Die Methode des Kinesiotapings ist von einem japanischen Chiropraktier entwickelt worden und ist im Gegensatz zum klassischen Tape kein stabilisierendes oder fixierendes Tape, sondern erhält die volle Beweglichkeit. Kinesiotape ist ein elastisches, selbstklebendes Tape, welches in den unterschiedlichsten Farben produziert wird. Seine Textur ist auch bei Wassereinfluss weitestgehend beständig und kann so auch beim Schwimmen oder Duschen getragen werden. Das Tape bleibt nach Anlage bis zu 7 Tage auf der Haut. Durch das Kinesiotape können bestimmte Rezeptoren der Haut gereizt werden, die Durchblutung gesteigert werden, Faszien und Bindegewebe gelöst und gelockert werden, eine Haltungskorrektur angestrebt werden, der Lymphabfluss verbessert oder verspannte Muskulatur gelockert werden. Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Möglichkeiten und Anwendungsbereichen. Die ordentliche Anlage eines Kinesiotape ist essentiell für den Erfolg der Therapie und sollte durch spezielle Kurse und Fortbildungen erlernt werden. Durch die Popularität des Kinesiotapes steigt allerdings auch das Angebot von Büchern und Videos, die dem Laien die Anlage des Tapes erklären. Vor der Anlage von einem Kinesiotape sollte ein ausführlicher Befund durch einen Therapeuten oder Arzt erfolgen, der die richtige Auswahl der Therapiemethode gewährleistet.
Häufige Tapeanlagen an der Wade sind das Achillessehnen-Tape. Indikation sind Beschwerden beim Abrollen, beim Laufen oder Springen oder auch Reizungen und Zerrungen der Wadenmuskulatur. Sie können akut oder chronisch auftreten. Ein vorausgehender Befund ist nötig. Meist wird die Achillessehne nicht isoliert getaped sondern in Verbindung mit der Wadenmuskulatur, deren Ansatzsehne sie darstellt. Zur Anlage des Tapes ist ein Partner nötig, da die Wade nur schlecht selbstständig zugänglich ist. Das Tape besteht in der Regel aus einem langen Streifen der von der Ferse bis zur Kniekehle geht. Dieser wird Y-förmig eingeschnitten. Von der Ferse beginnend wird das Y einmal innen (medial) und einmal außen (lateral) an der Wade bis hoch zur Kniekehle geklebt. Der Fuß wird während der Anlage leicht angezogen, sodass die Wade sanft gedehnt wird. Das Tape wird mit einer gewissen Spannung angeklebt, nur an den Enden und am Anfang lässt man es ohne Spannung auslaufen. Bestehen bestimmte Schmerzpunkte können diese durch spezielle Tapes unterstütz und individuelle betont werden. Wichtig ist, dass die Haut an der das Kinesiotape angelegt wird enthaart ist und möglichst fettfrei, gegebenenfalls kann die Haut vor der Anlage durch ein Desinfektionsmittel gereinigt und vorbereitet werden. Weiter Informationen über die Wade erhalten sie in dem Artikel Achillissehne Tapen.
Am Fuß gibt es eine Vielzahl von Gelenken, die unterschiedliche Beschwerden hervorrufen können und unterschiedliche Tapemethoden fordern. Häufige Beschwerden, die auch getaped werden können sind zum Beispiel der Fersensporn oder der Hallux Valgus. Beim Fersensporn wird ein Tapestreifen unter dem angebeugten Fuß über die Sohle mit Zug über die Ferse gezogen und an der Wade auslaufen gelassen. Schmerzpunkte können isoliert durch weitere querverlaufende Tapestreifen vom Innenknöchel aus bis zur Außenkante des Fußes betont werden.
