Übungen bei einer Spinalkanalstenose in der HWS

Die Spinalkanalstenose der HWS ist häufig durch degenerative (also Abnutzungs- und Verschleißerscheinungen) bedingt, aber auch angeborene Achsenfehlstellungen, Wirbeldeformitäten oder erworbene Fehlhaltungen und Überbelastungen können das Auftreten einer Spinalkanalstenose in der HWS begünstigen. Um Letzteren entgegenzuwirken, aber auch um bestehende Symptome zu verbessern und Schmerzlinderung zu erreichen können physiotherapeutische Übungen bei einer Spinalkanalstenose in der HWS helfen.

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Bei einer Spinalkanalstenose der HWS kommt es zu einer Verengung (Stenose) des Wirbelkanals (Spinalkanal) und in Folge dessen häufig zu Symptomen wie Schmerzen im Schulternackenbereich, motorische und/oder sensible Ausfälle in der oberen aber auch in der unteren Extremität, Gangunsicherheiten oder einer Veränderung der Muskelspannung in den Extremitäten. Hier tritt unser Gehirn als verlängertes Mark aus und läuft als Rückenmark durch den Wirbelkanal um unseren Körper mit Nerven zu versorgen. Kommt es zu einer Verengung, können die Nerven und Blutgefäße abgedrückt werden und mit der Zeit Schäden erleiden. Es kann zu lokalen Beschwerden kommen, aber auch zu Symptomen im Versorgungsgebiet der Nerven. Meist sind die Symptome weniger spezifisch als bei einem Bandscheibenvorfall, da nicht ein bestimmter austretender Nerv, sondern das Rückenmark an sich unter Druck gerät.

Physiotherapeutische Interventionen

Um eine Linderung von Symptomen bei einer Spinalkanalsteonse in der HWS zu erzielen bieten sich haltungskorrigierende Übungen an. Meist kommt es vermehrt zu Beschwerden, wenn der Kopf in den Nacken gelegt wird, oder das Kinn vermehrt nach vorne geschoben wird. Dies sind Bewegungen, die dafür sorgen, dass der Wirbelkanal noch zusätzlich verengt wird. Die Gegenbewegung nennt sich Retraktion.

Übungen für zu Hause

  • Bei der Retraktion wird das Kinn nach hinten geschoben, als wolle man ein Doppelkinn machen. Der Hinterkopf streckt sich dabei gerade nach oben, der Nacken wird lang, die Halswirbelsäule richtet sich auf. Am besten übt man diese Bewegung zu Beginn vorm Spiegel, wenn man sie einmal korrekt beherrscht ist sie leicht durchzuführen und kann den komprimierten Strukturen Entlastung bringen. Wenn das Kinn nach hinten geführt ist, kann man die Position einige Sekunden halten, und dann langsam wieder lösten. Keine schnellen, ruckartigen Bewegungen an der HWS (Halswirbelsäule)! Man führt die Übung etwa 10 mal langsam hintereinander aus.
     
  • Um die Bewegung zu verstärken kann man mit den Händen einen leichten Druck am Kinn erzeugen. Am besten tut man dies mit der Lücke zwischen Zeigefinger und Daumen. Man legt diese in das Grübchen unter der Unterlippe und hebt den Unterarm, sodass er parallel zum Boden steht (das vermeidet hebelnde Bewegungen) nun drückt man den Kopf sanft weiter nach hinten in die Bewegung, hält die Position kurz (ca. 5-10 Sekunden) und löst dann wieder.
    Im Alltag kann diese Übung gut zur schnellen Entlastung herangezogen werden. Am Schreibtisch, wenn man lange mit dem Kopf nach vorne gestreckt auf den Bildschirm geschaut hat oder im Auto kann man den Kopf gut gegen die Kopfstütze nach hinten drücken. Es ist wichtig die Übung aus einer aufrechten stehenden oder am besten sitzenden Position auszuführen. Man sollte nur den Kopf bewegen, der Rumpf bleibt stabil!
     
  • Auch in der Rückenlage ist die Doppelkinnbewegung möglich. Hierbei kann zusätzlich das Gewicht des Kopfes abgenommen werden, was eine zusätzliche Entlastung bietet. Auf einer festen Unterlage nimmt man die Rückenlage ein und kommt kurz zur Ruhe. Anschließend versucht man, die Lücke die im Liegen zwischen der Halswirbelsäule und dem Boden entsteht aufzuheben, die Wirbelsäule in die Unterlage drücken. Das funktioniert nicht ganz, aber erleichtert es, sich die Bewegung vorstellen zu können und auch die Bewegungsdurchführung. Auch hier gilt es die Position kurz zu halten (ca 5-10 sec.) und dann wieder zu lösen.
     
