Osteochondrose in der HWS - Hilfe aus der Physiotherapie

Bei einer Osteochondrose in der HWS handelt es sich um eine Osteochondrosis intervertebralis, die von der Osteochondrosis dissecans zu unterscheiden ist. Die Osteochondrosis intervertebralis bezieht sich auf eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der es bedingt durch eine Überbelastung der Wirbelsäule  zu einer Degeneration des Wirbelkörpers und der Bandscheibe kommt. Die Höhe der Bandscheibe nimmt ab, es kommt zu einer Veränderung des Knochengewebes (Sklerosierung) und es können sich knöchernen Anbauten an Wirbelkörper, Deck- und Bodenplatten bilden. Das Krankheitsbild äußert sich durch schmerzhafte Bewegungseinschränkungen, eine Verformung der Wirbelsäule mit Muskelverspannungen und tritt häufig im Alter auf. Bei der Osteochondrosis dissecans geht es um eine Knochen-Knorpel-Bildungsstörung, die besonders die Extremitätengelenke betrifft.

Therapie

Da es sich um eine Degeneration der Wirbelsäule handelt die nicht heilbar ist, ist die Therapie in erster Linie symptomatisch und soll weitere Schädigungen verhindern.

1) An erster Stelle steht die Schmerztherapie. Mittels nicht cortisonhaltigen Entzündungshemmern können Schmerzen gemindert werden. Medikamentös können auch starke Muskelverspannungen gelockert werden. 2) Wärmeanwendung kann zur Detonisierung von Verspannungen ebenfalls hilfreich sein. Bei Nervenläsionen oder starken therapieresistenten Schmerzen können Injektionen in die Wirbelgelenke oder in Nähe der Nerven die Symptome lindern.
3) Gymnastik und Haltungsschulung haben in schmerzfreien Intervallen einen hohen Stellenwert und sind besonders wichtig um dem Fortschreiten der Erkrankung entgegen zu wirken.
4) Bei starken Schmerzen kann über die kurzfristige Ruhigstellung der HWS mittels Schienen nachgedacht werden. Allerdings ist die HWS natürlich für die Kopfbewegung verantwortlich und eine Ruhigstellung in diesem Wirbelsäulenabschnitt ist schwierig und erfordert große Einschränkungen bei den Aktivitäten des alltäglichen Lebens. Eine Ruhepause und Entlastung ist nach akuten Belastungen oder bei starken Schmerzen trotzdem indiziert.
5) In fortgeschrittenen Stadien kann eine stabilisierende, aufrichtende OP in Frage kommen.

Inhalte der Krankengymnastik

In der krankengymnastischen Behandlung wird zunächst ein genauer Befund erhoben, der einen "Ist Zustand" des Patienten definiert. Im Folgenden werden Zielsetzungen für den Erhalt und die Verbesserung von Beweglichkeit gesetzt. Die Therapie besteht aus schmerzlindernden Techniken, mobilisierenden Techniken und einer Haltungsschulung um den Patienten die Haltung und Belastung seiner HWS auch im Alltag bewusst zu machen. Mobilisierende Techniken können aus dem Bereich der Manuellen Therapie oder zum Beispiel der widerlagernden Mobilisation entstammen. Es gibt passive Techniken, mit denen der Therapeut den Patienten mobilisiert und es gibt aktive Techniken, bei denen die Mitarbeit des Patienten gefordert ist. Es geht darum die Beweglichkeit der Wirbelgelenke und der umliegenden Strukturen möglichst zu erhalten und zu verbessern. Wichtig sind auch schmerzlindernde Übungen und Techniken. Hierfür bieten sich leichte Bewegungsübungen an, die der Patient auch zu Hause durchführen kann. Dehnungsübungen können Schmerzen lindern, aber auch passive Techniken, die der Therapeut durchführt finden Anwendung. Hierzu gehören Faszientechniken, Triggerpunkttherapie und Massagegriffe. Es sollte auch ein gezieltes Übungsprogramm für den Patienten erarbeitet werden, in dem er lernt Muskelgruppen die zu schwach sind, zu kräftigen und verkürzte Muskeln zu dehnen. Ein mobilisierendes Übungsprogramm, welches regelmäßig auch außerhalb der Therapie durchgeführt wird, ist notwendig um ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern. Auch die Haltung im Alltag und am Arbeitsplatz oder bei Belastung werden in der Krankengymnastik bei Osteochondrose der HWS kontrolliert und verbessert.

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Übungen bei einer Osteochondrose

Einen besonders hohen Stellenwert in der Behandlung von der Osteochondrosis intervertebralis nehmen mobilisierende Übungen ein. Einfaches Kopfneigen oder Drehen können helfen, die Mobilität zu erhalten oder zu verbessern.

1) Beim Kopfneigen wird aus dem geraden aufrechten Sitz das rechte Ohr zur rechten Schulter geneigt, das Kinn dabei aber weder nach vorne noch nach hinten bewegt. Der Kopf bleibt ganz gerade, als würde man sich zwischen zwei Glasscheiben befinden, das Kinn ist eher herangezogen als weggestreckt. Nun wird der Kopf langsam aus der Seitneige aufgerichtet und anschließend langsam in die andere Richtung geneigt. Wichtig ist es, die Bewegungen langsam kontrolliert aber so weit, wie schmerzfrei möglich ist, auszuführen. Die Übung kann bis zu 20 mal hintereinander ausgeführt werden. Bei Schwindel, Schmerzen oder anderen Symptomen sollte die Übung abgebrochen und Rücksprache mit dem Arzt oder Therapeuten gehalten werden.

