Auch wenn eine Schulterinstabilität in verschiedenen Formen und Schweregraden auftreten kann und die Ursache von Patient zu Patient verschieden ist, ist das primäre Ziel der physiotherapeutischen Behandlung den Patienten schmerzfrei zu bekommen und die Stabilität der Schulter zu verbessern. Die Physiotherapie ist heute ein essentieller Bestandteil der konservativen Therapie, wenn sich gegen eine Operation entschieden wird (natürlich ist die Physiotherapie auch als Vor- und Nachsorge zur Operation unabdingbar).
Anamnese:
Kommt ein Patient mit der Diagnose "Schultergelenksinstabilität" in die physiotherapeutische Einrichtung, besteht die erste Sitzung normalerweise aus einer Anamnese, also einer Befunderhebung. Hierbei wird der behandelnde Physiotherapeut mit Hilfe der Krankenunterlagen des Patienten und gezielten Fragen in einem persönlichen Gespräch sowie einer physischen Untersuchung die vorhandenen Probleme feststellen.
Therapieplan/ Therapie:
Auf Grundlage dessen wird dann in Zusammenarbeit mit dem Patienten ein individueller Therapieplan erstellt. Da eine Schulterinstabilität in verschiedenen Formen vorliegen kann, kann es sein, dass die einzelnen gewählten Übungen etwas voneinander abweichen können. Auch der Grad der Belastung richtet sich nach Schwere und Ausmaß der Instabilität. Um die Schmerzen des Patienten zu lindern, können auch Therapieformen wie Kälte-, Wärme-, Elektrotherapie, manuelle Therapie und Bewegungstherapie eingesetzt werden. Ob eine rein konservative Behandlung für den einzelnen Patienten sinnvoll und erfolgversprechend ist, hängt von der Ursache der Schulterinstabilität ab. Zusätzlich spielen auch Alter des Patienten, Vorerkrankungen und Fitnesslevel eine wichtige Rolle bei der Einschätzung der Erfolgschancen.
Compliance:
Während der Therapie ist es wichtig, den Fortschritt regelmäßig zu kontrollieren, indem zum Beispiel bildgebende Maßnahmen wie Röntgen durchgeführt werden oder der Physiotherapeut verschiedene Bewegungstests mit dem Patienten durchführt. Auch die aktive Mitarbeit und konsequentes Training auch zu Hause, die sogenannte Compliance (Therapietreue) ist sehr wichtig um eine bestehende Schulterinstabilität auch längerfristig in den Griff zu bekommen.
Viele der Übungen, welche bei der Behandlung einer Schulterinstabilität durchgeführt werden, können die Patienten auch zuhause in Eigenregie weiter fortführen. Wichtig ist, dass immer Übungen gemacht werden, die an das individuelle Beschwerdebild angepasst sind. Einige Übungen sind im Folgenden beschrieben.
1.) Arm pendeln zur Mobilisation des Schultergelenks
Stellen Sie sich gerade hin und beugen dann den Oberkörper nach vorne, sodass die Arme locker vor dem Körper herab hängen. Führen Sie nun Pendelbewegungen aus, bei denen abwechselnd die Arme vor dem Körper hin und herschwingen.
2.) Kräftigung der Schultermuskulatur
Setzen Sie sich gerade und aufrecht auf einen Stuhl. Die Arme hängen seitlich am Körper. Ziehen Sie nun ihre Schulterblätter maximal nach hinten. Halten Sie die Spannung für ca. 15 Sekunden. Wiederholen Sie die Übung 3 mal. Als Variante können die Arme in 90° Beugung auf Schulterhöhe parallel zum Boden mit nach hinten gezogen werden.
3.) Kräftigung und Stabilität
Strecken Sie ihre Arme seitlich vom Körper aus. Führen Sie die Arme in gestreckter Haltung langsam über dem Kopf zusammen, bis sich die Handflächen berühren. Achten Sie darauf, dass die Schulterblätter konstant zusammengezogen und fixiert sind. Kehren Sie dann, genauso langsam, wieder in die Ausgangsposition zurück. Wiederholen Sie das Ganze 10 mal.
4.) Stabilisierung der Schultern
Setzen Sie sich gerade und aufrecht auf einen Stuhl und legen die Handflächen auf Brusthöhe vor dem Körper aneinander. Nun drücken Sie so feste es Ihnen möglich ist die Handflächen gegeneinander. Halten Sie die Spannung 15 Sekunden. Wiederholen Sie die Übung 3 mal mit kurzen Pausen zwischen den einzelnen Durchgängen.
5.) Dehnung der Schulterkapsel
Heben Sie einen Arm vor der Brust im rechten Winkel an und umfassen mit der anderen Hand dessen Ellenbogen. Nun führen Sie mit der Hand den Ellenbogen in Richtung der anderen Schulter, bis Sie eine Dehnung spüren. Halten Sie diese für 20 Sekunden, dann die Seite wechseln.
6.) Kräftigung und Mobilität
Begeben Sie sich in den Vierfüßlerstand, sodass die Handflächen unter den Schultern und die Knie unter der Hüfte sind. Heben Sie nun den rechten Arm und strecken ihn gerade nach vorne aus. Achten Sie darauf, dass der linke Arm trotzdem gerade bleibt. Halten Sie die Position 20 Sekunden und wechseln dann die Arme. Zur Erschwerung kann zeitgleich mit dem Arm auch das entgegengesetzte Bein gestreckt angehoben werden.
Weitere Übungen für die Schulter finden Sie in den Artikeln:
Eine bestehende Schultergelenksinstabilität sollte niemals unbehandelt bleiben, da es zu ernsthaften Folgeschäden kommen kann. Die Behandlung während der Physiotherapie besteht zum großen Teil aus Kräftigung- und Stabilisierungsübungen, die entweder am Gerät oder ohne Hilfsmittel ausgeführt werden und das Ziel haben, die Schultergelenksinstabilität auszugleichen. Bereits bestehende Schädigungen am Gelenk, Knorpel, Sehnen oder Bändern können durch die physiotherapeutische Behandlung nicht geheilt werden. Wenn die Muskulatur allerdings ausreichend und korrekt trainiert wird und auch unter Umständen ein Bewegungstraining für den Patienten stattfindet, so können die Defizite gut ausgeglichen werden, sodass auch ein normaler Alltag wieder möglich ist. Der Artikel Physiotherapie nach einer Schulterluxation könnte Sie diesbezüglich noch interessieren.
Insgesamt kann gesagt werden, dass die Physiotherapie bei der Behandlung von Schultergelenksinstabilitäten aller Art eine entscheidende Rolle spielt. Sei es als konservative Therapiemethode oder als Vor- und Nachbehandlung zu einer Operation. Um eine gute Stabilität des Schultergelenkes wieder herzustellen und das Auftreten weiterer Probleme zu vermeiden, kann die Physiotherapie signifikante Erfolge verzeichnen. In welchem Umfang und wie schnell die Schulterstabilität wieder hergestellt werden kann, richtet sich dabei nach verschiedenen Faktoren wie der Ursache der Schulterinstabilität, der Schwere und des Ausmaßes der Schädigungen und die persönliche Krankheitsgeschichte des Patienten. Durch eine gute Zusammenarbeit von Patient, Physiotherapeuten und Ärzten kann es jedoch gelingen, die Schmerzen des Patienten zu lindern und den individuell bestmöglichen Zustand zu erreichen.
Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren: KrankenKrankengymnastik nach einer Schulteroperation