Physiotherapie bei Rückenschmerzen während der Schwangerschaft

Rückenschmerzen in der Schwangerschaft treten häufig auf. Fast dreiviertel der Frauen leiden während der Schwangerschaft unter Rückenschmerzen. Durch das zunehmende Gewicht, welches das wachsende Baby mit sich bringt, wird die Wirbelsäule der Mutter während der Schwangerschaft vermehrt belastet. Die einseitige Gewichtszunahme am Bauch beeinflusst die Haltung der Mutter erheblich. Ihr Rücken wir vermehrt in ein Hohlkreuz gezogen. Man spricht von einer LWS Hyperlordose.

Therapie/ Behandlung

  • Die Therapie gegen Rückenschmerzen während der Schwangerschaft beginnt schon präventiv zu Beginn der Schwangerschaft. Bestehen bereits Beschwerden können bestimmte Behandlungen und Interventionen die Symptome lindern. Eine ausgeglichene Gymnastik aus entspannenden und kräftigenden Übungen kann die Muskulatur unterstützen und gegen Überlastungen angehen. Eine gute stabile Rumpfmuskulatur kann vor Rückenschmerzen schützen. Kräftigungsübungen können gezielt auf die Schwangerschaft abgestimmt werden.
    Frauen, die vor der Schwangerschaft wenig Sport gemacht haben, sollten langsam mit entsprechenden Übungen beginnen um den Körper nicht zu überfordern. Wärmeanwendungen können bei akuten Schmerzen hilfreich und lindernd wirken, sollten aber dosiert angewendet werden, da sie unter Umständen in der Spätschwangerschaft verfrühte Wehen auslösen können.
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  • Auch sanfte Massagen der entsprechenden Rückenpartie sind gut geeignet um verspannte Muskelregionen zu entspannen. Hilfreich sind verschiedene entlastende Positionen oder Atemtechniken, um den Rücken und das vegetative Nervensystem zu entspannen. Treten Schmerzen in bestimmten Positionen auf, zum Beispiel nachts, gibt es die Möglichkeit mit entsprechenden Lagerungskissen eine angenehme Position zu stabilisieren.
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  • Stützgürtel können bei starker Belastung Linderung verschaffen, sollten aber bewusst eingesetzt werden. Durch die passive Unterstützung muss der Muskel selbst weniger Haltearbeit leisten und kann weiter an Kraft verlieren. Ein Stützgurt ersetzt kein entsprechendes Trainingsprogramm.
     
  • Neben der Kräftigung kann auch eine sanfte mobilisierende Bewegung Schmerzen vorbeugen und diese lindern. Entlastende Bewegungen bieten sich besonders im Wasser an, da hier das Gewicht des Bauches durch den Auftrieb deutlich reduziert wird. Auch im Bereich der alternativen Medizin finden sich viele Angebote, die Frauen während der Schwangerschaft unterstützen und bei Rückenschmerzen hilfreich sein können.

 

Übungen

Als Übung gegen Rückenschmerzen in der Schwangerschaft bietet sich zum Beispiel die Bridge Position an:

  • Hierbei liegt die Frau in Rückenlage auf einer Unterlage, die Arme liegen locker gestreckt neben dem Körper, die Beine sind aufgestellt. Mit der Atmung wird das Becken gekippt und angehoben. Bei der Ausatmung rollt das Becken nach hinten, sodass sich der untere Rücken gegen die Unterlage drückt. Die hervorstehenden Beckenknochen drehen sich dabei nach oben. Bei der Einatmung wird die Position wieder gelöst, sodass sich der Rücken wieder von der Unterlage löst.
    Es ist nicht nötig eine Gegenbewegung forciert auszuführen, da die Hohlkreuzposition nicht weiter gefördert werden soll.
  •  Wenn dieser Bewegungsablauf sicher beherrscht wird, kann nun während der Ausatmung das Gesäß angehoben werden, sodass sich Oberschenkel und Becken auf einer geraden Linie befinden. Der Rücken kann entweder stabil angehoben werden, oder langsam Wirbel für Wirbel aufgerollt werden. Wird die erste Variante gewählt, handelt es sich um eine Kräftigungsübung, der Rücken wird stabilisiert, die Hüfte gestreckt. Die Übung kann 12 mal in 3 Sätzen ausgeführt werden. Wird die Übung Wirbel für Wirbel ausgeführt, dient sie der Mobilisation der unteren Wirbelsäule und sollte weniger anstrengend sein. Sie kann dann in 3 Sätzen à 15 Wiederholungen ausgeführt werden.

