Physiotherapie bei Multipler Sklerose

Bei multipler Sklerose handelt es sich um eine neurologische Erkrankung, die in unterschiedlicher Form verlaufen kann. Sie ist chronisch und fortschreitend.  Es kommt zu immer wieder auftretend Schüben oder die Erkrankung nimmt einen schleichenden Verlauf. Es handelt sich um eine Autoimmunreaktion gegen das körpereigene Myelin - die Isolationsschicht der Nerven. Durch die Entzündungen können die Myelinscheiden um die Nerven zerstört werden und sich so genannte Plaques bilden. Dies kann zentral im Gehirn aber auch an den peripheren Nerven geschehen und zu neurologischen Ausfällen führen. Sensibilitätsstörungen, Missempfindungen, Muskelschwächen oder eine Ataxie (unkontrollierte Bewegungen), aber auch Blasenfunktionsstörungen oder Beeinträchtigungen des Sehnervs sind möglich. Neben einer medikamentösen Therapie nimmt die physiotherapeutische Behandlung bei MS einen hohen Stellenwert ein um den Funktionsverlust möglichst lange einzuschränken oder auch um Kompensationsmechanismen zu erarbeiten.

Falls Sie mehr zu den Anzeichen einer Multiplen Sklerose wissen möchten, empfehlen wir Ihnen unsere Seite zu: Symptomen einer Multiplen Sklerose

Eine weitere Erkrankung der peripheren Nerven ist die Polyneuropathie, falls Sie sich hierzu weitere Informationen zu Gemüte führen möchten, lesen Sie diesen Artikel:

Behandlung

Patienten, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, erhalten häufig ein Rezept für „Krankengymnastik (ZNS) auf neurologischer Grundlage“. Dieses kann auch außerhalb des Regelfalls als Dauerrezept verordnet werden. Es gibt verschiedene Therapiekonzepte, die der Arzt verordnen kann, und nach denen die Behandlung dann aufgebaut wird. Klassische Beispiele sind Vojta-Therapie, PNF oder Bobath.

Bei der Vojta-Therapie werden verschiedene, genau definierte Reflexpunkte aktiviert, während sich der Patient in einer vorgeschriebenen Ausgangsposition befindet. Durch die Aktivierung können bestimmte Bewegungsmuster abgerufen werden, die einen physiologischen Muskeltonus bewirken und eine Spastik oder eine Ataxie verbessern können.

Weitere Informationen finden Sie hier: Krankengymnastik nach Vojta

Bei PNF (propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation) handelt sich sich um ein Übungskonzept bei 3 dimensionale Bewegungenausgeführt werden, die durch verschiedene therapeutische Hilfestellungen, Widerstände oder Reize unterstützt werden. Verschiedene Formen der Muskelaktivität und Druck und Zug auf Gelenke spielen eine große Rolle. Auch dieses Konzept dient der Tonusregulation und der Verbesserung der Fähigkeit Alltagsaktivitäten zu bewältigen. Die Selbstständigkeit hat einen hohen Stellenwert bei PNF.

Weitere Informationen finden Sie hier: PNF

Auch das Bobath Konzept zielt darauf ab, dem Patienten möglichst viel Selbstständigkeit in seinem Leben zu ermöglichen. Der Therapeut erarbeitet mit dem Patienten Bewegungsabläufe, Transfers und Aktivitäten und unterstützt ihn dabei an so genannten Schlüsselpunkten. Auch in diesem Konzept ist die Körperwahrnehmung sehr wichtig. Gezielter Druck und Rotationsbewegungen des Körpers unterstützen die Tonusregulation. Der Patient soll wenn möglich, den physiologischen Bewegungsweg wieder erlernen, oder gute Kompensationsmechanismen erarbeiten, um sich im Alltag möglichst selbstständig verhalten zu können.

Weitere Informationen finden Sie hier: Krankengymnastik nach Bobath

Natürlich können bei der Therapie Techniken der einzelnen Konzepte gemischt werden, oder auch Behandlungsmethoden aus anderen Bereichen der Physiotherapie genutzt werden, wenn die Symptome des Patienten dies anzeigen.

Informieren Sie sich auch über das Thema: Krankengymnastik bei MS

Ziele

Übergeordnetes Ziel der Physiotherapie bei MS Patienten ist die Verbesserung oder der Erhalt der Fähigkeit des Patienten seinen Alltag selbstständig meistern zu können, Beweglichkeit zu verbessern und zu erhalten. Hierzu wird die Steigerung der Propriozeption angestrebt. Propriozeption ist die Eigenwahrnehmung, die durch Sensoren in Haut, Sehnen, Bändern, Muskeln und Gelenken vermittelt wird. Durch eine gute Propriozeption verbessert sich häufig eine Spastik, auch Gleichgewichtsprobleme können behoben werden.

