Krankengymnastik bei einem Rundrücken

Ein Rundrücken beschreibt einen stark nach hinten gewölbten Rücken. Die menschliche Wirbelsäule besteht aus der Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule. Jeder dieser Abschnitte hat seine eigene natürliche Krümmung. Halswirbelsäule und Lendenwirbelsäule wölbt sich natürlicherweise leicht nach vorne (Lordose) und die Brustwirbelsäule wölbt sich leicht nach hinten (Kyphose). Ein Rundrücken liegt vor, sobald sich Halswirbelsäule oder Lendenwirbelsäule nach hinten wölben oder sich die Brustwirbelsäule über die natürliche Gradzahl hinaus nach hinten wölbt.

Physiotherapeutische Intervention

Um einem Rundrücken entgegen zu wirken, werden physiotherapeutisch Maßnahmen angewendet, damit die Wirbelsäule wieder aufgerichtet und in ihre natürliche Position gebracht wird. Dies geschieht durch Übungen zur Muskelkräftigung im Rückenbereich oder Brustbereich. Der Brustbereich und der Rücken sollten zudem gedehnt werden und es kann eine Atemrichtungsschulung angewendet werden. Regelmäßiges Trainieren und Durchführen der Übungen ist essentiell, um einem Rundrücken entgegen zu wirken. Des Weiteren sollte dem Patienten eine rückengerechte Haltung im Alltag (Bücken, Heben usw.) gezeigt werden.

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Übungen gegen ein Rundrücken und Hohlkreuz

1. Vierfüßlerstand
Knien Sie sich auf eine rutschfeste Unterlage. Die Knie und Füße stehen jeweils hüftbreit auseinander. Stützen Sie sich mit den Händen auf der Unterlage. Die Knie befinden sich genau unter den Hüftgelenken und die Hände befinden sich genau unter den Schultergelenken, Hände sind schulterbreit auseinander. Richten Sie nun Ihre Wirbelsäule auf. Ziehen Sie dafür der Bauchnabel zur Wirbelsäule, richten Sie Ihren Brustkorb auf und machen Sie ein leichtes Doppelkinn. Nun lassen sie Ihren Rücken durchhängen wie einen Pferderücken. Hände und Beine stützen Ihr Gewicht dabei. Nehmen Sie einen Atemzug und kehren wieder in die Ausgangsposition zurück. Formen Sie nun einen Buckel mit Ihrem Rücken und schauen dabei nach unten zu den Füßen. Nehmen Sie auch in dieser Position einen Atemzug bevor Sie wieder in Ausgangsposition zurückkehren. Dies können Sie mehrmals durchführen.

2. Wahrnehmung
Knien Sie sich auf eine Unterlage und setzen Sie sich auf Ihre Fersen. Nun drücken Sie den Bauch weit nach vorne und dann nehmen Sie den Bauch zurück, während Sie Ihr Schambein zum Bauchnabel ziehen. Führen Sie diese Schaukelbewegungen mehrmals aus und konzentrieren Sie sich dabei auf Ihr Beckenstellung. Was ist angenehm? Was ist unangenehm oder sogar schmerzhaft? Versuchen Sie, die Mitte als Gleichgewicht zu finden.

3. Froschhaltung
Knien Sie sich auf eine Unterlage und setzen Sie sich auf Ihre Fersen. Spreizen Sie nun die Knie weit auseinander und lehnen Sie sich mit dem Oberkörper nach vorne bis Ihr Brustbein die Unterlage berührt. Dabei schieben Sie die gestreckten Arme vor dem Kopf nach vorne. Die Ellenbogen berühren wenn möglich die Unterlage. Der Kopf wird ebenfalls abgelegt, sodass die Stirn auf der Unterlage liegt. Nehmen Sie in dieser Position einige Atemzüge und richten Sie sich danach langsam wieder auf.

