Bei einem eingeklemmten Nerv in der Halswirbelsäule handelt es sich um eine schmerzhafte Erkrankung, bei der eine oder mehrere Nervenfasern in ihrem Verlauf der Nervenbahnen in ihrer Funktionsfähigkeit eingeschränkt sind. Dies geschieht durch einen entzündlichen Vorgang. Medizinisch betrachtet, wird ein Nerv nicht eingeklemmt – es ist vielmehr ein Überbegriff für diverse Problematiken. Auch wenn ein eingeklemmter Nerv schmerzhaft ist, ist die Erkrankung oft ungefährlich.
Lassen die Schmerzen nach wenigen Tagen nicht deutlich nach oder treten weitere Symptome wie Kraftlosigkeit, Lähmung oder Missempfindungen auf, soll immer ein Arzt aufgesucht werden. Dieser legt die Behandlung fest. In erster Linie sollen schmerzhafte Bewegungen vermieden werden – andernfalls wird der eingeklemmte Nerv weiter gereizt. Diese Schonhaltung darf aber nicht zur Gewohnheit führen. Andernfalls verkrampft sich weitere Muskulatur, nämlich jene, die durch die Schonhaltung stärker beansprucht wird.
Das Ziel der Behandlung ist, dass Schmerzen reduziert werden und Beweglichkeit und Wohlbefinden wiederhergestellt werden. Dabei helfen schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente, sodass der Betroffene sich so normal wie möglich bewegen kann. Schnelle, ruckartige Bewegungen und starke Belastungen sind tabu – ebenso wie Bettruhe. Lockerungsübungen und Physiotherapie helfen die Funktionsfähigkeit wiederherzustellen. Ergänzend können Elektrotherapie, Wärmebehandlungen (Wärmepflaster, -salbe, -lampe, Kirschkernkissen) und Massagen hinzukommen. Ebenso erfolgversprechend sind Akupunktur, Osteopathie und Chiropraktik.
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Um die Beschwerden zu lindern, müssen Muskeln trainiert werden, die den eingeklemmten Nerv entlasten und eine Aufrichtung der Halswirbelsäule trainieren.
Übung 1:
Der Betroffen setzt sich aufrecht auf einen Stuhl. Die Schulterblätter werden nach unten gedrückt. Das Kinn wird auf die Brust gelegt und die Position für ca. 5 Sekunden gehalten. Anschließend wird die Halswirbelsäule langsam aufgerichtet und der Kopf in den Nacken gelegt. Auch diese Position für ca. 5 Sekunden halten. 10 Wechsel durchführen.
Übung 2:
Der Betroffene stellt sich an eine Wand und lehnt den Rücken und den Kopf an. Die Knie sind leicht gebeugt. Die Arme sind außenrotiert und befinden sich seitlich seines Körpers an der Wand. Die Handinnenflächen zeigen nach vorne. Nun drückt der Patient seine Schulterblätter nach hinten unten und schiebt zeitgleich das Brustbein nach vorne und oben. Der Kopf wird nach hinten bewegt, sodass ein Doppelkinn entsteht. Diese Position wird ca. 20 Sekunden mit 2 Durchgängen gehalten. Auf eine gleichmäßige Atmung achten!
Übung 3:
Der Betroffene liegt in Rückenlage. Die Füße sind aufgestellt und die Arme liegen in U-Haltung neben dem Kopf. Nun macht man ein Doppelkinn und der Kopf wird leicht von der Unterlage in die Luft angehoben. Position für ca. 10 Sekunden halten - nicht die Luft anhalten. 3 Wiederholungen durchführen. Alternative: der Kopf wird nicht in die Luft angehoben, sondern nach hinten in ein Kissen gedrückt.
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Die Ursachen für einen eingeklemmten Nerv sind vielfältig. Oftmals werden die Beschwerden durch Muskelverhärtungen ausgelöst. In diesem Fall verkrampft sich das Muskelgewebe und drückt auf die Nervenfasern. Diese reagieren auf die mechanische Veränderung gereizt, rufen Schmerzen hervor und schränken ggf. die Funktionsfähigkeit ein. Oftmals Schuld an den Muskelverhärtungen sind langjährige Fehlhaltungen, einseitige Fehlbelastungen der Halswirbelsäule (z.B. das Einklemmen des Telefons zwischen Ohr und Schulter) oder Verschleißvorgänge. So kommt es zu einer unbemerkten Vorschädigung.
Berufe, die mit großen Belastungen für die Halswirbelsäule einhergehen, z.B. Fliesenleger, Maler oder PC-Arbeiter, sind besonders oft betroffen. Wird nun eine plötzliche und ruckartige Bewegung durchgeführt, macht sich ein eingeklemmter Nerv bemerkbar. Eine andere harmlose Ursache für einen eingeklemmten Nerv ist eine falsche Schlafstellung, z.B. das Schlafen auf dem Bauch. Denn das Drehen des Kopfes zu einer Seite bedeutet eine einseitige Belastung der Halswirbelsäulenmuskulatur.
