Ein wichtiger Wettkampf steht bevor – natürlich wird in den Wochen davor intensiv trainiert. Doch plötzlich treten bei Belastung Schmerzen an der Wade und am Außenknöchel auf, die bis in den Fuß ausstrahlen. Gegebenenfalls ist der Knöchel auch geschwollen, gerötet und überwärmt und der Betroffene kann kaum mehr richtig auftreten. Was ist passiert?! Die Symptome deuten auf eine Über- oder Fehlbelastung der Peronealsehnen hin.
Eine Peronealsehnenentzündung ist eine langwierige Erkrankung. Damit die Symptome abklingen, muss die Sehne für mehrere Wochen ruhiggestellt werden. Diese Maßnahme hilft den Sehnen, birgt aber die Gefahr, dass sich die Muskulatur in den Beinen abschwächt. Daher ist es wichtig, dass der etroffene leichte Dehn- und Kräftigungsübungen durchführt. Allerdings dürfen die Übungen niemals den Schmerz verstärken. Daher empfiehlt es sich, die Übungen gemeinsam mit einem erfahrenen Physiotherapeuten zu erarbeiten. Dieser wird zunächst den Fuß begutachten, um zu entscheiden, ob das Fußgewölbe normal oder zu stark (=Hohlfuß) ausgeprägt ist. Im letzten Fall neigt der Fußknöchel nämlich zu einer Innendrehung und die Peronealsehnen werden bei jedem Schritt großen Belastungen ausgesetzt. Der Physiotherapeut zeigt Betroffenen Übungen, die den Hohlfuß reduzieren, wie z.B.:
Übung gegen Hohlfuß 1: Der Betroffene steht mit beiden Füßen hüftbreit auf einem Balance-Pad. Nun wird er gebeten, die großen Zehe, die Ferse und das Fußgewölbe nach unten in das Balance-Pad zu drücken. Die Zehen dabei möglichst spreizen und nicht krallen. Position 5 Sekunden halten. 10 Wiederholungen.
Übung gegen Hohlfuß 2: Der Patient sitzt auf einem Stuhl, die Füße stehen unterhalb der Knie etwa hüftbreit auf dem Boden. Der Physiotherapeut legt ein dünnes Reissäckchen quer unter den Hohlfuß. Die Aufgabe des Betroffenen besteht darin, sein Fußgewölbe möglichst abzusenken, damit es auf dem Reissäckchen aufliegt. Position 5 Sekunden halten. 10 Wiederholungen. Steigerung: Der Physiotherapeut zieht leicht an dem Reissäckchen. Der Betroffene soll das Säckchen nicht verlieren.
Zudem wird der Physiotherapeut eine Ganganalyse durchführen. Viele Betroffene laufen vermehrt in Varus-Stellung des Fußgelenks. Das bedeutet, dass die Fersen nach innen gedreht und der Fußknöchel vermehrt nach außen gebogen ist. Die Peronealsehnen sind dadurch einer starken Belastung ausgesetzt. Betroffene lernen in einer Gangschule bewusst und in physiologischer Form abzurollen. Zunächst werden dafür Gehbewegungen im Stand geübt; Sie trainieren zusätzlich die Stabilität und Kraft der Fuß- und Sprunggelenksmuskulatur. Gegebenenfalls ergänzt der Physiotherapeut isolierte Übungen mit dem Theraband.
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Zudem wird der Physiotherapeut mit dem Betroffenen vermehrt exzentrische Übungen, d.h. Übungen bei denen die Muskeln sich während der Streckung zusammenziehen, durchführen. Sie haben sich in Studien als besonders wirksam bei Sehnenentzündungen erwiesen. Wenn die Symptome abgeklungen sind, eignen sich Dehn- und Kräftigungsübungen der Unterschenkelmuskulatur, um mögliche Dysbalance auszugleichen und die gesamte Muskulatur zu stärken. Das sind z.B. Übungen auf dem Wackelbrett, Kniebeugen, Ausfallschritte oder der Fersenstand.
