Übungen bei einem Bandscheibenvorfall während der Schwangerschaft

Da aufgrund der besonderen Umstände durch die Schwangerschaft nicht alle Therapiemaßnahmen im gleichen Umfang geeignet sind, liegt ein besonderer Schwerpunkt auf gezielten Übungen, die auch während der Schwangerschaft problemlos durchgeführt werden können. Die Übungen werden speziell auf die Schwangere abgestimmt und sollen dazu beitragen, die geschädigten Strukturen zu entlasten, das umliegende verspannte Gewebe zu lockern und gleichzeitig die Muskulatur zu stabilisieren und zu Kräftigen, damit der erhöhten Belastung besser standgehalten werden kann. Die Übungen bei einem Bandscheibenvorfall in der Schwangerschaft sind nicht nur sinnvoll, um einen bestehenden Bandscheibenvorfall zu behandeln, sondern auch um der Entstehung weiterer Probleme vorzubeugen und so eine stressfreie Schwangerschaft zu ermöglichen, bei der der Körper optimal auf die Strapazen der Geburt vorbereitet wird. Dies wird auch im Anschluss an eine schnellere Rehabilitation von der Schwangerschaft führen.

Übungen

1.) Stärkung des oberen Rückens
Stellen Sie sich gerade hin und stellen die Beine hüftbreit auseinander. Beugen Sie leicht die Beine und strecken die Arme nach hinten, unten. Die Handflächen zeigen zueinander. Nun ziehen Sie beide Arme nach vorne und oben, sodass die Daumen zur Decke zeigen. Der Blick bleibt während der gesamten Übung auf den Boden gerichtet. Gehen Sie gleichzeitig tiefer in die Knie und neigen ihren gestreckten Oberkörper nach vorne. Wiederholen Sie die Übung 10 mal.

2.) Kräftigung des gesamten Rückens
Begeben Sie sich in den Vierfüßlerstand. Achten Sie darauf, dass die Hüfte nicht durchhängt und die Knie unter der Hüfte sind. Heben Sie nun einen Arm 90° angewinkelt auf Schulterhöhe neben den Körper an. Halten Sie die Position 20 Sekunden und wechseln dann die Seiten. Zur Erschwerung kann gleichzeitig immer noch das entgegengesetzte Bein angehoben werden. 3 Wiederholungen pro Seite.

3.) Kräftigung des unteren Rückens
Legen Sie sich in Rückenlage auf den Boden und stellen die Füße auf. Die Arme sind hinter dem Kopf verschränkt. Drücken Sie sich nun in die Brücke hoch und halten die Position 20 Sekunden. Zur Erschwerung kann ein Bein angewinkelt angehoben werden, wobei das Andere nur mit der Ferse Bodenkontakt hat. 3 Wiederholungen.

4.) Lockerung der Muskulatur
Stellen Sie sich rücklings vor eine Wand, sodass Sie noch einen Gymnastikball zwischen sich und die Wand klemmen können. Die Beine sind schulterbreit auseinander und der Rücken lehnt gerade am Ball. Rollen Sie nun langsam am Ball entlang in die Kniebeuge, verharren dort zwei Sekunden und rollen langsam wieder in die Ausgangsposition zurück. 10-15 Wiederholungen.

5.) Lockerung der Muskulatur
Setzen Sie sich mittig auf einen Gymnastikball. Die Füße stehen auf dem Boden. Nun machen Sie langsam kreisende Bewegungen aus der Hüfte heraus. Dies stärkt nicht nur die Beckenbodenmuskulatur, sondern entlastet auch den unteren Rücken und löst so Verspannungen.

6.) Lockerung der Muskulatur und Entspannung
Legen Sie sich so auf einen Gymnastikball, als würden Sie ihn umarmen wollen. Die Knie und Unterschenkel sind dabei auf dem Boden und der Bauchansatz ist noch vor dem Ball. Schaukeln Sie nun langsam vor und zurück und von rechts nach links. Immer nur so, wie es bequem für Sie ist. Führen Sie die Übungen zur Entspannung ruhig mehrere Minuten durch.

