Muskelfaserriss

Um einen Muskelfaserriss zu verstehen, sollte man sich zunächst den Feinaufbau eines Muskels ansehen. Die Aufgabe der Muskeln ist es, durch Kontraktion Bewegungen unseres Körpers zu ermöglichen. Man unterscheidet 3 Arten von Muskelgruppen:

  • glatte Muskulatur
  • die quergestreifte
  • die Herzmuskulatur

Von einem Muskelfaserriss ist in den meisten Fällen die quergestreifte Muskulatur betroffen. Diese bildet das gesamte System der Skelettmuskulatur und ist für die meisten bewussten Bewegungen verantwortlich. Ein Muskel der quergestreiften Muskulatur besteht aus vielen Muskelfaserbündel, welche von einer Bindegewebsschicht ummantelt sind (diese Bindegewebsschicht wird auch Faszie genannt). Ein Muskelfaserbündel besteht aus vielen Muskelfasern, welche wiederum aus sogenannten Myofibrillen zusammengesetzt sind, welche den Muskel zur Kontraktion ( = Verkürzung des Muskels) befähigen. Die Myofibrillen bestehen aus Sarkomeren, welche der quergestreiften Muskulatur ihren Namen geben und die kleinste Einheit des Muskels bilden.
Ein Muskelfaserriss entsteht dann, wenn der Muskel plötzlich entgegen seiner aktiven Spannung gedehnt und die Elastizität der Muskelfasern dabei überschritten wird. Dies passiert in den allermeisten Fällen beim Sport, insbesondere dann, wenn sich nicht vernünftig aufgewärmt oder gedehnt wird oder die Muskeln überlastet werden. Je nach Art und Ausmaß der Krafteinwirkung kann es zur Zerrung, zum Muskelfaserriss oder im schlimmsten Fall zum kompletten Muskelabriss kommen. Inwieweit der Betroffene den Muskelfaserriss bemerkt hängt davon ab, ob nur einzelne Fasern oder komplette Faserbündel reißen. Dies ist meist mit einschießenden Schmerzen, Blutergüssen und Schwellungen verbunden.

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Dauer

Wie lange die Heilungsphase bei einem Muskelfaserriss dauert, ist von einigen Faktoren abhängig. Dazu zählen zum einen Alter, Vorerkrankungen und Fitnesszustand des Betroffenen, sowie Art und Ausmaß des Risses. Generell gilt je schneller die Verletzung behandelt wird, desto größer sind die Heilungsaussichten.
Ein Muskelfaserriss hat allgemein eine gute Prognose innerhalb kurzer Zeit abzuheilen, wenn man rechtzeitig mit der Therapie beginnt und sich an die PECH- Regel ( Pause, Eis, Compressionen, Hochlegen) hält. Der Durchschnitt für die Zeit in der eine komplette Heilung und volle Belastbarkeit des Muskels wieder erreicht ist beträgt ca. 4-6 Wochen.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in dem Artikel: Krankengymnastik bei einem Muskelfaserriss

Oberschenkel Vorderseite

Ein Muskelfaserriss im Oberschenkel tritt sehr häufig bei Kontaktsportarten wie Fußball, Basketball oder Handball auf. Die Betroffenen bemerken die Verletzung meist durch einen akut einschießenden Schmerz im betroffenen Bereich, der als sehr stechend und stark empfunden wird. Meist muss die ausgeführte Bewegung abgebrochen werden und man kann sich nur noch humpelnd fortbewegen.
Erste-Hilfe Maßnahmen sind das Bein hochzulagern und die Stelle zu kühlen. Der Muskelfaserriss geht mit einem deutlichen Kraftverlust des beschädigten Muskels einher, so ist das Bein bei einem Muskelfaserriss im Oberschenkel nur noch eingeschränkt und unter Schmerzen belastbar und reagiert empfindlich auf Druck- oder Dehnung. Bei schweren Fällen, wo ganze Faserbündel betroffen sind kann es auch zu bleibenden Funktionsstörungen des Beines kommen.
Da es für den Behandlungserfolg wichtig ist, dass das Bein nicht übermäßig belastet ist, sollten nur Bewegungen ausgeführt werden, die keine Schmerzen bereiten. Grundsätzlich ist eine Weiterbewegung im Rahmen des möglichen nach einer 3-5 tägigen Pause aber wichtig um den Muskel mobil zu halten. Betroffene sind in der Regel nach 3-6 Wochen wieder voll belastbar.

