Die Hüftarthrose, auch Coxarhtrose ist neben der Kniegelenksarthrose die häufigste Verschleißerscheinung des Mensch an den Gelenken der Extremitäten. Bei der Hüftarthrose handelt es sich wie bei jeder Arthrose um eine Degeneration, also den irreversiblen Verschleiß eines Gelenks. Es kommt zur Abnutzung des Gelenkknorpels, bis hin zu völlig knorpelfreien Stellen, wodurch der Gelenkspalt sich verschmälert. Weiterhin werden sogenannte Osteophyten gebildet, das sind Knochenanbauten an den Gelenkknochen um trotz der veränderten Form eine gute Kraftübertragung im Gelenk zu gewährleisten. Häufig sorgen diese Anbauten neben den entstehenden Abriebprodukten und der fehlenden Knorpelschicht über dem Knochen für Schmerzen und Entzündungen des Gelenks. Es kommt ebenfalls zu Verspannungen der Muskulatur und zu Einschränkungen der Gelenkbeweglichkeit durch eine Veränderung des Kapsel-Band-Apparates.
Eine Arthrose verläuft in verschiedenen Stadien. Anfangs äußert sich die Hüftarthrose häufig über so genannte Anlaufschmerzen. Das heißt, dass Beschwerden zunächst zum Beispiel nach längerem Sitzen auftreten und mit der Bewegung wieder verschwinden. Später können die Schmerzen auch dauerhaft auftreten, während der Bewegung oder sogar in Ruhe. Häufige Schmerzregionen der Hüftarthrose sind die Leiste, der vordere Oberschenkel oder auch der untere Rücken. Therapeutisch kann lange konservativ behandelt werden. Durch Krankengymnastik, Pufferabsätze zur Entlastung, Gehstöcke, Salben oder Elektrotherapie. Bei starken Einschränkungen und Schmerzen ist eine Operation indiziert. Mittel der Wahl ist meist der Gelenkersatz, die sogenannte Total-Endoprothese (TEP). Im Anschluss an eine Operation findet meist eine intensive Rehabilitation statt, in der unter anderem die Gelenk- und Muskelfunktion krankengymnastisch wieder verbessert wird.
Mehr Informationen zu diesem Thema erfahren sie unter Krankengymnastik nach Hüft-TEP.
Bei der konservativen Behandlung der Hüftarthrose (also ohne Operation) liegt der Schwerpunkt in der Krankengymnastik auf dem Erhalt der Gelenk und Muskelfunktion sowie der Entlastung von überbelasteten Strukturen und einer verbesserten Versorgung des Gelenks und seiner umliegenden Gewebe. Übungen bei der Hüftarthrose sollten das Gelenk mobilisieren. Besonders die Bewegungsrichtung Abduktion - das Abspreizen des Beins, und die Extension - das Strecken des Beins, sind Bewegungsrichtungen die bei der Coxarthose eingeschränkt sind.
1. Übung
Einfache Pendelbewegungen mit dem Bein im Stand können auf das Training vorbereiten und die Gelenkbeweglichkeit verbessern. Wichtig ist, dass man während der Übung sich darauf konzentriert, ausschließlich das Bein, nicht aber den Oberkörper zu bewegen, da die Bewegung sonst aus der Lendenwirbelsäule geschieht und das Hüftgelenk nicht mobilisiert wird. Das Bein nach vorne und hinten schwingen, oder auch zur Seite abspreizen bewegt den Gelenkkopf in der Pfanne und verbessert die Gelenktrophik und die Beweglichkeit.
2. Übung
Es können auch große Ausfallschritte nach vorne und zur Seite gemacht werden.
3. Übung
Für gute und vor allem schmerzfreie Mobilisationsübungen bietet sich auch Wassergymnastik an, da hier das Gelenk nicht, oder nur noch wenig durch das Körpergewicht belastet wird.
4. Übung
Fahrradfahren eignet sich ebenfalls sehr gut für eine entlastete Mobilisationim Hüftgelenk.
