Eine Zerrung ist auf eine muskuläre Überbelastung bezogen, bei der die Muskelfasern, aus welchen der Muskel aufgebaut ist über ihre normale Elastizität hinweg ausdehnen müssen. Dies geschieht in der Regel bei zu hoher Beanspruchung und Sportarten, bei denen schnelle Richtungswechsel erforderlich sind, wie z.B. Sprinten, Fußball oder Tennis.
Die Betroffenen bemerken die Zerrung meistens durch einen einschießenden Schmerz und eine mögliche Bewegungseinschränkung im betroffenen Bereich. Besonders häufig tritt eine Zerrung an Oberschenkel, Wade oder Rücken auf aber auch andere Regionen können betroffen sein.
Als Sofortmaßnahme gilt für den Verletzten die PECH-Regel, das bedeutet den Betroffenen Muskel ruhigstellen (Pause), kühlen (Eis), einen Druckverband anlegen (Kompressionen) und wenn möglich Hochlegen. In den meisten Fällen bedarf eine Zerrung keiner ärztlichen Behandlung, da sie in wenigen Tagen von selbst ausheilt. Bleiben die Schmerzen jedoch bestehen oder kommt es zu starken rötlichen Blutergüssen und Schwellungen im Bereich der Verletzung, kann es sich um eine ernste Verletzung des Muskels handeln, welche vom Arzt untersucht werden sollte um Folgeschäden zu verhindern. In jedem Fall gilt: Je eher die Verletzung behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Therapie richtet sich in erster Linie auf die Beseitigung der Schmerzen und der Wiederherstellung der vollen Belastbarkeit.
Wie eventuelle Schwellungen behandelt werden könne erfahren Sie in den Artikeln:
Eine Zerrung zählt zum Glück in den meisten Fällen zu den weniger komplizierten Verletzungen und heilt in der Regel innerhalb von 5-7 Tagen von alleine problemlos ab. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sich der Betroffene schont und mit dem Sport oder der Belastung des Muskels für einige Tage aussetzt und sich an die PECH-Regel hält.
Tut er dies nicht, kann es durch die Weiterbelastung und Reizung des verletzten Muskels zu ernsthaften Verletzungen wie einem Muskelfaser- oder Muskelbündelriss kommen. Leistungssportler erhalten bei einer Zerrung oft eine physiotherapeutische Betreuung, damit die Verletzung noch besser und schneller ausheilt.
Eine Zerrung in der Wade kommt sehr häufig vor. Insbesondere bei Laufsportarten, tritt eine Wadenzerrung häufig auf. Behandelt wird diese auch nach der PECH-Regel, danach gibt es einige sanfte Übungen um die Wade wieder zu mobilisieren.
1) Dehnen der Wade
Stellen Sie sich etwa eine halbe Schrittlänge entfernt vor eine Wand. Stellen Sie dann den Betroffenen Fuß nahe an die Wand auf die ferse,sodass die Zehenspitzen die Wand berühren. Beugen Sie sich nun bei gestrecktem vorderen Bein nach vorne, bis Sie eine Dehnung in der Wade spüren. Diese sollte nicht schmerzhaft sein.
Halten Sie die Spannung ca. 15 Sekunden.
2) Kräftigung der Muskulatur
Stellen Sie sich auf eine Treppenstufe, sodass beide Fersen über die Stufe hinausragen. Drücken Sie sich nun in Zehenspitzenstand hoch. Senken Sie von dort die Fersen langsam wieder hinab.
20 Wiederholungen.
3) Sternsprung/Hampelmann
Stellen Sie sich gerade und aufrecht hin. Springen Sie nun hoch und landen mit den Beinen weiter außen. Gleichzeitig heben Sie während des Sprung die Arme über den Kopf. Springen Sie in die Ausgangsposition zurück. Erhöhen Sie das Tempo, sodass es zu einer fließenden Bewegung wird.
Versuchen Sie den Bewegungsabauf 20 Sekunden durchzuhalten
Weitere Informationen zur Wade finden Sie in diesen Artikeln:
Auch eine Zerrung im Oberschenkel zählt zu den eher häufiger vorkommenden Zerrungen. Auch sie wird durch Überbelastung meist bei Sportarten, wo schnelle Richtungswechsel erforderlich sind ausgelöst. Nach der PECH-Regel gibt es auch hier einige Übungen die den Oberschenkelmuskel wieder aufbauen.
1) Wandsitzen – Stärkung der Muskulatur
Setzen Sie sich mit dem Rücken an eine Wand. Achten Sie darauf, dass die gesamte Fläche ihres Rückens die Wand berührt. Die Beine sind 90° angewinkelt.
Halten Sie die Spannung 20 Sekunden.
2) Dehnung der Oberschenkelvorderseite
Stellen Sie sich gerade und aufrecht hin. Umfassen Sie nun mit der rechten Hand ihr rechtes Fußgelenk und ziehen den Fuß in Richtung Gesäß. Wenn nötig stützen Sie sich mit der anderen Hand ab.
