Vom Hallux rigidus wird gesprochen, wenn es zu einer Versteifung des Großzehengrundgelenks kommt. Die Ursache hierfür sind meist degenerative Erkrankungen des Gelenks, wie zum Beispiel der Arthrose. Hierbei handelt es sich um eine Abnahme der Gelenkknorpelmasse und Qualität. Durch Abriebprodukte kommt es zu häufigen Entzündungen im Gelenk, bei denen sich die Gelenkfläche zusehends verändert und an Belastbarkeit und Beweglichkeit verliert. Im schwersten Fall kommt es zu einer Einsteifung des Gelenks bedingt durch die Deformation der Gelenkflächen sowie auch die Degeneration der umliegenden Weichteilstrukturen.
1. Übung "Traktion"
2. Übung "Abrollen"
3. Übung "Dehnung Quergewölbe"
4. Übung "Dehnung Fußrücken"
5. Übung "Massageübung - Großzehe"
6. Übung "Massageübung - Zehenmuskulatur"
Um das Großzehengrundgelenk beim Hallux rigidus beweglich zu halten und einer Einsteifung vorzubeugen, können leichte Mobilisationsübungen durchgeführt werden. Hierbei sollte immer darauf geachtet werden, das Gelenk nur im schmerzfreien Bereich zu trainieren, da durch die Überbelastung der veränderten Strukturen sonst leicht neue Entzündungen ausgelöst werden können.
1. Übung
Der Patient kann seinen Zeh selbstständig mit den Händen mobilisieren. Hierzu sollte er gelenknah greifen, das heißt knapp unter dem Gelenk mit der einen, knapp über dem Gelenk mit der anderen Hand. Es bietet sich dabei an, mit der einen Hand die Großzehe flächig zu umgreifen und den Daumen knapp oberhalb des Gelenks zu platzieren. Mit der unteren Hand kann der Mittelfußknochen der Großzehe fixiert werden. Nun kann man die Gelenkflächen leicht auseinander ziehen. Man spricht hier von einer Traktionsbehandlung. Durch den Zug werden die schmerzhaft veränderten Gelenkflächen minimal voneinander gelöst. Unter diesem leichten Zug kann der Zeh nun nach oben und unten bewegt werden. Die Bewegung sollte leicht fallen und nicht weh tun. Man kann viele Wiederholungen von dieser Mobilisation durchführen, solange keine Schmerzen auftreten.
2. Übung
Anschließend kann man auch mit dem Fuß über einen Ball rollen um das Fußgewölbe zu mobilisieren und somit die Belastung vom Zeh zu nehmen. Besonders gut bietet sich ein Tennisball an, da dieser recht hart ist und so auch gleich zur Dehnung der Sehnenplatte im Fußgewölbe genutzt werden kann. Der Fuß wird im Sitz oder Stand auf dem Ball platziert und mit leichtem Druck nach vorn und hinten gerollt. Die Übung sollte ca. 20-30 mal wiederholt werden.
3. Übung
Angenehm können auch Greifübungen mit dem Zehen in einem warmen oder kalten Medium sein. Hier sollte der Patient selbstständig schauen, was ihm gut tut. Bei einer akuten Entzündung sollte auf Wärme tendenziell verzichtet werden. Es bietet sich eine Schale mit warmem Sand oder zum Beispiel gekühlten Erbsen an.
Beim Hallux rigidus bieten sich Dehnübungen eher für Strukturen an, die entweder an der Entstehung beteiligt sind, also das Zehengrundgelenk mehr als nötig belasten oder die durch die Schonhaltung vermehrt zur Verkürzung neigen.
1. Übung
Dehnübungen für die Fußgewölbe können entlastend auf den Hallux rigidus wirken. Neben dem Ausrollen des Fußgewölbes mit einem Ball (s.o.) kann auch mit den Händen das Gewölbe gedehnt werden. Hierfür legt man die Fingerspitzen recht und links um den Fuß in das Längsgewölbe und legt die Daumen auf dem Fußrücken ab. Nun kann man die Seiten des Fußes nach unten drücken und mit den Fingern das Gewölbe ausstreichen. Hierbei wird die Sehnenplatte gedehnt und die Mittelfußknochen werden mobilisiert.
2. Übung
Ebenfalls angenehm ist die Dehnung der Fußrückseite. Hierbei umgreift man flächig die Zehen und dehnt sie leicht nach unten in Richtung Fußgewölbe. Man hält die Position ca 10-20 Sekunden löst sie und nimmt sie erneut ein. Hierbei sollte eine leichter Zug im vorderen Fußrücken zu spüren sein.
