Die Halswirbelsäule (HWS) ist der filigranste und beweglichste Abschnitt unserer Wirbelsäule. Es kann durch Fehl- oder Überbelastung zu Problemen der Halswirbelsäule kommen. Diese können sich in verschiedenartigen Symptomen äußern. Die Halswirbelsäule selbst kann Schmerzen verursachen, die umliegende Muskulatur im Schulter-Nacken-Bereich kann verspannen, Bewegungsrichtungen können eingeschränkt sein. Je nach genauer Lokalisation und abhängig von den beteiligten Strukturen kann es durch Beschwerden in der Halswirbelsäule aber häufig auch zu Problemen in anderen Körperregionen kommen.
Häufige Symptome sind ausstrahlende Schmerzen oder Gefühlsverluste in der oberen Extremität, Kraftverluste in der oberen Extremität, aber auch Kopfschmerzen, Schwindel und Sehstörungen so wie auch Ohrgeräusche können durch Probleme in der HWS verursacht werden. Selbst Probleme mit dem Kiefergelenk, welches funktionell in enger Verbindung mit der HWS steht, können durch diese ausgelöst werden. Die HWS hat Auswirkungen auf die gesamte Wirbelsäule, sodass auch andere Abschnitte durch Probleme in der HWS in ihrer Statik und Funktion beeinträchtigt sein können.
Unsere Halswirbelsäule wird durch 7 Halswirbelkörper gebildet. In ihnen befindet sich einerseits der Wirbelkanal, in dem das Rückenmark mit unseren Nervenbahnen verläuft und andererseits, rechts und links jeweils ein Loch, in dem eine wichtige, das Gehirn (A. vertebralis) versorgende, Arterie aufsteigt. Diese Löcher (Foramina transversaria) bilden sozusagen einen Kanal in dem die Arterie zum Gehirn ziehen kann. Bei Problemen mit der Halswirbelsäule kann es zu einer Einengung dieses Kanals kommen, sodass, besonders bei Rotations-, also Drehbewegungen des Kopfes, eine Einklemmung der Arterie die Folge sein kann. Durch diese Einklemmung werden bestimmte Abschnitte des Gehirns kurzzeitig weniger gut mit Blut versorgt. Es handelt sich hierbei unter anderem um Abschnitte, wie das Kleinhirn, den Okzipitallappen (Hinterhauptslappen) und Teile des Schläfenlappens, aber auch unser Hirnstamm wird durch Äste der A. vertebralis versorgt. Unser Gleichgewichtssinn wird unter anderem von Arealen dieser Regionen gesteuert. Bei einer kurzzeitigen Minderversorgung kann es zu Schwindel kommen. Hierbei handelt es sich meist um degenerative Ursachen.
Auch eine traumatische Einwirkung auf die HWS kann zu Schwindel führen. Beispiele hierfür sind das Schleudertrauma. Häufig ist eine Positionsänderung des Altas (1.Halswirblekörper) ursächlich für den Schwindel.
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Unsere kurzen Kopf- und Nackenmuskeln beinhalten wichtige Sensoren, die unserem Innenohr, also unserem Gleichgewichtsorgan, Informationen über die Stellung unseres Kopfes im Raum übermitteln. Durch eine traumatische Verletzung der Muskeln, aber auch durch chronische Verspannungen, kann es zu einer Fehlleistung dieser Sensoren kommen. Auch hierdurch kann Schwindel entstehen.
Schwindel kann auch andere Ursachen haben, die nicht von der HWS ausgelöst werden. Die Diagnostik ist meist kompliziert und kann häufig nur durch ein gezieltes Ausschlussverfahren Hinweise auf eine Ursache geben. Es sollte in jedem Fall eine fachmännische Diagnostik durchgeführt werden.