Auch Sprunggelenktapes sind häufig nach Bandverletzungen, Zerrungen oder Stauchungen. Bei Sprunggelenktapes ist es wichtig den Verletzungsmechanismus nachzuvollziehen oder bei Überbelastungen durch einen Befund die betroffene Struktur zu erkennen um eine passende Tapeanalge auszuwählen. Beim Sprunggelenktape wird ebenfalls der Fuß in Vordehnung gezogen, in Richtung Knie. Ein Tapestreifen wird unter der Ferse mit Zug Angesetzt und über Innen und Außenknöchel in Richtung Mitte des Unterschenkels geführt. Je nach Schmerzlokalisation kann nun der Innen oder der Außenknöchel getaped werden. Schmerzpunkte können betont werden, auch die Sprunggelenksgabel kann entlastet werden. Auch hier gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Tapeanlagen mit dem Kinesiotape.
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Das Kniegelenk wird häufig mit Kinesiotape behandelt um Gelenkbeschwerden bei Belastung zu lindern. Fehlstellungen der Kniescheibe können behandelt werden, Entzündungen, Reizungen und Gelenkergüsse werden getaped oder auch Meniskus- Sehnen- und Bänderprobleme können durch Kinesiotape unterstützend getaped werden. Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Anlagemöglichkeiten. Auch hier gilt es zunächst durch einen ausführlichen Befund herauszufinden, wo die Ursache der Beschwerden liegt um dann die richtige Anlage zu wählen. Eine recht universelle Tapeanlage findet aus leichter Beugung des Knies statt, etwa zwischen 70-80° und ist theoretisch auch selbstständig durchzuführen. Mittels zwei gleich langer Streifen wird die Kniescheibe eingeschlossen. Die Tapes werden nacheinander geklebt. Angesetzt wird das Tape mittig unter Zug neben der Kniescheibe und dann zur gegenüberliegenden Seite aufgeklebt. Die Enden der Tapestreifen werden immer ohne Zug geklebt. Um eine weitere Unterstützung des Kniegelenks zu bieten, können zwei weitere Streifen parallel zu den ersten angesetzt werden und mit weniger Zug aufgeklebt werden. Häufig sind auch so genannte Patellasehnenbeschwerden unterhalb der Kniescheibe. Hierbei wird ein y-förmiges Kinesiotape unterhalb der Kniescheibe angesetzt, welches dann um die Kniescheibe herum ausläuft. Es gibt eine Vielzahl weiterer Anlagemöglichkeiten.
Das Schultergelenk ist ein Gelenk, welches besonders starkt durch Bänder und Muskeln gesichert wird und somit auch besonders anfällig für Überbelastung, Reizung oder Verletzungen ist. Häufig ist die Rotatorenmanschette betroffen, die als gelenknahe Muskulatur besonders stabilisierende Funktionen übernimmt. Manchmal kommt es auch bei Instabilitäten zu Schulterschmerzen. Übungen hierfür finden sie in dem Artikel Übungen für die Rotatorenmanschette. Hier können auch stabilisierende Tapes in frage kommen. Ein ausführlicher Befund ist notwendig.
Eine klassische Tapeanlage an der Schulter beginnt aus der Innenrotation. Hierfür wird der Arm wenn möglich auf den Rücken gedreht und die Hand in den unteren Rücken gelegt, die Schultervorderseite wird nun leicht gedehnt. Ein Tapestreifen vom Kinesiotpe beginnt unterhalb des Ansatzes des Delta-Muskels, in der Mulde am oberen Oberarm und wird mit leichtem Zug über den vorderen Oberarm bogenförmig zum Schulterdach geführt. Für den hinteren Zügel des Tapes wird der Arm vor dem Körper gehalten, die Hand kann auf der anderen Schulter abgelegt werden, die Schulterrückseite wird leicht vorgedehnt. Der Zweite Tapestreifen wird an der gleichen Stelle wie der erste angesetzt und nun bogenförmig über den hinteren Oberarm zum Schulterdach geführt. Es kann auch die schulterblattfixierende Muskulatur einbezogen werden, oder die Schulter-Nacken-Muskulatur. Schmerzpunkte können in diesem Bereich getaped werden.
Auch für den Rücken gibt es eine Vielzahl von Tape-Möglichkeiten mit dem Kinesiotape. Schmerzlindernde Tapes, detonisierende Tapes oder so genannte Memorytapes. Memorytapes sind Tapeanlagen, die den Träger an eine physiologische Haltung erinnern. Sie werden in der Aufrechten Position mit leichtem Zug angelegt. Wenn man beim langen Sitzen in sich zusammen sackt, erinnert der leichte Zug an die Haltungskorrektur und aktiviert zusätzlich durch die mechanische Reizung der Haut die aufrichtende Muskulatur.