Weitere Kräftigungsübungen gegen ein Rundrücken und Hohlkreuz finden Sie in den Artikeln:

Übungen gegen ein Rundrücken für zu Hause

1. Stuhlübung
Für diese Übung benötigen Sie einen Stuhl. Stellen Sie diesen mit der Lehne an eine Wand und polstern Sie den Stuhl mit ein paar Handtüchern. Knien Sie sich nun mit dem Rücken zum Stuhl auf ein Handtuch. Die Knie sind hüftbreit auseinander. Lehnen Sie sich nun zurück bis Sie die vordere Stuhlkante an Ihren Schulterblättern spüren und legen Sie Ihren Kopf auf den Handtüchern ab. Umgreifen Sie die Stuhllehne mit den Händen, die Ellenbogen zeigen nach außen. Halten Sie diese Stellung nun für ungefähr 30 Sekunden. Zusätzlich können Sie Ihr Gesäß abheben und dabei die Knie und Unterschenkel gegen die Unterlage drücken. Begeben Sie sich nun in die Ausgangsposition wieder. Um nach dieser Dehnung zu entspannen, beugen Sie sich nach vorne, sodass Ihr Brustbein Ihre Knie berührt. Verschränken Sie die Arme auf der Unterlage und legen Ihre Stirn auf die Unterarme. Verweilen Sie kurz in dieser Position und wiederholen Sie die Übung.

2. Wandübung
Stellen Sie sich mit dem Gesicht zur Wand mit etwa 30 cm Entfernung. Die Füße stehen hüftbreit auseinander. Legen Sie die Hände auf Schulterhöhe und in Schulterbreite an die Wand, die Finger zeigen dabei in Richtung Himmel. Drücken Sie während dem Einatmen die Hände gegen die Wand, treten einen Schritt zurück und beugen Sie sich dabei aus der Hüfte vor. Halten Sie Ihre Wirbelsäule nun in der natürlichen Position. Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Rücken nicht einfach durchhängen lassen oder einen Buckel machen. Um die Wirbelsäule gerade einzustellen, ziehen Sie wieder den Bauchnabel zur Wirbelsäule, richten den Brustkorb auf und machen wieder ein leichtes Doppelkinn. Halten Sie diese Position nun ein paar Atemzüge. Um wieder in die Ausgangsposition zu gelangen, gehen Sie leicht in die Knie, machen wieder einen Schritt nach vorne und richten sich langsam auf.

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Übungen gegen ein Rundrücken aus dem Yoga/ Pilates

1. Übung
Stellen Sie sich aufrecht mit dem Rücken an eine Wand. Die Fersen sollten die Wand nicht berühren und die Füße stehen hüftbreit auseinander. Gesäß und Schultern berühren die Wand. Stellen Sie nun Ihre Wirbelsäule ein. Ziehen Sie dazu den Bauchnabel zur Wirbelsäule, um ein Hohlkreuz vorzubeugen. Drücken Sie Ihr Brustbein in Richtung Himmel und machen Sie ein leichtes Doppelkinn. Heben Sie nun die gebeugten Arme seitlich an der Wand an. Die Ellenbogen sind nun auf Schulterhöhe und die Hände zeigen Richtung Himmel. Strecken Sie nun die Arme in die Höhe bis die Ellenbogen gestreckt sind. Achten Sie darauf, dass Sie nicht ins Hohlkreuz fallen und dass die Schultern tief bleiben. Bleiben Sie kurz in dieser Position und bringen Sie dann die Ellenbogen wieder auf Schulterhöhe. Wiederholen Sie diese Übung mehrmals und atmen Sie währenddessen ruhig und entspannt weiter.

2. Übung
Knien Sie sich auf eine rutschfeste Unterlage, Füße sind hüftbreit auseinander und Hände stützen ebenfalls schulterbreit auf der Unterlage. Stellen Sie die Knie direkt unter die Hüftgelenke. Strecken Sie beim Ausatmen die Beine und heben Sie Ihr Gesäß dabei an. Die Hände drücken nun gegen die Unterlage. Achten Sie darauf, dass Ihre Wirbelsäule wieder korrekt eingestellt ist. Bleiben Sie in dieser Position für ein paar Atemzüge. Um in die Ausgangsposition zurück zu kehren, senken Sie die Knie und Gesäß.

