Rückenschmerzen in der Schwangerschaft treten häufig auf. Fast dreiviertel der Frauen leiden während der Schwangerschaft unter Rückenschmerzen. Durch das zunehmende Gewicht, welches das wachsende Baby mit sich bringt, wird die Wirbelsäule der Mutter während der Schwangerschaft vermehrt belastet. Die einseitige Gewichtszunahme am Bauch beeinflusst die Haltung der Mutter erheblich. Ihr Rücken wir vermehrt in ein Hohlkreuz gezogen. Man spricht von einer LWS Hyperlordose.
Als Übung gegen Rückenschmerzen in der Schwangerschaft bietet sich zum Beispiel die Bridge Position an:
Als weiter Ausgangsstellungen bieten sich der Sitz und der Vierfüßlerstand an. Es können auch Hilfsmittel wie Gymnastikbälle zum Einsatz kommen. Aus der Vielzahl an Übungen sollten einige ausgewählt werden, die regelmäßig, am besten täglich, durchgeführt werden.
Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:
Schmerzen können durch die Überbeanspruchung von Bändern, Sehnen, Muskeln und Gelenken verursacht werden. Durch die veränderte Statik kann es auch zu Nervenreizungen kommen, die für ausstrahlende Schmerzen im Bein verantwortlich sein können. Schmerzen im Bereich des Beckens können ebenfalls als Rückenschmerzen interpretiert werden, haben aber andere Ursachen als gewöhnliche Rückenschmerzen. Sie gehen vielmehr auf die Ausdehnung der Gebärmutter zurück, welche über Bändern am knöchernen Skelett befestigt ist. Die Dehnung dieser Bänder kann Schmerzen auslösen.
Die Ursachen für Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sind in erster Linie bedingt durch die vermehrte Belastung des Halteapparats der Wirbelsäule durch das zusätzliche Gewicht des Kindes. Das Gewicht verändert die Statik der Wirbelsäule, die Muskulatur kann dies zwar größtenteils kompensieren, mit der Zeit aber werden zusehends auch die passiven Strukturen wie Bänder, Sehnen und Gelenke beansprucht, was zu Schmerzen führen kann. Diese Schmerzen nehmen im Tagesverlauf zu.
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Schmerzen, die durch die Überbelastung der Muskulatur auftreten können auch für Rückenschmerzen während der Schwangerschaft verantwortlich sein. Das Wachstum des Uterus übt weiterhin einen Zug auf die Gebärmutter fixierenden Bänder aus, welche ebenfalls Auswirkungen auf die Wirbelsäule haben und bei Dehnung zu Schmerzen führen können. Durch bestimmte Hormone, die während der Schwangerschaft ausgeschüttet werden, verändert sich außerdem das Bindegewebe im Beckenraum und wird nachgiebiger, um mehr Flexibilität während der Geburt zu gewährleisten. Es kann allerdings auch zu Gelenkinstabilitäten des Kreuzdarmbeins oder sogar zur Lockerung der Symphyse (Schambein-Knorpel) kommen. Hierdurch können mitunter starke Beckenschmerzen entstehen.
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Massagegriffe können bei Rückenschmerzen in der Schwangerschaft hilfreich sein. Sanfte Massagetechniken können verspannte Muskeln detonisieren und verklebtes Gewebe lockern. Die Durchblutung wird angeregt und das Vegetativum (vegetative Nervensystem VNS) wird entspannt, was allgemein zur Schmerzlinderung und Entspannung beiträgt. Es ist wichtig eine angenehme Ausgangsposition für die Massage zu finden, in der die Frau sich völlig entspannen kann. Die Massage sollte sanft ausgeführt werden. In der fortgeschrittenen Schwangerschaft sollte gegebenenfalls vorher Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden, um keine vorzeitigen Wehen auszulösen. Massagegriffe können frei gewählt werden, meist wird es als angenehm empfunden den Rückenstrecker, direkt neben der Wirbelsäule durch leichte Dehnungen zu entspannen.
