Leistenschmerzen kennzeichnet oft ein stechender und starker Schmerz im Bereich der Leistengegend mit gleichzeitiger Bewegungseinschränkung. In der Regel tritt der Leistenschmerz einseitig auf; seltener beidseitig. Die bekannteste Ursache für Leistenschmerzen ist der sogenannte Leistenbruch. Er kommt zustande, da das Leistenband und umgebende Strukturen dem Druck nicht mehr standhalten und nachgeben ( Darmschlingen treten hervor ). Besonders hoher Druck entsteht beim Husten, Nießen, abrupten Bewegungen oder auch beim Lachen. Muskelschwäche im Bereich der Leiste begünstigt Verletzungen, da sie eine Halte- bzw. Stützfunktion erfüllen. Die Folge sind von außen sichtbare und tastbare Vorwölbungen.
Eine weitere Ursache für Leistenschmerzen kann eine Zerrung des Leistenbandes oder auch Schädigungen an in der Leistengegend verlaufenden Gefäßen oder Nerven sein. Auch Frakturen im Bereich der Leiste können der Auslöser der Leistenschmerzen sein. Erkrankungen wie die Hüftarthrose oder eine Arthritis des Hüftgelenks zählen zu den vielen Ursachen für Leistenschmerzen. Weiterhin sollte bei Anzeichen einer Entzündung stets an eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) gedacht werden. Eine intensive Diagnostik ist daher entscheidend um den entsprechenden Auslöser zu finden und entsprechend einen Behandlungsplan zu erstellen.
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Während der Schwangerschaft lockert sich durch hormonelle Prozesse das Bindegewebe, Bandstrukturen und Muskelgewebe im Beckenbodenbereich. Diese hormonellen Veränderungen dienen der Vorbereitung auf die Geburt, da das Neugeborene schließlich genügend Platz haben muss um durch den Geburtskanal zu kommen. Die Vergrößerung der Gebärmutter ( um das etwa 40 fache ) führt zu einer Verdrängung ( Harnblase ) und Dehnung ( Mutterband ) anderer Strukturen. Durch Lockerung der Muskulatur und umgebendes Bindegewebe fehlt die normale Halte- und Stützfunktion im Bereich des Beckens. Die Folge sind oft Rückenschmerzen und Leistenschmerzen, die beim Gehen, Treppensteigen und anderen Belastungen wie Bücken oder Heben auftreten.
Zusätzlich entsteht in der Schwangerschaft auch eine Hyperlordosierung ( Hohlkreuzbildung ) der Wirbelsäule, da der hervortretende Bauch der Schwangeren durch diese Haltung ausgeglichen werden muss um das Gleichgewicht zu halten. Auch der erhöhte Innendruck im Unterbauch während einer Schwangerschaft begünstigt das Auftreten von Leistenschmerzen. Presswehen während des Geburtsvorgangs stellen eine weitere Belastung für die beteiligten Strukturen in der Leistengegend dar.
Leistenschmerzen, die bei Sportarten wie dem Joggen oder Fußballspielen auftreten, haben ihre Ursache oft in Überlastungszuständen von Sehnen, Bändern und Muskeln. Zerrungen der Adduktoren können beispielsweise einen ausstrahlenden Schmerz verursachen, der in die Leistengegend zieht. Gerade das Joggen stellt eine enorme Belastung für den Halteapparat in der Beckengegend dar, da die ständigen Erschütterungen durch Muskelaktivität der Bauchmuskeln und der Beckenbodenmuskulatur abgefangen werden müssen. Insbesondere die Beckenbodenmuskulatur stellt hier die Schwachstelle dar, weil sie unterentwickelt sein kann, durch Fehlverhalten geschädigt ist oder bei Frauen nach häufig aufeinander folgenden Geburten oder degenerativen Alterungsprozessen geschwächt ist. Für Jogger empfiehlt es sich daher Bauchmuskelübungen, Beckenbodentraining und Dehnübungen in ihr Trainingsprogramm zu integrieren. Auch Atemtherapie kann eingesetzt werden, da das Zwerchfell in Zusammenarbeit mit anderen Muskeln die Stabilität des Beckenbodens ( Synergismus ) aufrecht erhält.