Letzteres ist ebenfalls ein Ziel der Behandlung bei MS: Eine Verbesserung des Gleichgewichts und der Koordination zum Beispiel durch ein Gangtraining. Stabilität ist ebenfalls ein wichtiger Schwerpunkt, den es in der physiotherapeutischen Behandlung zu verbessern gilt. Wenn der Patient den Rumpf stabil halten kann, folgt häufig auch eine Tonusveränderung. Da es bei MS auch zu Spastiken, Ataxien oder Lähmungen kommt gilt es durch gezielte neurologische Techniken eine Tonusregulation durchzuführen um eine normale, physiologische Muskelfunktion zu gewährleisten. Durch Lähmungen oder Spastiken folgen auch orthopädische Probleme, da Gelenke nicht mehr physiologisch genutzt werden. Hier gilt es durch Mobilisation und Dehnung die Gelenke beweglich und funktionsfähig zu erhalten. Die Therapie bei MS Patienten ist auch sehr individuell an den Patienten anzupassen, so kann ein Beckenbodentraining integriert werden, Transfers z.B. vom Sitzen in den Stand oder andere Inhalte des täglichen Lebens können gezielt verbessert werden. Der Patient sollte bei der Zielsetzung mit einbezogen werden.

Praxisadressen in Hauptstädten

Physiotherapie Praxen können, wenn es Therapeuten mit der entsprechenden Fortbildung gibt, Krankengymnastik (ZNS) auf neurophysiologischer Grundlage behandeln. Viele Praxen bieten Vojta, Bobath oder PNF an. Es gibt allerdings auch extra auf neurologische Patienten spezialisierte Therapiezentren wie:

- Hamburg: physiotherapiepunkt Eimsbüttel, Osterstrasse 36-38, 20259 Hamburg

  • Bremen:Ambulantes Behandlungs Centrum Birgit Schubert, Contrescarpe 101, 28195 Bremen

  • Berlin: Neuro Rehabilitations Praxis Berlin, Bundesallee 34,10717 Berlin

  • Kiel: Körperzeit, Praxis für Physiotherapie Frank Simat, Mathias Reimann, Sophienblatt 46, 24114 Kiel

  • Potsdam: Hellmuth und Thiel, Praxis für Sensomotorik und Rehabilitation GmbH, Lennéstraße 74/75, 14471 Potsdam

  • Schwerin: Reha Zentrum Schwerin, Wuppertaler Straße 38 a, 19063 Schwerin

  • Düsseldorf: Praxis für Physiotherapie & Krankengymnastik Bossert & Junggebauer, Hohenzollernstraße 5, 40211 Düsseldorf

  • Hannover: Praxis Coelho, Sutelstraße 79, 30659 Hannover

  • Erfurt: DMSG Landesverband Thühringen, Moskauer Pl. 15, 99091 Erfurt

  • Dresden: Physiotherapiepraxis Veit Leplow, Wiener Straße 80A , 01219 Dresden

  • Magdeburg: Ambulantes Therapiezentrum, Havelstraße 23, 39126 Magdeburg

  • Mainz: Marko Bast, Germanikusstraße 8, 55131 Mainz

  • Wiesbaden: Christine Blass und Udo Cordel GbR, Pfarrer-Rudolf-Straße 29, 55435 Gau-Algesheim

  • Stuttgart: Brümmer Physiotherapie, Praxiszentrum Gänsheide, Libanonstraße 4 + 6, 70184 Stuttgart-Ost

  • München: Physio Med, Kopernikusstraße 9, 81679 München

  • Saarbrücken: Praxis Vitalité, Futterstraße 18, 66111 Saarbrücken

Zusammenfassung

Bei der MS handelt es sich um eine chronisch Erkrankung die nicht heilbar ist. Neben der medikamentösen Therapie ist eine lebenslange physiotherapeutische Behandlung wichtig um eine physiologische Körperfunktion möglichst gut und lange zu erhalten oder zu verbessern. Krankengymnastik auf neurophysiologischer Grundlage kann außerhalb des Regelfalls als Dauerrezept verordnet werden. Die Behandlung kann Inhalte aus den Konzepten Bobath, Vojta oder PNF behinhalten und diese bei bedarf auch mischen oder durch andere physiotherapeutische Techniken ergänzen um das oberste Ziel - den Erhalt der Selbstständigkeit- zu verfolgen. KG /ZNS auf neurophysiologischer Grundlage wird von vielen Praxen angeboten. Es gibt auch Therapiezentren, die sich auf die Behandlung von MS-Patienten spezialisiert haben.