Beim Facettensyndrom ist der gelenküberziehende schützende Gleitknorpel beschädigt und abgenutzt. Dies ist oft eine Alterserscheinung, welche mit einer Höhenminderung der Bandscheiben zusammenhängt und somit ein Platzeinbüßen zwischen den Wirbeln verursacht.
In der physiotherapeutischen Behandlung des Facettensyndroms ist es zunächst wichtig, den Patienten über das vorliegende Krankheitsbild aufzuklären, ein Verständnis zu schaffen für die Wichtigkeit aktiver Mitarbeit, sowie gemeinsam einen Therapieplan und Ziele zu vereinbaren, welche realistisch erreichbar sind und die Motivation aufrecht erhalten.
Das A und O in der Therapie lautet aktiv werden. Knorpel wird lediglich durch Bewegung ernährt und am Leben gehalten. Da er nicht durchblutet wird, kann er von allein nicht heilen. Jedoch kann ein Fortschreiten durch eine gesunde Lebensweise, Bewegung und rückengerechtem Alltagsverhalten verhindert oder verlangsamt werden, Verspannungen abgebaut, die Beweglichkeit wieder vergrößert und Schmerz gelindert. Es existieren verschiedene Maßnahmen, Konzepte und herangehensweisen für die Behandlung eines Facettensyndroms.
In der Manuellen Therapie werden die einzelnen Segmente der Wirbelsäule durch gelernte Handgriffe leicht gegeneinander bewegt. Passive Maßnahmen wie diese, werden zunächst in der Akutphase, der Phase des größten Schmerzes angewandt. Die kleinen wiederholten Bewegungen fördern nicht nur die gleitende Gelenkschmiere, sondern lockern durch die Bewegungsreize auch umliegendes Gewebe. Die Muskulatur kann durch dem Patienten angenehme Maßnahmen gelockert werden – Massagen, Wärme, Fangopackungen, tiefe Faszentechniken, usw. Auch Dehnungen eignen sich, um die Muskelspannung zu lösen und die Beweglichkeit zu erweitern.
Um nun auch Langzeiterfolge zu erzielen heißt es, aktiv werden. Durch verschiedene Übungen werden die Wirbelsäule, ihre Gelenke und umliegende Strukturen aktiv bewegt um Funktionen zu erhalten. Schützenden und stützende Muskulatur des gesamten Rumpfes wird gekräftigt und eine physiologische Körperhaltung geschult. So wichtig Bewegung ist, so wichtig ist auch, Belastungen zu vermeiden. Das Heben von schweren Lasten, langes Verweilen in einer Position, oder Rückentraining mit Gewichten würden den Gelenkknorpel weiter schädigen. Hierfür wird ein rückengerechtes Verhalten für den Alltag erlernt und wahlweise die Teilnahme an einer Rückenschule verordnet. Im Folgenden werden einige der aktiven Übungsmöglichkeiten beschrieben.
Wirkungsvolle Übungen zur Rückenstärkung finden Sie auch in unserem Artikel Rückenschule.
Aktive Übungen zur Behandlung des Facettensyndroms in der Brustwirbelsäule sollten sich möglichst simpel gestalten, um ein einfaches Üben und Durchführen zuhause zu ermöglichen. Einige Beispiele zur Durchbewegung, Kräftigung und Lockerung des Rückens werden hier vorgestellt.
1) Für die Durchbewegung der gesamten Länge der Wirbelsäule und all ihren einzelnen Segmenten ist der Wechsel von Katzenbuckel und Hängebauchschwein im Vierfüßlerstand. Gehen Sie mit der Atmung, rollen Sie sich Wirbel für Wirbel langsam auf und ab. Dies schult die Beweglichkeit in Streckung und Beugung.
2) Eine weitere wichtige Komponente ist die Rotation. Setzen Sie sich hierzu auf einen Stuhl, Beine stehen parallel und hüftbreit, die Hände liegen, Arme überkreuzt, auf den eigenen Schultern. Nun beugt sich der Oberkörper langsam vorn seitlich hinunter, sodass die rechte Schulter Richung linken Knies geführt wird, langsam wieder aufgerichtet und entdreht und dasselbe zur anderen Seite.
Dies und der Katzenbuckel kann täglich beübt werden unter etwa 10 Wiederholungen pro Seite.
3) Zur Kräftigung eigenen sich Stabilitätsübungen wie:
4) Zur Lockerung legen sie sich in Rückenlage, die Knie und die Hüfte rechtwinklig gebeugt, sodass die Schienbeine parallel zur Decke gehoben sind. Senken Sie nun langsam im Wechsel die Knie von Seite zu Seite ab.
5) Aus dem Stand können Oberkörper, Arme und Kopf unter leicht gebeugten Knien einfach nach vorn gebeugt und hängen gelassen werden, um alle Spannung zu lösen. Halten Sie dies eine Weile, richten sich Wirbel für Wirbel wieder auf und Wiederholen die Entspannungsübung einige Male.
Weitere Übungen, die Sie bei einem Facettensyndrom durchführen können, finden Sie in unserem Artikel Übungen bei einem Facettensyndrom.
Allgemeine Übungen für die Brustwirbelsäule finden Sie auch in unserem Artikel Übungen für die Brustwirbelsäule.
Es existieren verschiedene weitere Maßnahmen, welche unterstützend in der Behandlung des Facettensyndroms helfen. Hierzu zählen unter anderem die Anwendung von Elektrotherapie, die Anbringung von Tapeanlagen und Wärmeanwendungen.
