Das aktiv nicht bewegliche Gelenk verbindet die Wirbelsäule mit dem Becken und wird durch einen starken Bandapparat gesichert. Es spielt eine entscheidende Rolle für unsere Körperhaltung, denn es verteilt im Stand das Gewicht des Oberkörpers auf die Hüftgelenke und die Beine. Im Sitzen überträgt es das Gewicht auf die Sitzbeinhöcker und die Unterlage. In der Schwangerschaft kann, bedingt durch die hormonelle Umstellung und dem zusätzlichenn Gewicht eine Blockierung dieses Gelenks entstehen, die ISG-Blockade.
Die Therapie bei einer ISG-Blockade in der Schwangerschaft wird vom behandelnden Arzt festgelegt und richtet sich neben dem Beschwerdebild auch nach dem Verlauf der Schwangerschaft. Das Wohl der Schwangeren und des Kindes steht immer an oberster Stelle.
In der Physiotherapie erlernen Schwangere spezifische Übungen, mit denen sie die verspannte Rückenmuskulatur lösen und die ISG-Blockade lockern können. Die folgenden Übungen sollten in Absprache mit dem Therapeuten durchgeführt werden. Bei einer Verstärkung der Beschwerden müssen die Übungen abgebrochen werden.
Lockerung des ISG-Gelenks:
Die Schwangere legt sich in Rückenlage und stellt die Füße auf. Die Arme werden seitlich weggestreckt. Nun lässt die Schwangere die angewinkelten Beine zur linken Seite gleiten. Der Oberkörper und die Schultern sollen möglichst auf der Unterlage bleiben, damit die Bewegung schwerpunktmäßig aus dem Becken erfolgt. Die maximale Dehnung wird gehalten, danach werden die Beine zurück in die Mitte geführt und anschließend auf die rechte Seite gleiten gelassen. 5 Wiederholungen pro Seite.
Stabilisation des Beckens und Kräftigung der Bauch- und Rückenmuskulatur:
Die Schwangere liegt in Rückenlage auf einer Matte. Die Arme liegen seitlich neben dem Körper. Die Unterschenkel werden im rechten Winkel auf einen Stuhl abgelegt, sodass Oberschenkel und Wirbelsäule ca. einen rechten Winkel bilden. Nun wird das Becken langsam angehoben, bis Knie und Becken auf einer Höhe sind. Danach wird das Becken langsam wieder auf die Matte abgesenkt. 10 Wiederholungen.
Lockerung des Beckens und des Hüftgelenks:
Die Schwangere stellt sich mit dem linken Fuß auf ein Buch und verlagert ihr Körpergewicht nach links. Der rechte Fuß ist demnach in der Luft. Nun schwingt die Schwangere langsam das rechte Bein nach vorne und hinten. Bei Gleichgewichtsproblemen können links und rechts neben der Schwangeren Stühle hingestellt werden, sodass die Stuhllehnen zum Festhalten genutzt werden können.
Beckenkippung:
In den meisten Fällen bringt eine Beckenkippung bereits eine Linderung der Beschwerden mit sich. Dazu stellt sich die Frau hüftbreit und aufrecht hin und versucht immer wieder ihr Becken bewusst aufzurichten. Dabei hilft die Vorstellung, dass man das Kind in sich und nicht vor sich tragen möchte. Alternative: Die Schwangere nimmt einen Vierfüßlerstand ein. Abwechselnd macht sie nun einen Katzenbuckel und dann ein extremes Hohlkreuz.
Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:
Von einer ISG-Blockade spricht man, wenn das Gelenkspiel eingeschränkt oder gar aufgehoben ist. 60-80% der Bevölkerung erleiden einmal im Leben an dieser Blockade – meistens Frauen in der Schwangerschaft. Denn ungefähr ab der 6. Schwangerschaftswoche schüttet der Körper das Hormon Relaxin aus. Es bewirkt, dass sich die Bänder von dem ISG-Gelenk lockern, um das Becken auf die Geburt vorzubereiten. Diese Maßnahme schafft dem Kind mehr Platz für seine Entwicklung, sorgt aber bei der Schwangeren für eine vermehrte Belastung der Wirbel- und Beckengelenke.
