ITBS, Läuferknie, Tractussyndrom – in welchem Namen auch verpackt, stellt eine gefürchtete Überlastungserscheinung eines jeden Laufsportlers dar. Das Iliotibialbandsyndrom, kurz ITBS, bezeichnet eine Problematik des kräftigen Sehnenbandes am äußeren Oberschenkel. Zur besseren Verständlichkeit eine Erklärung des Begriffs: das Ilium ist ein Teil des Beckenknochens, die Tibia der Schienbeinknochen im Unterschenkel. Das Ilio-Tibial-Band ist nun ein kräftiges Band (zu Latein Tractus Iliotibialis), welches von einem zum anderen beschriebenen Knochen verläuft. Sein Ansatz ist kurz unterhalb der Knieaußenseite am Schienbein. Ein weitaus gängigerer Name im Volksmund für das ITBS ist das Läuferknie.
Dem klassischen Wundheilungsverlauf von Gewebe in unserem Körper nach, dauert eine Entzündungsphase bis zu einer Woche an. Die „Reperation“ von Fasern einige weitere Wochen – auch wenn der Schmerz nachgelassen hat, sind die Strukturen noch immer nicht voll belastbar! Zudem ist Sehnengewebe schlechter durchblutet als zum Beispiel Muskelgewebe, was den ganzen Heilungsverlauf noch einmal verlängert. Wird beim Laufen absolut kein Schmerz mehr verspürt und die Ursache herausgefunden und behandelt, kann wieder langsam in das Training eingestiegen werden. Bis zu diesem Punkt können einige Monate vergehen, welche sinnvoll dafür genutzt werden können, für ein gesundes Laufen benötigte Muskeln durch gezielte Übungen aufzubauen.
Weitere Informationen finden Sie in dem Artikel Übungen bei bestehendem Läuferknie.
Besonders geeignet nach einem Iliotibialband-Syndrom sind Sportarten, die keine einseitigen Belastungen und hohe biomechanische Belastungen auf das Iliotibialband und das Kniegelenk ausüben. Bewährt hat sich dabei
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Warum wird das ITBS nun Läuferknie genannt? Warum sind besonders fitte, sportliche Jogger betroffen? Am oberen Ende des Bandes strahlen die Sehnenzüge von einigen Muskeln hinein, wie dem M. Tensor fascia latae und dem mittleren und großen Glutealmuskel. Diese Muskeln halten unser Becken in einer geraden Position und werden besonders aktiv beim Laufen. Werden sie nun durch vieles Laufen, Trainingssteigerung oder sonstige oben beschriebene Ursachen stark beansprucht, tendieren sie dazu, mehr Spannung aufzubauen und zu verkürzen. Da sie mit dem iliotibialen Band verbunden sind, ziehen diese verkürzten Muskeln nun fortlaufend an der ganzen Struktur, bis der Tractus oberhalb des Knies im ungünstigen Fall wieder über den Knochenvorsprung reibt, eine klassische Entstehung des ITBS, eines Läuferknies. Besonders Langstreckenläufer belasten die Struktur wieder und wieder über lange Zeiten. Genauso kann dieser Zug von unten kommen, da die Faszienkette weiter zur Wadenmuskulatur und dem Fuß läuft.
Die Übeltäter können also ebenso ganz simpel falsche Laufschuhen oder eine Fußfehlstellung sein.
Eine genaue Prognose über die zukünftige Entwicklung nach einer Operation des Iliotibialbandes aufgrund eines Iliotibialband Syndroms zu erstellen ist von vielen Einflussfaktoren abhängig. Zunächst ist es wichtig, ob die Ursache der Beschwerden in einer dauerhaften Überlastung durch intensives Training begründet liegt und wie stark die dadurch aufgetretenen Schäden waren. Sollte dies der Fall sein, kann schon eine Laufpause von wenigen Wochen und eine anschließende Änderung der Trainingsgewohnheiten zur Beschwerdefreiheit führen.
