Übungen Hallux valgus

Wichtig bei einem Hallux Valgus ist zu beachten, dass die Schmerzen hauptsächlich durch die Verschiebung der Mittelfußknochen und dadurch resultierenden zur Seite schieben des Großzehengrundgelenk kommen. Durch ein häufiges, langes Tragen von zu engen, hohen, spitzen Schuhwerk kommt es zu einer Verklebung des Vorfußes und eine Abflachung des Quergewölbes. Dadurch ist die physiologische Verwringung des Fußes nicht mehr gewährleistet. Um die Verklebungen zu lösen sollten die Zehen im allgemeinen viel bewegt werden, am Besten immer sobald die Schuhe ausgezogen werden.

Mobilisationsübungen

1.) Als intensiveres Training können Murmeln, Knöpfe oder kleine Steine zwischen die Zehen geklemmt werden und dann miteinander bewegt werden. Durch den größeren Abstand zwischen der Zehen, können die Verklebungen noch besser gelöst werden und die Durchblutung wird ordentlich angeregt. Zudem liegen der Großzeh und der zweite Zeh durch die Fehlstellung sehr eng aneinander und kann durch den Gegenstand dazwischen entlastet werden.

2.) Liegt eine andere Fehlstellung des Fußes vor, wodurch ein Hallux Valgus entstanden ist, ist es wichtig das Quergewölbe zu trainieren. Das Greifen von Murmeln oder Tüchern bietet sich dabei besonders gut an, da durch die Verkürzung des Fußes die Muskulatur aktiviert wird. Das aktive Krallen der Zehen ist ebenfalls eine gute Übung. Barfuß laufen sollte so oft es geht vollzogen werden, da die Sensibilität aktiviert wird. Die Verbindung des Barfußlaufens und über unterschiedliche Untergründe gehen (Wiese, Sand, Steine, etc.) kann den Effekt noch verstärken.

3.) Da es zu einer veränderten Fußachse gekommen ist, sollte beim Laufen trotzdem auf ein gutes Abrollen geachtet werden, damit das Fußgewölbe aktiviert wird. Ebenso bietet sich die Übung „Pinguin“ für die Verwringung des Fußes und somit zur Aktivierung der Fußgewölbe an. Dabei hält der Patient seine Fersen zusammen und drückt sich in den Zehenstand. Durch das Zusammenhalten der Ferse verwringt der Vorfuß mit dem Rückfuß.

Weitere Übungen finden Sie in dem Artikel MobilisationsübungenÜbungen, welche bei Schmerzen im Vorfuß angewendet werden lassen sich auch bei einem Hallux valgus durchführen. Diese finden Sie in dem Artikel Übungen gegen Schmerzen im Vorfuß.

Dehnübungen

Da bei einem Hallux Valgus oft eine Fußfehlstellung einhergeht, sollte speziell die Fuß umfassenden Sehnen untersucht werden. Vor allem die Plantarsehne, welche sich unter der Fußsohle erstreckt ist häufig verkürzt und kann daher Schmerzen im Bereich der Sehne auslösen oder bei fehlender Behandlung sogar einen Fersensporn auslösen.

1.) Um diese Sehne zu dehnen stellt sich der Patient mit den Zehen auf eine Treppenstufe und lässt die Ferse zum Boden runter. In dieser Position verharrt er 20-30 Sekunden und löst den Zug wieder.

2.) Ebenfalls kann der Patient selbst eine Querdehnung der Fußsohle durchführen, indem er sich mit dem Daumen quer zum Verlauf der Sehne einhakt und diese zur Seite dehnt.

