Es gilt die Ursache des LWS Syndroms in der aktiven Krankengymnastik zu therapieren. In den meisten Fällen besteht die Lösung in der Bewegung. Bewegung sorgt für die Ernährung der Bandscheiben und für eine bessere Durchblutung der verspannten Muskulatur. Einige einfache Übungen zu Hause, die auch bei akutem Schmerz angewandt werden können, werden im Folgenden vorgestellt.
5. Übung: Auf Langzeit ist es sinnvoll, eine kräftige Rumpfmuskulatur aufzubauen, welche den Alltagsbelastungen standhalten kann. Stabilisierende Übungen wie der Unterarmstütz, Liegestütze und gängige Bauchmuskelübungen wie Crunches, der Käfer oder Fahrradfahren in Rückenlage eignen sich hierfür.
Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:LWS-Syndrom Übungen, Übungen gegen Rückenschmerzen
Als weitere passive Unterstützung in der Physiotherapie/Krankengymnastik um die Schmerzen bei einem LWS Syndrom loszuwerden, sind verschiedene ergänzende Maßnahmen und Therapien empfehlenswert:
Zur Krankengymnastik bei einem LWS Syndrom werden häufig auch Massagen eingesestzt, um die durch das Wirbelsäulenproblem verursachten Verspannungen der Rückenmuskulatur zu lösen. Massagen sind für den Patienten meist sehr angenehm und lindern die Symptome des Patienten schnell. Allerdings sollte der Einsatz von Massagen nicht zur Routine und besonders nicht zur alleinigen Behandlungsstrategie bei LWS Syndrom eingesetzt werden.
Massagen sind eine rein symptomatische Therapie und können die Ursache für die Verspannungen in den meisten Fällen und sicher nicht bei einem chronischen Rückenleiden dauerhaft beheben. Eine Massage sollte niemals die vollständige Behandlungszeit einnehmen, es sei denn, bei dem Patienten sind durch akute Über- oder Fehlbelastung akute Muskelverspannungen aufgetreten. Vor oder nach mobilisierenden Techniken oder einem Kräftigungsprogramm kann eine Massage in der Therapie zur ergänzenden Behandlung zum Einsatz kommen.
Auch wenn Massagen für den Patienten schnelle Linderung verschaffen und angenehm sind, besteht die Gefahr der „Abhängigkeit vom Therapeuten“ durch die passive Behandlungstechnik. Dem Patienten sollte seine eigene Rolle und die Verantwortung für seinen Therapieerfolg immer wieder bewusst gemacht werden.
Triggerpunkttherapie ist ebenfalls eine passive Behandlungstechnik die häufig bei LWS Syndromen zum Einsatz kommen. Es werden spezifische Schmerzpunkte in der Muskulatur gedrückt und gehalten, bis sich der Stoffwechsel im Gewebe verändert, der Tonus der Muskulatur und der Schmerz nachlässt. Triggerpunktbehandlungen haben häufig einen längerfristigen Erfolg als Massagen, sind allerdings ebenfalls in den seltensten Fällen als eine ursächliche Therapiemethode zu sehen.
Triggerpunkte entstehen durch Überbelastung der Muskulatur. In einer Therapiesitzung kann durchaus einmal viel Zeit auf die Behandlung der Triggerpunkte verwendet werden, allerdings sollte nicht jede Sitzung nur der Triggerpunkttherapie dienen. Es macht Sinn die Schmerzpunkte zu lösen, um die Muskulatur in eine physiologische Lage zurückzubringen. Allerdings sollte ein weiterer Schwerpunkt auf die Ursachenbehandlung der zu Grunde liegenden Überbelastung liegen, um beim LWS Syndrom langfristig die Schmerzpunkte in der Muskulatur und die gesamte Symptomatik zu verbessern.
Fango-Therapie ist eine Form der Wärmetherapie. Der Patient legt sich auf eine wärmende Schlammmasse (häufig auch wärmende Pads, nicht mehr mit echter Fange gefüllt) und lässt für einige Zeit (mindestens 10 max 20-30 min) die Wärme in die Tiefe der Muskulatur eindringen und dort für eine Entspannung und Detonisierung sorgen.
Durch die spezielle Zusammensetzung der Fango kann eine relativ hohe Wärme schonend appliziert werden und tief ins Gewebe eindringen. Hierzu ist eine gewisse Zeit nötig, bis die Wärme die tiefen Mukselschichten erreicht. Zur akuten Schmerzlinderung und Entspannung aber auch vor der mobilisierenden Therapie kann eine Fango Anwendung sehr sinnvoll sein. Sie wird oft auch durch den Patienten als sehr angenehm und symptomverbessernd empfunden. Der Patient sollte jedoch darauf hingewiesen werden, dass es sich bei der Wärmetherapie zwar um eine effektive symptomverbessernde Therapieform handelt, allerdings keine langfristige Verbesserung damit zu erzielen ist, da es sich nicht um eine Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen des LWS Syndroms handelt.