Vor allem Dehnübungen für den tractus iliotibialis sind unbedingt in das Trainingsprogramm zu integrieren um eine erneute Verkürzung und Überbelastung zu verhindern. Besteht oder bestand eine Beinachsenfehlstellung oder eine Beinlängendifferenz kann eine weitere Operation oder der Einsatz von Hilfsmitteln wie Einlagen, Schienen, Bandagen oder ähnlichem notwendig sein.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass einseitiges hochfrequentes Lauftraining und langes Bergablaufen zu vermeiden sind, um ein erneutes Auftreten des Iliotibialband-Syndroms zu verhindern.
Ausgebildete Sporttherapeuten, Physiotherapeuten oder Fitnesstrainer können Ihnen ein geeignetes, auf sie angepasstes Rehabilitationsprogramm oder Trainingsprogramm erstellen und die Rehabilitation therapeutisch begleiten.
Die konservative Therapie bei einem Iliotibialband-Syndrom besteht weitestgehend aus
Zusätzlich kommt eine physiotherapeutische Behandlung zum Einsatz. Sofern keine konservative Therapie Aussicht auf Besserung verspricht, kommt ein operativer Eingriff in Frage. Bei dieser Operation wird der tractus iliotibialis verlängert, indem eine Inzision (Einschnitt) des Iliotibialbandes vorgenommen wird.
Sofern Knochenanteile des Oberschenkelknochens hervorstehen, können diese operativ entfernt werden. Durch den gewonnenen Raum wird die schmerzauslösende Reibung des tractus am femur (Oberschenkelknochen) aufgehoben. Bei einer vorliegenden Verkürzung des tractus iliotibialis wird ein z-förmiger Einschnitt vorgenommen, welcher eine Verlängerung des iliotibialbandes ermöglicht und somit auch zur Reduktion der Schmerzen führt.
Sollte entzündetes oder nekrotisiertes Gewebe im Bereich des Kniegelenkspalts vorhanden sein, so wird eine Arthroskopie des Kniegelenks mit anschließender Entfernung (Resektion) der betroffenen Gewebeanteile durchgeführt.
Die Dauer eines operativen Eingriffs zur Linderung der Beschwerden bei einem Iliotibialband-Syndrom hängt stark von der Komplexität der durchzuführenden Maßnahmen ab. Wenn keine Beinachsenfehlstellung, intraartikuläre Entzündung oder Beinlängendifferenz vorliegt, kann eine Verkürzung des tractus iliotibialis innerhalb von 30-50 Minuten minimal invasiv erfolgen. Muss eine Verkürzung sowie eine Entfernung von überstehendem Knochenmaterial des Oberschenkelknochens erfolgen, verlängert sich der Eingriff entsprechend. Auch Beinachsenfehlstellungen führen zu einer länger andauernden Operation.
Schmerzen, die nach der Operation auftreten sind nicht selten, da durch den operativen Eingriff am Iliotibialband und eventueller Achsenbegradigung im Kniegelenk das gesamte Gelenkspiel (joint play) anders ist als vor der Operation. Muskeln, Sehnen, Bänder und Bindegewebe müssen sich nun erst einmal an das neue Zusammenspiel anpassen. Diese Anpassungsprozesse führen auch zu einer spürbaren Überwärmung aufgrund von erhöhter Durchblutung des betroffenen Bereichs im Vergleich zur nicht operierten Seite.
Auch Schwellungen oder Einlagerungen von Lymphflüssigkeit um das operierte Areal herum können auftreten und somit Schmerzen oder ein Spannungsgefühl verursachen. Außerdem kann schon eine Schonzeit von wenigen Tagen zu einem Abbau an Muskelmasse im betroffenen Bein und zu einer Verkürzung von Sehnen und Bändern führen. Besonders wichtig nach dem operativen Eingriff und anschließender Ziehung der Fäden ist eine frühzeitige Narbenmobilisation, da das Narbengewebe ansonsten sehr starr und unbeweglich bleibt und bei größerem Bewegungsausmaß zu Schmerzen führen kann.
Die Rehabilitation wird durch angepasste Physiotherapie begleitet durch:
In der Anfangsphase nach einem operativen Eingriff aufgrund eines Iliotibialband-Syndrom wird hauptsächlich mit Schmerzmitteln wie Novalgin, Ibuprofen oder ähnlichem therapiert. Vorzugsweise solche, die auch eine antiinflammatorische (entzündungshemmende Wirkung) haben. Eine schrittweise Senkung der entsprechenden Dosis sowie anschließendes Ausschleichung der Schmerzmittel erfolgt schmerzadaptiert.
