Die Kreuzbänder sind ein wichtiger Teil des stabilisierenden Bandapparates am Knie. Sie verlaufen zwischen Ober- und Unterschenkel und fixieren die beiden Knochen so aneinander. Es wird ein vorderes und ein hinteres Kreuzband unterschieden: das vordere Kreuzband (VKB) verläuft von vorne oben außen nach hinten innen unten. Das Hintere Kreuzband (HKB) verläuft von hinten oben innen nach vorn unten außen. Von vorne betrachtet überkreuzen sich die Bänder in ihrem Verlauf – daher der Name. Gemeinsam schützen sie vor einem Verrutschen des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel und begrenzen die Drehbewegung im Kniegelenk. Bei jeder Gelenkstellung sind Teile der Kreuzbänder gespannt, sodass das Kniegelenk kontinuierlich stabilisiert wird.
Wird eine Kreuzbandruptur konservativ, also ohne Operation, behandelt, wird das Knie für etwa 6 Wochen ruhiggestellt. Lymphdrainagen und Kühlungen werden durchgeführt um die Schwellung abzutransportieren, das Bein passiv bewegt um auch angrenzende Gelenke für einer Versteifung und Funktionsverlust zu schützen, folgend wird aktiv bewegt ohne das Knie zu belasten und mit statischen Kräftigungsübungen begonnen. Sind die Strukturen wieder Trainingsstabil ist eine intensive aktive Trainingstherapie ausschlaggebend, um die Stabilität im Kniegelenk wieder herzustellen. Auch die Koordination wird wieder trainiert, Tiefenwahrnehmung und Dehnungen um die durch die Verletzung verursachten Verspannungen und Verkürzungen zu lösen. Mitarbeit des Patienten und regelmäßiges Übungen sind das A und O für eine erfolgreiche Therapie. Auch Aufklärung für ein korrektes Aufwärmen im Sport und Einhalt von Regenerationszeiten um Verletzungen zu vermeiden sind Inhalt der Therapie. Ebenso sind Gangschulen und die Optimierung von Bewegungsabläufen integriert. Im Folgenden werden einige Übungen zum Thema Tiefenwahrnehmung (Propriozeption) und dem Muskelaufbau vorgestellt.
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Um die Tiefenwahrnehmung nach einer Kreuzbandruptur zu trainieren eignen sich Hilfsmittel wie ein Wackelkissen, unebene Untergründe, Parkoure oder Trampoline.
1) Übungen für Zuhause
Um auch zuhause üben zu können, kann einfach eine Sofadecke zusammengerollt werden. Stellen Sie sich zunächst mit beiden Füßen aufrecht auf die Rolle. Hier können Kniebeugen geübt werden, Abrollen der Füße nach vorn und hinten und ein Zehenspitzenstand. Fortgeschritten wird sich mit einem Bein auf die Rolle gestellt, das andere vor dem Körper rechtwinklig in Hüfte und Knie angehoben gehalten. Versuchen Sie zunächst das Gleichgewicht zu halten und ruhig zu stehen. Anschließend wird sich langsam hoch in den einbeinigen Zehenspitzenstand gebracht. Auch hier wird wieder das Gleichgewicht gehalten. Zur Erschwerung können die Augen geschlossen werden oder ein Ball hochgeworfen und wieder gefangen werden. Alternativ kann ein Partner / der Therapeut manuell Widerstände gegen den Körper geben, gegen die Gegengehalten werden soll.
2) Übungen mit dem Therapiekreisel
In der Physiotherapie kann ein Therapiekreisel zur Hilfe des Trainings genutzt werden. Mit beiden Füßen wird sich stabil und aufrecht hingestellt und durch kontrollierte Gewichtsverlagerung versucht langsam von einer Seite zur anderen und vor und zurück zu wippen. Auch hier kann bei stabilem Stand zusätzlich zu Erschwerung Ablenkung eingebaut werden, wie das Hochwerfen oder Aufprellen eines Balles oder komibinierte Übungen mit den Armen. Auch hier kann im fortgeschrittenen Stadium einbeinig trainiert werden.
Ein Parkour mit unterschiedlichen Untergründen kann aufgebaut werden. Zum Beispiel mit Balancieren auf einer umgedrehten Bank und Ausfallschritten auf einer weichen Sportmatte. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gestezt. Einige Physiotherapie Praxen nutzen Vibrierplatten oder Hängebretter, auf denen das Gleichgewicht gehalten werden soll oder zusätzliche Übungen durchgeführt werden.
Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:
Übungen für den aktiven Muskelaufbau nach einer Kreuzbandruptur sind das A und O um Stabilität wieder zu erlangen. Hier ist es wichtig, die gesamte Muskelkette zu trainieren. Muskeln von Unter- und Oberschenkel ziehen über das Knie, sichern somit das Gelenk, ermöglichen Bewegung und schützen vor Verletzung, weshalb Kraftübungen generell ins Sporttraining aufgenommen werden sollten.
1) Beginnen wir mit den Waden. Die Füße werden nah nebeneinander gestellt, die Körperposition ist aufrecht und stabil. Die Fersen werden aneinander geführt, das Gesäß angespannt. Nun wird sich langsam hoch in den Zehenspitzenstand bewegt und wieder abgesenkt, ohne die Spannung zu lösen und die Fersen ganz abzusetzen. Führen Sie dies 12-15 Mal durch und wiederholen die Übung mit kurzen Pausen über drei Sätze um den Kraft-Ausdauer-Bereich zu trainieren. Anschließend werden die Füße hüftbreit auseinander aufgestellt, der Oberkörper beugt sich vorne runter, die Knie werden leicht gebeugt, bis die Hände den Boden berühren und sich vor dem Körper aufstützen können. Nun überschlägt ein Fuß hinten über den aufstehenden Unterschenkel. Aus dieser Position wird nun wieder der aufstehende Fuß hoch in der Zehenspitzenstand gedrückt, langsam abgesetzt und 10 Mal wiederholt. Wechseln Sie das Bein und führen die Selbe Übung durch, bis beide Seiten über drei Sätze trainiert wurden.
2) Begeben Sie sich wieder in den aufrechten Stand, stützen die Hände in die Hüften und bringen ein Bein weit nach vorn, in die Ausfallschritt Position. Nun wird das vordere Bein langsam hochgedrückt und gestreckt und wieder abgesenkt bis zur rechtwinkligen Beugung. Achten Sie darauf, dass das Knie nicht über die Zehenspitzen hinaus geschoben wird und der Oberkörper aufrecht gehalten wird. Üben Sie auch hier mit beiden Beinen in drei Sätzen.
3) Für die nächste Übung begeben Sie sich in Rückenlage. Die Füße werden hüftbreit aufgestellt. Bauen Sie Körperspannung auf, indem Sie die Fersen, den unteren Rücken, die Unterarme (Handflächen zeigen zur Decke) und den Hinterkopf in den Boden drücken. Achtung – nicht die Luft anhalten, es wird weiter gleichmäßig und tief in den Bauch geatmet. Spannen Sie das Gesäß fest zusammen, ziehen die Fußspitzen Richtung Körper (die Fersen bleiben auf dem Boden) und heben nun das Becken langsam an, bis der Oberkörper eine diagonale Linie mit den Oberschenkeln bildet.
Halten Sie diese Position unter Beibehalt der gesamten Körperspannung. Atmen Sie fünf mal tief in den Bauch und spannen bei jeder langsamen Ausatmung Fersen, Arme und Hinterkopf noch mehr in die Unterlage. Legen Sie den Körper langsam wieder ab und wiederholen die Übung drei mal mit kurzen Pausen. Anschließend wird die selbe Position noch einmal eingenommen, zusätzlichen wird bei angehobenem Becken ein Bein nach vorn ausgestreckt gehalten, die Oberschenkel sind auf selber Höhe. Nun wird aus Kraft des aufstehenden Beines das Becken langsam gesenkt ohne es ganz abzulegen und wieder gehoben. Führen Sie diese Bewegung 10 mal durch und wiederholen auch diese Übung über drei Sätze mit kurzen Pausen.
Weitere Übungen finden Sie unter:
Als weitere Maßnahmen im Regenerationsprozess einer Kreuzbandruptur eignen sich Elektrotherapie-Anwendungen, Ultraschall, Massagen umliegender Strukturen, Faszientechniken zur Lockerung der gesamten Muskelkette und später Tape-Anlagen, besonders zur Unterstützung beim Wiedereinstieg in Sport und Alltag.
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Eine Kreuzbandruptur ist eine bekannte Verletzung aus dem Sportbereich. Je nach Ausmaß der Verletzung genügt eine konservative Behandlung inklusive sechs-wöchiger Ruhigstellung in einer Schiene. Frühzeitige angepasste Bewegung ohne Belastung und später ein intensives Kraft-, Tiefensensibilitäts- und Koordinationstraining stellen eine sichere Stabilität im Kniegelenk wieder her.