Übungen bei einer Kreuzbandruptur

Nach einer Kreuzbandruptur ist die Ruhigstellung des Knies, um die Wundheilung der akuten Phase nicht zu behindern, die erste wichtige Maßnahme. Der Arzt gibt dann den weiteren Behandlungsverlauf vor. Ist die Bewegung freigegeben, kann der Patient mit vorsichtigen Mobilisationsübungen starten.

Mobilisationsübungen

1. Übung
Zu Beginn sollte eine vorsichtige Mobilisation in Rückenlage erfolgen. Mit Hilfe des Therapeuten wird die Ferse über der Unterlage schleifend Richtung Gesäß gezogen. Die Bewegungsbegrenzung des Arztes sollte dabei befolgt werden und mit dem Patienten eingeübt werden. Schafft der Patient die Übung muskulär alleine, kann diese Übung zu Hause durchgeführt werden.

2. Übung
Neben der Beugung ist die Streckung extrem wichtig zu trainieren. Die endgradige Streckung des Kniegelenks ist notwendig für ein physiologisches Gangbild. Selbst wenn der Patient auf Stützen angewiesen ist, sollte er versuchen, den Fuß komplett abzurollen und das Kniegelenk dabei zu strecken. Um diese Streckung zu üben, drückt der Patient die Kniekehle durch, sodass keine Lücke zwischen Knie und Unterlage bestehen bleibt. Auch diese Übung sollte zu Hause durchgeführt werden. Mehr Informationen erhalten sie in dem Artikel Gangtraining.

3. Übung
Im weiteren Verlauf der Wundheilung können andere Übungen ergänzt werden. In der sitzenden Position stellt der Patient den Fuß auf ein Handtuch auf dem Boden und zieht dieses so weit nach hinten wie es erlaubt ist. (Alternative: Ball) Zudem kann das Fahrradfahren in Rückenlage mit eingebaut werden.

4. Übung
Für die Streckung wird die 3. Übung beim Strecken mit einem Anheben des Beins ergänzt.

Übungen im Wasser und Fahrradfahren auf dem Ergometer sind zusätzliche Möglichkeiten um die Beweglichkeit zu verbessern. Im weiteren Verlauf kristallisiert sich, inwieweit die Beweglichkeit wieder hergestellt werden konnte. Liegen weiterhin noch Bewegungseinschränkungen nach einer Kreuzbandruptur vor, kann durch die manuelle Therapie Abhilfe geschafft werden. Dabei schiebt der Therapeut die Tibia in Bauchlage in gebeugter Stellung des Kniegelenks in Richtung Gesäß. Für die Streckung schiebt der Therapeut die Femurcondylen in Rückenlage mit unterlagerten Unterschenkel Richtung Unterlage oder Alternativ in Bauchlage die Tibia ebenfalls Richtung Unterlage.

Lesen sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Manuelle Therapie.

Dehnübungen

Ist die Bewegung nach einer Kreuzbandruptur wieder endgradig möglich, werden Dehnübungen durchgeführt um die betroffene Muskulatur geschmeidiger zu machen. Die betroffene Muskulatur sind vor allem die Ischiocruale Muskulatur (hinterer Oberschenkel) und die vordere Muskulatur,, der M. Quadriceps femoris und der M. Iliopsoas. Die Adduktoren, Abduktoren und die Wadenmuskulatur sollten aber nicht vergessen werden.

1. Übung
Um die Ischiocruale Muskulatur zu dehnen liegt der Patient auf dem Rücken, streckt das Bein aus und versucht es möglichst weit zum Oberkörper zu ziehen. Alternativ kann er sich hinstellen und das Bein auf einer Erhebung auflegen und den Oberkörper zu dem Bein neigen oder im Stand mit den Händen den Boden berühren.

2. Übung
Als Dehnung für den M. Quadriceps femoris steht der Patient auf einem Bein und versucht den Fuß zum Gesäß ranzuziehen.