Als weiter Ausgangsstellungen bieten sich der Sitz und der Vierfüßlerstand an. Es können auch Hilfsmittel wie Gymnastikbälle zum Einsatz kommen. Aus der Vielzahl an Übungen sollten einige ausgewählt werden, die regelmäßig, am besten täglich, durchgeführt werden.

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:

Ursachen

Schmerzen können durch die Überbeanspruchung von Bändern, Sehnen, Muskeln und Gelenken verursacht werden. Durch die veränderte Statik kann es auch zu Nervenreizungen kommen, die für ausstrahlende Schmerzen im Bein verantwortlich sein können. Schmerzen im Bereich des Beckens können ebenfalls als Rückenschmerzen interpretiert werden, haben aber andere Ursachen als gewöhnliche Rückenschmerzen. Sie gehen vielmehr auf die Ausdehnung der Gebärmutter zurück, welche über Bändern am knöchernen Skelett befestigt ist. Die Dehnung dieser Bänder kann Schmerzen auslösen.

Die Ursachen für Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sind in erster Linie bedingt durch die vermehrte Belastung des Halteapparats der Wirbelsäule durch das zusätzliche Gewicht des Kindes. Das Gewicht verändert die Statik der Wirbelsäule, die Muskulatur kann dies zwar größtenteils kompensieren, mit der Zeit aber werden zusehends auch die passiven Strukturen wie Bänder, Sehnen und Gelenke beansprucht, was zu Schmerzen führen kann. Diese Schmerzen nehmen im Tagesverlauf zu.

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Schmerzen, die durch die Überbelastung der Muskulatur auftreten können auch für Rückenschmerzen während der Schwangerschaft verantwortlich sein. Das Wachstum des Uterus übt weiterhin einen Zug auf die Gebärmutter fixierenden Bänder aus, welche ebenfalls Auswirkungen auf die Wirbelsäule haben und bei Dehnung zu Schmerzen führen können. Durch bestimmte Hormone, die während der Schwangerschaft ausgeschüttet werden, verändert sich außerdem das Bindegewebe im Beckenraum und wird nachgiebiger, um mehr Flexibilität während der Geburt zu gewährleisten. Es kann allerdings auch zu Gelenkinstabilitäten des Kreuzdarmbeins oder sogar zur Lockerung der Symphyse (Schambein-Knorpel) kommen. Hierdurch können mitunter starke Beckenschmerzen entstehen.

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Massage

Massagegriffe können bei Rückenschmerzen in der Schwangerschaft hilfreich sein. Sanfte Massagetechniken können verspannte Muskeln detonisieren und verklebtes Gewebe lockern. Die Durchblutung wird angeregt und das Vegetativum (vegetative Nervensystem VNS) wird entspannt, was allgemein zur Schmerzlinderung und Entspannung beiträgt. Es ist wichtig eine angenehme Ausgangsposition für die Massage zu finden, in der die Frau sich völlig entspannen kann. Die Massage sollte sanft ausgeführt werden. In der fortgeschrittenen Schwangerschaft sollte gegebenenfalls vorher Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden, um keine vorzeitigen Wehen auszulösen. Massagegriffe können frei gewählt werden, meist wird es als angenehm empfunden den Rückenstrecker, direkt neben der Wirbelsäule durch leichte Dehnungen zu entspannen.