1. halber Schneidersitz
Eine sehr gute Übung zum gezielten Dehnen der seitlichen und rückwärtigen Oberschenkelmuskulatur ( ischiokurale Muskulatur ) ist der halbe Schneidersitz. Setzen sie sich auf einen Stuhl. Rutschen sie so weit nach vorne, dass der Rücken keinen Kontakt mehr zur Lehne hat. Nun schlagen sie das rechte Bein über das Linke ( wie beim Schneidersitz ). Der Rücken ist gerade und sie beugen sich langsam mit dem Oberkörper vor bis sie einen Dehnungsschmerz am Oberschenkel oder Hintern verspüren. Variieren sie nun ihre Position um eine möglichst umfangreiche Dehnung zu erzielen. Verbleiben sie in jeder Position etwa eine Minute. Um die Übung zu steigern können sie auch mit der Hand Druck auf das überschlagende Bein in Kniehöhe ausüben.
2. Bauch anspannen
Schwangere sollten diese Übung nicht machen, da es zu einer Überbelastung der Bauchmuskeln ( Rectus Diastase ) kommen kann! In Rückenlage stellen sie beide Beine an. Nun strecken sie ein Bein und heben und senken das gestreckte Bein 5 – 10 mal. Wechseln sie nun das Bein und machen sie auch mit diesem 5 – 10 Wiederholungen. Stellen sie nun wieder beide Beine an. Abwechselnd berühren sie mit der rechten Hand das linke Knie und mit der linken Hand das rechte Knie jeweils 10 mal. Der Oberkörper sollte dabei leicht von der Unterlage abgehoben werden.
3. Bauch und Bebo für Schwangere
Diese Übung ist eine Kombination aus Bauchmuskeltraining, Atemtherapie und Beckenbodentraining. In Rückenlage legen sie die Hände auf ihren Bauch. Spannen sie den Bauch an ( "sternförmig zusammenziehen" ) und halten sie die Spannung etwa 10 Sekunden. Als nächstes spannen sie wieder den Bauch an, halten die Spannung und achten dabei darauf ganz normal zu atmen ( nicht pressen ! ). Im dritten Schritt pressen sie ihre gestreckten Beine zusätzlich gegeneinander während sie ruhig atmen und die Bauchmuskelspannung halten ( auch dies sollte etwa 10 Sekunden gehalten werden ).
4. Beckenbodentraining simpel
Setzen sie sich auf einen Stuhl. Rutschen sie so weit nach vorne, dass sie nur noch mit ihren Sitzbeinhöckern Kontakt zum Stuhl haben. Legen sie ihre Hände unter die Sitzbeinhöcker um sie zu spüren. Wenn sie ein Gefühl für ihre Sitzbeinhöcker entwickelt haben lassen sie die Arme wieder neben dem Körper baumeln. Stellen sie sich vor, ihre Sitzbeinhöcker währen zwei Taschenlampen die nach unten auf den Boden strahlen. Versuchen sie nun durch Anspannung des Beckenbodens die Lichtkegel der beiden Taschenlampen näher zusammenzubringen.
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Da Leistenschmerzen sehr verbreitet sind und verschiedenste Ursachen haben können, ist es entscheidend eine genaue Diagnose der Symptomatik vorzunehmen bevor spezifische Übungen durchgeführt werden. Je nach Fall kann eine Verkürzung bestimmter Muskelgruppen, Überlastung von Bändern, Sehnen, Muskeln oder Bindegewebe, Läsion von Nerven, Muskelschwäche oder anderes vorliegen. Besprechen sie daher mit ihrem Therapeuten oder Arzt welche Maßnahme für ihr individuelles Krankheitsbild adäquat ist um die bestmögliche Behandlung zu erzielen. Auslöser für Leistenschmerzen können auch durch den Berufsalltag bedingt sein, da es hier zu Überbelastungen oder zu Bewegungsmangel kommen kann. Bei klassischen Bürotätigkeiten ist oft eine Verkürzung und Schwäche bestimmter Muskelgruppen zu beobachten. Handwerkliche Berufe mit großen körperlichen Belastungen führen hingegen eher zu Überlastungen, Zerrungen, Frakturen und ähnlichen Läsionen. Schwangere sollten unbedingt Beckenbodentraining vor und nach der Geburt nutzen um einer Degeneration des Beckenbodens vorzubeugen.