Die Ursachen für Ohrgeräusche, bedingt durch die HWS, sind denen für die Entstehung von Schwindel sehr ähnlich. Die Kerne in unserem Gehirn, die für das Gleichgewicht und jene, die für das Hören verantwortlich sind, sind funktionell und anatomisch eng miteinander verknüpft. Auch diese Kerne erhalten Informationen aus Sensoren der oberen Kopfgelenke und der Schulter-Nacken-Muskulatur und auch diese Kerne werden durch die A. vertebralis (Arterie, die in der HWS verläuft) versorgt.
Chronische Ohrgeräusche, wie ein Tinitus oder ein ständiges Rauschen sprechen für degenerative Veränderungen (Durchblutungsstörung) oder eine Fehlposition der oberen Kopfgelenke. Durch eine bestimmte Bewegung (z.B. Rotation) ausgelöste Geräusche können für ein A. vertebralis-Syndrom sprechen, oder aber auch muskuläre Ursachen haben. Auch hier gilt es eine genau Diagnostik durchzuführen.
Eine Untersuchung des Kiefers sollte ebenfalls angeschlossen werden. Der Kiefer kann selbst Ursache für Ohrgeräusche sein, oder aber die Funktion der Halswirbelsäule beeinflussen. Menschen, die mit den Zähnen knirschen oder Pressen (Bruxismus) leiden häufig unter Ohrgeräuschen.
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Auch Sehstörungen können durch die HWS ausgelöst werden. Hierfür lässt sich ebenfalls der Verlauf der A. vertebralis verantwortlich machen. Besonders häufig treten Sehstörungen bedingt durch die HWS bei endgradigen Rotationsbewegungen (maximale Drehbewegungnen) auf. Hierbei werden die Foramina transversaria ("Löcher" in denen die A. vertebralis) maximal verschraubt. Durch degenerative Veränderungen der HWS oder anatomisch ohnehin kleine Foramina transversaria kann es zu einer kurzzeitigen Einklemmung der Arterie und folglich zu einer Minderversorgung des Gehirns kommen. Unser Sehzentrum befindet sich im Okzipitallappen des Großhirns (Hinterhauptlappen) und wird durch Äste der A. vertebralis versorgt. Bei einer kurzzeitigen Minderdurchblutung kann es zu Gesichtsfeldausfällen oder anderen Sehstörungen kommen.
Natürlich gilt auch hier: Nicht alle Sehstörungen werden durch die HWS ausgelöst, eine ärztliche Diagnostik ist wichtig um andere Ursachen auszuschließen und eine angemessene Behandlung einzuleiten.
Kopfschmerzen können von der HWS ausgelöst werden. Bekannt ist der so genannte Spannungskopfschmerz, der durch eine Verspannung der kurzen Kopf- und Nackenmuskeln, aber auch durch Muskeln des Schulter-Nacken-Bereichs ausgelöst werden kann. Vermutlich wird durch die erhöhte Muskelspannung das Gewebe weniger gut durchblutet. Ursächlich für die Schmerzen kann also direkt die am Hinterhaupt ansetzende Muskulatur sein, aber auch dort austretende sensible Nerven können durch die erhöhte Spannung gereizt werden und Kopfschmerzen auslösen. Hierbei ist besonders der Nervus occipitalis major zu nennen, der am zweiten Halswirbelkörper austritt und von hinten bis zur Mitte des Schädels das Hinterhaupt sensibel versorgt.
Begünstigst werden Kopfschmerzen, ausgelöst durch die HWS, durch einseitige Haltungen, z.B. bei Computerarbeit, durch ruckartige Bewegungen, die zu Verspannungen der Muskulatur führen können, bei Fehlpositionierten Wirbels (Blockaden), bei degenerativen Veränderungen und Bandscheibenvorfällen, oder durch einen stressbedingt erhöhten Muskeltonus.
Auch morgens können Spannungskopfschmerzen auftreten, wenn man sich in der Nacht „verlegen“ hat.
Die Schmerzen können sowohl einseitig als auch beidseitig auftreten und ziehen meist vom Nacken ausgehend bis zur Mitte des Schädels.
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Unser Kiefergelenk steht in engem Bezug zur Halswirbelsäule und wird oft auch zu einer funktionellen Einheit mit der HWS zusammengezählt.