Halten Sie die Dehnung 20 Sekunden, dann die Beine wechseln.
3) Kniebeugen zur Kräftigung der Muskulatur
Stellen Sie sich gerade und aufrecht hin. Die Beine sind schulterbreit auseinander. Gehen Sie nun in die Kniebeuge. Achten Sie darauf, dass ihr Rücken eine gerade Linie bildet und die Knie nicht über die Fußspitzen hinausgehen.
15 Wiederholungen.
Weitere Übungen für den Oberschenkel finden Sie in den folgende Artikeln:
Eine Leistenzerrung ist vor Allem bei Fußballspielern oder Eishockeyspielern eine bekannte Verletzung, doch auch Hobbysportler sind betroffen. Meist entseht die Leistenzerrung bei einer zu starken Spreizbewegung der Beine z.B. bei einer Grätsche, Ausrutschen oder Hürdenlaufen.
Nach der PECH- Regel und Maßnahmen wie Wärmetherapie, Reizstromtherapie und Lymphdrainage, gibt es auch hier einige nützliche Übungen zur Therapie.
1) Ausfallschritte zur Stärkung der Muskulatur
Stellen Sie sich gerade und aufrecht hin. Machen Sie mit einem Bein einen großen Ausfallschritt nach vorne. Das Kniegelenk des vorderen Bein sollte 90° angewinkelt sein. Gehen Sie nun so weit nach unten, bis das hintere Knie leicht den Boden berührt. Wieder hochdrücken und Seiten wechseln.
6 Wiederholungen pro Seite.
2) Dehnen der Leiste
Setzen Sie sich auf den Boden und bringen vor ihrem K ihre Fußsohlen aneinander, ein bisschen erinnert die Position an einen Schneidersitz, nur dass die Beine dabei nicht überkreuzt werden. Versuchen Sie nun die Füße so nah wie möglich an ihren Körper zu bekommen und drücken Sie gleichzeitig sanft mit den Händen die Knie in Richtung Boden.
Halten Sie die Spannung 20 Sekunden.
In den hier aufgelisteten Artikeln finden Sie weitere Informationen zu diesem Thema:
Bei einer Zerrung des Rückens ist der Leidensdruck des Betroffenen höher als bei anderen Arten der Zerrung, da die Muskulatur des Rückens an vielen Bewegungen des Körpers zumindest teilweise mitbeteiligt ist. Neben den üblichen Verfahren wie kühlen und schonen, sowie eventuell Wärme- und Elektrotherapie, gibt es auch hier einige Übungen die unterstützend durchgeführt werden können.
1) Dehnung der Muskulatur
Stellen Sie sich gerade und aufrecht hin, die Füße stehen allerdings nah beieinander. Beugen Sie sich nun mit rundem Rücken nach vorne. Der Kopf bildet eine Verlängerung der Wirbelsäule.Beugen Sie sich nur so weit vor wie es Ihnen schmerzfrei möglich ist. Die Arme werden nun locker links und rechts vom Körper vor und zurück geschwenkt werden.
Führen Sie die Übungen 20 Sekunden durch, dann langsam wieder in die Ausgangsposition zurückkehren.
2) Brücke zur Kräftigung der Muskulatur des unteren Rückens.
Legen Sie sich auf eine bequeme gerade Unterlage. Stellen Sie die Beine nah an ihr Gesäß auf. Die Arme liegen locker neben dem Körper. Drücken Sie nun den Rücken und das Gesäß in Richtung Decke, sodass sie eine Brücke bilden.
Halten Sie diese Position 20-30 Sekunden.
3) Kräftigung der Muskulatur des oberen Rückens
Legen Sie sich bäuchlings auf eine gerade Unterlage. Winkeln Sie die Arme 90° neben dem Körper an, sodass die Handflächen zum Boden zeigen und nun Oberhalb des Kopfes sind (Stellen Sie sich vor, dass Sie mit ihren Armen ein U bilden). Heben Sie nun Brust,Kopf und Arme einige Zentimeter vom Boden ab. Führen Sie aus dieser Position die Arme gerade nach vorne,sodass Sie gestreckt über dem Kopf sind. Kehren Sie dann in die Ausgangsposition zurück.
10 Wiederholungen.
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Eine Zerrung der Schulter ist für Betroffene sehr unangenehm, da sie den kompletten Arm aufgrund der fehlenden Muskelkraft und Schmerzen, kaum noch einsetzen können. Neben der Kälte- oder Wärmetherapie und Elektrostimulation, kann man nach einer kurzen Schonphase den verletzten Muskel wieder aktivieren.
1) Halber Hampelmann zur Kräftigung der Muskulatur
Strecken Sie die Arme seitlich vom Köper aus. Führen Sie sie nun langsam und kontrolliert über dem Kopf zusammen. Wenn gewünscht und schmerzfrei können dabei leichte Gewichte in die Hände genommen werden. Langsam wieder in die Ausgangsposition zurückkehren.