3.) Neben der Plantarsehne sollte auch die Wadenmuskulatur elastisch genug sein um genug Bewegung im Fuß zu zulassen. Um die Wadenmuskulatur zu dehnen stellt sich der Patient in einen Ausfallschritt und lässt die hintere Ferse auf den Boden stehen und versucht sie dort zu halten, während das Körpergewicht zum vorderen Bein geschoben wird. Ebenso können die Füße nebeneinander gestellt werden und der Patient versucht mit den Händen zum Boden zu kommen bei durchgestreckten Beinen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Dehnübungen

Kräftigungsübungen

Wie oben schon erwähnt ist das Quergewölbe wichtig für die Vermeidung eines Hallux Valgus. Das Quergewölbe wird von bestimmten Muskeln gebildet, die am Unterschenkel entspringen und unter dem Fuß zu den Zehen ziehen. Diese Muskulatur lässt sich durch folgende Übungen trainieren:

1.) Gegenstände aufheben: Mit den Zehen versuchen Gegenstände aufzuheben und mit dem anderen Fuß anzunehmen. Das trainiert nicht nur die Kraft im Fuß sondern fördert auch die Koordination.

2.) Zehen krallen: Zehen zur Ferse heranziehen  --> den Fuß kürzer machen.

3.) Zehen spreizen: kann manchmal aufgrund von fehlendem Feingefühl nicht über jeden Zeh ausgeführt werden.

4.) Pinguin: Fersen bleiben zusammengedrückt, Zehen stehen in etwas Abstand zueinander, Zehenstand einnehmen

5.) Zehenstand: Verstärkung vom Pinguin durch Zehenstand auf einem Bein und durch mehrmaliges hochdrücken und runterlassen

Wie oben schon erwähnt eignet sich das Laufen über verschiedene Untergründe gut dafür um die Sensibilität des Fußes zu verbessern und die Durchblutung dadurch anzuregen. Weiterlaufend bekommt die Muskulatur einen Input und kann so besser arbeiten.

Weitere Übungen erhalten Sie in dem Artikel Physiotherapie bei einem Hallux valgus

Koordinationsübungen

Um eine ganzheitliche Kräftigung, Verbesserung der Wahrnehmung und eine Verbesserung des Gleichgewichts zu erhalten eignen sich Koordinationsübungen mit oder ohne Hilfsmittel:

Stand auf Trampolin, Airexkissen, Wackelbrett etc.:

  • Gehen auf der Stelle

  • Laufen auf der Stelle und schnell abstoppen

  • Laufen und gleichzeitig Ball fangen

  • Zehenstand

Einbeinstand:

  • andere Bein schreibt die Zahlen von 1-10

  • nach vorne und hinten tippen mit dem anderen Bein

  • andere Fuß greift Murmeln und legt sie in ein Behälter

  • hüpfen

  • hüpfen und gleichzeitig mit dem anderen Fuß Murmeln oder Tuch festhalten

  • andere Bein nach hinten strecken und nach vorne oben ziehen

  • Bein anheben

  • Knie anwinkeln und mit dem Gegenüberliegenden Ellenbogen zusammenführen

  • Hüfte 90° anheben und nur das Knie strecken

  • Hüfte 90° anwinkeln und nur das Knie strecken und die Arme nach oben strecken und anwinkeln (Schulterblätter zusammen ziehen) Alternativen wie Rudern, Pendeln der Arme, Hantelübungen etc. möglich

Alle Übungen im Einbeinstand lassen sich auch mit einem Airexkissen, Wackelkissen etc. verstärken.

Weitere Koordinationsübungen finden sie in dem Artikel Koordinations- und Gleichgewichtsübungen

Massageübungen

Da ein Hallux Valgus häufig durch falsche oder unbequeme Schuhe ausgelöst wird ist dementsprechend die Fußmuskulatur verspannt. Entweder wird von einem Masseur eine Massage durchgeführt oder man versucht sich selber die Muskulatur zu lockern. Das gelingt entweder durch eine eigen durchgeführte Lockerung des Fußes oder mit Hilfe von einem Igelball, Faszienrolle oder Tennisball. Beim Igelball muss ein wenig auf die Intensität geachtet werden, da aufgrund von einer veränderten Sensibilität der Druck eventuell anders wahrgenommen wird. Den Fuß einfach auf den Igelball stellen und rollen. Das funktioniert genauso auf der Faszienrolle. Mit dem Tennisball kann punktuell Druck aufgebaut werden um den Tonus zu vermindern.

Hallux valgus - was ist das genau?