Man unterscheidet aufsteigende und absteigende Symptomatiken ausgehend vom Kiefergelenk. Bei einer aufsteigenden Symptomkette bedingt ein Problem in der HWS, oder darunter, ein Problem des Kiefergelenks, während bei der absteigenden Symptomatik das Kiefergelenk die HWS und die darunter liegenden Wirbelsäulenabschnitte beeinflusst.
Häufig ist es schwierig die Ursache für einen Symptomkomplex (Kopf- und Nackenschmerzen, Ohrgeräusche, Sehstörungen s.o.) herauszufinden. Das Kiefergelenk sollte bei der Suche nach der Ursache nicht vergessen werden. Durch Zähneknirschen, oder das Zusammenpressen der Zähne (beispielsweise nachts oder bei Anspannung) kann die Position des Kiefergelenks verändert werden, was sich automatisch auf die Stellung der oberen Kopfgelenke auswirkt. Auch ein erhöhter Muskeltonus der Kaumuskulatur wirkt sich auf die Halswirbelsäule aus. Auch ein abgebrochener oder ein hervorstehender Zahn, eine nicht genau angepasste Krone oder ähnliches führen zu kleinen aber wichtigen Veränderungen der Biomechanik des Kiefergelenks und können große Auswirkungen auf die HWS haben. Durch eine genaue Diagnostik, z.B. Abdrücke an den Zähnen oder den Wangen, eine Untersuchung des Kiefergelenks und der umliegenden Muskulatur kann man das Kiefergelenk als Ursache oder Beteiligten bei einer HWS Problematik indentifizieren. Die Behandlung erfolgt nach zahnärztlicher Untersuchung durch den Einsatz von Schienen und physiotherapeutisch durch die Behandlung der Funktionseinheit aus HWS und Kiefer.
Bei einer stressbedingten Fehlfunktion des Kiefers oder der HWS sollte auch über entspannende oder psychologische Behandlungen nachgedacht werden.
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HWS Probleme können verschiedene Ursachen haben. Man unterscheidet akute und chronische HWS Beschwerden.
Beschwerden der HWS können sich nicht nur auf den Kopf oder die Sinneswahrnehmung auswirken, sondern können auch zu Problemen in der oberen Extremität führen. Die Nerven, die unsere Arme versorgen, treten alle an der Halswirbelsäule und dem obersten Brustwirbel aus. Kommt es nun zu Problemen der HWS, wie z.B. einer Fehlstellung, oder einem ständig verspanntem Muskel, können die Nerven beeinträchtigt werden. Grundsätzlich kann man sagen, je höher das Problem, desto rumpfnäher ist die Extremität betroffen. Bei HWS Läsionen in den obersten Etagen können sogar auch Nerven betroffen sein, die die Lunge, das Zwerchfell und den Herzbeutel versorgen. In der mittleren Etage treten Nerven aus, die unseren Oberarm und unsere Schulterregion sensibel und motorisch versorgen. HWS Probleme in dieser Höhe können also zu Schmerzen in der Schulter oder sogar zu einer Muskelschwäche im Oberarm führen. Die untere HWS-Etage versorgt den Unterarm und die Hand. Häufige Symptome sind kirbbelnde Missempfinungen in der Hand und den Fingern, andere Sensibilitätsstörungen, Schmerzen oder Kraftlosigkeit.
Eine genaue Diagnostik ist durchzuführen um die Ursache für die Symptomatik zu finden und optimal behandeln zu können.
Die Diagnostik besteht aus einer körperlichen und funktionellen Untersuchung. Die Beweglichkeit der HWS, der oberen Extremität und des Kiefergelenks wird getestet. Der Zustand der Muskulatur wird untersucht. Bestehen Verspannungen? Gibt es Schmerzpunkte? Wie ist die Kraft im Seitenvergleich? Auch die Durchblutung kann durch eventuelle Rötungen oder eine Blässe begutachtet werden. Die Verschieblichkeit vom Gewebe (Muskel, Faszie, Haut) gibt ebenfalls Auskunft über den Zustand des Gewebes und seine Versorgung.