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Die Peronealsehnen verbinden die seitliche Unterschenkelmuskulatur mit dem Fuß und übertragen deren Kraft auf den Fuß. Man unterscheidet zwischen der Peronealsehne für den kurzen Wadenbeinmuskel (Musculus peronaeus brevis) und der Peronealsehne für den langen Wadenbeinmuskel (Musculus peronaeus longus). Werden die Peronealsehnen überlastet, meist bei Sportarten wie Ballett, Radfahren oder Laufen, entzündet sie sich. Dann treten, wie oben beschrieben, Schmerzen unter Belastung auf. Kippt der Betroffene den Fuß nach außen, verstärken sich die Schmerzen, da in dieser Position die Sehne gedehnt wird. Oft schwillt die Peronealsehne auf Höhe des Außenknöchels an, da die Sehne hier über das Sprunggelenk zieht und stark gereizt wird. In manchen Fällen wird durch eine solche Schwellung der Nervus surales beeinträchtigt, sodass Gefühlsstörungen wie Brennen oder Kribbeln an der Außenseite des Fußes auftreten. Gegebenenfalls bilden sich auch Wassereinlagerungen oder kleine Blutergüsse.
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Die Behandlung einer Peronealsehnenentzündung erfolgt in erster Linie konservativ. Dabei ist eine vorübergehende Ruhigstellung des Sprunggelenkes unerlässlich, damit sich die entzündete Sehne beruhigen kann. Deshalb wird Betroffenen ein absolutes Sportverbot ausgesprochen. Das bedeutet, dass entzündungsauslösende Bewegungen, v.a. ruckartige Bewegungen, wie Abstoppen, Richtungswechsel oder Grätschen, unterlassen werden müssen. Erst wenn die Entzündung vollkommen abgeklungen ist, darf eine erneute Belastung erfolgen. Trotzdem ist eine komplette Ruhigstellung des Beins und des Fußes nur in ganz seltenen Fällen erforderlich. Die komplette Immobilisierung birgt nämlich die Gefahr, dass der Heilungsprozess dadurch verzögert wird, dass sich die Muskulatur abschwächt. Eine begleitende Physiotherapie hilft dem Abbau entgegenzuwirken. Oftmals verschreibt der Arzt Betroffenen zusätzlich antientzündliche und schmerzlindernde Salben, die der Betroffene direkt auf die schmerzenden Stellen auftragen kann. Wichtig ist die Ursachenfindung und dieser durch gezielte Übungen entgegen zu wirken. Solche Übungen zielen auf eine Kräftigung und Beweglichkeit des Sprunggelenks ab. Zudem werden verkürzte Muskeln aufgedehnt und eventuelle Verklebungen von Faszien gelöst. Lesen Sie mehr zur Therapie in dem Artikel Physiotherapie bei einer Peronealsehnenentzündung
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Sprechen Therapeuten oder Ärzte vom „Tapen“, meinen sie die Applikation von selbsthaftenden, elastischen Klebestreifen (sogenannte Kinesio-Tapes) auf der Haut. Ihre Wirkungsweise ist noch nicht wissenschaftlich geklärt, allerdings gibt es zahlreiche positive Erfahrungsberichte. Bei einer Peronealsehnenentzündung kann das Tapen helfen, dem Sprunggelenk mehr Stabilität zu verleihen, die Schmerzen zu lindern und eine mögliche Schwellung zu reduzieren. Bei der Anwendung der Tapes gibt es verschiedene Anlegetechniken. Im Folgenden wird daher nur eine Möglichkeit beschrieben. Der Betroffene setzt sich auf eine Behandlungsbank, sodass er seine Beine vollständig ausstrecken kann und der Fuß der betroffenen Seite über das Ende der Bank hinausragt. Nun zieht der Betroffene seine Zehen zu sich an, damit sich der Außenknöchel im rechten Winkel, Neutralstellung (90°), befindet. Das erste Tape wird mit einem Ende an der Innenseite des Fersenbeins befestigt. Von dort aus wird das Tape mit Zug quer über die Fußsohle hin zum Außenknöchel und über den schmerzhaftesten Punkt (meist oberhalb des Außenknöchels) gerade nach oben entlang der Außenseite der Wade gezogen. Ohne Zug wird das Tape dort glattgestrichen. Ein zweites Tape wird quer an der Innenseite des Fußes angelegt und von dort mit Zug nach hinten um die Ferse und das Sprungbein herum geklebt.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Kinesiotape
Die Peronealsehne reißt nur in seltenen Fällen. Wenn es passiert, dann meist in Folge eines akuten Traumas. Oft trifft es Läufer oder Fußballspieler. Die Peronealsehne kann aber auch reißen, wenn sie jahrelang überlastet wurde und vorgeschädigt war. Es treten starke Schmerzen auf, sodass Betroffene meist nicht mehr auftreten können. Wenn die Peronealsehne reißt, unterscheiden die Ärzte, ob es sich entweder um einen Längsriss innerhalb der Sehne, dem sogenannten „Peroneal Tendon Split Syndrom“ handelt oder ob die Sehne aus ihrem Gleitlager gerutscht ist. Die Unterscheidung ist für die Behandlung entscheidend, sodass zunächst eine Kernspintomographie (MRT) durchgeführt wird. Mit diesem Diagnoseverfahren kann die Verletzung gut dargestellt und beurteilt werden, wo sich der Riss befindet. Das Peroneal Tendon Split Syndrom zeigt sich beispielsweise am häufigsten auf Höhe des Außenknöchels und betrifft meist die Sehne des kurzen Wadenbeinmuskels. Handelt es sich jeweils um eine frische Verletzung, kann mit einer konservativen Therapie begonnen werden. Diese besteht hauptsächlich darin, dass das Sprunggelenk für mindestens 6 Wochen in einer Unterschenkel-Fuß-Orthese (Walker) ruhigzustellen. In den meisten Fällen jedoch erfolgt die Diagnose erst verzögert, sodass eine Operation erforderlich ist.