  • Sollte die Retraktion die Symptome verschlechtern, ist es die falsche Bewegungsrichtung und die Übungen bieten sich nicht an. Das nach vorne Neigen des Kopfes kann angenehm sein, eventuell mit langsamen „Neinbewegungen“, also kleinen Rotationen.
  • Um Nackenschmerzen oder Schmerzen in den Schultern zu verbessern, können sanfte Dehnübungen hilfreich sein. Hierbei ist es wichtig die Bewegung, welche den Spinalkanal weiter einengt und somit die Symptome verschlimmert, zu vermeiden. Auch Schulterkreisen, abwechselnd, gleichsinnig oder gegensinnig, nach vorne und nach hinten kann angenehm sein. Es verbessert die Durchblutung der Schulternackenmuskulatur und kann Muskelverspannungen lockern. Vorsichtige sanfte Bewegungen mit dem Kopf haben die gleiche Wirkung. Das "in den Nackenlegen" sollte vermieden werden, da es in den meisten Fällen zu einer Verschlechterung der Symptome führt. Leichte Rotationen, also über die rechte Schulter dann über die linke Schulter schauen, oder Neigungen, das linke Ohr auf zur Schulter legen, das rechte Ohr auf die Schulter legen und sanfte Kombinationsübungen sind oft sehr angenehm und entspannend.

Weitere Übungen finden Sie in den Artikeln:

Da sich unsere Wirbelsäulenabschnitte gegenseitig beeinflussen, können auch Übungen für die Brustwirbelsäule zur aufrechten Haltung (befundabhängig) hilfreich sein. Bei motorischen Ausfällen und Sensibilitätsstörungen bietet sich ein symptomorientiertes breites Übungsspektrum auch für zu Hause an, was im Vorfeld individuell in der Therapie erarbeitet werden sollte.

Physiotherapie

In der Physiotherapie bei einer Spinalkanalstenose der HWS (Halswirbelsäule) wird zunächst in einem genauen Befund geschaut, welche Bewegungsrichtung den Wirbelkanal noch mehr einengt (meist Protraktion und Extension). Es folgt ein Haltungsbefund, um eventuelle Fehlhaltungen aufzudecken, und anschließend gezielt zu behandeln. Auch andere Wirbelsäulenabschnitte werden einbezogen, wie zum Beispiel die Brustwirbelsäule, da sich deren Statik auch auf die der Halswirbelsäule auswirken kann. Der Patient soll seine Schmerzen genau lokalisieren und beschreiben, auch sonstige Einschränkungen, wie Sensibilitätsausfälle, Lähmungen oder Muskelschwächen auch Schwindel oder Gangunsicherheiten werden analysiert. Es wird ein Behandlungsplan und eine gemeinsame Zielsetzung aufgestellt. Wichtig ist, dass auch Physiotherapie den Spinalkanal nicht erweitern kann, sondern lediglich durch gezielte Übungen Symptome lindern, oder in bestimmten Situationen für Entlastung sorgen kann. Es wird ein Übungsprogramm für zu Hause gemeinsam mit dem Patienten erstellt. Auch manualtherapeutische Techniken können Anwendung finden. Häufig sind Traktionstechniken zur Behandlung der Spinalkanalstenose der HWS indiziert. Das sind Techniken bei denen durch Zug auf die Gelenke gebracht wird, die Gelenkflächen von einander leicht gelöst werden und somit die Strukturen mehr Platz haben und weniger Druck ausgesetzt sind. Viele Patienten finden dies angenehm. Häufig wird hierzu ein Schlingentisch zu Hilfe genommen. Der Kopf kann hier beispielsweise sicher in einem Stoffschlinge gehalten werden, während der Physiotherapeut bestimmte Techniken durchführt. Symptomatische Behandlung von Muskelverspannungen (Massagen, Elektrotherapie, Wärme etc.) begleiten die Physiotherapie bei einer Spinalkanalstenose der HWS.