Das Iliosakralgelenk kann die Druckbelastungen immer weniger standhalten und verschiebt sich. Dadurch können sich die Gelenkflächen verkanten und eine ISG-Blockade entstehen. Diese geht ggf. auch mit Entzündungsprozessen einher. Betroffene leiden dann unter ISG-Schmerzen, meist einseitig auf der betroffenen Seite.
Die Symptome können in Ruhe auftreten, verstärken sich aber durch langes Sitzen in einer Position, langer körperlicher Belastung oder nach langem Gehen. Die Schmerzen können dann auch vom unteren Rücken über das Gesäß und in die Beinrückseiten ausstrahlen. Somit ähneln die Beschwerden jenen, die bei einem Bandscheibenvorfall auftreten. Eine ärztliche Abklärung ist unumgänglich.
Bei einer ISG-Blockade verstärken sich die Schmerzen durch ein Drehen und Beugen des Rumpfes. Manche Betroffene berichten auch von einem Gefühl der Instabilität im Becken oder ein Klemmen im Hüftgelenk. Zusätzlich können Muskelverspannung und Rückenschmerzen auftreten, da die Rückenmuskeln die fehlende Stabilität des ISG-Gelenks auszugleichen versuchen. Das Liegen mit gestreckten Beinen wird unmöglich.
Lesen Sie mehr über die ISG-Blockade in dem Artikel ISG-Blockade
Die Osteopathie behandelt nach ihrer Grundannahme, dass der Körper in der Lage ist, sich selbst zu regulieren. Dies gilt aber nur dann, wenn alle Strukturen und Organe gut beweglich und somit auch gut versorgt werden. Der Osteopath spürt rein mit seinen Händen Bewegungseinschränkungen auf und löst diese mit sanften Mobilisationstechniken. Bei einer ISG-Blockade in der Schwangerschaft liegt zwar der Fokus auf der Gebärmutter, dem Becken und der Wirbelsäule – trotzdem wird er immer den Körper in seiner Gesamtheit untersuchen und behandeln. Dadurch wird ermöglicht, dass sich der Körper besser an die auftretenden Veränderungen anpassen kann und in ein neues Gleichgewicht gerät.
Ausführliche Informationen über die Inhalte und Methoden der Osteopathie finden Sie in den Artikeln:
Rückenschmerzen treten in der Schwangerschaft häufig auf – in Kombination mit einer ISG-Blockade noch häufiger. So leiden fast alle Schwangeren mit ISG-Beschwerden auch unter Rückenschmerzen. Denn wenn sich die stabilisierenden Bänder des Iliosakralgelenks lockern, versuchen die Rückenmuskeln die Instabilität auszugleichen. Da sie dafür aber eigentlich nicht geschaffen sind, verkrampfen sie und führen zu zusätzlichen Schmerzen.