Oberschenkel Rückseite

Ein Muskelfaserriss an der Rückseite des Oberschenkels, wird durch ruckartige Drehbewegungen und Sportarten bei denen das Knie ständig in Bewegung ist, begünstigt werden. Auch eine stärker ausgeprägte Muskulatur an der Oberschenkelvorderseite, kann zu dysbalancen führen und eine Verletzung hinten am Oberschenkel begünstigen.
Auf der Rückseite unserer Oberschenkel befinden sich zwei große Muskelstränge, die vom Gesäß zur Innenseite (musculus semimembranosus und semitendinosus) und zur Außenseite (musculus biceps femoris) des Knies führen. Werden die Muskelfasern dieser Muskelgruppen durch eine ungünstige Bewegung oder Überbelastung beim Sport verletzt kommt es auch hier sofort zu stark einschießenden stechenden Schmerzen im hinteren Oberschenkel. Neben der Schmerzen kommt es auch aufgrund der Verletzung der Blutgefäße zu Ergüssen im hinteren Bereich des Oberschenkels.
Ein Muskelfaserriss lässt sich leicht von einem blauen Fleck unterscheiden, da der Bluterguss rötlicher und nicht klar abgegrenzt ist. Oft sind die Betroffenen nach einem Muskelfaserriss hinten im Oberschenkel nicht mehr in der Lage schmerzfrei aufzutreten. Auch hier gilt dann wieder die PECH-Regel und in schwerwiegenderen Fällen sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Nach einigen Tagen Ruhe kann langsam wieder mit der Belastung begonnen werden, sofern diese schmerzfrei ist. Vollständige Belastbarkeit wird je nach Patient nach ca. 3-6 Wochen erreicht.

Bauch

Tritt ein Muskelfaserriss am Bauch auf, können die Betroffenen den Schmerz in den meisten Fällen klar von anderen Ursachen für Bauchschmerzen unterscheiden.
Der Schmerz wird als ziehend und stechend empfunden und verschlimmert sich meist durch Dehnung, Druck und Bewegung. Ein Muskelfaserriss am Bauch tritt, wie auch bei den anderen Arten von Muskelfaserrissen am häufigsten bei sportlicher Aktivität auf. Wenn die Muskulatur zu stark beansprucht wird, z.B. bei Bodybuildern wo oft ein vielfaches des eigenen Körpergewichtes gestemmt wird oder bei Sportarten mit vielen schnellen Richtungswechseln wie Fußball oder Tennis, kann es sein, dass die Muskelfasern im Bauch reißen.
Andere Ursachen, die die Entstehung eine Muskelfaserrisses am Bauch begünstigen sind zum Beispiel eine Schwangerschaft, bei der die Bauchmuskulatur stark gedehnt wird oder Husten im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft. Da die Bauchmuskeln an den meisten Bewegungen des Körpers zumindest teilbeteiligt sind empfinden die Patienten einen Muskelfaserriss als extrem anstrengend, da viele Bewegungen Schmerzen verursachen, so kann zum Beispiel selbst das Atmen weh tun.
Am besten sollte man sich auch hier 3-5 Tage komplett schonen und die Stelle kühlen (manchen Patienten tut auch Wärme gut). Mit Sport sollte man 3-6 Wochen warten und sich nur im Rahmen der Schmerzgrenze bewegen. Gerade im Bauchbereich ist es ratsam einen Arzt aufzusuchen, da die Schmerzen auch andere Ursachen haben könnten.