3. Übung
Für den M. Iliopsoas (Hüftbeuger) liegt der Patient auf dem Boden, zieht ein Bein zum Oberkörper ran und streckt das andere Bein komplett durch und versucht zusätzlich die Kniekehle auf den Boden zu drücken.

4. Übung
Für die Dehnung der Adduktoren steht der Patient in einer seitlichen Schrittstellung und versucht das Gewicht auf eine Seite zu verlagern. Das Bein, welches dadurch gestreckt wird, wird gedehnt. Alternativ kann er das Bein seitlich auf einer Erhöhung auflegen und mit den Händen zum Boden greifen.

5. Übung
Die Wadenmuskulatur kann über das nach vorne beugen des Rumpfes bei gestreckten Beinen gedehnt werden oder im Ausfallschritt, indem ein Ferse auf dem Boden stehen bleibt und das Gewicht auf das vordere Bein verlagert wird.

Weite Übungen finden sie in dem Artikel Dehnübungen oder Kreuzbandruptur Nachbehandlung

Kräftigungsübungen

Bei einer Kreuzbandruptur ist es entscheidend die komplette umliegende Muskulatur zu kräftigen, damit das Knie stabil wird. Vor allem bei der konservativen Behandlung ist es besonders wichtig, da die Muskulatur die Aufgabe der Kreuzbänder übernehmen muss. Beteiligt sind: M. Quadriceps femoris, Ischiocruale Muskulatur, M. Sartorius, M. Tensor fascie latae, Adduktoren, Wadenmuskulatur 

M. Quadriceps femoris

  • Rückenlage oder Sitz: Kniekehle des gestreckten Beins durchdrücken, sodass der M. Quadriceps anspannt (Steigerung gestrecktes Bein in durchgedrückter Position anheben)
  • Kniebeuge (Variationen: in der gebeugten Position verharren oder einfach nur den Wandsitzen, oder die seitliche Kniebeuge)
  • Ausfallschritte

Bei allen Übungen gilt, wie beim generellen Krafttraining eine ordentliche Ausführung, d.h. Knie niemals über die Fußspitzen rausschieben, Gesäß nach hinten rausschieben, Oberkörper bleibt gerade, Bauch und Rückenspannung wird gehalten.

Ischiocruale Muskulatur

  • s.o. Kniebeuge und Ausfallschritte
  • Bridging (Rückenlage, Füße mit den Fersen aufgestellt, Becken anheben)
    Variation: Beine im Wechsel anheben; Becken hoch und runterdrücken; mit gestrecktem Bein Zahlen schreiben
  • Bauchlage oder 4-Füßler-Stand, Bein gebeugt oder gestreckt nach oben strecken

Übungen an den Geräten im Fitnessstudio

  • Beinpresse
  • Beinstrecker

Adduktoren

  • Bridging mit einem Ball zwischen den Knie und aktiv zusammendrücken
  • Seitenlage; obenliegende Bein nach vorne ablegen und in den Boden drücken

Abduktoren (M. Sartorius, M. Tensor, Fascia latea)

  • Bridging (s.o) mit Theraband um die Knie ? Druck nach außen
  • Seitenlage; Bein nach obenanheben (mehrere Wdh und Durchgänge)
  • Breite Kniebeuge

Für die Muskulatur der Adduktoren und Abduktoren sind die Übungen der Ischios und M. Quadriceps genauso gut, können aber durch die genannten Übungen noch mehr verstärkt werden.

Wadenmuskulatur

  • Wadenpresse (Zehenstand) einbeinig oder beidseits

Weitere Übungen finden sie auf den Seiten

Koordinationsübungen

Für die Koordinationsübungen ist es wichtig vom Arzt die Bestätigung zu bekommen, dass die volle Belastbarkeit erreicht wurde. Das Koordinationstraining bei einer Kreuzbandruptur ist essentiell. Durch das Training kommt es spezifischer als beim Krafttraining über die Propriozeption zu einer Ansteuerung der stabilisierenden Muskulatur. Die Übungen sollten von einfach zu schwerer aufgebaut werden und in Abhängigkeit der Belastbarkeit des Patienten erfolgen.