2) Die Rotation wird ähnlich beübt und ist ebenfalls eine wichtige, zu übende Bewegungsrichtung. Aus dem aufrechten Sitz wird zunächst die Wirbelsäule gestreckt, das Hinterhaupt nach oben gezogen, während das Kinn ein leichtes Doppelkinn macht. Anschließend wird der Kopf ohne in eine Neigung zu gehen so weit es geht über die rechte, und anschließend über die linke Seite gedreht. Die Bewegung wird langsam und kontrolliert ausgeführt. Es sollte in keinem Fall zu Schwindel oder zu anderen Symptomen kommen!

3) Eine weitere Übung bei der Osteochondrose in der HWS ist die Retraktionsübung. Hierbei wird die Halswirbelsäule aufgerichtet, eine Bewegung, die wir im Alltag nur selten ausreichend ausführen. Auch hier ist die Ausgangsstellung der Aufrechte Sitz. Aus einer lockeren Position wird das Kinn eng zum Hals gezogen, sodass ein Doppelkinn entsteht, das Hinterhaupt streckt sich zur Decke, die Halswirbelsäule wird gerade und lang. Es kann ein leichtes Ziehen bis in die Brustwirbelsäule spürbar sein. Die Endposition wird einige Sekunden gehalten dann wird die Position gelockert. Die Übung kann bis zu 20 mal durchgeführt werden.

Es gibt eine Vielzahl weiterer Übungen, die mit dem Therapeuten individuell auf den Patienten abgestimmt werden sollten. Weitere Übungen finden Sie in dem Artikel Krankengymnastik Übungen HWS

Ursachen einer Osteochondrose

Die Ursachen sind meist eine chronische Überbelastung der knöchernen und knorpeligen Strukturen der Wirbelsäule. Durch einseitige Belastung werden bestimmte Areale der Wirbelkörper mehr belastet als andere und es kommt zu pathologischen Abnutzungen, der Degeneration im Sinne der Osteochondrose. Häufige Ursachen sind chronische Fehlhaltungen durch einseitige Arbeit (z.B. Büroarbeit, langes Stehen, einseitiges Tragen) und Bewegungsmangel. Der muskuläre Halteapparat nimmt ab und kann seine Funktion nicht ausreichend ausfüllen. Die passiven Strukturen werden überlastet und degenerieren. Auch eine Skoliose ist ein Risikofaktor für die Entstehung der Osteochondrose sein. Als Skoliose bezeichnet man eine dreidimensionale Verwringung der Wirbelsäule. Es kommt zu Fehlstellungen und veränderten Muskelzügen. Die Folge ist eine veränderte unphysiologische Belastung, die zur Osteochondrose führen kann. Mehr Informationen erhalten Sie in dem Artikel Krankengymnastik bei einer Skoliose. Vorangegangene Traumata oder entzündliche Erkrankungen können ebenfalls eine Osteochondrose begünstigen.

Begleitende Symptome

Symptome der Osteochondrosis intervertebralis sind lokale Rückenschmerzen, verspannte Muskulatur und Bewegungseinschränkungen. Durch die morphologische Veränderung der Wirbelkörper manifestiert sich zusätzlich eine Fehlhaltung, die den Symptomkomplex verstärkt. In späten Stadien kann es gegebenenfalls zu schmerzfreien Zuständen kommen, da die Wirbelsäule zunehmend versteift. Besonders bei der Osteochondrosis intervertebralis in der HWS kann es zu Nervenläsionen kommen. Je nach Lokalisation äußert sich das in Schmerzen in der Schulter- oder Oberarmregion, Schmerzen in Unterarm und Hand. Es kann zu Sensibilitätsausfällen und Lähmungen kommen. Gefährlich kann die Osteochondrose der HWS werden, wenn es zu Kompressionen des Nervus Phrenicus kommt. Ein Nerv der aus der mittleren HWS austritt und unter anderem das Zwerchfell motorisch versorgt. Es kann zu einer behinderten Atmung kommen. Durch die knöchernen Anbauten an der HWS kann es auch zu Einklemmungen der, in den Querfortsätzen verlaufenden Arteria vertebralis kommen. Diese durchblutet einige Gehirnregionen wie das Kleinhirn, den Hirnstamm und den Hinterhauptlappen. Es kann zu einer Minderversorgung dieser Bereiche mit entsprechenden Ausfällen kommen (Sehstörungen, Gleichgewicht, Ohrgeräusche). Allerdings stehen meistens die akuten Rückenschmerzen und die Verspannung der Muskulatur im Vordergrund. Lesen Sie dazu den Artikel Nackenschmerzen - Hilfe aus der Physiotherapie

Diagnose

Die Diagnose erfolgt durch eine Anamnese, eine körperliche Untersuchung und eine Röntgenaufnahme. Auf der Röntgenaufnahme sieht man, dass die Grund und Deckplatten der Wirbelkörper eingebrochen und sklerosiert (verknöcherd) sind. Man kann knöcherne Anbauten sehen und die Höhenabnahme der Bandscheiben wird deutlich. Meist ist die Abnutzung einseitig und man sieht eine Verformung des Wirbelkörpers in der Röntgenaufnahme. Bei unklarem Befund kann z.B. ein MRT zu Rate gezogen werden.

Prognose

Die Prognose bei der Osteochondrosis intervertebralis ist wegen ihres fortschreitenden Verlaufs nicht günstig. Sie kann zwar durch Übungen und Medikamente in ihren Symptomen gut und langfristig behandelt werden, wenn es aber zu therapieresistenten Schmerzen kommt, kann eine stabilisierende OP nötig sein. Eine Heilung der veränderten Strukturen ist nicht möglich. Eine langfristige und regelmäßige Durchführung der Übungen ist ebenso wichtig wie eine bewusste Haltungskorrektur im Alltag!