Das sogenannte HWS-Syndrom (Zervikalsyndrom) ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene orthopädische oder neurologische Symptome, die auch gekoppelt im Bereich der Halswirbelsäule auftreten können. Die Symptome äußern sich typischerweise in der Schulter-Nacken-Arm-Region. Wenn im Bereich der HWS Probleme auftreten, wird das oft als HWS-Syndrom bezeichnet. Das Syndrom kann in verschiedene Kategorien eingeteilt werden: nach Verlauf (akut oder chronisch), Lokalisation (oberer Teil, mittlerer Teil oder unterer Teil der HWS), Schmerzausstrahlung und Ursache. Ein HWS-Syndrom ist nicht mit einem Bandscheibenvorfall zu verwechseln.
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Die Therapie beim HWS-Syndrom richtet sich immer nach der Ursache und der Art der Symptome die auftreten. In den meisten Fällen ist eine konservative Therapie sinnvoll. Ergänzend können Schmerzmittel (Analgetika) genommen oder muskelentspannende Mittel (Relaxantien) gespritzt werden. Häufig wird bei einem HWS-Syndrom Physiotherapie verordnet. Dort gibt es, abhängig von der Ursache, verschiedene Möglichkeiten zu therapieren. Bei muskulären Ursachen ist das Mittel der Wahl oft eine Kombination aus Massagetechniken und Dehnungen, bzw. gezielten Bewegungs- und/oder Kräftigungsübungen. Auch Elektrotherapie und Wärme- bzw. Kälteanwendungen können hier zum Einsatz kommen. Wenn die Ursache eher im Bereich der Wirbelgelenke oder den Nervenwurzeln liegt, sind Techniken der manuellen Therapie angebracht. Dabei wird beispielsweise ein leichter Zug (Traktion) am Kopf ausgeübt, was zur Folge hat, dass sich auch die Wirbelgelenke minimal auseinander ziehen und dadurch entlastet werden. Mehr Informationen erhalten Sie indem Artikel Manuelle Therapie. Mit ähnlichen Techniken können blockierte Wirbel wieder beweglich gemacht (mobilisiert) und Schmerzen gelindert werden. Wenn die Ursache eher psychischer Natur ist, kann auch eine Psychotherapie zielführend sein und die Beschwerden bessern. Auch Entspannungsmaßnahmen wie z.B. Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation oder Yoga, können hier helfen. Häufig ist eine Kombination verschiedener Therapiemöglichkeiten sinnvoll.
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Im Folgenden sind zwei Dehnübungen beschrieben, die Sie selbstständig zu Hause oder einfach zwischendurch ausführen können. Die Dehnübungen zielen auf die Schulter-Nackenmuskulatur ab. Da dies ein empfindlicher Bereich ist, sollten Sie unbedingt auf die korrekte Ausführung achten und auf Ihr Schmerzempfinden hören. Die Zeitangaben und Wiederholungen in der Beschreibung sind Richtwerte und müssen nicht zwingend erreicht werden. Wenn Sie sich bei der Durchführung unsicher sind, bitten Sie einen Fachkundigen um Hilfe.
Die Übungen sind jeweils für die Dehnung der rechten Schulter-Nacken-Seite beschrieben. Um die linke Seite zu dehnen, führen Sie die Übung entsprechend andersherum aus.
Übung 1
Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl, den Blick geradeaus gerichtet. Greifen Sie mit der rechten Hand seitlich so um die Sitzfläche des Stuhls, dass Sie sich dort festhalten können. Bleiben Sie aufrecht sitzen. Ziehen Sie die rechte Schulter leicht nach unten und halten Sie sie dort. Neigen Sie dann den Kopf langsam nach links, sodass sich das linke Ohr der linken Schulter annähert ohne dass Sie den Kopf verdrehen oder im Oberkörper einknicken. Der Blick bleibt nach vorne gerichtet. Gehen Sie nur soweit wie es der Schmerz zulässt. Ein leichter Dehnschmerz auf der rechten Seite ist gewollt, aber er sollte erträglich sein! Halten Sie diese Position 60-90 Sekunden. Lösen Sie die Spannung dann langsam indem Sie den Kopf vorsichtig zur Mitte zurück bewegen und auch die Schulter wieder lösen. Wiederholen Sie die Übung 3x.