3. Übung 
Setzen Sie sich auf einen Stuhl, Füße stehen hüftbreit auseinander. Stellen Sie Ihre Wirbelsäule nun optimal ein. Dazu ziehen Sie wieder den Bauchnabel zur Wirbelsäule, richten Ihren Brustkorb auf und machen ein leichtes Doppelkinn. Heben Sie jetzt den gestreckten rechten Arm neben den Kopf und beugen den Ellenbogen, sodass Sie Ihre Handfläche zwischen den Schulterblättern liegt. Strecken Sie den linken Arm nach hinten und beugen ebenfalls den Ellenbogen, sodass der Handrücken oberhalb der Taille am Rücken liegt. Versuchen Sie nun, Ihre Fingerspitzen hinter dem Rücken zu erreichen oder vielleicht schaffen Sie es sogar, die Hände zu halten. Falls der Abstand zu groß ist, können sie auf ein Handtuch in die rechte Hand nehmen, und versuchen, es mit der linken Hand hinter dem Rücken fest zu halten. Nehmen Sie einige Atemzüge in dieser Position und kehren dann wieder in die Ausgangsposition zurück. Nun können Sie die Übung umgekehrt durchführen.

Weitere Informationen zu diesen Thema finden Sie in dem Artikel Yoga für Anfänger

Weitere therapeutische Maßnahmen

Bei stärkeren Ausprägungen des Rundrückens sorgen sogenannte Orthesen, also Korsetts für Entlastung und Aufrichtung der Wirbelsäule. Dies wird oft bei Kindern in der Wachstumsphase angewendet. Wenn der Rundrücken so stark ausgeprägt ist, dass konservative Maßnahmen nicht mehr ausreichen, werden auch Operationen durchgeführt. In der Physiotherapie wird zusätzlich zur Kräftigung und Dehnung noch viel mit Manueller Therapie und Mobilisation der der Brustwirbelsäule gearbeitet. Diese drei therapeutischen Maßnahmen werden im Folgenden noch genauer vorgestellt.

Manuelle Therapie bei einem Rundrücken

In der manuellen Therapie wird direkt an der Wirbelsäule gearbeitet. Die Wirbel werden ihrer Biomechanik folgend mobilisiert. Das kann im Sitz oder in der Seitenlage erfolgen. Wichtig ist dabei vor allem in die Aufrichtung der Wirbelsäule zu mobilisieren, da dort die größte Problematik vorliegt. Zeigt sich bei der Mobilisation wenig Bewegung, können Blockaden vorliegen. Der Therapeut löst diese schonend und mobilisiert ebenso die Rippen, welche die Bewegung hemmen können. Aufgrund von der kompensatorischen Hyperlordose der LWS und HWS sollte auch dieser Bereich in eine vermehrte Beugung mobilisiert werden. Liegen hier Blockaden vor, werden auch diese schonend gelöst. Kann die Wirbelsäule schlecht mobilisiert werden, könnte dies an einer zu hohen Spannung der Muskulatur liegen. Durch Weichteiltechniken kann der Tonus gesenkt werden. Wichtig ist, dass der Patient zur Eigenmobilisation angeleitet wird.

Lesen Sie mehr unter: Manuelle Therapie

Mobilisation

Eine Eigenmobilisation ist für den Patienten enorm wichtig um aus der Fehlhaltung herauszufinden.