Bei einer Peronealsehnenentzündung ist eine Operation meistens nicht notwendig. Falls die Entzündung allerdings dadurch hervorgerufen wird, dass ein Knochenvorsprung die Sehne reizt, kann eine Operation helfen. Bei der Operation würde dann der Knochensporn abgetragen und die Sehne gereinigt werden. Eine weitere Indikation für eine Operation besteht dann, wenn die Entzündung der Sehne zu einem Riss geführt hat. Dann werden im ersten Schritt entstandene Ergüsse entfernt und die Sehne repariert. Umfasst ein Längsriss weniger als 50% der Länge der Sehne, wird der eingerissene Teil entfernt. Ist der Riss aber länger als 50%, muss die Sehne gereinigt und mit benachbarten, intakten Sehnen vernäht werden. In vielen Fällen wird der Kanal, in dem die Peronealsehne verläuft, geglättet und vertieft, damit die Sehne einen besseren Schutz hat und nicht weiter aufgerieben wird. Außerdem wird so einem Herausspringen der Sehne (Luxation) vorgebeugt. In den meisten Fällen wird durch eine Operation die volle Belastbarkeit der Peronealsehne und damit auch die Sportfähigkeit wiederhergestellt. Allerdings erst nach einer 12-wöchigen Nachbehandlungszeit: In den ersten 6 Wochen nach der Operation müssen Betroffene einen Unterschenkelgips tragen. In den darauffolgenden 8 Wochen wird die Belastung stufenweise gesteigert. Frühestens nach 13 Wochen dürfen Betroffene den Fuß wieder voll belasten.
Bei einer Peronealsehnenentzündung können ergänzend physikalische Maßnahmen, wie z.B. eine Ultraschallbehandlung, die Entzündung lindern. Ist die Ursache der Entzündung ein ausgeprägter Hohlfuß, können speziell angefertigte Schuheinlagen helfen. Viele Betroffene berichten, dass Kälteanwendungen, wie z.B. Kühlpacks oder Quarkumschläge, die Schmerzen reduzieren. Gegebenenfalls können auch Akupunktur oder homöopathische Mittel, wie z.B. Arnica, helfen.
Eine Entzündung der Peronealsehnen ist eine langwierige Erkrankung, die oft in Folge einer Über- oder Fehlbelastung auftritt. Die Behandlung erfolgt konservativ und besteht primär aus der Ruhigstellung und Entlastung der Peronealsehne. Physiotherapie hilft Betroffenen, damit sich die umliegende Muskulatur während der Zeit der Immobilisierung nicht abschwächt und bei der langsamen Belastungssteigerung nach Abklingen der Symptome. In den meisten Fällen, kann mit der konservativen Therapie die Belastbarkeit wieder vollständig hergestellt werden. Erst wenn sich die Entzündung auch nach mehreren Monaten nicht bessert oder die Sehne gerissen ist, ist eine chirurgische Versorgung erforderlich.
Weitere Informationen finden Sie auch bei Dr. Nicolas Gumpert (Orthopäde in Frankfurt) unter: Peronealsehnenentzündung - Lumedis - Orthopäden