Durch Röntgenaufnahmen kann die Wirbelsäule untersucht werden. Degenerative Wirbelveränderungen oder ähnliches können gesehen werden, auch eine Einengung der Foramina transversaria (A. vertebralis) kann gegebenenfalls dargestellt werden. Genauere Auskunft geben bildgebende Verfahren wie CT und MRT (z.B. bei Bandscheibenvorfällen). Bei Problemen in der oberen Extremität kann gegebenenfalls eine Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit hinzukommen (EMG).
Nach der Diagnostik wird ein angepasster Behandlungsplan erstellt.
Die krankengymnastische Behandlung bei Problemen der HWS ist ebenso vielseitig wie die Ursache für die Symptome. Eine genaue Befunderhebung ist essentiell für die kausale Therapie und ihren Erfolg. Die Physiotherapie bei HWS Problemen setzt sich aus mobilisierenden, schmerzlindernden und detonisierenden Techniken, stabilisierender Therapie, sowie Kräftigung und Dehnung zusammen. Auch eine Haltungskorrektur und eine Beratung zur Einrichtung des Arbeitsplatzes können Teil der Therapie sein.
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Ergänzend können Elektrotherapie, Massagen und Taping zum Einsatz kommen. Bei Kieferproblemen sollte auf jeden Fall auch dieses Gelenk mittels Techniken aus der Behandlung von craniomandibluärer Dysfunktion (CMD) einbezogen werden. Hierbei können auch Techniken nötig sein, bei denen der Therapeut mit Handschuhen im Mund des Patienten behandelt.
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Mobilisierende Techniken können Weichteiltechniken, also Techniken sein, die die Muskulatur in den Mittelpunkt setzen, aber auch Gelenktechniken wie zum Beispiel Techniken aus der Manuellen Therapie. Bei der Manuellen Therapie werden Gelenke mittels Gleitbewegungen durch den Therapeuten weitestgehend passiv mobilisiert. Es können auch Traktionsbewegungen ausgeführt werden. Hierbei wird ein leichter Zug auf das Gelenk ausgeübt.
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Besteht ein muskuläres Ungleichgewicht kann es zu Haltungsstörungen der HWS kommen, diese werden in der Therapie durch passive und aktive Kräftigungsübungen für zu schwache und Dehnungsübungen für verkürzte Muskeln behandelt. Detonisierende Techniken beinhalten die Behandlung von Schmerzpunkten in der Muskulatur (Triggerpunkttherapie), Faszientherapie und Querfriktionen.
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Generell mehr Informationen über physiotherapeutische Hilfe bei HWS-Beschwerde finden Sie hier:
Übungen bei HWS Problemen sind nach Absprache mit einem Therapeuten oder Arzt durchzuführen. Sollten sich die Probleme nach den Übungen verstärken ist in jedem Fall erneut Rücksprache zu halten.
In vielen Fällen lindern leichte mobilisierende Übungen die Beschwerden.
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Die Prognose bei Problemen mit der HWS ist stark von der Ursache der Symptome abhängig. Es ist keine pauschalisierende Aussage möglich. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es bei chronischen Probleme häufig auch einer längere Behandlungszeit bedarf. Akute Probleme sind oft nach Ausheilung der Schädigung schnell behoben. Trotzdem sollte dringend eine genaue Abklärung erfolgen. Übungen müssen regelmäßig und gewissenhaft durchgeführt werden um einer Chronifizierung entgegen zu wirken. Auch im Alltag sollte, um langfristige Erfolge zu erzielen, die Haltung, die Belastung und Beanspruchung der HWS bedacht werden. Bei Problemen der HWS oder des Kiefergelenks, die stressbedingt aufgetreten sind, ist eine kausale Ursachenbekämpfung notwendig.
Kieferprobleme sollten zahnärztlich abgeklärt werden.