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Ursachen/Symptome

Ursachen für die Spinalkanalstenose der HWS können Veränderungen am Wirbelkörper sein. Diese sind zum Teil angeboren, zum Teil durch den Alterungsprozess hervorgerufene Verschleißerscheinungen. Besonders Sportarten, bei denen eine extremes Hohlkreuz eingenommen wird, führen zu Deformitäten der Wirbelkörper bis hin zu einem Wirbelgleiten (Spondylolisthesis). Fehlhaltungen können erheblich zu einer Verengung des Wirbelkanals beitragen. So können Patienten mit einer Spinalkanalstenose in der HWS bei bestimmten Kopfhaltungen ihre Beschwerden lindern, wohingegen andere eine deutliche Verschlechterung hervorrufen. Die Symptome einer Spinalkanalstenose in der HWS verändern sich in der Regel schleichend. Es kann zu plötzlichen Veränderungen kommen, falls zusätzlich ein Bandscheibenvorfall oder eine Vorwölbung auftreten. Die Verengung selbst kann durch Übungen nicht behoben werden, an haltungsbedingten Symptomen kann jedoch durch physiotherapeutische Übungen gearbeitet werden. Auch Übungen zur Linderung von bestehenden Symptomen sind möglich. Heilen kann man eine Spinalkanalstenose alleine durch Übungen nicht. Lesen Sie mehr dazu in dem Artikel Bandscheibenvorfall an der HWS.

Übungen nach einer OP

Nach einer Operation der Spinalkanalstenose der HWS wird der Hals häufig für einige Zeit ruhig gestellt, zum Beispiel durch eine Halskrause. In dieser Zeit wird die Muskulatur am Hals nicht benutzt und wird schwächer. Nachdem wieder Bewegung erlaubt ist, sollten vor allem stabilisierende Übungen durchgeführt werden. Auch eine Haltungsschulung für die Halswirbelsäule ist wichtig. Lag vorher eine Fehlhaltung vor ist es sinnvoll diese aufzutrainieren, um erneute oder weitere Folgeschäden dieser Fehlbelastung zu vermeiden.
Die Physiotherapie beginnt mit sanften Bewegungsübungen um die Gelenke wieder zu mobilisieren und kann durch isometrische Übungen ergänzt werden. Isometrisch bedeutet, dass die Muskulatur angespannt wird, ohne dass sich das Gelenk bewegt. Dies kann man zum Beispiel am Kopf tun, indem man eine Hand an eine Wange legt, versucht den Kopf gegen die Hand zu drücken, aber mit der Hand so gegen zu halten, dass keine Bewegung stattfindet. Solche Übungen nach einer OP können in alle Bewegungsrichtungen durchgeführt werden.
Nach einer OP leiden häufig auch die kleinen Muskeln, die für die Koordination und Stabilisation nötig sind. Diese werden häufig durch große Bewegungen oder Anspannungen nicht erreicht. Hierfür eignet sich ein Koordinationstraining. Die Kopf und Nackenmuskulatur kann sehr gut über Gleichgewichtsübungen (Stand auf einem Therapiekreisel), Übungen die Orientierung und Reaktion fordern (unter bestimmten Bedingungen einen Ball fangen) oder komplizierte Bewegungsabfolgen von Augen und Kopf trainiert werden.
Nach einer Operation sind die Strukturen die vorher komprimiert wurden, wieder freigelegt. Ausfallerscheinungen in der Peripherie (zum Beispiel der Arme, oder Gangunsicherheiten) sollten ebenfalls in das Trainingsprogramm aufgenommen werden, um eine bestmögliche Regeneration der geschädigten Strukturen zu erlauben.

Zusammenfassung

Bei der physiotherapeutischen Behandlung einer Spinalkanalstenose der HWS geht es hauptsächlich darum, symptomatisch vorzugehen. Entlastung von komprimierten Strukturen ist indiziert. Hierzu bieten sich Übungen wie die Retraktion, die auch sehr gut zu Hause durchgeführt werden kann, wie auch leichte Mobilisations und Dehntechniken. In der Physiotherapie wird gezielt und befundorientiert mit dem Patienten ein Behandlungsplan erstellt und erarbeitet. Übungen werden gezeigt und durch manuelle Technicken des Physiotherapeuten, wie zum Beispiel entlastende Traktionen ergänzt. Eine Heilung der Spinalkanalstenose der HWS ist durch Krankengymnasitk/Physiotherapie nicht möglich. Eine Erweiterung des Spinalkanals kann operativ erfolgen. Im Anschluss wird die HWS häufig für eine gewisse Zeit ruhiggestellt. Stabilisierende Übungen sowie ein Koordinationstraining können die Funktion der HWS nach einer OP wieder verbessern. Das Training von Folgeerscheinungen durch die Nervenkompression ist ebenfalls Teil der Physiotherapie.