Lesen Sie mehr dazu in dem Artikel Wärmetherapie
Der Schlingentisch dient bei der Behandlung des LWS Syndroms der Entlastung der Wirbelsäule und ihrer Strukturen (Wirbelgelenke, Bandscheiben). Durch das gezielte Aufhängen von Körperteilen und deren Eigengewicht in den Schlingen des Schlingentisches erfährt der Patient eine angenehme Entlastung.
Die Abnahme des Eigengewichts kann auch dem Therapeuten helfen bestimmte Techniken zur Entlastung der Wirbelsäule, wie z.B. die Traktionstechnik (Zug an der Wirbelsäule sorgt für mehr Platz zwischen den Strukturen und so zu einer Entspannung der Gewebe) durchzuführen. Eine Schlingentischbehandlung kann durchaus eine längere Zeit einer Therapiesitzung in Anspruch nehmen, besonders wenn der Therapeut begleitende Techniken anwendet. Es sollte allerdings keinesfalls jede Therapiesitzung zur Behandlung eines LWS Syndroms auf den Schlingentisch reduziert werden, da es sich bei der Therapieform um keine wirkliche Ursachenbehandlung, sondern eher um eine rein symptomatische Therapieform handelt.
Manuelle Traktion kann auf unterschiedliche Weise in der Therapie des LWS Syndroms angewendet werden. Der Therapeut kann gezielt einzelne Gelenke auf Traktion bringen, oder mit globaleren Griffe ganze Abschnitte entlasten. Die Traktionsbehandlung kann auch mit Zuhilfenahme des Schlingentisches erfolgen.
Traktion bedeutet, dass die Gelenkflächen durch Zug voneinander minimal gelöst werden. Die Versorgung des Gewebes verbessert sich, Kapselstrukturen können gedehnt werden, der Knorpel wird entlastet. Die Technik kann andauernd über einen gewissen Zeitraum (mit unter auch >10 min) in angewandt werden, oder aktiv durch den Therapeuten variiert werden. Oszillierende Traktion ist ein Wechsel aus Zug und Lösen des Zugs und ist besonders effektiv um eine Ernährung des Knorpels zu verbessern. Häufig wird die Traktionstherapie bei LWS Syndrom als angenehm empfunden. Sie kann einen relativ hohen Stellenwert innerhalb einer Therapiesitzung einnehmen, sollte allerdings nicht alleiniger Bestandteil der Therapie sein, da es sich um keine ursächliche Behandlungsmethode handelt.
In der Elektrotherapie werden unterschiedliche Stromformen eingesetzt um bestimmte Wirkungen im Gewebe zu erzielen. Hier sind Durchblutungssteigerung, eine Schmerzlinderung und eine Muskelentspannung als Therapieziel zu nennen.
Soweit keine Kontraindikationen für die Stromanwendung, wie Implantate, akute Entzündungen, Fieber oder Herzschrittmacher bestehen, kann die Elektrotherapie gut zur Behandlung des LWS Syndroms eingesetzt werden. Eine Therapiesitzung kann dabei 10-20 min dauern. Wenn ein reines Elektrotherapierezept für die Behandlung des LWS Syndroms ausgestellt worden sein sollte, dann kann jede Therapiesitzung durch Elektrotherapie gefüllt werden. Bei Krankengymnastischen Rezepten kann die Elektrotherapie ergänzend Anwendung finden, allerdings sollten auch andere Strategien, wie Weichteilbehandlung, Traktion und vor allem aktive Übungen gewählt werden. Bei der Elektrotherapie handelt es sich um eine symptomatische nicht aber eine kausale Therapieform.
Bei akuten Schmerzen im Rahmen eines LWS Syndroms greifen Patienten häufig zu schmerz- und entzündungslindernden Medikamenten. Häufig Anwendung finden Aspirin (ASS), Ibuprofen, Diclofenac oder Paracetamol. Das sind Medikamente, die in geringer Dosierung frei verkäuflich sind, aber trotzdem mit Bedacht eingenommen werden sollten.
Bewusst und kontrolliert angewandt, können die Medikamente gut Einsatz finden, bei langfristiger Einnahme ist dringend Rücksprache mit einem Arzt zu halten. Spritzen, die im Rahmen der Schmerztherapie mitunter eingesetzt werden, sollten mit Bedacht angewandt werden. Cortisonhaltige Medikamente können dauerhaft angewandt, den Knorpel und das Bindegewebe schädigen, auch wenn sie erst einmal eine gute Symptomverbesserung erzielen.