Übungen:

1- Beinstand einüben (wichtig: Knie leicht gebeugt halten):

  • mit dem anderen Bein in sämtliche Richtungen bewegen (8en Schreiben)
  • Therapeut gibt Widerstände an Becken, Knie oder Fuß
  • Ball zu werfen, damit die Konzentration nicht mehr auf dem Knie liegt

Laufen auf einer Airexmatte, Trampolin, Wackelbrett:

  • normales Gehen um sich an den Untergrund zu gewöhnen
  • aus dem Gehen auf Kommando stehen bleiben und Position halten
  • schnelleres Laufen (Steigerung mit ebenfalls aus der Bewegung heraus stehen bleiben)

1-Beinstand einüben:

  • Steigerung s.o.
  • Pendelbewegungen mit dem anderen Bein

Steigerung der Übungen nach ein paar Wochen:

  • Ausfallschritte auf dem unebenen Untergrund
  • Kniebeugen auf dem unebenen Untergrund
  • Sprünge von rechts auf links mit halten der Beinachse
  • Sprung auf ein Bein auf unebenen Untergrund
  • Sprinten auf großer Matte mit plötzlichen abstoppen

Sprünge auf der Matte oder Einbeinstand

Lesen sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Koordinations- und Gleichgewichtstraining.

Massageübungen

Aufgrund der Verletzung kann es zu einer reaktiven Anspannung der Muskulatur kommen. Diese Anspannung bleibt über längeren Zeitraum bestehen und sollte gelöst werden um die Geschmeidigkeit der Bewegung wieder herzustellen. Dazu kann eine Massage von einem Therapeuten durchgeführt werden, der die Triggerpunkte löst und die Muskeln detonisiert. Selber kann eine Massage eher schwierig durchgeführt werden, da ein komplettes entspannen dabei nicht möglich ist. Ein Möglichkeit ist aber selber mit einem Triggerstab, Schröpfglas oder Faszienrolle die betroffenen Bereiche zu lockern. Nähere Informationen erhalten sie in dem Artikel Bindegewebsmassage und Triggerpunkttherapie.

Schmerzen beim Joggen/Radfahren

Wenn die Stabilität und Belastbarkeit nach einer Kreuzbandruptur wieder hergestellt wurde, kann vorsichtig mit dem Joggen angefangen werden. Sobald Schmerzen auftreten sollte die Belastung aber wieder reduziert werden. Schmerzen können aufgrund einer kurzzeitigen Überbelastung auftreten, die durch Kälte und Pause nach einer Trainingseinheit wieder zurück gehen. Wichtig ist dabei, dass ein ordentliches Schuhwerk vorliegt um Fehlstatiken beim Laufen weitgehend zu vermeiden. Dazu bietet sich eine Laufanalyse beim Experten an. Bleiben die Schmerzen länger und werden schlimmer, sollte das Laufen vorerst wieder eingestellt werden. Es folgt dann wieder vermehrt ein Koordinationstraining, um die Stabilität weiterhin zu verbessern und Schritt für Schritt sich dem Laufen anzunähern.

Mit unterstützenden Taping um das Knie, kann dem Patienten das Gefühl gegeben werden, es sei wieder stabil. Das reicht oft schon aus, da der Patient eventuell eine Schmerzgedächtnis hat und deswegen sensibler auf eine Veränderung um das Knie herum reagiert. Fahrradfahren kann schon in einer früheren Phase begonnen werde. Es sollte aber mit einer geringen Wattzahl begonnen werden und das Fahren als Mobilisation genutzt werden. Treten dabei Schmerzen auf, liegt das wahrscheinlich an der fehlenden Bewegung des Kniegelenks und kann so durch Reduzierung des Radius verringert werden. Werden die Schmerzen nicht besser, sollte auf das Fahren verzichtet werden, da es eventuell noch zu früh war. Im Weiteren Verlauf der Wundheilung kann aber wieder damit begonnen werden, da es eine schonende Variante ist um die Muskulatur aufzutrainieren und die Beweglichkeit im Kniegelenk zu verbessern.