15 Wiederholungen.
2) Dehnung der Schulter
Umgreifen Sie mit der rechten Hand den linken Ellenbogen und führen dann den Arm sanft seitlich rechts am Körper vorbei. Sie sollten eine Dehnung in der linken Schulter spüren.
Halten Sie diese für 20 Sekunden.
3) Schultern kreisen zur Mobilisation
Stellen oder Setzen Sie sich aufrecht hin. Ziehen Sie nun ihre Schultern in Richtung Ohr und beginnen mit langsamen und kontrollierten kreisenden Bewegungen der Schultern.
10 mal vorwärts und 10 mal rückwärts.
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Auch eine Zerrung am Oberarm kann den Betroffenen stark einschränken. Nach der Ruhephase und dem Abklingen der akuten Schmerzen, kann der lädierte Muskel durch diese Übungen langsam wieder mobil gemacht werden.
1) Kräftigung der Muskulatur an der Oberarm Vorderseite
Nehmen Sie ein leichtes Gewicht in die Hand des verletzten Armes. Halten sie den Arm seitlich neben dem Körper. Der Unterarm zeigt nach vorne und ist im Ellenbogengelenk 90° gebeugt. Bringen Sie nun das Gewicht in Richtung Schulter, dabei bewegt sich nur der Unterarm.
10 Wiederholungen.
2) Kräftigung der Muskulatur an der Oberarm Rückseite
Nehmen Sie ein leichtes Gewicht in die Hand des verletzten Armes. Winkeln Sie den Arm seitlich über dem Kopf an,sodass die Hand mit dem Gewicht in Richtung Rücken zeigt. Wenn nötig stabilisieren Sie den Ellenbogen mit der gesunden Hand. Führen Sie nun den Arm in eine gerade Streckung über dem Kopf, es sollte sich hauptsächlich nur der Unterarm bewegen.
15 Wiederholungen.
3) Dehnung der Oberarmmuskulatur
Stellen Sie sich seitlich etwa eine halbe Schrittlänge entfernt neben eine Wand. Den Wandnäheren Arm führen Sie nun nach hinten, sodass er auf Schulterhöhe mit der Wand ist. Nur die Handfläche des Armes berührt die Wand. Sie sollten nun eine Dehnung im Bereich des Oberarms und der Schulter spüren.
Halten Sie diese 20 Sekunden.
Weitere Informationen zu diesem Thema findenSie in den hier aufgelisteten Artikeln:
Bei einem Muskelfaserriss kommt es, wie der Name schon verrät zu einem Reißen der Muskelfasern in den Faserbündeln des Muskels.
Im Gegensatz zu einer Zerrung tritt dabei also eine Gewebeschädigung auf, die für den Betroffenen schmerzhafter und langwieriger ist. Auch ein Muskelfaserriss entsteht in erster Linie durch eine Fehl- oder Überbelastung des Muskels und kommt bei Kontaktsportarten wie Fußball und Basketball, sowie bei Sportarten mit vielen Richtungswechseln wie Tennis häufig vor.
Die Symptome bei einem Muskelfaserriss sind stärker ausgeprägt als bei einer Zerrung. Die Betroffenen beschreiben einen stechenden,starken Schmerz, der in der Regel mit einer Bewegungseinschränkung verbunden ist. Aufgrund der verletzten Blutgefäße entsteht meist ein rötlicher Bluterguss, der auch mit einer Schwellung einhergeht.
Die Erste-Hilfe Maßnahme ist auch hier die PECH-Regel. Für den Betroffenen dauert es im Anschluss aber länger, bis der Muskel wieder seine volle Belastbarkeit erreicht hat. Die Akutphase der Verletzung mit Schmerzen dauert meistens 5-7 Tage. Im Anschluss kann und soll der Muskel wieder belastet werden, Sport sollte aber noch nicht wieder gemacht werden, da dies den Muskel überstrapazieren könnte. Einfach Übungen zur Kräftigung und Mobilisation sollen den Muskel wieder an die volle Belastbarkeit heranführen. Diese ist in der Regel bei unkompliziertem Verlauf nach 3-6 Wochen wieder erreicht.
Weitere Informationen finden Sie in den folgenden Artikeln:
Zusammenfassend ist eine Zerrung eine gut zu behandelnde Verletzung mit sehr guten Heilungsvoraussichten. Wenn sich der Betroffene an die PECH-Regel hält und seinen Muskel einige Tage schont und auf Sport verzichtet, so heilt die Verletzung meist innerhalb von 5-7 Tagen ab. Auch hier gilt: Bleiben die Schmerzen bestehen oder verschlimmern sich, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden um ernste Verletzungen auszuschließen Durch einfache Aufwärm- und Dehnübungen vor und nach dem Sport kann dem Auftreten von Zerrungen im Allgemeinen entgegengewirkt werden.