Einzelne Schmerzpunkte oder Triggerpunkte können durch eine sternförmige Anlage von Tape behandelt werden. Eine häufige Tapeanlage am Rücken ist das detonisierende Tape über dem Rückenstrecker im Brustwirbelsäulenbereich. Der Patient befindet sich wie immer in einer vorgedehnten Position, in diesem Fall ist das die Oberkörpervorneige. Zwei lange Tapestreifen werden parallel zur Wirbelsäule links und rechts (paravertebral) über den Rücken von oben nach unten unter Zug angeklebt. Gegebenenfalls können querverlaufende Streifen in Höhe der Schulterblätter bestehende Schmerzpunkte betonen.
Ein Muskel der in der unteren Wirbelsäule häufig für Beschwerden sorgt, ist der Muskulus quadratus lumborum, der seitlich der Wirbelsäule verläuft. Er kann ebenfalls durch eine einfache Tapeanlage entspannt werden. Der Patient beugt sich weit nach vorn um den unteren Rücken rund zu machen und neigt anschließend leicht zur Seite. Die Seite die nun lang wird, ist die, die getaped werden soll. Ein Tapestreifen vom Kinesiotape wird neben der Wirbelsäule von unten nach oben unter leichtem Zug auf höhe des Hosenbunds angebracht, ein weiterer Streifen wird auf der gleichen Höhe angebracht aber in einer leichten Aufgabelung nach außen angeklebt. Anschließend kann sich der Patient wieder aufrichten.
Eine der häufigsten Tapeanlagen ist wohl das Kinesiotape für den Nacken. Es dient der Entspannung von verspannter Muskulatur und kann auch bei spannungsbedingten Kopfschmerzen entlasten. Es wird meist beidseits geklebt.
Der Patient sitzt aufrecht und lässt den Kopf nach vorne hängen. Zwei Tapestreifen werden zwischen den Schulterblättern rechts und links von der Wirbelsäule angesetzt und mit keinem bis wenig Zug nach oben zum Haaransatz geklebt. Achtung, nicht zu weit hoch kleben, am Haaransatz hält das Tape nicht! Schmerzpunkte können durch querverlaufende Tapestreifen mit etwas Zug betont werden. Meist wird diese Tapeanlage mit dem Trapezius - Tape kombiniert. Hierfür sind zwei weitere Tapestreifen nötig. Der Kopf wird zur rechten Seite geneigt. Ein Tapestreifen an der linken Schulter (am Schulterdach) angesetzt und am seitlichen Hals nach oben zum Haaransatz geführt. Das Gleiche auf der anderen Seite. Die Anlage soll den Muskulus Trapezius entspannen, der häufig durch Fehlhaltungen oder Schulternhochziehen verspannt ist. Auch hier gibt es viele Kinesiotape Varianten, beispielsweise mit y-förmiger Tape-Anlage oder Einbeziehung der schulterblattfixierenden Muskulatur.
An der Hüfte kann natürlich auch mit dem Kinesiotape getaped werden. Häufig kommt es im Bereich der Hüfte zu Beschwerden der Muskulatur. Die Hüftbeuger verkürzen, die Hüftstrecker sind zu schwach. Ein nicht seltenes Problem ist das so genannte Piriformis-Syndrom, das ausstrahlende Schmerzen verursachen kann. Das Piriformistape ist eine y-förmige Anlage vom vorderen Beckenknochen, welcher gut tastbar ist. Hier wird die breite Stelle des Tapes angesetzt. Der obere Zügel wird über den Beckenkamm im Muskelverlauf Richtung Kreuzbein geklebt. Der Untere Zügel über den Muskelverlauf über das Gesäß ebenfalls bogenförmig zum Kreuzbein, sodass die beiden Zügel ein ovales Loch einschließen. Es kann auch genau anders herum gearbeitet werden, sodass die breite Basis des Y am Kreuzbein angesetzt wird und die beiden Zügel bogenförmig nach vorn zum hervorstehenden Beckenknochen getaped werden. Der Muskel wird in Vordehnung gebracht, in dem der Patient in Seitenlage das oben liegende Bein nach vorne vor dem Körper ablegt, während das untere Bein locker gestreckt auf der Unterlage bleibt. Die oben liegende Seite wird getaped. Es gibt eine Vielzahl weiterer Tapeanlagen, die zum Beispiel auch bei der Hüftarthrose Linderung verschaffen können.