Verstärkt wird die Problematik mit zunehmendem Gewicht des Kindes. Denn das Gewicht des Kindes, das Gewicht des Fruchtwassers und der Plazenta belasten die Muskulatur zunehmend. Der Körperschwerpunkt verlagert sich immer mehr nach vorne, sodass das Becken der Schwangeren in eine Hohlkreuzposition kippt. Eine frühzeitige Kräftigung der Rücken- und Bauchmuskulatur kann diesen Schmerzen effektiv entgegenwirken. Ärzte empfehlen zusätzlich leichte Gymnastikübungen, Yoga für Schwangere oder Schwimmen, um die Muskulatur zu lockern und gleichzeitig zu stärken. Auch Wärmeanwendungen oder sanfte Massagen können die Beschwerden lindern.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in dem Artikel Physiotherapie bei Rückenschmerzen während der Schwangerschaft
Jede zweite Schwangere leidet im Verlauf ihrer Schwangerschaft unter Ischiasbeschwerden. Sie äußern sich in stechenden und brennenden Schmerzen, die ausgehend von der Lendenwirbelsäule über das Gesäß bis in die Beine ausstrahlen können und ggf. mit Taubheitsgefühlen oder Kribbeln einhergehen. Insbesondere in den letzten Schwangerschaftswochen treten die Beschwerden verstärkt auf. Die Hauptursache für die Beschwerden liegt darin, dass ein muskuläres Ungleichgewicht zwischen den Bauch- und den Gesäßmuskeln besteht. Denn durch die Schwangerschaft verlängern und verstärken sich die Bauchmuskeln um 20%, wohingegen die Gesäßmuskeln unverändert bleiben.
Wenn dieses Ungleichgewicht nicht mehr ausgeglichen werden kann, entstehen Schmerzen im Bereich des Ischias. Zudem kann auch das Gewicht des Ungeborenen auf den Ischias-Nervenverlauf drücken und so die Beschwerden auslösen. Meist sind die Beschwerden einseitig und verstärken sich maximal durch Niesen, Husten oder beim Vorbeugen. Eine Haltungsschule und Bewegungsübungen, die die Durchblutung anregen und gleichzeitig die Gesäßmuskulatur aufbauen, können die Schmerzen lindern. Ganz verschwinden Sie leider oftmals erst nach der Geburt.
Lesen Sie mehr Informationen unter: Physiotherapie bei Ischiasschmerzen während der Schwangreschaft
Neben den beschriebenen Behandlungsmaßnahmen haben sich bei ISG-Beschwerden auch Schwangerschaftsgymnastik, Schwangerschaftsyoga und Akupunktur als schmerzlindernd erwiesen. Auch Bewegungen im warmen Wasser können Verspannungen lösen und die Beweglichkeit verbessern. Vielen Schwangeren hilft das Tragen eines Bauchgurtes, um das zunehmende Gewicht des Säuglings besser auf den ganzen Rücken zu verteilen und einer Hohlkreuzstellung entgegenzuwirken. Nachts kann die Stufenlagerung in Rückenlage oder ein Stillkissen zwischen den Knien für Entlastung sorgen. Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Fantasiereisen können neben einer körperlichen Entspannung auch zur seelischen Entspannung beitragen und so von den Schmerzen ablenken.
Nähere Informationen finden Sie in den Artikeln:
Während der Schwangerschaft vollzieht sich nicht nur für das ungeborene Kind ein enormer Entwicklungsprozess, sondern auch für die Mutter. Der Körper der Schwangeren verändert sich so, dass sich das Kind optimal entwickeln kann und bereitet sich schließlich auf die Geburt vor. Bei vielen Schwangeren gehen die Veränderungen nicht nur mit Vorfreude auf die Geburt einher, sondern mit einigen Beschwerden wie z.B. Übelkeit, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder ganz speziell mit Beschwerden des Kreuzbein-Darmbein-Gelenk (ISG).
ISG-Beschwerden sind in der Schwangerschaft leider keine Seltenheit, sondern Ausdruck der hormonellen Veränderungen, die den Körper der Schwangeren optimal für die Geburt vorbereiten. Auch wenn die Beschwerden zeitweise stark sind, sollen die Schwangeren keine Schonhaltung einnehmen, sondern sich aktiv bewegen. Ein gezieltes Muskelaufbautraining kann nicht nur den schmerzhaften Bereich entlasten und für Stabilität sorgen, sondern lindert auch die Beschwerden. Andere Behandlungsmaßnahmen wie Mobilisation, Wärmetherapie oder gar Schmerzmittel dürfen nur in Absprache mit dem Arzt erfolgen.