Ernsthafte Ursachen sind vorangegangene Knochenbrüche, Schleudertrauma oder Zerrungen. Denn diese Verletzungen können zu Entzündungen oder Schwellungen führen, die den Nerv reizen. Bei begleitenden Taubheitsgefühlen und Kraftlosigkeit in den Armen oder extrem starken Schmerzen kann ein Bandscheibenvorfall vorliegen. Selten drücken Tumore auf die Nervenbahnen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikeln: Nervenwurzelkompression
Die Hauptfunktion von Nerven besteht darin, Reize an das Gehirn zu leiten oder umgekehrt Reize vom Gehirn zu dem entsprechenden Versorgungsgebiet zu leiten. Bei einem eingeklemmten Nerv ist die Reizweiterleitung gestört und die Symptome eindeutig. Sie äußern sich in brennenden und stechenden Schmerzen, die meist plötzlich und stark ausgeprägt auftreten. Bei Bewegung der Halswirbelsäule, Husten, Niesen oder Anspannung verstärken sie sich.
Leider beschränken sich die Schmerzen meist nicht nur auf die betroffene Stelle, sondern strahlen in das gesamte Versorgungsgebiet des Nervs aus: also in den Kopf, den Schulter-Nacken-Bereich und die Arme. Daher leiden manche Betroffene gleichzeitig und Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Schwindel, Seh- und Hörstörungen (Tinnitus) sowie Kraftlosigkeit. Ist ein motorischer Nerv betroffen, treten zusätzlich vorübergehende Lähmungserscheinungen auf, bei sensiblen Nerven Taubheitsgefühle und Missempfindungen.
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Ein eingeklemmter Nerv kann die Entstehung eines Tinnitus begünstigen und/ oder bestehende Ohrgeräusche verstärken. Ein Tinnitus entsteht aufgrund des anatomischen Zusammenhangs zwischen den Gelenken der oberen Halswirbelsäule und den Hirnnervenkernen des Hör- und Gleichgewichtsnervs: Zwischen den Nerven der feinen Muskeln der Halswirbelsäule und den Hirnnervenkernen verläuft eine direkte Nervenverbindung. Ist sie durch einen eingeklemmten Nerv gestört, entsteht ein Tinnitus.
Durch Muskelverspannungen, wie sie oft bei einem eingeklemmten Nerv bestehen, wird er verstärkt. Andersherum führen Ohrgeräusche aufgrund des Leidensdrucks oft zu Muskelverspannungen, die wiederum die Beschwerden des eingeklemmten Nervs verschlimmern. Charakteristisch ist der Tinnitus einseitig und klingt tief und dumpf. Bei chronischen Funktionsstörungen ist es ein Rauschen mit hohen Tönen. Kopfbewegungen verstärken den Tinnitus.
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Ein eingeklemmter Nerv kann mit einem Gefühl der Benommenheit einhergehen: Betroffene fühlen sich betrunken, obwohl sie keinen Alkohol konsumiert haben. Sie nehmen ihre Umwelt durch eine Glasscheibe wahr und empfinden ein Wattegefühl im Kopf. Deshalb fällt es ihnen schwer etwas für längere Zeit mit den Augen zu fixieren oder sich zu konzentrieren. Die Ursache liegt v.a. in veränderten Spannungszuständen in den kurzen Nackenmuskeln. Diese bewegen den Kopf haargenau über die ersten beiden Halswirbel und definieren die Kopfstellung. Zusätzlich messen sie über eine Vielzahl von Rezeptoren den Spannungszustand und melden diesen an das Gehirn. Ist ein Nerv eingeklemmt, kommt es zu veränderten Spannungszuständen und die Halswirbelsäule steht schief. Diese Informationen unterscheiden sich von jenen, die die Augen und der Gleichgewichtssinn an das Gehirn senden. Benommenheit ist die Folge.
Nicht selten leiden Menschen mit einem eingeklemmten Nerv unter Kopfschmerzen. Diese sind meist am Hinterkopf und haben einen ziehenden Schmerzcharakter. Da die Nerven von der Halswirbelsäule zum, bzw. über den Hinterkopf verlaufen, kann es bei einem eingeklemmten Nerv auch vorkommen, dass die Kopfschmerzen ebenso entlang einer Linie vom Nacken bis zur Mitte des Kopfes ziehen. Sind zusätzlich die Muskeln verspannt, werden die Hirnhäute gereizt und diese melden wiederum Schmerzen zurück. Hinzu kommt, dass Fehlstellungen der Halswirbelsäule die Blutversorgung des Gehirns beeinträchtigen und so Kopfschmerzen verstärken.
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Zunächst wird anhand der eindeutigen Symptome eine Verdachtsdiagnose gestellt. Eine ausführliche Anamnese, z.B. über Fehlhaltung oder Fehlbelastungen, unterstützt die Vermutung. Muskelverhärtungen können vom Arzt ertastet werden. Ernsthafte Ursachen wie Knochenbrüche, Bandscheibenvorfälle oder Tumore, können bei länger bestehenden Symptomen oder Begleiterscheinungen durch bildgebende Verfahren (Sonographie, Computertomographie oder Magnetresonanztherapie) ausgeschlossen werden. Um die Funktionalität des Nervs zu überprüfen, kann die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen werden.
Die Dauer der Beschwerden hängt von den zugrundeliegenden Ursachen ab. Bei fehlender Behandlung besteht die Gefahr, dass eine dauerhafte Fehlhaltung entsteht und die Beschwerden sich verstärken. Deswegen sollen die Ursachen frühestmöglich erkannt und die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet werden. Liegen harmlose Ursachen wie Muskelverhärtungen oder eine falsche Schlafposition vor, klingen die Beschwerden meist nach wenigen Tagen bis Wochen ab. Bei schwerwiegenden Erkrankungen ist die Dauer der Beschwerden variabel.