Dehnübungen für Strukturen, die durch eine Schonhaltung auf Grund des Hallux rigidus verkürzen, sollten vom Therapeuten direkt auf den Patienten abgestimmt werden. Da die Ausweichmechanismen vielseitig sein können, ist es schwierig pauschalisierte Angaben zu machen.
1. Übung
Für Kräftigungsübungen beim Hallux rigidus bieten sich besonders Greifübungen mit der Zehe an. Die Großzehe kann um einen Stift greifen und soll diesen halten, während man versucht den Stift weg zu ziehen oder in eine bestimmte Richtung drückt. So können unterschiedliche Muskelgruppen angesprochen werden. Der Stift sollte etwas dicker sein, sodass die Zehe gut darum greifen kann. Die Spannung kann in jede Richtung ca. 10-20 sec. gehalten werden. Es sind ca 15. Wiederholungen durchzuführen.
2. Übung
Ebenfalls wichtig beim Hallux rigidus ist es, die Abduktion der Zehe zu kräftigen. Häufig kommt es im Rahmen der Degeneration auch zu Gelenkfehlstellungen, bei denen der Zeh nach innen (Valgus-Stellung) abweicht. Dies ist zusätzlich belastend für das Gelenk. Durch gezielte Kräftigung in die Abduktion, kann man versuchen diese Abweichung zu verhindern. Hierfür kann man einen taktilen Widerstand an der Außenseite der Zehe knapp oberhalb des Grundgelenks geben. Nun versucht den Zeh zur Seite, und zwar nur zur Seite abzuspreizen. Man weicht hierbei gerne nach oben in die Streckung oder nach unten in die Beugung ab, was aber vermieden werden sollte, um nur die Abduktoren zu kräftigen.
Die Bewegung ist am Anfang sehr schwer, wenn man die Bewegung noch nicht oft durchgeführt hat. Das Bewegungsausmaß ist aber erst einmal nebensächlich und kann später, wenn die Ansprechbarkeit der Muskulatur verbessert ist, vergrößert werden. Zunächst geht es vielmehr um die Aktivierung der richtigen Muskelgruppe.
Koordinationsübungen stehen bei der Behandlung des Hallux rigidus eher nicht auf dem Programm. Die Ansprechbarkeit der Abduktoren, die hier als Kräftigungsübung beschrieben ist, stellt anfangs sicherlich eine koordinative Herausforderung dar. Im Falle einer vorangeschrittenen Versteifung des Gelenks, kann auch eine Gangschule in den Bereich des Koordinationstrainings fallen. Der physiologische Gang mit möglichst wenig Ausweich- und Schonmechanismen soll der Überbeanspruchung anderer Gelenke vorbeugen und ein möglichst schmerzfreies Gehen ermöglichen. Hierfür bietet sich das Laufbandergometer an und die Gangschule vor einem Spiegel. Hierbei sollte der Patient aber von einem Therapeuten kontrolliert und betreut werden.
Unsere Füße tragen den ganzen Tag unser Körpergewicht und wenn sie nicht gerade schmerzen, schenken wir ihnen häufig wenig Beachtung. Besonders aber, wenn Schmerzen und Entzündungen im Fuß auftreten, können Massagen angenehm sein.
1. Übung
Beim Hallux rigidus kann das Großzehengrundgelenk durch leichte Streichungen behandelt werden. Hierfür streicht man mit dem Daumen mit leichtem Druck über das Gelenk. Man sollte dabei nicht zu lange auf einer Stelle bleiben und nicht zu festen Druck ausüben um die knöchernen Strukturen nicht zusätzlich zu reizen.
2. Übung
Die Gewölbe können, wie oben beschrieben, gedehnt und massiert werden. Auch die Muskeln zwischen den Zehen neigen zur Verspannungen und können durch kreisende Bewegungen mit sanften Druck gelockert werden.
Bei akuten Entzündungen sollte das Gelenk nicht oder nur sehr sanft massiert werden, da es sonst zu vermehrten Reizungen kommt. Sind starke Schwellungen in der Großzehe zu finden können Massagegriffe aus dem Bereich der Lymphdrainage hilfreich sein, das Gelenk zu entstauen. Hierbei sollten die Griffe immer von der Zehenspitze zum Fuß hin durchgeführt werden.