Als Hallux Valgus bezeichnet man eine Fehlstellung des Großzeh, wenn dieser am Grundgelenk eine deutliche Abknickung zur Seite hat. Dadurch berühren sich der Großzeh und der zweite Zeh zunehmender und es kommt zu einer Abweichung der Fußlängsachse. Diese Fehlstellung bleibt dauerhaft und löst häufig Schmerzen aus. Wie stark der Patient jedoch unter Schmerzen leidet, hängt nicht von dem Ausmaß des Hallux Valgus ab, da auch ein geringer ausgeprägter Hallux Valgus extreme Beschwerden auslösen kann. Durch die veränderte Fußlängsachse kommt es zu einem veränderten Gangbild und Abnutzung der Zehen, was früher oder später entweder Schmerzen im betroffenen Bereich oder sogar Beschwerden im gesamten Körper auslöst, da durch ein verändertes Gangbild die aufsteigende Kette mitbetroffen ist.

Ursache

Aus dem Hallux valgus ensteht in den meisten Fällen schließlich der Hallux rigidus (Arthrose im Großzehengrundgelenk). Der Hallux Valgus zählt zu den häufigsten Fußerkrankungen und kann entweder konservativ oder operativ versorgt werden. Ursache für einen Hallux Valgus können verschieden sein. Häufig bemerkt man eine familiäre Belastung, d.h. Generationen vor einem hatten auch bereits Probleme mit dem Großzeh. Gegen diese familiäre Belastung, kann leider nichts unternommen werden, da die Veränderung im Genmaterial liegt.

Gegen eine weitere Ursache, das Tragen von schlechtem Schuhwerk, kann aber etwas unternommen werden. Vor allem das Tragen von hohen, spitzen Schuhen bei Frauen können langfristig einen Hallux Valgus auslösen. Da der Vorfuß in den Schuh reingequetscht wird, wird der Mittelfußbereich zusammengedrückt und der Vorfuß verschiebt sich dadurch, wodurch sich die typische Veränderung zeigt. Das ist auch der Grund warum mehr Frauen als Männer Probleme mit einem Hallux Valgus haben. Ebenso kann eine andere Fußfehlstellung Ursache für einen Hallux Valgus werden. Eine Abflachung des Quergewölbes bei einem Spreizfuß sorgt dafür, dass eine vermehrte Belastung auf den Vorfuß erfolgt und dadurch ein Hallux Valgus entstehen kann.

Lesen Sie mehr dazu in dem Artikel Physiotherapie bei einem Hallux valgus

OP

Bevor es zu einer OP kommt sollten die Indikationen für eine OP geklärt werden. Liegt ein schmerzfreier Hallux Valgus vor, sollte definitiv keine OP vollzogen werden. Durch entsprechende Übungen und Schuhwerk kann eine Verschlimmerung vermieden werden. Wenn die Schmerzen durch eine konservative Therapie und unterstützenden Einlagen nicht mehr auszuhalten sind und keine passenden Schuhe aufgrund der Fußfehlstellung gefunden werden, sollte über eine OP nachgedacht werden. Vor allem da eine Verformung von den anderen Zehen mit Druckstellen und Arthrose die Folge sein können. Die OP eines Hallux Valgus erfolgt minimalinvasiv. Es werden möglichst wenige Schrauben und Metallimplantate verwendet um eine möglichst physiologische Bewegung zu bekommen.

Für eine nachhaltige Verbesserung müssen zudem die Sehnen, Kapsel und Muskeln in ihre normale Position gebracht werden, damit die Kräfte, welche auf den Großzeh lasten normal abgefangen werden können. In die OP wird der Großzeh mit Hilfe der Schrauben und Implantate wieder aus dem abgeknickten Winkel in die Gerade fixiert. Durch die heutigen, modernen Implantate kann direkt voll belastet werden, was für den Patienten immer angenehmer ist. Nach 6 Wochen können weite Schuhe getragen werden und nach 10 Wochen ist fast alles wieder möglich. Allerdings ist bei einer Hallux Valgus - OP immer zu beachten, dass eine hohe Schwellneigung besteht, bei der mit Lymphdrainage entgegengewirkt werden kann.