Kreuzbandruptur - OP oder nicht?

Eine Kreuzbandruptur ist eine der häufigsten Sportverletzungen. Im Knie liegen 2 Kreuzbänder, das vordere und das hintere Kreuzband. Das vordere Kreuzband zieht von der Außenfläche des medialen Condylus zur Innenfläche des lateralen Condylus und hemmt die Überstreckung des Kniegelenks. Das hintere Kreuzband zieht von der Außenfläche des lateralen Condylus zur Innenfläche des medialen Condylus und hemmt die Überbeugung. Beide Kreuzbänder zusammen sorgen für die Propriozeption im Gelenk, d.h. physiologische Gelenkstellung und Stabilisierung vom Kniegelenk bei der Bewegung. Der typische Verletzungsmechanismus ist eine Rotation des Knies bei feststehendem Unterschenkel. Das geschieht häufig bei Skifahrern, Fußballern oder generell Sportarten, wo viel gestaucht werden muss. Diesen Belastungen können die Kreuzbänder nicht mehr standhalten und es kommt zu einem Einriss bzw. einer Kreuzbandruptur. Bei dem genannten Verletzungsmechanismus kommt es am häufigsten zu einer Verletzung des vorderen Kreuzbandes, Innenmeniskus und Innenband, auch „unhappy triad“ genannt.

Wichtig unmittelbar nach einer Kreuzbandruptur, ist die Ruhigstellung des Beins und direkte Untersuchung vom Arzt. Meistens ist eine OP notwendig, wenn die Knie umliegende Muskulatur nicht stark genug ist, um die fehlende Stabilität auszugleichen. 

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OP

Über eine OP bei einer Kreuzbandruptur entscheidet der behandelnde Arzt. Ist das Knie durch die Ruptur zu instabil wird eine Operation angesetzt. Kann die Muskulatur die Instabilität kompensieren, wird eine konservative Behandlung vorgezogen. Die Operation sollte innerhalb der ersten 24-48 Stunden erfolgen. Erfolgt eine OP innerhalb dieser Zeit, ist der Heilungsprozess natürlich schneller als wenn man andererseits die 4-6 Wochen Wundheilung abwartet. Kann das gerissene Kreuzband fixiert werden, werden bioabsorbierbare Schrauben benutzt um es wieder an die richtige Position zu bringen. Ist das Band zu sehr beschädigt wird die Sehen von M. Semitendinosus, M. Gracilis oder von der Patellasehne genommen und als Kreuzband eingesetzt. Diese OP-Variante hat sich mittlerweile als häufigste herausgestellt.

Weitere Informationen und Übungen finden Sie in den Artikeln

Zusammenfassung

Eine Kreuzbandruptur ist eine der häufigsten Sportverletzungen und entsteht meist durch eine Rotationsbewegung des Knies bei einem feststehendem Unterschenkel. Meistens ist das vordere Kreuzband, Innenmeniskus und das Außenband betroffen. In der Nachbehandlung ist der muskuläre Aufbau der knieumgebenden Muskulatur enorm wichtig, damit das Knie die Belastung im Alltag aber auch beim Sport weiterhin abfangen kann. Um die Elastizität der Muskulatur nach einer längeren Ruhephase wieder herzustellen werden Dehnübungen und Massagen angewendet. Koordinationstraining ist besonders wichtig um die Stabilität des Knies zu verbessern und kann durch verschiedenen Übungen und mit Hilfe verschiedener Hilfsmittel durchgeführt werden. Ist die Stabilität des Knies nach einer Kreuzbandruptur nicht mehr gewährleistet muss eine Operation durchgeführt werden. Dabei hat sich bis heute die Sehnenrekonstruktion als gute Methode erwiesen.

Weitere Informationen finden Sie in dem Artikel: Bänderriss Knie