Weitere Mobilisationsübungen finden Sie unter: Krankengymnastik Mobilisationsübungen
1. Übung
Im Vierfüßlerstand kann die Gesäßmuskulatur gekräftigt werden, die für die Hüftstreckung verantwortlich ist. Sollten Probleme mit den Knien bestehen, können diese mit einem Kissen unterlagert werden. Die Hände sollten unter den Schultern platziert werden, die Knie unter der Hüfte. Nun wird das Bein entweder im gebeugten oder im gestreckten Zustand nach hinten weggeschoben. Mit Kraft, nicht mit Schwung! Der Rücken bleibt dabei gerade und bewegt sich nicht. Die Kraft kommt aus dem hinteren Oberschenkel und aus dem Gesäß. Bleibt das Knie während des Wegstreckens nach hinten angewinkelt, kann es passieren dass sich die Muskulatur im hinteren Oberschenkel verkrampft. Dann sollte die gestrecke Variante durchgeführt werden. Das Bein kann 10-20 mal angehoben werden, langsam und kontrolliert. Danach sollte auch die andere Seite trainiert werden. Ist nur ein Hüftgelenk betroffen führt man die Übung im Verhältnis 3:1 oder 3:2 durch. Das heißt, die betroffene Seite wird mehr trainiert als die gesunde Seite.
2. Übung
Aus der gleichen Position kann das Bein auch zur Seite angehoben werden. Das Knie bleibt dann im 90° Winkel gebeugt. Das Becken sollte während der Übungen gerade bleiben und sich nicht mit aufdrehen. Die Wiederholungsanzahl ist hier die gleiche. Diesmal werden die Abduktoren der Hüfte trainiert.
Es gibt eine Vielzahl an effektiven Kräftigungs- und Mobilisationsübungen bei Hüftarthrose. Eine individuelle Auswahl für Patienten sollte während der Physiotherapie erarbeitet werden. Weitere Übungen sind:
Diese Übungen sind in dem Artikel Übungen bei einem Knorpelschaden beschrieben.
Weitere Übungen finden sie in den Artikeln Hüft-TEP Übungen und Physiotherapie bei Hüftschmerzen.
Neben der Mobilisation und der Kräftigung sollte eine verkürzte Muskulatur gedehnt werden um die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten. Muskelgruppen die bei der Hüftarthrose häufig verkürzen, sind die Hüftbeuger und die Adduktoren (Anspreizen des Beins).
1. Übung
Die Hüftbeuger können gut in Rückenlage gedehnt werden. Ein Bein wird zum Körper gezogen (Achtung! Nur wenn keine Gelenkprothese auf dieser Seite besteht!!), während das andere Bein ausgestreckt am Boden bleibt und in die Unterlage gedrückt wird. Es sollte ein Ziehen in der Leiste auftreten. Man kann die Übung variieren indem man das abgelegte Bein im Überhang (z.B. an der Bettkante) herabhängen lässt und das Knie anbeugt. Die Position wird ca. 20 sec. gehalten dann gelöst und wieder eingenommen (ca. 3 Wiederholungen). Um eine wirkliche Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit zu sehen, muss die Übung über mehrere Wochen konsequent durchgeführt werden.
2. Übung
Die Adduktoren können im gegrätschten Langsitzt gedehnt werden. Die Beine sind gestreckt am Boden, während man versucht mit den Händen zu den Füßen zu greifen. Auch diese Position wird etwa 20 sec gehalten. Die Übung 3 mal wiederholt.
Es gibt natürlich noch weitere Dehnpositionen für die Hüftmuskulatur, die während der Krankengymnastik erarbeitet und erklärt werden können.
Ein ähnliches Übungsprogramm gilt auch für Patienten mit einem endoprothetischen Gelenkersatz. Es gilt allerdings einige Besonderheiten zu beachten. Nach dem Gelenkersatz sollte das Anspreizen des Beins in den ersten Monaten dringen vermieden werden. Das passive Ziehen am Bein um es in eine bestimmte Position zu bringen ist ebenfalls absolut kontraindiziert. Eine starke Beugung ist erst nach Freigabe durch den behandelnden Arzt wieder möglich. Diese Besonderheiten sollten vom Arzt und vom Therapeuten in der Therapie individuell erläutert und erklärt werden.