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Tapen

Tapeverbände dienen dazu, Gewebe zu unterstützen und somit zu entlasten. Während klassisches Tape eine eher stabilisierende Funktion hat, kann elastisches Tape bei Rückenschmerzen in der Schwangerschaft schmerzlindernd wirken. Durch gezielte Anlage im betroffenen Bereich kann die Durchblutung gesteigert werden, eine Schmerzlinderung kann erfolgen und die stabilisierende Muskulatur durch die Tapeanlage unterstützt werden. Ein Tapeverband kann kein muskuläres Aufbautraining ersetzen, aber zur Symptomlinderung beitragen. Es gibt unterschiedliche Anlagemöglichkeiten. Bei der Wahl der richtigen Anlage sollte sie sich von einem Arzt oder Therapeuten beraten lassen.  Anschließend ist die Tapeanlage etwa 4-5 Tage tragbar und kann relativ einfach auch selbst, oder durch den Partner nach vorheriger Anleitung geklebt werden. Allergien gegen Pflasterkleber oder ähnliches sollten vorher abgeklärt werden.

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Schmerzen am Steißbein

Das Becken der Frau muss sich während der Schwangerschaft auf die bevorstehende Geburt vorbereiten. Hormone werden ausgeschüttet, die für eine Weitung und zunehmende Elastizität der zugehörigen Strukturen sorgen. Sehnen und Bänder werden nachgiebiger, wodurch Gelenke instabiler werden. Dies kann auch die Knochen und Gelenke des Beckenrings beeinflussen. Das Steißbein als Teil des Beckenrings ist ebenfalls betroffen. Beckenbodenmuskeln setzen dort an, deren Dehnung zu Schmerzen führen, welche in der Beckenregion lokalisiert werden und bis in den Rücken ausstrahlen können. Die Schmerzen können durch eine aufrechte Sitzposition vermieden werden. Abhängig von der Sitzposition wirkt unterschiedlich viel Gewicht auf das Steißbein.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Physiotherapie bei Steißbeinschmerzen während der Schwangerschaft

Schmerzen am Ischias

Der Ischiasnerv ist ein dicker Nerv, der in der lumbosacral Region aus dem Rückenmark austritt und die untere Extremität sensible und motorisch versorgt. Er verläuft durch die Glutealregion (Gesäßregion) und kann durch Veränderungen im Lenden aber auch im Beckenbereich beeinflusst werden. Durch die schwangerschaftsbedingte Hyperlordose (Hohlkreuz) kann es zu Nervenirritation kommen. Die Reizung des Nerven kann Schmerzen, Sensibilitätsstörungen oder Muskelschwächen im entsprechenden Versorgungsgebiet hervorrufen. Durch eine vermehrte kyphotische (gebeugte) Haltung in der LWS kann die Kompression des Nerven verhindert und Symptome gelindert werden. Bei starken Beschwerden sollten die Ursachen für die Nervenreizungen ärztlich abgeklärt werden.

Weitere Informationen erhalten Sie in dem Artikel ISG-beschwerden in der Schwangerschaft

Zusammenfassung

Rückenschmerzen während der Schwangerschaft treten einerseits durch vermehrte mechanische Beanspruchung des aktiven Halteapparats - den Muskeln, und des passiven Halteapparats - Sehnen, Bänder, Gelenke auf, die durch das zusätzliche Gewicht des wachsenden Kindes begründet ist. Andererseits verändert sich das Becken der Schwangeren im Sinne einer Vorbereitung auf die bevorstehende Geburt. Es kommt zur Weitung und Lockerung der dortigen Strukturen, was zu Dehnschmerz und instabilitätsbedingten Schmerzen führen kann. Eine ausgewogene Gymnastik mit kräftigenden und mobilisierenden Anteilen kann Schmerzen vorbeugen oder bestehende lindern. Auch Wärme und Massagegriffe helfen häufig bei Rückenschmerzen in der Schwangerschaft.