Wade

Der Muskelfaserriss in der Wade ist neben dem Muskelfaserriss im Oberschenkel mit eine sehr häufig vorkommende Sportverletzung. Insbesondere bei Fußballspielern, die viele schnelle Richtungswechsel machen müssen oder Tritte von ihren Gegenspielern abbekommen sind sehr gefährdet. Aber auch andere Sportarten wie Joggen, Tennis, etc. sind problematisch gerade dann, wenn sich die Sportler nicht ausreichend aufwärmen oder dehnen und die Muskulatur durch übermäßiges Training zu stark belasten.
Ein Muskelfaserriss in der Wade, zeichnet sich durch starke stechende Schmerzen aus. Eine Weiterführung der Bewegung ist oft nicht möglich und die Betroffenen können nur noch humpeln. Es ist daher auch hier besonders wichtig die PECH-Regel zu befolgen und das Bein sofort hochzulegen und zu kühlen. Gerade an der Wade ist es sehr einfach einen Kompressionsverband anzulegen um eine schnelle in Schach zu halten und die Schmerzen zu lindern.
Auf Sport muss für 3-6 Wochen verzichtet werden. Oft bildet sich in den Tagen nach der Verletzung ein rötlicher Bluterguss in der Wade, woran man auch äußerlich den Muskelfaserriss erkennen kann. Wenn die Schmerzen nach 3-5 Tagen nicht verschwinden oder zunehmen, sollte spätestens dann ein Arzt aufgesucht werden um eventuelle Faserbündel- oder Muskelabrisse auszuschließen.

Rücken

Ein Muskelfaserriss im Rücken kommt weit seltener vor als z.B. ein Muskelfaserriss im Oberschenkel oder in der Wade. Nichts desto trotz kann ein Muskelfaserriss im Rücken für den Betroffenen sehr schmerzhaft sein. Oft sind es Alltagsbewegungen, wie das Heben zu schwerer Gewichte oder eine zu schnelle Drehung des Oberkörpers, die das Reißen der Muskelfasern am Rücken begünstigen.
Je nach Art und Ausmaß des Risses, kann es sein, dass die Betroffenen keine bis kaum Schmerzen verspüren oder durch die Verletzung stark in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind. Die Schmerzen werden auch hier als ziehend und stechend empfunden und werden gerade im Lendenwirbelbereich auch oft mit einem Hexenschuss verwechselt.
Gehen die Betroffenen zum Arzt, so kann dieser mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung und der Anhörung des Unfallhergangs einen Muskelfaserriss eindeutig feststellen und entsprechende schmerzlindernde Medikamente verschreiben. Die Patienten müssen sich auch hier wie gehabt an die PECH-Regel halten und den Rücken schonen. In der Regel sind sie dann nach 3-6 Wochen wieder voll belastbar.
In seltenen Fällen, kann bei schwereren Formen oder Muskelabrissen eine Operation notwendig sein, bei der die verletzten Fasern wieder aneinander genäht werden.

Therapie

Grundsätzlich gilt bei jeder Art von Muskelfaserriss die goldene Regel: schnell handeln. Der Betroffene sollte sofort mit dem Sport oder der Bewegung aufhören und das Betroffene Körperteil schonen.
Die PECH-Regel, Pause, Eis, Kompressionen, Hochlegen ist die Standard Therapie in den ersten Tagen nach der Verletzung. Der geschädigte Muskel soll geschont werden, um wieder heilen zu können. Gegen die Schmerzen können die Patienten schmerz- und entzündungshemmende Medikamente einnehmen.
Nach der 3-5 tägigen Schonphase ist es jedoch wichtig, dass die Betroffenen wieder mobil werden, damit die Muskeln flexibel und kräftig bleiben. Bewegungen im Rahmen der Schmerzgrenze sind durchaus erlaubt, nur auf Sport sollte weiterhin verzichtet werden. Wenn ein Arzt aufgesucht wurde, verschreibt dieser unter Umständen Physiotherapie, bei welcher die Patienten durch Massagen und Bewegungstherapie Unterstützung im Heilungsprozess erhalten. Ist die Heilung gut vorangeschritten, so kann mit Kräftigungs- und Dehnübungen begonnen werden, die den Muskel wieder an die volle Belastbarkeit heranführen sollen. In den allermeisten Fällen ist ein Muskelfaserriss eine komplikationslose Verletzung die ohne weitere Probleme wieder abheilt, wenn sich die Betroffenen an die Rehabilitationszeit halten und den Muskel nicht zu früh wieder beanspruchen.