7.) Stufenlagerung zur Entlastung
Diese Übung dient mehr der Entspannung und Entlastung der beanspruchten Rückenstrukturen. Legen Sie sich hierfür auf eine bequeme Unterlage auf den Rücken und winkeln die Beine 90° an. Legen Sie die Unterschenkel in dieser Position zum Beispiel auf einen Stuhl oder ein Sofa. Dies entlastet vor Allem den unteren Rücken.

Weitere praktische Übungen für Schwangere finden Sie in den Artikeln:

Physiotherapie

Die Physiotherapie spielt bei einem Bandscheibenvorfall in der Schwangerschaft eine wichtige Rolle. Da aufgrund der besonderen Umstände durch die Schwangerschaft die Therapiemöglichkeiten begrenzt sind, bietet gerade die Physiotherapie verschiedene Maßnahmen zur Behandlung an. Dazu gehören unter Anderem Wärme- und Kälteanwendungen, sanfte manuelle Therapie, entspannende Massagen, entlastende Maßnahmen sowie gezieltes Rückentraining zur Lockerung und zur Kräftigung der Muskulatur.

Wichtig ist, dass die Behandlung von einem Physiotherapeuten durchgeführt wird, der sich gut in der Therapie von Schwangeren auskennt, damit die Behandlung genau auf die Bedürfnisse und körperlichen Einschränkungen und Risiken von Schwangeren abgestimmt ist. Generell sollten bei einem Bandscheibenvorfall in der Schwangerschaft Ärzte und Therapeuten Hand in Hand arbeiten, um der Schwangeren bestmöglich zu helfen und einen reibungslosen Verlauf der Schwangerschaft zu gewährleisten.

Wie das individuelle physiotherapeutische Programm aussieht, richtet sich immer nach der individuellen Situation, d.h. Vorerkrankungen, Lage des Bandscheibenvorfalls, Stadium der Schwangerschaft etc. . Auch sollte sich die Schwangere bei ihrem Physiotherapeuten gut aufgehoben fühlen und nicht zögern alle Möglichen Fragen bei Unklarheiten zu stellen. Nach Beendigung der Physiotherapie ist es sinnvoll die erlernten Übungen weiter regelmäßig durchzuführen, um auch langfristig einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen.

Mehr über das Thema Bandscheibenvorfall erfahren Sie in den Artikeln:

Beschäftigungsverbot

Ein Beschäftigungsverbot kommt dann in Frage, wenn die Erkrankung durch die Schwangerschaft ausgelöst wurde. Zu Unterscheiden ist dann zwischen generellen Beschäftigungsverboten, die sofort mit Bekanntgabe der Schwangerschaft eintreten (z.B. Nachtarbeit) und individuellen Beschäftigungsverboten, welche sich aus der individuellen Lebenssituation ergeben. Auch bei einem Bandscheibenvorfall kann es möglich sein, dass der Arzt ein teilweises oder komplettes Beschäftigungsverbot ausspricht. Dieses muss in Form eines Attest dem Arbeitgeber vorgelegt werden und inhaltlich die Einschränkungen angeben.

Die Schwangere bekommt während der Dauer eines Beschäftigungsverbots ihr volles Gehalt. Dieses wird zum Teil vom Arbeitgeber und zum anderen Teil von der Krankenkasse gezahlt. Ist die Schwangere nicht mehr arbeitsfähig wird vom Arzt eine Arbeitsunfähigkeit ausgesprochen, die Betroffene erhält dann Krankengeld. Wurde der Bandscheibenvorfall vor der Schwangerschaft diagnostiziert und durch die körperlichen Veränderungen während der Schwangerschaft verschlimmert, kann auch in diesem Fall ein Beschäftigungsverbot teilweise ausgesprochen werden. Dies sollte immer mit ihrem Arzt abgeklärt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft

Natürliche Geburt oder Kaiserschnitt?