Ursachen für die Arthrose sind im Allgemeinen schlecht geklärt. Eine mechanische Überbelastung zum Beispiel durch die Abflachung der Fußgewölbe, aber auch systemische Erkrankungen, die zu Entzündungen im Körper führen (z.B. Gicht) können zu einer Gelenkarthrose im Großzehengrundgelenk beitragen. Unser Großzehengrundgelenk ist, was uns im Alltag häufig unbewusst ist, ein sehr wichtiges Gelenk für den physiologischen Gang. Wenn wir über unseren Fuß abrollen, muss das Großzehengrundgelenk die Bewegung freigeben. Bei einem Hallux rigidus ist dieser Vorgang schmerzhaft eingeschränkt und es kann zu Humpeln oder anderen Schonmechanismen kommen. Hierdurch bedingt können ebenfalls Probleme im Sprung-, Knie- , oder Hüftgelenk auftreten.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in den Artikeln: Physiotherapie bei einem Hallux rigidus, Hallux rigidus - Schuhe
Die operative Therapie kann bei therapieresistenten Beschwerden oder bei einem zu weit fortgeschrittenen Hallux rigidus zum Einsatz kommen. Es gibt einige Behandlungsmethoden, die auf den Patienten individuell abzustimmen sind.
Cheilektomie
Bei einer starken Gelenkdeformität durch sogenannte osteophytäre Anbauten (Knochenanbauten, die die Gelenkfläche vergrößern sollen) kann eine Cheilektomie in Frage kommen. Hierbei werden die Osteophyten abgetragen und so eine Reizung der umliegenden Strukturen vermieden.
Gelenksumstellungsosteotomien
Gelenksumstellungsosteotomien finden ebenfalls häufig Anwendung. Hierbei wird die Gelenkfläche möglichst gut wieder hergestellt und die Achse der Zehe angepasst, sodass eine günstige Gelenkmechanik herrscht.
Einsteifung
In schweren Fällen kann auch eine Einsteifung des Gelenks operativ erfolgen. Der Gelenkspalt wird operativ immobilisiert, sodass zwar keine Bewegung mehr im Gelenk stattfindet aber das schmerzfreie Gehen im Alltag möglich wird.
Eine weitere Möglichkeit bietet der künstlichen Gelenkersatz im Großzehengrundgelenk.
Schienen, Einlagen und angepasstes Schuhwerk finden zur Entlastung des Hallux rigidus ebenso Anwendung wie zur Nachbehandlung der Operation um das Gelenk zu schonen. Sie alle tragen dazu bei schmerzfrei und physiologisch über den Fuß abzurollen. Es gibt eine Vielzahl an Schienen, hier ist Rücksprache mit einem Therapeuten, Sanitätshaus oder Orthopäden zu halten, der die Schiene individuell an den Patienten anpasst. Schienen können vor allem auch Korrekturen bei einem zusätzlich bestehenden Hallux valgus (Abweichung der Zehe nach innen) hilfreich sein. Es gibt so genannte Abrollsohlen/Einlagen, die die Zehe in einer bestimmten Position lagern um Schmerzen zu vermeiden. Oft werden auch individuell angepasste Schienen und Schuhe von der Krankenkasse mitfinanziert und können die Funktionalität im Alltag und Symptome verbessern.
Lesen Sie mehr unter: Hallux rigidus - Schuhe
Beim Hallux rigidus handelt es sich um eine fortschreitende Erkrankung, die durch die Arthrose des Großzehengrundgelenks bedingt ist. Es kommt zusehends zu Gelenkdeformitäten und Bewegungsverlust, bis hin zur völligen Einsteifung des Gelenks. Ist keine konservative Therapie mehr möglich, kann eine Operation erfolgen. Hierbei ist eine individuelle Anpassung an den Patienten je nach Schweregrad und Symptomen zu treffen. Man unterscheidet gelenkerhaltende (Cheilektomie, Umstellungsoperation) und Einsteifungsoperationen. Der künstliche Gelenkersatz ist sehr umstritten. Konservativ wird versucht die Gelenkbeweglichkeit durch Mobilisationsübungen, Dehnungsübungen und Kräftigungsübungen möglichst lange zu erhalten und die Symptome im Alltag möglichst gering zu halten. Zur Unterstützung bietet sich der Einsatz von orthopädischen Einlagen, Schuhen oder Schienen an. Auch Massagebehandlungen können bei akuten Symptomen lindern wirken. Es ist wichtig auch das Gangbild und umliegende Gelenke in die Behandlung des Hallux rigidus mit einzubeziehen, da durch Schonhaltung und Hinkmechanismen häufig auch diese Strukturen in Mitleidenschaft gezogen werden. Lesen sie dazu den Artikel Krankengymnastik Gangtraining.