschränkungen und starken Schmerzen auch oft zu Fieber, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, grippeähnlichen Symptomen und Depressionen.

Die Länge der Schübe ist nicht vorhersehbar und kann von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen reichen.

Morbus Bechterew - Begleitsymptom: Augen

Ein sehr häufiges Begleitsymptom bei einer Morbus Bechterew Erkrankung ist die Entzündung der Regenbogenhaut im Auge (Uveitis). Diese ist in einigen Fällen auch der Grund, wodurch der Morbus Bechterew letztendlich entdeckt wird. Bei einer Uveitis treten bei den Betroffenen plötzlich ziehende Schmerzen im Auge, Lichtüberempfindlichkeit und Rötung eines Auges auf (eine gleichzeitige Erkrankung beider Augen kommt in der Regel nicht vor). Die Krankheit kann akut oder chronisch auftreten, deswegen ist es wichtig, sofort einen Augenarzt aufzusuchen, wenn Sie bei sich die Symptome feststellen. Dieser wird das Auge dann meist mit Corticosterioiden behandeln, um die Entzündung zu bekämpfen und bleibende Schäden vorzubeugen. In der Regel kommt es bei Betroffenen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr zum ersten Mal zu einem Uveitis-Schub. Unbehandelt kann die Uveitis das Auge dauerhaft Schäden und zu Beeinträchtigungen der Sehkraft führen. Ist bei einem Patienten definitiv ein Morbus Bechterew diagnostiziert worden, sollten die Augen in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Bei einer rechtzeitigen Behandlung klingen die Symptome der Uveitis meist nach einigen Tagen wieder ab.

Zusammenfassung

Aufgrund der Vielseitigkeit im Verlauf eines Morbus Bechterew ist es schwierieg eine genau Prognose für den Krankheitsverlauf zu geben. Da die Ursache nicht eindeutig geklärt ist und kein Gegenmittel bekannt ist, gilt die Krankheit bisher als unheilbar. Die konsequente physiotherapeutische Betreuung und die Anpassung an den Alltag sowie eine gute Aufklärung für betroffene Patienten machen es möglich, dass viele gut mit der Erkrankung leben können. Wie bei den meisten Krankheiten gilt auch beim Morbus Bechterew, je eher mit der Behandlung begonnen werden kann, desto besser sind die Aussichten auf einen guten Therapieerfolg. Sollten Sie bei sich also Anzeichen wahrnehmen, lassen Sie diese sicherheitshalber von einem erfahrenen Mediziner abklären.