Muskelrelaxanzien können bei akuten starken Schmerzen Linderung verschaffen und direkt in die Muskulatur gespritzt werden. Sie können allerdings die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen und es sollte über die Fahrtauglichkeit und weiteres Verhalten des Patienten mit dem Arzt gesprochen werden. Muskelrelaxanzien können gegebenenfalls auch oral eingenommen werden, auch hier sind dringend Fahrtauglichkeit und Einschränkungen der Aufmerksamkeits- und Reaktionsfähigkeit zu klären.
Im Allgemeinen wird bei Beschwerden der unteren Wirbelsäule vom Lendenwirbelsäulen Syndrom gesprochen – kurz LWS Syndrom. Den unteren Rücken, die sogenannte Lendenwirbelsäule, betrifft ein Großteil der Rückenleiden und Krankheitsbilder der Wirbelsäule.
In den meisten Fällen ist der Rückenschmerz unspezifisch – das heißt, ohne erkennbare Ursache. Treten die Schmerzen plötzlich nach einer (falschen) Bewegung auf, wird im Volksmunde von einem Hexenschuss gesprochen. Oft kommen zu den Schmerzen bei einem LWS Syndrom noch ein Instabilitätsgefühl, eine herabgesetzte Belastbarkeit oder eine verminderte Beweglichkeit, hinzu. Die unterschiedlichen Symptome ergeben sich aus den unterschiedlichen Ursachen des LWS Syndroms.
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Um die Problematik verständlich zu machen, wird zunächst der anatomische Aufbau der Wirbelsäule, dem starken Mast des Rückens, erläutert. Die Wirbelsäule ist von der Seite betrachtet, geformt wie ein S und besteht aus 24 Wirbelkörpern – 5 in der Lendenwirbelsäule, 12 in der Brustwirbelsäule und 7 in der Halswirbelsäule – und ihren als Puffer und Lastverteiler zwischengelagerten Bandscheiben.
Zwischen den einzelnen Wirbeln sowie über die ganze Länge zieht sich von Kopf bis Becken ein stabilisierender Bandapparat. Es handelt sich um die sogenannte passive Stabilität. Die Halswirbelsäule ist nach vorne gewölbt. Diese Vorwölbung nennt sich Lordose. Im Anschluss folgt die Brustwirbelsäule, welche nach hinten gewölbt ist – eine sogenannte Kyphose. Zu guter Letzt folgt die Lendenwirbelsäule – wieder eine Lordose. Bei einer übermäßig ausgeprägten Lendenlordose, meist aufgrund einer zu schwachen Bauchmuskulatur, entsteht das typische Hohlkreuz. Nach der Lendenwirbelsäule folgen das Kreuz- und Steißbein, beide wieder im Sinne einer Kyphose nach hinten gewölbt.
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Des Weiteren existiert die aktive Stabilität, welche von der kräftigen Rumpfmuskulatur gebildet wird. Rücken- und Bauchmuskulatur bilden im harmonischen Zusammenspiel ein Muskelkorsett, welches das passive System schützt, stützt und bewegt. Je nach Aufbau und Verlauf haben einige Muskeln in erster Linie eine Haltefunktion und andere übernehmen die Bewegungsfunktion.
Eine weitere wichtige Struktur im Bereich der Wirbelsäule sind die Nerven. Diese entspringen im Wirbelkanal und ziehen als Spinalnerven durch kleine Löchlein zwischen den Wirbeln. Von dort ziehen sie zu verschiedenen Körperregionen, um diese mit Aufträgen des Zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) zu versorgen. Die verschiedenen Körperregionen leiten genauso Informationen ans Zentrale Nervensystem.
Ist ein Teil dieses komplexen Wirbelsäulen-Systems betroffen, kommt es zu den typischen Symptomen, welche das LWS Syndrom bezeichnet. Durch instabile Bänder, zu schwache Muskulatur, falsche Haltung und/ oder Überlastung der Bandscheiben sowie der Einengung der Nerven (Spinalkanalstenose) in ihren Austrittslöchern, kommt es oft zu bewegungsabhängigen Schmerzen.
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Das unangenehme und oft mit langanhaltenden Schmerzen verbundene LWS Syndrom ist in unserer sitzenden Gesellschaft keine Seltenheit. Einige passive und aktive Maßnahmen helfen, dem akuten Schmerz entgegen zu wirken. Auf Langzeit muss allerdings die Ursache herausgefiltert werden, um diese gezielt zu behandeln, ein geeignetes Alltags-Handling zu finden und vor allem aktiv eine kräftige Muskulatur aufzubauen, die das passive System schützen und stützen kann. Regelmäßige Bewegung und ein gesunder Lebensstil sind ausschlaggebend für anhaltenden Schmerzfreiheit.