Das Kinesiotape wird in den unterschiedlichsten Farben produziert. Die leuchtenden Neonfarben sind nicht nur trendy und auffallend, sie haben auch eine Wirkung. Es heißt, dass die unterschiedlichen Farben der Tapestreifen auch unterschiedliche Wirkungen haben. Man hält sich hierbei an die Theorien der Farblehre. Rot als Alarmfarbe soll somit eine anregende und auch wärmende Wirkung haben, während das blaue Kinesiotape eher beruhigend und kühlend wirkt. Auch Lymph- und Ödemtapes werden eher in blauen Farben getaped. Blaues Tape soll zudem eine entzündungshemmende Funktion haben. Grünes Kinesiotape wirkt harmonisierend und kann besonders auch bei organisch-wirkenden Tapes genutzt werden. Die gelbe Farbe soll eine stoffwechselaktivierende Funktion besitzen. Schwarze Tapes hingegen wirken eher neutral und können somit universell eingesetzt werden. Ebenso haben auch beige Kinesiotapes eine neutrale Wirkung und sind zudem relativ unauffällig, also auch zum Beispiel für Gesichtstapes anzuwenden. Manche Therapeuten lassen ihre Patienten auch bewusst das Tape aussuchen, weil sie daran glauben, dass der Körper intuitiv die für ihn richtige Farbe wählt.
Kinesiotaping wird sowohl in der Therapie eingesetzt, als auch immer häufiger privat zu Hause. Es gibt verschiedene Anbieter von Tapes und verschiedene Theorien und Methoden dahinter. Der Markt ist enorm und wächst dank der Popularität der bunten Tapes weiter an. Meist wird die Tapeanlage nicht von der Krankenkasse unterstützt und muss aus eigener Kasse bezahlt werden. Tape kann häufig beim Therapeuten selbst für die Anlage gekauft werden. Manche Praxen verkaufen die Rollen auch an ihre Patienten. Mittlerweile haben auch kleine Supermärkte zeitweise Kinesiotape in ihr Angebot aufgenommen. Auch Apotheken verkaufen die bunten Bänder. Online können von unterschiedlichen Anbietern Rollen oder auch vorgefertigte Schnitte gekauft werden. Der Markt ist unübersichtlich. Am besten sollte man sich vom Therapeuten beraten lassen oder sich mit Kundenrezensionen auseinandersetzen, da die Preispanne ebenfalls stark variiert.
Kinesiotapes sind elastische Tapes die für eine Vielzahl von Behandlungen geeignet sind. Sie sollten von ausgebildeten Therapeuten oder Ärzten angelegt werden. Heute gibt es allerdings auch eine Vielzahl von Infomaterial auf dem Markt, für laien-freundliche Anwendung. Kinesiotapes können in Apotheken, online oder beim Therapeuten gekauft werden. Mittlerweile finden sie sich auch im Angebot von Supermärkten. Das Kinesiotape dient der Entspannung von verspannter Muskulatur, kann zur Schmerztherapie eingesetzt werden, oder auch zur Haltungskorrektur. Ihr Einsatzgebiet ist flexibel. Die Tapes schränken gewöhnlich das funktionelle Bewegungsausmaß eines Gelenks nicht ein. Sie sind selbstklebend, hautfreundlich und können bis zu 7 Tage getragen werden (auch bei Sport oder unter Wassereinfluss). Bevor ein Kinesiotape angelegt wird, sollte ein Befund gemacht werden um die Ursache für die Beschwerden heraus zu finden.