Grundsätzlich lässt sich keine allgemeingültige Aussage machen ob eine natürliche Geburt oder ein Kaiserschnitt bei einem Bandscheibenvorfall während der Schwangerschaft die geeignetere Variante ist. Es gibt viele Faktoren die in die Entscheidung für oder gegen eine normale Geburt mit einfließen, daher ist es immer am besten die Optionen mit dem behandelnden Arzt abzusprechen. Entgegen der allgemeinen Vermutung ist es allerdings durchaus möglich trotz Bandscheibenvorfall eine natürliche Geburt zu erleben. Gut zu wissen ist es, dass zu jedem Zeitpunkt immer noch ein Kaiserschnitt durchgeführt werden kann, sollten sich Komplikationen abzeichnen.

Zu den Risiken einer normalen Geburt zählt unter anderem, das komplette herausrutschen der Bandscheibe oder eine erhöhte Belastung während des Geburtsvorgangs. Beides resultiert in Schmerzen und einem längeren Heilungsprozess im Anschluss an die Geburt. Auch ein Kaiserschnitt kann jedoch Nachteile bei einer vorliegenden Bandscheibenproblematik haben, da durch die Lage auf dem Operationstisch und die durch die Betäubung hervorgerufene Schmerzfreiheit weitere Schäden ergeben können. Um eine Aussage über ihre individuelle Situation machen zu können, sprechen Sie am besten mit einem spezialisierten Arzt.

Ischiasnerv

Ein Bandscheibenvorfall in der Schwangerschaft kann auch Auslöser für Ischiasbeschwerden sein, wenn die Bandscheibe auf den Ischiasnerv drückt. Für die Betroffenen ist dies sehr unangenehm, da die Schmerzen vom Ischiasnerv auch in umliegende Gebiete und bis in die Beine ziehen können. Um die Schmerzen zu lindern hilft oft die Anwendung von Wärme oder sanfte Massagen im betroffenen Bereich. Auch sportliche Betätigung zur Kräftigung der Rückenmuskulatur kann helfen vorhandene Probleme zu lindern und die Schwangerschaft angenehmer zu gestalten. Sprechen Sie am besten mit ihrem Arzt über eine für Sie geeignete Therapieform, sollten Probleme am Ischiasnerv auftreten.

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Hexenschuss

Ein Hexenschuss wird oft durch eine spontane unbedachte Bewegung des Oberkörpers ausgelöst. Insbesondere beim schnellen Aufrichten, Tragen schwerer Lasten oder Drehbewegungen des Oberkörpers. In der Regel tritt dieser im Bereich der unteren Wirbelsäule auf und kennzeichnet sich durch einen stechenden, ziehenden Schmerz aus. Betroffene brechen sofort jede Bewegung ab und verharren in einer Art Schonhaltung, um keine weiteren Schmerzen auszulösen. Gerade bei Schwangeren kann ein Hexenschuss häufiger auftreten, da durch die hormonellen und anatomischen Veränderungen im Bereich des Beckens auch die untere Wirbelsäule verletzungsanfälliger ist. Bei unkomplizierten Verläufen klingen die Beschwerden in wenigen Tagen von alleine wieder ab. Sanfte Bewegung und Wärmeanwendungen können Linderung verschaffen.

Lesen Sie mehr über das Thema in dem Artikel Hexenschuss

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Bandscheibenvorfall während der Schwangerschaft zwar aufgrund der allgemeinen körperlichen Veränderungen und Belastungen zwar unangenehmer sein kann, jedoch von den Behandlungsmöglichkeiten nicht viel von denen einer Nicht-Schwangeren Person abweicht. Da Bandscheibenvorfälle vorwiegend konservativ behandelt werden können, lassen sich auch bei Schwangeren die Probleme gut mit Physiotherapie und weiteren konservativen Verfahren in den Griff bekommen. Wichtig ist, dass die behandelnden Fachkräfte sich gut mit den körperlichen Veränderungen, Bedürfnissen und Einschränkungen von Schwangeren auskennen, um eine optimale gefahrlose Therapie für Mutter und Kind zu gewährleisten.