Weitere Dehnübungen finden sie auf der Seite Dehnübungen.
Während der Krankengymnastik bei einer Hüftarthrose können Schmerzen auftreten. Folgende Schmerzformen können ohne bedenken im erträglichen Ausmaß toleriert werden:
Sollten während der Übungen Schmerzen auftreten oder unmittelbar nach den Übungen, muss immer Rücksprache mit dem Therapeuten gehalten werden um die Ursache der Schmerzen zu identifizieren und gegebenenfalls alternative Behandlungen zu finden oder eine Korrektur der Übungsdurchführung zu ermöglichen.
Schmerzen beim Dehnen sind bei strukturellen Verkürzungen von Muskulatur und Bändern kaum zu vermeiden, um eine Verbesserung des Bewegungsausmaßes zu erhalten. Bei Dehnübungen ist ein leichtes bis mäßiges Ziehen in der zu dehnenden Muskulatur also üblich. Der Schmerz sollte allerdings niemals so stark sein, dass man gegen die Bewegung anspannt. Das verhindert nicht nur den Effekt der Dehnung, sondern kräftig zugleich die zu verlängernde Muskulatur.
Bei der Weichteilbehandlungen/Triggerpunkttherapie kann es häufig zu Schmerzen kommen. Verspannte und verkürzte Muskulatur neigt zur Ausbildung von Schmerzpunkten (Trigger Points), auch verklebtes Gewebe (die einzelnen Gewebsschichten sind nicht mehr gut gegeneinander verschieblich) können bei Druck oder Dehnung empfindlich reagieren. Durch manuelle Massageformen, Triggertherapie oder Dehntechniken durch den Therapeuten kann es zeitweise zu relativ starken Schmerzen kommen. Auch hier gilt, der Schmerz sollte tolerierbar sein. Ein verkrampftes Verspannen mindert den Therapieerfolg und ist nicht nötig. Dem Therapeuten sollten zu starke Schmerzen dringen mitgeteilt werden, dass dieser den Druck oder die Intensität seiner Behandlung anpassen kann.
Lesen sie mehr dazu unter Bindegewebsmassage und Triggerpunkttherapie.
Muskelkater ist eine Schmerzform die ein bis zwei Tage nach Kräftigungsübungen auftreten kann und nach weiteren zwei bis 3 Tagen nachgelasen haben sollte. Es ist wichtig, dass der Muskelkater in den richtigen Muskelgruppen auftritt, dies sollte mit dem Therapeuten besprochen werden. Treten Schmerzen wo anders auf, ist Rücksprache zu halten. Möglicherweise werden Übungen nicht richtig durchgeführt, oder die Übungen sind falsch gewählt.
Bei der Hüftarthrose kommt es häufig zu Schmerzen im vorderen Oberschenkel, in der Leiste, im Gesäß oder auch im unteren Rücken. Die Therapie kann lange Zeit konservativ unter anderem durch krankengymnastische Behandlung erfolgen. In späten Stadien der fortschreitenden Erkrankung ist meist ein operativer Gelenkersatz nötig. Im Anschluss wird die Gelenkfunktion durch Physiotherapie wieder möglichst hergestellt. Wichtige Übungen bei der Hüftarthrose sind die Mobilisation des Gelenks in alle Bewegungsrichtungen mit Schwerpunkt auf die Streckung und das Abspreizen des Beins sowie die Kräftigung eben dieser Muskelgruppen. Besonders die Hüftbeuger neigen zu Verkürzung und sollten gedehnt werden. Es können während der Therapie Schmerzen auftreten. Dehnschmerzen, Muskelkater und Schmerzen bei der manuellen Behandlung von z.B. Triggerpunkten sind normal. Die Schmerzen sollten allerdings die Toleranzgrenze des Patienten nicht überschreiten und sind grundsätzlich dem Therapeuten mitzuteilen.