Nach dem Krankenhausaufenthalt können weiterhin mit Ibuprofen oder niederpotenten Opiaten Schmerzen unterdrückt werden. Da das Schmerzempfinden der Patienten sehr unterschiedlich ausfallen kann, ist eine pauschalisierte Angabe zu Dosis, Frequenz und Anwendungsdauer nicht sinnvoll.
Bedacht werden sollte auch, dass nahezu alle Medikamente über die Leber abgebaut werden. Bei einer vorhanden Vorschädigung der Leber ist eine sehr spezifische, genau auf den Einzelfall zugeschnittene Schmerztherapie indiziert. Der Einsatz von Cannabinoiden und neurocerebral wirkenden Hemmstoffen hat sich in diesen besonderen Fällen als praktikabel erwiesen. Eine Sanierung der Leber kann medikamentös und diätisch innerhalb von etwa 3 Wochen erreicht werden, sofern eine Vorschädigung des Organs noch nicht zu weit fortgeschritten und somit irreparabel ist. Bei leichten noch reversiblen Schädigungen können auch homöopathische Mittel mit geringen bis nicht vorhandenen Nebenwirkungen eingesetzt werden.
Nach der Operation wird vor allem mit Entzündungshemmern und Schmerzmitteln gearbeitet. Eine Vollbelastung des Kniegelenks ist in den ersten Tagen nicht erlaubt. Gleichzeitig wird eine medikamentöse und physiotherapeutische Thromboseprophylaxe sowie eine eventuell ödem verhindernde Therapie eingesetzt. Der Einsatz von Unterarmgehstützen für 2-6 Wochen zur Entlastung der operierten Strukturen sowie konsequentes Hochlagern des operierten Beines zur Verhinderung einer Ödematisierung wird angeraten.
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Die Behandlung eines ITBS richtet sich nach der herausgefilterten individuellen Ursache sowie der aktuellen Wundheilungsphase. So steht zu Beginn Schonung, Unterlassung der ursächlichen Aktivität und passive Bewegung im Vordergrund. Die Strukturen müssen auf ihre Funktion ausgerichtet werden, wird das Bein also nur noch steif gehalten, versteifen auch unsere Gewebefasern. Das ist nicht der Sinn von Schonung. Angepasste Reize müssen bereits in der frühesten Wundheilungsphase gegeben werden. Später gilt es, die Spannung der ganzen Faszienkette zu lösen und muskuläre Dysbalancen auszugleichen: verkürzte Muskeln werden gelockert und gedehnt, zu schwache Muskeln gekräftigt und durch bestimmte Parameter für die alltägliche oder sportliche Belastung trainiert. Auch eine gesunde Rumpfmuskulatur trägt zu einem physiologischen Laufbild bei.
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Die Operation zur Verlängerung des tractus iliotibialis allen reicht natürlich nicht aus um dauerhaft schmerzfrei zu sein. Insbesondere dann nicht, wenn der auslösende Faktor (z.B. Joggen) weiter betrieben wird. Daher sind konsequent und dauerhaft Dehnübungen, Beinachsentraining sowie Variationen im Trainingsprogramm notwendig um eine erneute Verkürzung des Iliotibialbandes zu verhindern. Werden keine Dehnübungen durchgeführt, so verkürzt sich der tractus iliotibialis wieder, da er sich an eine Immobilität adaptiert.
Bei vorhandener O-Bein-Stellung sollte ein Beinachsentraining als Korrekturmaßnahme zur Entlastung des Iliotibialbandes durch einen Physiotherapeuten angeleitet werden.
Einige Übungen aus der Physiotherapie, um die wichtigen Beckenstabilisatoren, dessen Schwäche oft ursächlich für ein ITBS ist, zu kräftigen, werden im folgenden vorgestellt.
Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:
Tapeanlagen können richtig angebracht die Muskulatur in ihrer Funktion unterstützen, aber auch verspanntes Gewebe entlasten. Im Falle des ITBS eignet sich ein Anlage längs der gesamten Länge des Sehnenbandes. Tapes werden in leichter Vordehnung angebracht.
Weitere Informationen finden Sie in dem Artikel Kinesiotape.
Weitere Dehnübungen für das Gesäß, Hüfte und Beine finden Sie in dem Artikel Dehnübungen.
Weitere Informationen finden Sie zu diesem Thema in den Artikeln:
Dem ITBS zugrunde liegt meist eine Verkürzung des iliotibialen Bandes, unter anderem aufgrund von Überlastungen, Beckenfehlstellung, Fußfehlstellung – was Einfluss auf die ganze weiterlaufende Muskel- und Strukturkette nach oben hat, Beinachsenfehlstellungen, muskulären Dysbalancen, einem unphysiologischen Gangbild, den falschen Laufschuhen, dem falschen Laufstil, oder einer Verletzung. Folgend reibt das verkürzte kräftige Band über einen Knochenvorsprung am unteren Ende des Oberschenkelknochens, über welchen es an der Außenseite des Oberschenkels verläuft. Durch diese Reibung wird das Band gereizt, was wiederum nach längerem Bestehen die Entwickelt einer klassischen Entzündung zur Folge hat. Auch Übergewicht begünstigt ein ITBS. Unser Oberschenkelknochen wird beim Gehen und Stehen durch das auf ihm lastende Körpergewicht leicht gebogen, das ist soweit physiologisch und ganz normal. Das beschriebene iliotibiale Band hält durch seine Lage und Spannung gegen diese Krümmung im Sinne eines Zug-Gurtung-Systems. Biegt der Oberschenkelknochen nun aber mehr, durch das Tragen von mehr Last des bestehenden Übergewichts, muss das Sehnenband stärker arbeiten, was auch hier auf Langzeit zur Überlastung führt und der Kreislauf des oben beschriebenen ITBS entsteht: Fehl-/Überlastung, Verkürzung, Entzündung, Schmerz, Ausweichbewegung.
Typische Symptome sind starke Schmerzen am äußeren Knie. Die Ursache mag in der Hüfte, im Knie, an den Füßen, in der Muskulatur liegen - der Ort der Entzündung ist die Reibestelle zwischen Sehenenband und Knochenvorsprung. Die hier entstehenden, ziehend brennenden Schmerzen treten je nach Stadium erst nach einiger Zeit beim Laufen auf, später auch beim Gehen und noch nach der Belastung. Weitere Entzündungszeichen wie eine leichte Schwellung und Wärme können auftreten. Spätestens dann ist es wichtig, nicht einfach weiter zu trainieren, sondern die Strukturen zu schonen, bis die Entzündung abgeklungen ist. Schmerz ist immer ein Warnsignal vom Körper, welches nicht ignoriert werden sollte, wenn eine Chronifizierung der Problematik vermieden werden will.
Umfassende Informationen zu diesem Thema finden Sie in dem Artikel: ITBS Symptome/Schmerzen
Für die Diagnose des ITBS und das Herausfiltern seiner Ursache bestehen verschiedenen Tests. Dabei wird das Gangbild geprüft, schmerzende Bewegungen analysiert, Bewegungsausmaße sowie Kraft und Länge bestimmter Muskeln getestet. Mit einem Längentest für den Tractus Iliotibialis in Seitlage, lässt sich der vom Patienten mit einem positiven ITBS beschriebene Schmerz provozieren, ebenso wie manueller Druckschmerz und die auslösende Laufbewegung. Am besten lässt sich die Ursache mit einer Gang/Laufanalyse diagnostizieren.
Die Heilung des ITBS, einer Überlastung des kräftigen äußeren Seitenbandes an unserem Oberschenkel kann langwierig, schmerzend und im Training sehr limitierend sein. Filtern Sie jedoch die Ursache mit ihrem Physiotherapeuten heraus, geben Ihrem Bein genügend Zeit zur Regeneration, kombiniert mit speziellen Übungen, steht in Zukunft einem erfolgreichen Zieleinlauf nach richtig dosiertem Training nichts mehr im Wege.