Die Spinalkanalstenose der HWS ist häufig durch degenerative (also Abnutzungs- und Verschleißerscheinungen) bedingt, aber auch angeborene Achsenfehlstellungen, Wirbeldeformitäten oder erworbene Fehlhaltungen und Überbelastungen können das Auftreten einer Spinalkanalstenose in der HWS begünstigen. Um Letzteren entgegenzuwirken, aber auch um bestehende Symptome zu verbessern und Schmerzlinderung zu erreichen können physiotherapeutische Übungen bei einer Spinalkanalstenose in der HWS helfen.
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1. Übung - "Retraktion"
2. Übung - "Statische Flexion"
3. Übung - "Bodendrücken"
4. Übung - "Schulterkreisen"
Bei einer Spinalkanalstenose der HWS kommt es zu einer Verengung (Stenose) des Wirbelkanals (Spinalkanal) und in Folge dessen häufig zu Symptomen wie Schmerzen im Schulternackenbereich, motorische und/oder sensible Ausfälle in der oberen aber auch in der unteren Extremität, Gangunsicherheiten oder einer Veränderung der Muskelspannung in den Extremitäten. Hier tritt unser Gehirn als verlängertes Mark aus und läuft als Rückenmark durch den Wirbelkanal um unseren Körper mit Nerven zu versorgen. Kommt es zu einer Verengung, können die Nerven und Blutgefäße abgedrückt werden und mit der Zeit Schäden erleiden. Es kann zu lokalen Beschwerden kommen, aber auch zu Symptomen im Versorgungsgebiet der Nerven. Meist sind die Symptome weniger spezifisch als bei einem Bandscheibenvorfall, da nicht ein bestimmter austretender Nerv, sondern das Rückenmark an sich unter Druck gerät.
Um eine Linderung von Symptomen bei einer Spinalkanalsteonse in der HWS zu erzielen bieten sich haltungskorrigierende Übungen an. Meist kommt es vermehrt zu Beschwerden, wenn der Kopf in den Nacken gelegt wird, oder das Kinn vermehrt nach vorne geschoben wird. Dies sind Bewegungen, die dafür sorgen, dass der Wirbelkanal noch zusätzlich verengt wird. Die Gegenbewegung nennt sich Retraktion.
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Da sich unsere Wirbelsäulenabschnitte gegenseitig beeinflussen, können auch Übungen für die Brustwirbelsäule zur aufrechten Haltung (befundabhängig) hilfreich sein. Bei motorischen Ausfällen und Sensibilitätsstörungen bietet sich ein symptomorientiertes breites Übungsspektrum auch für zu Hause an, was im Vorfeld individuell in der Therapie erarbeitet werden sollte.
In der Physiotherapie bei einer Spinalkanalstenose der HWS (Halswirbelsäule) wird zunächst in einem genauen Befund geschaut, welche Bewegungsrichtung den Wirbelkanal noch mehr einengt (meist Protraktion und Extension). Es folgt ein Haltungsbefund, um eventuelle Fehlhaltungen aufzudecken, und anschließend gezielt zu behandeln. Auch andere Wirbelsäulenabschnitte werden einbezogen, wie zum Beispiel die Brustwirbelsäule, da sich deren Statik auch auf die der Halswirbelsäule auswirken kann. Der Patient soll seine Schmerzen genau lokalisieren und beschreiben, auch sonstige Einschränkungen, wie Sensibilitätsausfälle, Lähmungen oder Muskelschwächen auch Schwindel oder Gangunsicherheiten werden analysiert. Es wird ein Behandlungsplan und eine gemeinsame Zielsetzung aufgestellt. Wichtig ist, dass auch Physiotherapie den Spinalkanal nicht erweitern kann, sondern lediglich durch gezielte Übungen Symptome lindern, oder in bestimmten Situationen für Entlastung sorgen kann. Es wird ein Übungsprogramm für zu Hause gemeinsam mit dem Patienten erstellt. Auch manualtherapeutische Techniken können Anwendung finden. Häufig sind Traktionstechniken zur Behandlung der Spinalkanalstenose der HWS indiziert. Das sind Techniken bei denen durch Zug auf die Gelenke gebracht wird, die Gelenkflächen von einander leicht gelöst werden und somit die Strukturen mehr Platz haben und weniger Druck ausgesetzt sind. Viele Patienten finden dies angenehm. Häufig wird hierzu ein Schlingentisch zu Hilfe genommen. Der Kopf kann hier beispielsweise sicher in einem Stoffschlinge gehalten werden, während der Physiotherapeut bestimmte Techniken durchführt. Symptomatische Behandlung von Muskelverspannungen (Massagen, Elektrotherapie, Wärme etc.) begleiten die Physiotherapie bei einer Spinalkanalstenose der HWS.