Die Variationen bewirken die gezielte Dehnung verschiedener Muskeln im Schulter-Nacken Bereich. Es bietet sich an, auszuprobieren in welcher der oben genannten Positionen der Dehnungsreiz am ehesten die Schmerzstelle trifft und/oder am stärksten ist. Wählen Sie dann vor allem diese Position zur Dehnung.
Übung 2
Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl, den Blick geradeaus gerichtet. Die Schultern sind leicht nach hinten-unten gezogen. Lassen Sie das Kinn langsam auf die Brust sinken. Bleiben Sie dabei aufrecht sitzen und atmen Sie tief ein und aus. Halten Sie diese Position ca. 60 Sekunden und lösen Sie die Spannung dann langsam. Wiederholen Sie diese Übung mehrmals täglich.
Weitere Dehnübungen finden Sie in den Artikeln
Die Symptome von einem HWS-Syndrom sind vielseitig. Häufig treten Schmerzen im Hals- und Nackenbereich auf und strahlen ggf. auch in einen oder beide Arme aus. Muskelverhärtungen (sog. Myogelosen) im Nacken- und Armbereich, sowie Schwindel und Kopfschmerzen sind ebenfalls typische Symptome. Als Folge eines akuten HWS Syndroms kann ein Schiefhals entstehen. Wenn die Problematik bis in die Arme zieht, können hier auch Kribbeln oder Taubheitsgefühle auftreten (sog. Parästhesien/Hypästhesien) und bei schwer Betroffenen können unter Umständen Lähmungserscheinungen auffallen. In manchen Fällen treten auch Sehstörungen und/oder Ohrgeräusche auf. Die Symptome des HWS-Syndroms sind also sehr vielseitig und lassen nicht immer sofort auf die Ursache der Probleme schließen. Besonders Symptome wie Kopfschmerzen oder Schwindel können ganz verschiedene Ursprünge haben, sodass immer verschiedene Faktoren in Betracht gezogen werden müssen. Lesen Sie dazu die Artikel Lagerungsschwindel und Kopfschmerzen.
Umfassende Informationen zu diesem Thema finden Sie in dem Artikel"HWS-Syndrom Symptome"
So vielseitig wie die Symptome des HWS-Syndroms, so vielschichtig sind auch die Ursachen der Problematik. Hier kommen beispielsweise degenerative Veränderungen (Verschleiß) der Wirbelsäule in Frage, die wiederum auch verschiedene Ursachen haben können. Außerdem kann es vorkommen, dass die sog. Spinalnerven (die Nerven, die an den Wirbeln der HWS austreten) gereizt werden und dann Schmerzen und/oder Kribbelgefühle auslösen. Eine solche Reizung kann unter anderem durch Verspannungen der Schulter-Nacken-Muskulatur, durch Instabilität der HWS oder durch Degeneration der Wirbel entstehen. Der klassische Bandscheibenvorfall und auch ein Schleudertrauma, als Folge eines Unfalls, können ebenfalls Ursachen für das HWS-Syndrom sein. In seltenen Fällen kann auch ein Tumor der Auslöser für die Problematik sein. Des Weiteren, kommen die Blockierung eines oder mehrerer Wirbel und Fehlhaltungen als Ursache in Frage. Auch die Psyche spielt bei diesem Syndrom eine wichtige Rolle, da sich z.B. innere Anspannung und beruflicher Stress u.a. negativ auf die Haltung und die empfindlichen Strukturen von Muskulatur und Nerven auswirkt. Nicht selten geht die Problematik dann vom Kiefergelenk aus, das über verschiedene Strukturen mit Hals und Nacken verbunden ist. Stress wird zu großen Teilen im Kiefer verarbeitet, sodass dieser unbedingt als Auslöser mit in Betracht gezogen werden sollte. Dies ist nur ein Auszug der möglichen Ursachen. Der Auslöser der Beschwerden ist von Fall zu Fall unterschiedlich und muss individuell ergründet werden. Meistens sind mehrere Faktoren gleichzeitig beteiligt und um diese feststellen zu können ist eine umfassende Diagnose wichtig. Themen die Sie dazu interessieren könnten sind:
Die Prognose für die Heilung bzw. Besserung des HWS-Syndroms ist stark von der Ursache abhängig. Wenn z.B. Muskelverspannungen, Fehlhaltungen oder Wirbelblockaden für die Probleme verantwortlich sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, mit einer gezielten Therapie eine Linderung bzw. eine vollständige Heilung zu erzielen. Aufgrund der Vielseitigkeit der Symptome und Ursachen ist eine pauschale Aussage über die Prognose allerdings nicht möglich. Diese hängt jeweils von den individuellen Umständen des Betroffenen ab. Muskuläre Probleme/Dysbalancen können durchaus 2-3 Monate Zeit in Anspruch nehmen und sollten dann in den Alltag miteinbezogen werden. Solche Verspannungen sind nämlich häufig ein Resultat von einer schlechten Haltung im Alltag oder am Arbeitsplatz.
Wie für die meisten Beschwerden können auch beim HWS-Syndrom vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden. Natürlich gibt es nie den hundertprozentigen Schutz und gerade bei einem so vielfältigen Krankheitsbild können nicht immer alle Risikofaktoren ausgeschlossen werden. Dennoch gibt es ein paar Möglichkeiten um vorzubeugen. Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und Stressvermeidung bzw. Stressreduktion sind – wie so oft – die Hauptaspekte. Einseitige Belastung und Überbeanspruchung der HWS sollten vermieden werden. Dazu kann es schon helfen, wenn Sie beim Arbeiten immer wieder kurze Pausen machen, den Kopf dann sanft hin und her bewegen und die Schultern rückwärts kreisen. Auch regelmäßige Dehnübungen und Wärmeanwendungen (z.B. Rotlichtlampe oder Kirschkernkissen) können die Muskulatur entspannen. Wenn Sie ein Schleudertrauma, beispielsweise nach einem Auto- oder Sportunfall erlitten haben, ist die Nachsorge extrem wichtig. Dadurch vermindern Sie die Wahrscheinlichkeit Spätfolgen zu entwickeln. Wer regelmäßig Sport treibt und seine Muskulatur gezielt und korrekt trainiert, vermeidet u.a. Fehlhaltungen, Instabilitäten und daraus resultierende Beschwerden. Artikel die Sie hierzu interessieren könnten sind:
Das HWS-Syndrom bedarf aufgrund der Vielseitigkeit der Ursachen und Symptome einer gründlichen Diagnose um die bestmögliche Therapie für die jeweiligen Probleme gewährleisten zu können. Es gibt verschiedene Möglichkeiten das HWS-Syndrom zu diagnostizieren. Meistens reicht die Schilderung der Symptome, damit diese Diagnose gestellt wird. Wenn Sie zum Physiotherapeuten gehen, wird dieser zusätzlich die betroffene Region abtasten und die Bewegungsfreiheit des Kopfes prüfen um u.a. festzustellen, ob die Muskulatur verhärtet ist oder Wirbel blockiert sind. Ergänzend können neurologische Tests durchgeführt werden, mit denen überprüft wird ob evtl. eine Nervenreizung oder –schädigung vorliegt, die ggf. die Probleme verursacht. Bildgebende Verfahren wie CT und MRT können zum Beispiel hinzugezogen werden, wenn der Verdacht auf einen Tumor oder einen Bandscheibenvorfall besteht. Die Diagnose HWS-Syndrom ist nicht sehr spezifisch, da es sich hier um einen Sammelbegriff für verschiedene Symptome handelt. Die Schwierigkeit bei diesem Syndrom liegt im Ergründen der Ursache für die Probleme.