  • Im Sitz wird der Patient angeleitet den Rücken gerade einzustellen mit den Körperabschnitten Kopf, Brustkorb und Becken direkt übereinander, sodass das Lot des Körpers gerade ist. Um die Aufrichtung zu verstärken richtet sich der Patient endgradig auf und rollt sich wieder nach vorne ein. Wichtig ist dabei die Schultern mit nach hinten zu ziehen um eine komplette Spannung in die Aufrichtung zu erreichen.
  • Im Stehen sollte er immer darauf achten den Rücken gerade zu halten und nicht in die gewohnte Position gezogen zu werden.
  • Eine ebenfalls gute Mobilisationsübung ist im Vierfüßlerstand. Dabei schiebt er die Wirbelsäule Richtung Decke „Katzenbuckel“ und in die Gegenrichtung, lässt sich durchhängen (Hängebauchschwein).
  • Zudem bietet sich die Bauchlage an, um die Brustwirbelsäule zu überstrecken. Dabei werden die Hände locker an den Schläfen gehalten und der komplette Rumpf angehoben. Die Schulterblätter dabei zusammenziehen verstärkt die gerade Position der Brustwirbelsäule.
  • Außerdem kann mit Hilfe sämtlicher Hilfsmittel (Stab, Yogaball, Medizinball) im Sitz oder Stand durch nach oben heben des Geräts die Wirbelsäule in die Aufrichtung trainiert werden.

Ebenso wie die Aufrichtung ist die Rotation der Wirbelsäule sehr wichtig. Die Position kann dabei frei gewählt werden. Unterstützend kann ein Ball oder Gewicht genutzt werden ansonsten die Hände in Gebetshaltung einnehmen und nach rechts und links rotieren. Für die Seitneigung im Stand die Arme neben dem Körper hängen lassen und die Arme entlang der Seite schieben. Die ganzen Mobilisationsübungen sollten so oft es geht durchgeführt werden um eine Verbesserung der Haltung zu erreichen.

Korsett - in welchem Alter, wie lange und wie oft muss es getragen werden?

Ein Korsett für die Wirbelsäule sollte dann getragen werden, wenn es zu massiven Verschiebungen und vor allem Schmerzen kommt. Bei einem Rundrücken gibt es eine Aufrichtungsorthesen, die dafür sorgt, dass der Rücken tendenziell gerader gehalten wird. Diese Orthese wird bei Erwachsenen verwendet, die bereits eine deutliche Vorbeuge zeigen oder aufgrund von M. Bechterew langfristig eine Rundstellung der Wirbelsäule bekommen werden. In dem Falle kann diese Orthese schon vorbeugend getragen werden.

Bei Kindern wird in der Wachstumsphase ein Korsett verwendet. Dies ist etwas leichter aufgebaut, als bei den Erwachsenen und soll nicht bei dem Spielbetrieb stören. Vor allem bei Kindern mit einem diagnostizierten Morbus Scheuermann sollte über eine Korsettversorgung nachgedacht werden, damit der Rundrücken vermieden wird. Wird ein Korsett vom Arzt verordnet sollte dies täglich getragen werden und über den Zeitraum, den der Arzt angibt. Bei Kindern wird es mindestens das gesamte Wachstum über sein. Neben der Aufrichtungsorthese gibt es ein Korsett für eine Skoliose, welches noch wichtiger ist. Durch die Skoliose kommt es zu einer kompletten Verdrehung der Wirbelsäule, was auch die Organe negativ beeinflussen kann. Bei Kindern wird schon früh auf eine Skoliose geachtet und sollte bei einem gewissen Ausmaß sofort mit entsprechender Therapie und Korsett versorgt werden.

Zusammenfassung

Der Rundrücken bildet sich zwar häufig erst im Laufe des Lebens, jedoch sollte trotzdem mit allen Mitteln versuchen weden, einem Rundrücken vorzubeugen. Es sollte immer auf eine aufrechte Körperhaltung geachtet werden. Das regelmäßige Durchführen von kleinen Dehnungsübungen oder Kräftigungsübungen trägt ebenfalls dazu bei, einem Rundrücken vorzubeugen. Ein Rundrücken kann auch angeboren sein. Jedoch entwickelt sich der Rundrücken in den meisten Fällen im Laufe des Lebens durch Fehlhaltungen, Verletzungen, Tumore oder degenerative Erkrankungen wie zum Beispiel Osteoporose, Morbus Bechterew oder Polyarthritis. In manchen Fällen ist die Ursache auch unbekannt.