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Ursachen für die Spinalkanalstenose der HWS können Veränderungen am Wirbelkörper sein. Diese sind zum Teil angeboren, zum Teil durch den Alterungsprozess hervorgerufene Verschleißerscheinungen. Besonders Sportarten, bei denen eine extremes Hohlkreuz eingenommen wird, führen zu Deformitäten der Wirbelkörper bis hin zu einem Wirbelgleiten (Spondylolisthesis). Fehlhaltungen können erheblich zu einer Verengung des Wirbelkanals beitragen. So können Patienten mit einer Spinalkanalstenose in der HWS bei bestimmten Kopfhaltungen ihre Beschwerden lindern, wohingegen andere eine deutliche Verschlechterung hervorrufen. Die Symptome einer Spinalkanalstenose in der HWS verändern sich in der Regel schleichend. Es kann zu plötzlichen Veränderungen kommen, falls zusätzlich ein Bandscheibenvorfall oder eine Vorwölbung auftreten. Die Verengung selbst kann durch Übungen nicht behoben werden, an haltungsbedingten Symptomen kann jedoch durch physiotherapeutische Übungen gearbeitet werden. Auch Übungen zur Linderung von bestehenden Symptomen sind möglich. Heilen kann man eine Spinalkanalstenose alleine durch Übungen nicht. Lesen Sie mehr dazu in dem Artikel Bandscheibenvorfall an der HWS.
Nach einer Operation der Spinalkanalstenose der HWS wird der Hals häufig für einige Zeit ruhig gestellt, zum Beispiel durch eine Halskrause. In dieser Zeit wird die Muskulatur am Hals nicht benutzt und wird schwächer. Nachdem wieder Bewegung erlaubt ist, sollten vor allem stabilisierende Übungen durchgeführt werden. Auch eine Haltungsschulung für die Halswirbelsäule ist wichtig. Lag vorher eine Fehlhaltung vor ist es sinnvoll diese aufzutrainieren, um erneute oder weitere Folgeschäden dieser Fehlbelastung zu vermeiden.
Die Physiotherapie beginnt mit sanften Bewegungsübungen um die Gelenke wieder zu mobilisieren und kann durch isometrische Übungen ergänzt werden. Isometrisch bedeutet, dass die Muskulatur angespannt wird, ohne dass sich das Gelenk bewegt. Dies kann man zum Beispiel am Kopf tun, indem man eine Hand an eine Wange legt, versucht den Kopf gegen die Hand zu drücken, aber mit der Hand so gegen zu halten, dass keine Bewegung stattfindet. Solche Übungen nach einer OP können in alle Bewegungsrichtungen durchgeführt werden.
Nach einer OP leiden häufig auch die kleinen Muskeln, die für die Koordination und Stabilisation nötig sind. Diese werden häufig durch große Bewegungen oder Anspannungen nicht erreicht. Hierfür eignet sich ein Koordinationstraining. Die Kopf und Nackenmuskulatur kann sehr gut über Gleichgewichtsübungen (Stand auf einem Therapiekreisel), Übungen die Orientierung und Reaktion fordern (unter bestimmten Bedingungen einen Ball fangen) oder komplizierte Bewegungsabfolgen von Augen und Kopf trainiert werden.
Nach einer Operation sind die Strukturen die vorher komprimiert wurden, wieder freigelegt. Ausfallerscheinungen in der Peripherie (zum Beispiel der Arme, oder Gangunsicherheiten) sollten ebenfalls in das Trainingsprogramm aufgenommen werden, um eine bestmögliche Regeneration der geschädigten Strukturen zu erlauben.
Bei der physiotherapeutischen Behandlung einer Spinalkanalstenose der HWS geht es hauptsächlich darum, symptomatisch vorzugehen. Entlastung von komprimierten Strukturen ist indiziert. Hierzu bieten sich Übungen wie die Retraktion, die auch sehr gut zu Hause durchgeführt werden kann, wie auch leichte Mobilisations und Dehntechniken. In der Physiotherapie wird gezielt und befundorientiert mit dem Patienten ein Behandlungsplan erstellt und erarbeitet. Übungen werden gezeigt und durch manuelle Technicken des Physiotherapeuten, wie zum Beispiel entlastende Traktionen ergänzt. Eine Heilung der Spinalkanalstenose der HWS ist durch Krankengymnasitk/Physiotherapie nicht möglich. Eine Erweiterung des Spinalkanals kann operativ erfolgen. Im Anschluss wird die HWS häufig für eine gewisse Zeit ruhiggestellt. Stabilisierende Übungen sowie ein Koordinationstraining können die Funktion der HWS nach einer OP wieder verbessern. Das Training von Folgeerscheinungen durch die Nervenkompression ist ebenfalls Teil der Physiotherapie.