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Muskelbündelriss

Bei einem Muskelbündelriss ist nicht nur eine einzelne Muskelfaser betroffen, sondern alle Muskelfasern aus denen ein Muskelbündel zusammengesetzt ist. Entsprechend größer sind für Betroffene die Schmerzen, die extrem stark, stechend und ziehend sein können.
Ein Muskelbündelriss tritt besonders dann auf, wenn der Muskel in sehr großem Maße überansprucht wird. Dies geschieht häufig im Sport, wenn schon Vorerkrankungen vorliegen oder wenn sich nicht ausreichend gedehnt oder aufgewärmt wurde. Schon bei einem Muskelfaserriss ist eine schnelle Behandlung das A und O. Bei einem Muskelbündelriss ist dies sogar noch wichtiger, damit es nicht zu bleibenden Folgeschäden des Muskels kommt. Zusätzlich zu den Schmerzen kommt es bei einem Muskelbündelriss oft zu Bewegungseinschränkung, Schwellung, starkem Druckschmerz und in seltenen Fällen auch nervlichen Ausfällen.
Auch bei einem Muskelbündelriss gilt die PECH-Regel und der Betroffene sollte dem Muskel genügend Zeit zur Heilung geben. Bei unkomplizierten Fällen ist der Muskel dann nach 5-10 Wochen wieder voll belastbar. Wenn der Muskel allerdings nicht oder nur sehr langsam heilt, kann eine Operation nötig werden, bei der die Muskelfaserbündel wieder aneinander genäht werden. Im Rehabilitationsprozess kann Physiotherapie eine gute unterstützende Maßnahme sein, um den Muskel wieder an seine normale Bewegung und volle Belastbarkeit heranzuführen.

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Muskelzerrung

Die Muskelzerrung beschreibt die leichteste Form einer Muskelüberlastung. Besonders häufig betroffen von einer Muskelzerrung sind Oberschenkel, Wade und Rücken. Durch eine zu schnelle, unbedachte Bewegung oder eine Überbeanspruchung kommt es zur Überdehnung der Muskulatur. Dies verursacht für den Betroffenen Schmerzen. Diese werden als ziehend und krampfartig beschrieben und fühlen sich an, als wäre der Muskel verspannt.
In der Regel kann die sportliche Aktivität nicht weiter fortgeführt werden. Im Gegensatz zum Muskelfaserriss treten bei einer Muskelzerrung jedoch keine Gewebeschäden auf. Die Muskelfaser wurde nur in ihrer Elastizität überdehnt.
Auch bei einer Muskelzerrung wird nach der PECH-Regel gehandelt. Im Vergleich zum Muskelfaserriss heilt eine Muskelzerrung jedoch, wenn man sich an die Schonphase hält, schon nach 5-7 Tagen wieder ab. Bei professionellen Leistungssportlern kann es sein, dass der behandelnde Arzt zusätzlich Physiotherapie verordnet um den Betroffenen noch schneller wieder auf die Beine zu bekommen. Problematisch kann eine Muskelzerrung dann werden, wenn der Betroffene trotz der Verletzung weiter Sport treibt und damit seinen lädierten Muskel noch mehr beansprucht und reizt. Dann kann es leicht zu einem Muskelfaserriss kommen, der eine längere Auszeit und Behandlungsphase benötigt.

Umfassende Informationen zu diesem Thema finden Sie in dem Artikel Muskelzerrung.

Zusammenfassung

Zusammenfassend sind Muskelzerrung, Muskelfaserriss und Muskelbündelriss Verletzungen, die vor Allem im Leistungs- und Hobbysport sehr oft vorkommen. Im Normalfall sind die Verletzungen aber unkompliziert und heilen problemlos von alleine ab, wenn sich der Betroffene an die Regeln hält und seinem Körper genügend Zeit zur Rehabilitation zugesteht. In jedem Fall sollte bei anhaltenden oder besonders starken Schmerzen ein Arzt aufgesucht werden, um eine schwerere Verletzung auszuschließen und um gegebenenfalls weitere therapeutische Maßnahmen zu verordnen.