Außerhalb der Physiotherpie hat der Arzt die Möglicheit, Einfluss mittels Spritzen zu nehmen. Es wird eine sogenannte Hyaluronsäure gespritzt, welche die Gelenkschmiere unterstützt und hilft, Knorpeloberfläche bis zu einem bestimmten Maße wieder aufzubauen. Außerdem werden Schmerzen reduziert und Entzündungsreaktionen durch die unebene Reibung eingedemmt. Hyaluronspritzen werden oft parallel zur physiotherapeutischen Intervention in regelmäßigen Abständen verabreicht.
Letzter Ausweg in der Behandlung einer Arthrose ist die Operation. Sie kommt zum Einsatz, wenn der Verschleiß zu weit fortgeschritten, die Schmerzen zu stark und die konventionelle Therapie erfolglos ist. Wenn es sich auch nur um einen minimalen Eingriff hndelt, bringt eine Operation immer ein Risiko mit sich, weshalb nicht zu voreilig zu dieser Maßnahme gegriffen werden sollte. Gibt es jedoch keinen anderen Ausweg, besteht die Möglichkeit, schmerzleitende Nervenfasern zu veröden, was dem Patienten das ewige Leiden an Rückenschmerzen nimmt. Dies bekämpft jedoch nur ein Symptom und nicht die Erkrankung.
Eine Arthrose kann in der Regel nicht ganz geheilt werden, da Gelenkknorpel nicht durchblutet wird und eine Schädigung in der Spiegelglatten Oberfläche irreversibel ist. Jedoch können beschriebene Maßnahmen den Knorpel bis zu einem bestimmten Punkt wieder aufbauen und ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert oder verlangsamt werden.
Das Facettensyndrom bezeichnet eine Erkrankung im Bereich der Wirbelsäulengelenke. Die einzelnen Wirbel, welche in ihrer Gesamtheit die Wirbelsäule bilden sind zum einen an der Wirbelkörpern über die gewichtsabfedernden Bandscheiben verbunden und zum anderen an kleinen beidseitigen Fortsätzen über kleine Gelenke – die Facettengelenke. So wird in jedem Segment ein kleines Ausmaß an Bewegung ermöglicht, was summiert die große Beweglichkeit der Wirbelsäule ausmacht. Ein Syndrom ist nun ein Zusammenkommen von verschiedenen Symptomen, welche auf ein Krankheitsgeschehen hindeuten.
Allgemein wird bei krankhafter oder degenerativer (altersbedingter) Knorpelabnutzung an Gelenken unseres Körpers von einer Arthrose gesprochen. Dies kann viele verschiedene Ursachen haben, wie jahrelange Fehl- oder Überlastung von Gelenken, altersbedingter Abbau, Fehlhaltung, Übergewicht, vergangene Verletzungen oder Operationen am Gelenk, welche den Knorpel bereits minimal geschädigt haben, aber auch eine ungesunde Lebensweise, wie mangelnde Bewegung und falsche Ernährung. Bei unserem Facettensyndrom handelt es sich nun also um eine Arthrose der Wirbelsäule, eine Abnutzungserscheinung der kleinen Gelenke, welche die einzelnen Wirbel miteinander verbinden.
Die Brustwirbelsäule, also der mittlere Teil der Wirbelsäule, ist in der Regel seltener betroffen als die Lendenwirbelsäule (unterer Teil), welche die Hauptbelastung trägt. Ursächlich für ein Facettensyndrom in der Brustwirbelsäule sind meist Fehlhaltungen mit Rundrückenbildung, welche die Gelenke über lange Zeit ungleichmäßig belasten.
Leiden Sie an einem Rundrücken? Dann lesen Sie auch unseren Artikel über Krankengymnastik bei einem Rundrücken!
Gelenkknorpel ist normalerweise spiegelglatt und ermöglicht unseren Körpergelenken ein reibungsloses Gleiten, was optimale Beweglichkeit ermöglicht. Ist dieser Knorper nun beschädigt, können die beiden gelenkbildenden Knochenenden nicht mehr reibungslos aufeinander gleiten. Bewegung wird eingeschränkt und besonders unter Belastung sehr schmerzhaft. Umliegende Muskeln verpannen. Schonhaltungen werden durch den Schmerz eingenommen, was unbehandelt zu weiteren Verspannungen entlang der Muskelketten führt, die Beweglichkeit nimmt mehr und mehr ab, der Schmerz wird größer. Sobald Schmerzen auftreten und die Diagnose gestellt wurde, ist es wichtig aktiv zu werden und mit Hilfe eines Physiotherapeuten zu intervenieren – ein Einblick wird im Folgenden vorgestellt.
Was sie gegen Schmerzen in der BWS tun können, lesen Sie auch in unserem Artikel Schmerzen in der BWS - Physiotherapie.
Bei dem schmerzhaften Facettensyndrom in der Brustwirbelsäule handelt es sich um eine Verschleißerkrankung der kleinen Wirbelgelenke, welche die einzelnen Wirbel miteinander verbinden. Resultat sind starke Bewegungseinschränkung, ein Einbüßen in der Belastbarkeit, Schmerzen und Haltungsänderung im Sinne einer Schonhaltung. Auch wenn ein Wirbelverschleiß nicht heilbar ist, existieren verschieden aktive und passive Maßnamen und Möglichkeiten, die unangenehmen Symptome zu lindern, Verspannungen zu lösen, die Beweglichkeit und somit die gesamte Funktionsfähigkeit wieder zu vergrößern und die Lebensqualität des Patienten wieder herzustellen. Unterstützend kann der Artzt regelmäßige Spritzen verabreichen, welche die Produktion der Gelenkschmiere untersützen und vor einem weiteren Abbau der Knorpeloberfläche schützen. Nur beim Versagen all dieser Maßnahmen, einem zu weit fortgeschrittenem Abbau des Knorpel oder ungenügender Mitarbeit des Patienten, kann eine Operation in Betracht gezogen werden, um von den plagenden Schmerzen zu befreien.
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