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Tapeverbände dienen dazu, Gewebe zu unterstützen und somit zu entlasten. Während klassisches Tape eine eher stabilisierende Funktion hat, kann elastisches Tape bei Rückenschmerzen in der Schwangerschaft schmerzlindernd wirken. Durch gezielte Anlage im betroffenen Bereich kann die Durchblutung gesteigert werden, eine Schmerzlinderung kann erfolgen und die stabilisierende Muskulatur durch die Tapeanlage unterstützt werden. Ein Tapeverband kann kein muskuläres Aufbautraining ersetzen, aber zur Symptomlinderung beitragen. Es gibt unterschiedliche Anlagemöglichkeiten. Bei der Wahl der richtigen Anlage sollte sie sich von einem Arzt oder Therapeuten beraten lassen. Anschließend ist die Tapeanlage etwa 4-5 Tage tragbar und kann relativ einfach auch selbst, oder durch den Partner nach vorheriger Anleitung geklebt werden. Allergien gegen Pflasterkleber oder ähnliches sollten vorher abgeklärt werden.
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Das Becken der Frau muss sich während der Schwangerschaft auf die bevorstehende Geburt vorbereiten. Hormone werden ausgeschüttet, die für eine Weitung und zunehmende Elastizität der zugehörigen Strukturen sorgen. Sehnen und Bänder werden nachgiebiger, wodurch Gelenke instabiler werden. Dies kann auch die Knochen und Gelenke des Beckenrings beeinflussen. Das Steißbein als Teil des Beckenrings ist ebenfalls betroffen. Beckenbodenmuskeln setzen dort an, deren Dehnung zu Schmerzen führen, welche in der Beckenregion lokalisiert werden und bis in den Rücken ausstrahlen können. Die Schmerzen können durch eine aufrechte Sitzposition vermieden werden. Abhängig von der Sitzposition wirkt unterschiedlich viel Gewicht auf das Steißbein.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Physiotherapie bei Steißbeinschmerzen während der Schwangerschaft
Der Ischiasnerv ist ein dicker Nerv, der in der lumbosacral Region aus dem Rückenmark austritt und die untere Extremität sensible und motorisch versorgt. Er verläuft durch die Glutealregion (Gesäßregion) und kann durch Veränderungen im Lenden aber auch im Beckenbereich beeinflusst werden. Durch die schwangerschaftsbedingte Hyperlordose (Hohlkreuz) kann es zu Nervenirritation kommen. Die Reizung des Nerven kann Schmerzen, Sensibilitätsstörungen oder Muskelschwächen im entsprechenden Versorgungsgebiet hervorrufen. Durch eine vermehrte kyphotische (gebeugte) Haltung in der LWS kann die Kompression des Nerven verhindert und Symptome gelindert werden. Bei starken Beschwerden sollten die Ursachen für die Nervenreizungen ärztlich abgeklärt werden.
Weitere Informationen erhalten Sie in dem Artikel ISG-beschwerden in der Schwangerschaft
Rückenschmerzen während der Schwangerschaft treten einerseits durch vermehrte mechanische Beanspruchung des aktiven Halteapparats - den Muskeln, und des passiven Halteapparats - Sehnen, Bänder, Gelenke auf, die durch das zusätzliche Gewicht des wachsenden Kindes begründet ist. Andererseits verändert sich das Becken der Schwangeren im Sinne einer Vorbereitung auf die bevorstehende Geburt. Es kommt zur Weitung und Lockerung der dortigen Strukturen, was zu Dehnschmerz und instabilitätsbedingten Schmerzen führen kann. Eine ausgewogene Gymnastik mit kräftigenden und mobilisierenden Anteilen kann Schmerzen vorbeugen oder bestehende lindern. Auch Wärme und Massagegriffe helfen häufig bei Rückenschmerzen in der Schwangerschaft.