Einlagen und Schuhe

Neben der Mobilisations- Kräftigungs- und Dehnübungen zur Vermeidung einer Verschlimmerung des Hallux Valgus oder zur Verbesserung der bereits vorhandenen Schmerzen sollten Einlagen für die Schuhe genutzt werden. Die Schmerzen liegen an dem durchgetretenen Vorfuß aufgrund von der Verschiebung der Mittelfußknochen, daher wird in den Einlagen dieser Bereich gepuffert, damit der Reiz vermindert wird. Zudem werden in den Einlagen Erhebungen eingebaut, welche den Mittelfußbereich nach oben drücken und den Zehenbereich dadurch stützen sollen. Diese Einlagen werden speziell passend zum Patienten und seinem Fuß von einem Orthopädietechniker erstellt. Der Patient soll diese Einlagen den gesamten Tag in seinen Schuhen tragen. Zu Beginn empfindet der Patient diese möglicherweise als unangenehm, da sich die Fußmuskulatur dementsprechend anpasst und trainiert wird.

Neben dieser passiven Einlagen gibt es auch die aktiven Einlagen. Auf diesen Einlagen befinden sich Erhebungen entlang der Fußreflexzonen, um diese zu stimulieren und zu aktivieren. Dadurch soll sich ebenfalls die Fußmuskulatur kräftigen. Eine gute Möglichkeit ist, dass in den jeweiligen Sommerschuhen (FlipFlops, Sandalen, Ballerina) eine bestimmte Einlage direkt eingearbeitet werden kann, damit sich der Patient nicht aufgrund der eingeschränkten Schuhwahl im Sommer in der Lebensqualität eingeengt fühlt.

Lesen Sie auch:  Hallux valgus - Schuhe

Nachtlagerungsschiene

Eine weitere Maßnahme ist die Nachtlagerungsschiene. Da die Einlagen tagsüber in den Schuhen getragen werden sollen, können die Füße nicht richtig entlastet werden und regenerieren. Dazu bieten sich die Nachtlagerungsschienen. Diese werden von außen an den Fuß angebracht und bis über den Großzeh fixiert und dient nur zur Erholung über Nacht und nicht zur Änderung der Fehlstellung. Ebenfalls können spezielle Zehenspreizer getragen werden, diese sollen ebenfalls bei der Entspannung helfen, da aufgrund der verschobenen Knochen die Zehen sehr eng aneinander stehen. Diese Zehenspreizer können aber nicht in den Schuhen getragen werden.

Wichtig ist bei den Einlagen zu berücksichtigen, dass nicht unmittelbar nach dem einlegen der Einlagen eine Beschwerdelinderung entsteht, sondern ein Tragen über einen längeren Zeitraum die Fußmuskulatur aktiviert und dann erst eine Linderung entstehen kann. Findet keine Verbesserung statt, sollte über eine OP nachgedacht werden.

Zusammenfassung

Ein Hallux Valgus entsteht meistens durch schlechtes, zu enges, zu kleines, zu spitzes Schuhwerk, welches über einen längeren Zeitraum getragen wird, wenn der Hallux valgus nicht erblich bedingt ist. Dabei kommt es zu einer Verschiebung der Mittelfußknochen und dadurch zu einem herausschieben des Großzehengrundgelenks. Diese Ausbuchtung ist das prägnanteste Symptom bei einem Hallux Valgus. Neben des schlechten Schuhwerks, kann eine familiäre Belastung oder eine Fußfehlstellung Ursache für einen Hallux Valgus sein. Aktive Mobilisation mit Hilfe von kleinen Gegenständen zwischen den Zehen oder allgemeine Fußmobilisation können zusammen mit Kräftigungsübungen für das Fußgewölbe die Schmerzen verringern und die Fußstatik verbessern. Neben der aktiven Therapie können Einlagen die Schmerzen verringern und die Sensibilität anregen. Bringen konservative Therapie und Einlagen keine Verbesserung ist die letzte Hilfe eine OP. Dabei wird der verschobene Bereich mit Hilfe von Platten und Schrauben in die richtige Position gebracht und die Sehnen, Kapsel und Muskeln in die physiologische Position befestigt. Nach 10 Wochen ist der Patient je nach Allgemeinzustand wieder voll belastbar.